Los Angeles, Mitte der 1980er Jahre. Der deutsche Auswanderer H.G. Kachelbad friert für das kryonische Unternehmen Exit U.S. Menschen ein, die in ihrer Gegenwart nicht mehr leben können. Bald scharen sich ein abgehalftertes Schriftstellergenie, eine ukrainische Wissenschaftlerin, ein vietnamesischer Auftragskiller und andere skurrile Gestalten um Kachelbad. So unterschiedlich ihre Motivationen auch sind, alle »kalten Mieter« hegen die Hoffnung, eines Tages wieder auf getaut werden zu können. (Verlagsinfo)
Eine Mordserie erschüttert das Boston des Kriegsjahres 1865: Der Mörder tötet mit jenen Methoden, wie Dante seiner Zeit im „Inferno“ die Sünder bestrafen ließ. Und einige dieser Methoden sind recht bizarr.
Doch wer kann die Gräueltaten aufklären? Offenbar weder die korrupte Polizei noch die bestechlichen Detektive des Bürgermeisters noch diejenigen der Detektei Pinkerton. Es sind vielmehr die gesetzten älteren Herrschaften, die sich im |Dante Club| einem ehrgeizigen literarischen Projekt verschrieben haben: der ersten US-amerikanischen Übersetzung von Dantes |Göttlicher Komödie|. Dabei geraten sie selbst in Lebensgefahr.
_Der Autor_
Matthew Pearl, geboren 1977, hat in Harvard, wo ein Großteil der Handlung spielt, Englische und Amerikanische Literatur studiert und 1997 seinen Abschluss mit summa cum laude gemacht. 1998 erhielt er für seine Forschungen den Dante-Preis der |Dante Society of America|. Die erste Fassung seines Thrillers „The Dante Club“ schrieb er, während er an der Yale Law School promovierte.
Er wuchs in Fort Lauderdale auf und lebt in Cambridge, Massachusetts, wo er Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. „Der Dante Club“, sein erster Roman, ist bisher in mehr als einem Dutzend Ländern erschienen. (Verlagsinfo)
_Der Sprecher_
Burghart Klaußner ist im Kino, im Fernsehen und auf der Bühne gleichermaßen präsent. Nach seiner Ausbildung an der Berliner Max-Reinhardt-Schule war er an zahlreichen Theaterbühnen in Deutschland und der Schweiz engagiert. 1999 wurde er mit der „Goldenen Maske“ des Schauspielhauses Zürich ausgezeichnet. Seit 1995 wirkt er als Kommissar Heimeran in der ARD-Serie „Adelheid und ihre Mörder“ mit. Klaußner war zudem in Kinofilmen wie „Das Superweib“, „Rossini“, „23“, „Crazy“ und „Goodbye Lenin“ zu sehen. (Verlagsinfo)
Klaußner liest die von Gisela Mathiak gekürzte Fassung.
_Hintergrund: „Die göttliche Komödie“_
Dante Alighieris erzählendes Mega-Gedicht, entstanden zwischen 1307 und 1321 (der Erstdruck erfolgte erst anderthalb Jahrhunderte später: 1472), erzählt von des Dichters Wanderung durch das Jenseits, geleitet von Vergil, einem römischen Dichterkollegen. Ein Drache namens Geryon stellt sich als Flugvehikel zur Verfügung, während der Weg durch drei Reiche führt:
– das Reich der Verdammten (Hölle bzw. Inferno)
– den Läuterungsberg bzw. das Reich der erlösbaren Büßer (Fegefeuer bzw. Purgatorio) und
– das Paradies (Paradiso)
Überall begegnet Dante den Seelen der Verstorbenen und Vergil erklärt ihm die ganze Chose. Es ist für das Verständnis des Romans wichtig zu wissen, wie sich Dante das Jenseits vorstellt und warum sein Gedicht von manchen als so gefährlich für die amerikanische Gesellschaft des Kriegsjahres 1865 erachtet wird. Denn es ist natürlich auch eine moralische Predigt – an die Lebenden.
Am Anfang des „Inferno“-Teils tritt Dante durch das Höllentor in die Vorhölle, in welche die Gleichgültigen verbannt sind. Von da aus gelangt er in die eigentliche Hölle, an deren Eingang Minos sitzt – in der Antike der Richter der Unterwelt, bei Dante ein Dämon. Minos weist den Verdammten die ihnen bestimmten Höllenstufen zu, wobei die Strafe entsprechend dem Vergehen des Sünders festgesetzt wird (contrapasso). In der Oberen Hölle (2. bis 5. Kreis) werden die Sünder aus Leidenschaft, in der Unteren Hölle (7. bis 9. Kreis) die aus Bosheit bestraft. Je größer ihre Schuld, desto tiefer ihr Platz oder Rang im Höllenschlund.
Auf seiner Reise durch das „Inferno“ trifft Dante auf verschiedene Sünder (mitunter Politiker und Kirchenmänner), deren Qualen dem Möder aus „Der Dante Club“ als Vorbild für seine Verbrechen dienen …
_Handlung_
John Kurtz, der Polizeichef von Boston im Jahre 1865, wird aufs Land zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen. Meist ist Kurtz mit seinen Leuten in den ausgedehnten Elendsvierteln der Stadt tätig, doch das neueste Mordopfer wurde vor einer Villa am Rande der Stadt gefunden. Der Coroner identifiziert den Toten als Richter Healey. Oder vielmehr dessen sterbliche Überreste: madenzerfressen, von Fliegen umschwärmt und – zum Entsetzen der Frauenwelt – nackt. Richter Healeys Witwe Edna ist außer sich und wirft dem Kommissar zielsicher eine Vase an den Kopf. Der Coroner bringt ihn noch rechtzeitig in Sicherheit. Sie lässt sich versprechen, nicht eher zu ruhen, als bis der Täter bestraft ist. Für Kurtz wird das also eine ernste Sache, denn mit einer Patrizierin ist nicht zu spaßen, wenn einem der Job lieb ist.
Zunächst gibt es keinerlei Verbindungen zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Doch es gibt sehr wohl den |Dante Club| des Titels. Der Club besteht aus den vier angesehensten Dichtern von Neuengland: Prof. emer. Henry Wadsworth Longfellow (Dichter), Prof. James Russell Lowell (Sprachen), Prof. Oliver Wendell Holmes (Anatom) und Prof. G. W. Green (Historiker). Der Fünfte im Bunde ist ihr Verleger J. T. Fields, der ihre Übersetzung des Dante-Textes drucken wird.
Dieses Quintett steht unter Beschuss, denn die ehrwürdige (und offenbar völlig verkalkte) |Harvard Corporation| torpediert das Publikationsprojekt, wo und wie sie nur kann. Die |Harvard Corp.| stellt die wirtschaftliche Leitung der Universität dar, und Augustus Manning ist ihr (beinahe) allmächtiger Schatzmeister. Er setzt alle Hebel gegen das Dante-Projekt in Bewegung, denn in seinen Augen ist die poetische Dante’sche Predigt geeignet, die moralische Festigkeit selbst der besten Bürger Neuenglands zu untergraben: Sie ist katholisch! In Bostons puritanischem Geistesklima verursacht auch die von Holmes vorgenommene anatomische Sektion einer weiblichen Leiche einen Aufruhr unter den Studenten.
Ja, die Zeiten ändern sich: In Bostons Straßen patrouilliert der erste schwarze Polizist Neuenglands, wenn auch nicht in Uniform – eigentlich ein Mulatte mit dem schönen Namen Nicholas Ray (so heißt im 20. Jahrhundert ein bedeutender Filmregisseur). Ray hat die zweifelhafte Ehre, auf dem Polizeirevier von einem besoffenen Selbstmörder etwas ins Ohr geflüstert zu bekommen: vermutlich etwas Italienisches. Der Mann springt danach aus dem Fenster in den Tod. Ray wendet sich an die Kapazitäten des |Dante Club|, die eine Transkription der letzten Worte des Selbstmörders deuten sollen. Es handelt sich um eine Zeile aus dem „Inferno“ …
Nur wenige Tage danach bitten Kurtz und Ray Dr. Holmes, seinen Sezierraum benutzen zu dürfen: eine neue Leiche wäre zu untersuchen. Es handelt sich dabei um Reverend Elisha Talbot von der 2. Unitarierkirche in Cambridge. Auffälligstes Merkmal: die völlig verkohlten Füße. Nachdem sich der zartbesaitete Arzt mit Grausen abgewendet hat, fällt ihm eine Stelle bei Dante ein: Verbrannte Füße – so werden im „Inferno“ die bestechlichen Kleriker genannt, die Simonisten. Bestraft also jemand Verbrecher mit Dantes Strafmaß, dem |contrapasso| (s.o.)?
Allmählich erkennen die fünf Übersetzer, dass jemand in Boston genau jene Strafen austeilt, die sie gerade dabei sind, ins Englische zu übertragen. Es besteht eine direkte Verbindung zwischen den Übersetzungssitzungen und den entsprechenden Verbrechen. Der |Dante Club| muss entscheiden, ob er gewillt ist, die Verantwortung zu tragen und entsprechend zu handeln, oder die ganze Angelegenheit, so absurd sie klingen mag, der korrupten Polizei zu übergeben. Denn Schutz für sie selbst bedeutet auch den Schutz für das Dante-Projekt. Und daher darf niemand von dem Zusammenhang mit den Verbrechen erfahren, soll das Projekt nicht völlig diskreditiert werden. Manning spioniert ihnen bestimmt bereits nach.
George Washington Green gibt schließlich den Ausschlag: Nehmen wir uns ein Beispiel an Alfred Lord Tennysons Darstellung des Odysseus und seien wir Männer, auch wenn wir schon alte Männer sind! Daraufhin schlägt der nur 48 Jahre junge Lowell forsch vor, selbst Ermittlungen anzustellen und die Polizei im Dunkeln zu lassen. Doch Letzteres gelingt nicht, denn Ray ist dafür viel zu schlau. Aber die Ermittlungen führen schon bald auf die Spur eines von der Uni verstoßenen Italienisch-Dozenten namens Pietro Bacchi. Und der hat eine verdächtige Vorliebe für Dante. Aber ist er auch der wahre Täter?
_Mein Eindruck_
Dies ist lediglich das erste Drittel der Handlung, denn es handelt sich um einen sehr umfangreichen Roman. Nach einigen Verwicklungen, weiteren Morden und einer überraschenden Wendung kommt es zu einem ausgedehnten, höchst dramatischen Finale, in dem alle Mitglieder des |Dante Club| in Lebensgefahr geraten. Für Spannung und Action ist also durchaus gesorgt.
Aber in Pearls vielschichtigem Roman geht es nicht vordergründig um die Morde, so grausig und spektakulär sie mitunter auch sein mögen. Auch der Spionagekrieg zwischen dem Club und der |Harvard Corporation| kommt nicht zu kurz, ist aber nicht das Fundament, sondern eine Auswirkung der Vorbedingungen in Boston und Cambridge. Denn die Historie spielt eine bedeutende Rolle, nicht nur die internationale, die literarische, die kulturelle, sondern vor allem auch die nationale Geschichte.
|Schatten des Bürgerkriegs|
1865 ist das letzte Kriegsjahr des amerikanischen Bürgerkriegs. In seiner „Beichte“ gewährt uns der Täter einen privaten und unmittelbaren Einblick in das Grauen der Zustände in den Lagern und während der blutigen Schlachten. Der Tod war in vielfältiger Form allgegenwärtig: Nicht nur Kugeln aus Gewehren oder Kanonen mähten die Männer dahin wie Heu im Juni, sondern auch zahlreiche Krankheiten sowie die Kurpfuscherei der Lagerärzte, die im Zweifel stets eine Amputation vornahmen. Schmeißfliegen legten ihre Eier in die amputierten Gliedmaßen oder hastig verscharrten Leichen, und schon bald wimmelten sie von Maden – genau wie Oberrichter Artemus Healey …
|Verantwortung der Dichter|
„Der Dante Club“ ist also kein Buch für schwache Mägen oder Nerven. Die Verantwortung, vor die sich die Mitglieder des Clubs gestellt sehen, ist angesichts der Gräuel, die die Morde in Boston darstellen, unabweisbar. Es handelt sich jedoch in der Mehrzahl um recht gesetzte Herrschaften zwischen 48 (Lowell) und über 60 (Longfellow). Welche Strapazen werden sie auf sich nehmen müssen, um den Täter zu ermitteln? In welche Tunnel unter Bostons Straßen werden sie kriechen müssen, um den Täter aufzustöbern? Zu welchen Gewaltmitteln werden sie greifen müssen, um ihn zur Strecke zu bringen? All diese Bedenken lassen sie zögern, von der Macht des Wortes abzuweichen. Aber um das Dante-Projekt zu schützen, müssen sie schweigen und zur Tat schreiten, wie Odysseus. Aus Rednern müssen Kämpfer werden, so wie 565 Jahre zuvor der Florentiner Dante selbst in den Krieg (gegen Pisa) ziehen musste, bevor man ihn ins Exil verbannte… Was sie allerdings nicht ahnen, ist, dass es das Projekt selbst ist, das die Morde auslöst!
|Bücherverbrennung: das Ende der Literatur?|
Am Ausgang der Anstrengungen des Dante-Clubs wird sich entscheiden, ob die literarische Führung Neuenglands in Amerika und Westeuropa, wo diese Dichter und ihr Dante-Projekt sehr wohl beachtet werden, weiterstrahlen oder in die Bedeutungslosigkeit stürzen wird. Dabei steht ihnen nicht nur die Mordserie entgegen, sondern auch die |Harvard Corporation| unter ihrem Schatzmeister. A. Manning veranlasst sogar eine öffentliche Bücherverbrennung der Schriften des „Ketzers“ Charles Darwin! Da wissen sie, was ihnen blüht, sollten sie versagen.
_Der Sprecher_
Burghart Klaußner sorgt für eine deutliche Charakterisierung jeder einzelnen Stimme. Bei den Mitgliedern des Clubs ist es besonders Longfellow, der mit einer langsamen und tiefen Patriarchenstimme aus der Gruppe herausragt. Im Vergleich zu ihm ist der 48-jährige Lowell geradezu ein flinkes Wiesel. Wenn Longfellow mit seiner Tochter Annie Allegra spricht, sieht man förmlich das Bild des silberbärtigen Alten vor sich, der über die Redakteursambitionen seiner Tochter schmunzelt. Da kommt ein sehr menschlicher Humor zum Tragen. Auch die Stimme von Green ist unverwechselbar, markant in ihrer Atemnot.
Den krasseste nur denkbaren Gegensatz dazu bilden die quengeligen Stimmen der Gegner des Clubs: Augustus Manning, der fiese Schurke an der Uni, und Stadtrat Fitch, der Polizeichef John Kurtz auf die Hörner nimmt. Wenn er sich da mal nicht verhebt. Frauen kommen selten vor, und so hat der Sprecher keine Mühe, ihnen eine markante Stimm- und Tonlage zu verleihen.
Beeindruckend ist Klaußners Fähigkeit zur korrekten Aussprache. Nicht nur sein Englisch ist völlig korrekt, sondern auch sein astreines Italienisch. Die poetischen Verse des Florentiners intoniert er so flüssig und klangvoll, dass man meinen könnte, er habe das jahrelang geübt.
_Unterm Strich_
„Der Dante Club“ hat mir außerordentlich gut gefallen. Einige Aspekte erinnern an Donna Tartts Bestseller „Die geheime Geschichte“, so etwa der Uni-Schauplatz und der literarische Zirkel der Täter. Bei „Dante Club“ kommt die komplexe Geschichte nur schwer in Fahrt, denn zunächst muss allen Hauptfiguren ein glaubwürdiges menschliches Innenleben verliehen werden. Außerdem ist zu erklären, was das Besondere an ihrem Übersetzungsprojekt ist und welche Konflikte es auslöst.
Doch schon bald beginnen sich Handlungsstränge und Motive zu verbinden, und es werden mehrere zentrale Konflikte sichtbar, die sich bis zum Finale gegenseitig verstärken sollen. Das letzte Drittel ist besonders spannend, denn die Suche nach dem wahren Täter nähert sich ihrem Ende und die sich ergebenden Konsequenzen sind für alle Beteiligten lebensgefährlich.
Besonders großen Spaß am Zuhören vermochte mir der fabelhafte Vortrag des Sprechers Burghart Klaußner zu verschaffen. Seine italienischen Verse klingen praktisch wie im florentinischen Original, und sein Englisch ist makellos. Die Charakterisierung der Figuren gelingt über weite Strecken so gut, dass der Zuhörer keine Zweifel hat, wer da gerade spricht.
Wegen des schleppenden zweiten Kapitels, als nach dem Healey-Leichenfund eine lange Setup-Phase die Mitglieder des Clubs vorstellt, erreicht das Buch zwar nicht ganz meine persönliche Bestwertung, für eine Spitzenposition im Gesamteindruck reicht es aber immer noch.
|Siehe ergänzend dazu unsere [Rezension 1776 der Buchausgabe.|
Die bekannteste Fernsehmoderatorin Schwedens wird erschossen in ihrem Sende-Übertragungswagen aufgefunden. Der Kreis der Tatverdächtigen ist groß: fast alle Teilnehmer ihrer letzten Talkshow. Die Stockholmer Journalistin Annika Bengtzon ermittelt in der Medienszene und stößt in ein Schlangennest, in dem keiner dem anderen etwas gönnt.
_Die Autorin_
Liza Marklund, geboren 1963, studierte Journalismus und arbeitete bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Mehrere Jahre war sie Nachrichtenchefin des schwedischen Privatsenders „TV 4“. Diesen Traumjob kündigte sie, um Romane zu schreiben. Für ihren Debütroman „Olympisches Feuer“ (dt. 2000) erhielt sie bedeutende Literaturpreise. Auch die Nachfolgeromane „Studio 6“ und „Paradies“ wurden offenbar erfolgreiche Krimis. Marklund lebt in Stockholm. (Verlagsinfo)
_Die Sprecherin_
Judy Winters Karriere am Theater begann 1962. Die 1944 Geborene wurde von Peter Zadek ans Bremer Theater engagiert und feierte in Musicals wie „My Fair Lady“ oder „Hello Dolly“ große Erfolge. Es folgten zahlreiche TV-Filme, u.a. Simmel-Verfilmungen und der Kult-Tatort „Reifezeugnis“. Mit dem Programm „Marlene“ hat Judy Winter einen Meilenstein ihrer Kunst gesetzt. Damit ging sie im Sommer 2001 auf Japan-Tournee. Sie hat bereits Marklunds Romane „Studio 6“ und „Paradies“ gelesen.
Winter liest die von Gisela Mathiak gekürzte Fassung.
_Handlung_
Annika Bengtzon ist Journalistin bei der Stockholmer Boulevardzeitung „Abendblatt“. Sie will gerade mit Lebensgefährte Thomas und ihren zwei Kindern Ellen und Kalle in einen Kurzurlaub zu Thomas‘ Eltern auf dem Land aufbrechen, als ihr Chef anruft. Da sie Bereitschaftsdienst hat, muss sie seinem Ruf folgen, so Leid es ihr auch tut. Thomas droht: „Das werd‘ ich dir nie verzeihn.“ Sie geht dennoch, denn an diesem Wochenende ist kein anderer Reporter verfügbar. Vielmehr ist der Kollege Karl Wennagren selbst unakömmlich – am Tatort.
Der Grund für den dringenden Einsatz draußen an der Küste ist der Mord an Schwedens erfolgreichster Fernsehmoderatorin Michelle Carlsson. Dort hatte sie auf Schloss Ixterholm einige Sendungen für die Reihen „Sommerschloss“ und „Frauen-Couch“ aufgenommen und drehte parallel dazu einen Dokumentarfilm über sich selbst. Als Annika eintrifft, sind die Medien schon da, können aber nicht in das Schloss, weil die Polizei unter Kommissar Kuh alles abgesperrt hat.
Von ihrer Freundin Anne Snaphane, die sich im Schloss befindet, erfährt Annika, dass der Kommissar rund ein Dutzend Leute festhalten lässt, die als Zeugen angesehen werden. Sie und andere, die schon abgereist sind, waren in der vorhergegangenen Mordnacht im Schloss, als nach der letzten Sendung Radau und Streit ausbrachen. Michelle und ein Rockstar hatten danach in einem abgelegenen Kämmerchen Sex miteinander.
Eine „Neonazi-Tante“, Hannah Persson, hatte die Tatwaffe, einen Revolver, mit in die Sendung gebracht und damit gegenüber den feministischen Anarchistinnen angegeben, die natürlich sofort mit Prügel drohten. Annika erkennt schnell, dass praktisch jeder der zwölf verbliebenen Zeugen ein Motiv hatte, Michelle umzubringen. Folglich muss sie versuchen, mit jedem zu sprechen, um den Täter, den die Polizei nicht findet, aufzuspüren.
Fotos, die Annikas Kollege Karl Wennagren gemacht hat, und eine klammheimlich mitgeschnittene Tonaufnahme aus dem Übertragungswagen, wo man die Leiche fand, spielen eine entscheidende Rolle beim Aufspüren des Täters.
Während ihrer Ermittlungen spitzt sich Annikas Beziehungskrise mit Thomas zu. Doch er muss erst einmal lernen, mit den hohen Ansprüchen seiner Mutter fertig zu werden und innerlich von seiner Exfrau Eleonor, einer Bankdirektorin, Abschied zu nehmen. Zudem befürchtet er, demnächst arbeitslos zu werden, was ja bekanntlich nie gut fürs männliche Ego ist, und muss auch den Haushalt managen.
In diesem Szenengeflecht fällt es kaum auf, dass sich Annika von ihrem Redaktionschef Schümann dazu benutzen lässt, den unfähigen Chefredakteur und Herausgeber des „Abendblatts“, Torstensen, mit einer raffinierten Intrige auszubooten. Ob sie damit den Untergang ihres Blattes abwenden kann?
_Mein Eindruck_
In einer großen deutschen Tageszeitung war ein Porträt von Liza Marklund zu lesen. Darin bekennt sie, dass „Prime Time“ geschrieben wurde, als die Autorin unter dem Einfluss der Ereignisse nach der Ermordung der beliebten schwedischen Ministerin Anna Lindh stand, die sie selbst gut gekannt hatte. Zunächst wollte die Polizei, die unter dem Fahndungsdruck der Medien arbeitete, einen anderen als den wahren Mörder verhaften, musste ihn aber wieder laufen lassen, als die Verdachtsmomente nicht ausreichten.
In „Prime Time“ stellt die ehemalige Reporterin die Fähigkeit der Medien in Frage, überhaupt konstruktiv zur Ermittlung von Tatverdächtigen fähig zu sein. Sie stellt sogar in Frage, dass es ihnen überhaupt um die Wahrheit, um den wahren Täter gehe. Ob ihnen nicht die Quote, die Verkaufszahlen viel wichtiger seien. Und ob es nicht einige unfähige und korrupte Leute zu viel in den Reihen der Medien gebe. Das sind wichtige Fragen, die uns alle angehen.
Andererseits kann sich Marklund nicht hinstellen und mit dem Finger auf bestimmte Leute zeigen. Stattdessen lässt sie ihre Heldin Bengtzon nicht so sehr den Täter ermitteln, sondern vielmehr die Umstände, die zu der Mordtat geführt haben. Sie bezieht das gesamte Umfeld mit ein: Biografie, Psychologie, berufliche Laufbahn, wirtschaftliches Umfeld, personelle Hierarchien – und schließlich auch die Wahrheit des eigentlichen Tathergangs, den zu ermitteln die Polizei offenbar unfähig ist, obwohl Annika Bengtzon und Anna Snaphane das gleiche Material auswerten: Fotos, Tonaufnahmen, Videos.
Die Ermittlerin von eigenen Gnaden Bengtzon erscheint aber nicht als Heilige, die sich zur Richterin aufschwingt, sondern als normale (ziemlich gestresste) Frau, die sich auch um Kinder und einen Lebensgefährten zu kümmern hat. Zu ihrem gelinden Entsetzen merkt sie, dass sie Thomas genau so behandelt wie ihren ersten Mann, den sie in Notwehr tötete. (An einer Stelle heißt es, sie sei auf Bewährung frei.) Sie hat also nichts dazugelernt? Sie merkt es gerade noch rechtzeitig, um das Richtige zu tun.
Sie ist also eine Ermittlerin, die sich stets bemüht, doch mitunter wird auch das missverstanden – oder sogar missbraucht. Denn die Autorin zeigt nicht nur das Fernsehen als Schlangennest, in dem keine der anderen etwas könnt – und das wusste M. Carlsson am besten -, sondern auch Bengtzons eigene Redaktion: Ihr eigener Redaktionschef Schümann schickt sie auf Recherche gegen seinen Chef. Torstensen hat wohl Insidergeschäfte getätigt, aber das muss man ihm erstmal nachweisen. Es ist schon eine vielsagende Szene, wenn Schümann seine „Munition“ herausholt und sich überlegt, welche Unterlagen – die meisten illegal kopiert – er verwenden soll, um Torstensen „abzuschießen“. Gottlob, nur für einen guten Zweck: Um das Revolverblatt, das sich mit jeder Ausgabe eine Verleumdungsklage einhandelt, wieder auf anständigen Kurs zu bringen. Doch es ist sicher kein Zufall, wenn Torstensens Missetat in einem Fernsehinterview enthüllt wird, das Anne Snaphanes Lebensgefährte beim Fernsehen führt. Und Anne ist Annikas beste Freundin. Gelobt sei die Seilschaft!
_Spannung gefällig? Ja, bitte!_
Spannung darf in einem Krimi wie diesem nicht fehlen. Und doch ging sie über längere Strecken hinweg flöten. Das liegt nicht an fehlender Brisanz des Themas – die ist ja gegeben -, sondern an dem dramaturgischen Problem, dass die Heldin knapp ein Dutzend Verdächtige zu beackern hat. Es dauert eine ganze Weile, bis Verdachtsmomente aufgedeckt und geprüft sind. Selbst am Schluss der langwierigen Ermittlungsarbeit bedarf Bengtzon der mutigen Tat ihrer Freundin Anne, um die wahre Täterin zu einem Geständnis zu veranlassen.
Dass dies mit einer Bandaufnahme gelingt, die von der Polizei geprüft wurde, spricht ja nicht gerade für die Qualität der Polizeiarbeit, wie schon die ganze Geschichte hindurch Bengtzon dem Kommissar ihre hilfreichen Tipps geben muss, damit überhaupt etwas vorankommt. Der Inhalt des Bandes wird uns nur häppchenweise mitgeteilt, auch eine clevere Methode, Spannung aufzubauen.
_Sex, massenhaft_
Müssen schwedische Romane immer Sexszenen enthalten? Nicht immer, aber ganz bestimmt, wenn sie die Medien aufs Korn nehmen. Daher finden saftige Fotos ihren Weg in die Redaktion von Annikas Revolverblatt – und der Fotograf würde sie am liebsten auf Seite 1 bringen: Michelle Carlssen beim Sex mit Rockstar John Essex – wow, was für ein Knüller! („Oder wenigstens auf der Homepage, Chef? Bitte!“)
Auch besagte Bandaufnahme dreht sich um Michelles sexuelle Gymnastik, diesmal im Ü-Wagen. Und unter Einsatz eines Schießeisens… Und dass auch Anne Snaphane einen Unterleib hat, belegt ebenfalls eine entsprechende Szene. Als ob wir das nicht schon irgendwie geahnt hätten. Aber die Szene verrät auch ein wenig Humor, wenn Anne und Mehmet von Annes Kind gestört werden. Ansonsten ist der Humor eher grimmiger Art, mit einer gehörigen Portion Zynismus.
_Die Sprecherin _
Judy Winter verfügt über einen unglaublichen Stimmumfang, möglicherweise geschult durch ihre Musicalkarriere. Die Stimme reicht vom maskulinen Bass bis in die Höhen von Kinderstimmchen und Zickengekreisch. Deswegen fällt es ihr auch nicht schwer, Vertreter beider Geschlechter ebenso glaubwürdig zu sprechen wie etwa ein Kind. Und die Hauptfigur des Romans, Annika Bengtzon, hat ja gleich zwei davon. Vereinzelt kommen auch elektronische Verzerrungen hinzu, da ja in der Medienlandschaft laufend Stimmen über irgendwelche Endgeräte verfremdet ausgegeben werden.
Die Wirkung von Judy Winters Vortrag ist durchaus fesselnd. An spannenden Stellen liest sie langsam, an actionreichen natürlich schneller. Dennoch gehört die Mehrheit der Stimmen weiblichen Figuren, und da könnte die Charakterisierung durch unterschiedliche Stimm- oder Tonlagen größer sein, um die jeweilige Figur besser unterscheidbar zu machen – eines der Hauptprobleme bei einem Hörbuchvortrag. Bei einer Handlung mit über einem Dutzend Figuren ist dies umso notwendiger.
Beeindruckend ist Winters Beherrschung des Englischen und Schwedischen, die sie gleichermaßen korrekt aussprechen kann. Mittendrin rezitiert sie eine längere englische Passage, ein Briefzitat. Für den des Englischen nicht Mächtigen ist das vielleicht langweilig, aber ich fand Winters Aussprache einwandfrei. Ihre Aussprache des Schwedischen stellt sicher ähnliche Ansprüche, und wie im Englischen und Deutschen entspricht das geschriebene Wort nicht immer dem gesprochenen. Das kann besonders bei den zahlreichen Namen des Romans Verwirrung stiften, insbesondere dann, falls die Aussprache schwankt. Aber bei Personennamen wie Persson oder Carlssen kann man nicht viel falsch machen, oder?
_Unterm Strich_
„Prime Time“ – der englische Begriff steht für die „Hauptsendezeit“ am frühen Abend zwischen 19 und 21 Uhr. Zu dieser Stunde sind die Quotenjäger unterwegs. Doch einige davon leben recht gefährlich, wie der Mord an der TV-Moderatorin zeigt. Die Geschichte der Aufklärung dieses Mordes ist durchaus spannend mitzuverfolgen, und die Autorin stützt die Authentizität des geschilderten möderischen Medienmilieus mit den Beobachtungen aus ihrer Tätigkeit bei Fernsehen und Zeitung.
Allerdings fragt man sich bisweilen, was das nun werden soll, so ziellos erscheint die Fragerei der Hauptfigur im Kreis der Verdächtigen. Das soll wohl nur verschleiern, dass sich Mosaikstein zu Mosaikstein fügt, bis endlich – beinahe – das Bild komplett ist. In diesem Irrgarten aus Motiven und Tätern erscheint plötzlich selbst die engste Freundin Bengtzons, Anne, als mögliche Täterin: Jeder hatte ein Motiv, Michelle das Lebenslicht auszublasen. Und diese war offensichtlich auch nicht gerade ein Sonnenscheinchen.
Ist also Marklund ein weiblicher Mankell? Das politische und moralische Anliegen hätte sie ja schon mal. Das erzählerische Vermögen geht ihr ebenfalls nicht ab, ganz im Gegenteil. In „Studio 6“ nahm sie die Korruption von Politikern aufs Korn, nun die in einem Medienkonzern und beim Fernsehen.
Eines steht fest: Man kann nach Marklund ebenso süchtig werden wie nach Mankell. Und unweigerlich dürfte sich das ZDF bereits um die Verfilmung dieser Romane bemühen. Nordlandkrimis sind ja in.
Das Hörbuch „Prime Time“ ist zwar auf die wichtigsten Vorgänge gekürzt, mir aber trotzdem immer noch zu lang: Vier CDs statt der 366 Minuten auf fünf CDs hätten auch gereicht. Judy Winter zuzuhören, ist ein Genuss und ein Erlebnis. Sie lässt das Geschehen erst lebendig werden und sorgt für spannende und bewegende Highlights.
Mit unschlagbarem Witz, einem sicheren Auge für das Absurde und bissiger Lust, unbequeme Wahrheiten über eine Welt im Ausnahmezustand anzusprechen, liefert Mohammed Hanif den Roman der Zeit: über Krieg, Familie und Überlebensstrategien für beide Höllen.
Ein amerikanischer Kampfpilot stürzt über der Wüste im Orient ab. Er rettet sich ausgerechnet in das Militärcamp, das er ausbomben sollte. Auf Fata Morganas hereinzufallen und beinahe zu verdursten war nicht gerade das, was Major Ellie sich von seiner Mission versprochen hat, andererseits ist es auch nicht viel schlimmer als der Kleinkrieg zu Hause mit seiner Frau. Momo plagen unterdessen ganz andere Sorgen – seitdem die Amerikaner das Camp verlassen haben, liegen seine Geschäfte brach, sein älterer Bruder Ali ist auf dubiose Weise verschwunden, sein Hund hat eine Sinnkrise, und eine aufgetakelte Entwicklungshelferin belagert ihn für ihre Studie zum Seelenleben junger Muslime. Als er durch Zufall den halbtoten Bruchpiloten entdeckt, wird Momo jedoch schnell klar: Die beiden Westler sind seine große Chance, den verlorenen Bruder doch noch wiederzufinden. (Verlagsinfo)
Tim Pröse hat sich auf die Spuren dieses Werdegangs begeben. Für sein biographisches Porträt hat er Hallervorden lange begleitet und zahlreiche Gespräche mit ihm geführt – ebenso mit seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn, mit Weggefährten, Freunden und prominenten Kollegen. Er hat Hallervorden auf dessen privater Insel in der Bretagne besucht, auf die sich der Künstler seit Jahren regelmäßig zurückzieht. Entstanden ist eine stark erzählte und persönliche Annäherung an den empfindsamen und selbstkritischen Menschen Hallervorden. (Verlagsinfo)
In seinen frühen Jahren verstand Bob Dylan sich sowohl als Songwriter als auch als Lyriker. Seinen Schallplatten gab er komplette Gedichtzyklen und lyrische Prosa bei, Langgedichte erschienen in Zeitschriften der Folk- und der Beat-Szene, das Poem „Last Thoughts On Woody Guthrie“ rezitierte er im Konzert. Die Lyrik war seine Ideenwerkstatt, sie gab ihm die Möglichkeit zu Selbstkommentaren gegenüber Freund und Feind, sie verband die Poesie seiner Songs mit den literarischen Traditionen Rimbauds, Brechts, der Beat Poets.
Dieser Band bietet zum ersten Mal eine zweisprachige Auswahl aus Dylans Gedichten und Prosagedichten von den Anfängen bis 1974, ergänzt um einige programmatische Texte aus den letzten Jahren. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Dylan-Kenner Heinrich Detering. (Verlagsinfo)
Der expressionistische Roman, den Hans Henny Jahnn bereits während des Ersten Weltkriegs im norwegischen Exil konzipierte, handelt von der Lebensgeschichte und den Visionen des Mannes Perrudja, der – einsam aufgewachsen in den Bergen – plötzlich in einem geheimnisvollen Fremden einen Gönner findet. Ihm erzählt er von seiner Vergangenheit, seiner Liebe zu der stolzen Signe – einer Vergangenheit, dessen Bruchstücke er zurückzuerobern versucht. Doch seine Verstrickungen darin bringen ihn dazu, sich einem größeren Plan zu widmen: einem gewaltigen Entwurf zur Menschheitserneuerung, der die Welt zum Besseren wenden und den Menschen Frieden bringen soll. Aber Perrudja muss erfahren, dass die Eigenlogik der Macht stärker ist als der gute Wille des Einzelnen. (Verlagsinfo)
Während sie einen Tatort untersucht, erhält Dr. Kay Scarpetta ein Video auf ihr Handy. Als sie es abspielt, kann sie kaum glauben, was sie sieht. Denn die Aufnahmen stellen alles infrage, was sie über ihre Nichte Lucy zu wissen meint …
Der Clip bringt Scarpetta in einen grausamen Gewissenskonflikt: Die Bilder zeigen Lucy bei einer schweren Straftat, und Scarpetta weiß, dass sie sich weder ihrem Ehemann Benton Wesley noch ihrem Kollegen Pete Marino anvertrauen darf, um ihrer Nichte zu helfen. Aber was hat es mit dem Video auf sich? Und wer hat es ihr zugespielt? Auf sich allein gestellt, sieht sich Scarpetta schon bald mit einer Reihe von Morden konfrontiert, die eine Gefahr aus ihrer eigenen Vergangenheit heraufbeschwören … (Verlagsinfo)
Pieter Posthumus vom „Büro der einsamen Toten“ ermittelt wieder – diesmal im Rotlichtviertel von Amsterdam. Im Gästehaus neben seiner Stammkneipe dem Dolle Hond ist ein Mieter umgebracht worden. Die schräge Wirtin Marloes steht unter Verdacht. Posthumus zweifelt an ihrer Schuld und nimmt die Ermittlungen auf. Warum hat der Tote jedes Jahr nur ein Bild gemalt – und jedes Mal die Kopie eines klassischen holländische Gemäldes? Gibt es eine Verbindung zu dem anderen Mieter, der Jahre vorher ermordet wurde? Allmählich begreift Posthumus, dass eine Minute manchmal den Ausschlag gibt: zwischen Unschuld und Schuld, zwischen einem Leben, das geretten werden kann, und einem, das verloren ist. Und dass Fragen manchmal Wahrheiten ans Licht bringen, die nur schwer zu ertragen sind. (Verlagsinfo)
In Antonia Baums letzten Roman, dreht sich alles um drei Kinder, die ständig um das Leben ihres risikoverliebten Vaters fürchten. Nur wenige Wochen vor Erscheinen des Buchs verunglückte ihr Vater schwer. Wie es sich anfühlt, wenn aus Fiktion plötzlich Realität wird, und was in einem vorgeht, wenn plötzlich alles stillsteht, die Welt aber weitermacht, davon erzählt Antonia Baum hier. (Verlagsinfo)
Jasper Gwyn, ein berühmter englischer Schriftsteller Anfang vierzig, fasst eines Tages einen weitreichenden Entschluss. In einem Zeitungsartikel listet er 52 Dinge auf, die er fortan nicht mehr zu tun gedenkt, darunter auch: Bücher schreiben. Stattdessen beschließt er, in seinem neuen Leben als „Kopist“ zu arbeiten und Porträts anzufertigen – dies allerdings nicht mit Pinsel und Palette, sondern in geschriebener Form. Er mietet ein Atelier an, wo ihm fortan Menschen Modell sitzen, die sich später in seinen Porträts gänzlich wiederfinden werden. Bis eine junge Frau auftaucht, die sich den strengen Regeln des Kopisten entzieht. (Verlagsinfo)
D. H. Lawrence’ grandiose Erzählung über die Abgründe der menschlichen Existenz – neu übersetzt von Benjamin Lebert: Ein Mann liebt Inseln. Er sucht sein Glück auf einer sturmumtosten Insel. Hier erschafft er sich seine eigene Welt, richtet alles nach seinen Vorstellungen ein. Doch schon bald wird sein Glück bedroht, nicht von Wind und Wellen, sondern von den anderen Menschen. Also flüchtet der Mann auf eine kleinere Insel und schließlich auf eine noch kleinere Insel, bis er schließlich ganz allein ist, allein mit dem Meer. Immer tiefer verliert er sich in sich selbst, in seinen Wünschen und Sehnsüchten. Eine Geschichte über einen Menschen, der den Rückzug aus der Welt wagt, um die Gezeiten, die Schwingungen der Seele zu spüren, um sich sein eigenes Paradies zu erschaffen. (Verlagsinfo)
Dieses Erinnerungsbuch versammelt die wichtigsten Nachrufe auf Siegfried Lenz sowie die Reden, etwa von Helmut Schmidt, Olaf Scholz oder Karl-Heinz Ott, die auf der öffentlichen Trauerfeier Ende Oktober im Hamburger Michel gehalten wurden. (Verlagsinfo)
Er war Politiker aus Leidenschaft, Schriftsteller von Weltrang und besaß einen untrüglichen Instinkt für die Bedrohung der Freiheit durch Diktatur und Tyrannei. Winston Churchill war eine überragende politische Erscheinung.
Christian Graf von Krockow erzählt sein Leben als die Biographie eines Mannes, der aufgrund seiner Herkunft und seiner Überzeugung den Charakter und Willen besaß, Hitler wie auch Stalin entgegenzutreten. Er zeigt die Größe, aber auch die Widersprüche und Abgründe des Mannes, der sich als Gegenspieler der Gewaltherrschaft unsterblichen Ruhm erwarb und doch einen barbarischen Bombenkrieg zuließ.
Unser Jahrhundert, so Krockow, war nicht geprägt vom Zweikampf der Diktaturen, sondern vom Kampf der liberalen Demokratie gegen die Feinde der Freiheit. Churchill lehnte Faschismus und Kommunismus gleichermaßen konsequent ab und wurde so zur Schlüsselfigur einer ganzen Epoche. (Verlagsinfo)
„Solange ich in den ersten Tagen noch hoffte, er werde mir spätestens abends für den nächsten Morgen seine Abreise ankündigen, versuchte ich mir einzureden, dass unsere Fahrten übers Land auch mir etwas bringen, doch je planloser sich dieses Einerlei aus Landgasthofaufenthalten und Kirchenbesichtigungen fortzusetzen und ich mich wie ein Fremdenführer zu fühlen begann, desto öfter hätte ich manchmal einfach schreien und davonlaufen mögen.“
Endlich einmal „nein“ sagen können, das ist es, wovon der Protagonist aus „Endlich Stille“ nur träumen kann. Kurioserweise kauft er sich in Amsterdam ein Buch, mit dessen Hilfe man lernen soll, das Nein aus seinem Sprachschatz zu streichen. Als ihn in Straßburg ein Unbekannter mit der so harmlos wirkenden Frage „Suchen Sie auch ein Hotel?“ anspricht, gerät der Protagonist in einen Strudel von Ereignissen, wie er ihn sich nie hätte ausmalen mögen …