TKKG – Das Weihnachts-Phantom (Folge 193)

Die Handlung:

Während die Menschen zwei Tage vor Weihnachten in einem belebten Einkaufszentrum der Millionenstadt eilig die letzten Geschenke besorgen, stiehlt ein Mann gleich eine ganze Kleiderstange Winterjacken einer Edelmarke. Der Dieb verschwindet unerkannt und hinterlässt eine rätselhafte Botschaft. Noch am selben Tag luchst der gleiche Täter einem stadtbekannten Millionär seinen Cadillac ab und taucht erneut unter. Wieder hinterlässt er eine Botschaft. TKKG nehmen seine Fährte auf, ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt! Dem Unbekannten scheint die Verfolgung großes Vergnügen zu bereiten. Was führt der Mann im Schilde? Warum treibt er sein Unwesen ausgerechnet kurz vor Weihnachten? Und können Tim, Karl, Gaby und Klößchen das Weihnachts-Phantom schnappen, bevor es erneut zuschlägt? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wenn ich mir den Klappentext so durchlese, dann könnte die TKKG-Bande auch einfach noch die zwei restlichen Tage warten und der Spuk hat sich von selbst erledigt. Ich meine, ein „Weihnachtsphantom“ kann ja nach dem 26.12. nicht mehr zuschlagen, oder?

Jetzt aber mal im Ernst … was treibt das Phantom denn so und … hat es einen Feuerstuhl oder treibt sich im Schokoladen-Museum herum? Ein Insider-Brüller, ich weiß …

Den Gauner treffen wir zusammen mit den Jungdetektiven auch gleich zu Anfang auf dem Weihnachtsmarkt … nachdem wir eine seltsame Lesung erlebt haben, die wir einfach mal mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nehmen. So befremdlich hat noch keine TKKG-Folge angefangen …

Was sollen denn diese kurzen Lesungseinlagen, die uns der Räuber hier zum Besten gibt? Nach einer kurzen Rechercheeinlage konnte ich herausfinden, dass er aus dem Buch ROBIN HOOD: DIE RÄCHER VOM SHERWOOD von George Payne Rainsford James vorliest … sich selbst wohlgemerkt. Also … ist unser DREI-FRAGEZEICHEN-BUCHSTABENRÄTSEL hinterlassender Dieb einer, der sich für den Rächer von Witwen und Waisen hält? Der die Reichen beklaut und die Armen beschenkt?

Bei dem geklauten Auto könnte das ja zutreffen, aber eine Rutsche Jacken vom Ständer eines Modeladens zu klauen, der sie ja auch nur weiterverkauft, nur weil ihm der Slogan nicht gefällt? Das passt dann schon nicht mehr ganz so ins Bild. Schon gar nicht die Nummer vom Weihnachtsmarkt, als er als Bedürftiger auftritt und Leute um ihr Schwerverdientes täuscht und sei es nur Willis Taschengeld. Kinder betrügen ist schließlich ’ne ganz niedrige Nummer. Auch wenn Willi diesmal ziemlich naiv, gar dümmlich, dargestellt wird … das hat mir nicht gefallen.

Grinsen musste ich, als auf einmal „Onkel Titus“ von den DREI-FRAGEZEICHEN-KIDS auftauchte … natürlich nur der Sprecher. Aber der sorgt bei dem einen oder anderen unaufmerksamen Hörfreund sicher für Verwirrung, denn auch er betätigt sich handwerklich … wenngleich er auch keinen Schrottplatz bewirtschaftet. Ganz sauber scheint er hier aber auch nicht zu sein, nur diesmal eher im moralisch-ethischen Sinne und nicht vom Verschmutzungsgrad seiner Kleidung her. Gibts mehr als ein Phantom? Hat er Komplizen? Wie passen die Taten zusammen?

Irgendwie fühlt sich die ganze Folge seltsam an … die Ermittlungsmethoden von TKKG waren mir auch zu dumm-dreist. Ich nähere mich doch nicht jemandem, der mich ganz leicht wiedererkennen kann, und erzähle ihm Märchen. Und auch diese Ungereimtheiten während des Gesprächs zwischen Willi, Tim und dem Phantom … einige davon fallen ihnen selbst auf, anderes geht unter. Irgendwie sind hier alle so naiv, wie ich es bislang noch nicht bei TKKG erlebt habe.

Was eine „polyalphabetische Substitution“ ist … ok, das muss man nicht wissen, wenn man nicht Karl, „der Computer“, heißt … außer man ist Freund der Kryptografie und/oder Geocacher, denn denen begegnen solche Texte auch ab und zu. Was das mit längst verstorbenen Römern zu tun hat, das wissen die beiden Parteien auch … wundern sich aber, denn der alte Römer hat monoalphabetisch vertauscht und nicht polyalphabetisch, wie es hier im Fall angedeutet wird. Aber zur Ehrenrettung des Autors gibts die ganze Sache ja auch noch leicht abgewandelt und dann passt der Feldherr auch wieder ins Bild.

Aber der unbedarfte TKKG-Hörer, grad der junge, sitzt weiter im Erkenntnisdunkeln und wartet gespannt auf die Erklärung, die es später dann auch von Karl zu hören gibt. Ob das ein 6-Jähriger allerdings komplett versteht, ist eine andere Frage. Vielleicht ist er auch etwas enttäuscht darüber, weil er diesmal so gar nicht miträtseln darf. Dass aber auch die Polizei ahnungslos ist … das zeigt schon wieder, dass wirklich alle hier sehr unbedarft sind, die Ordnungshüter sollten so was kennen … oder wenigstens jemanden kennen, der so was kennt. Denn dies ist eine der unsichersten Verschlüsselungsmethoden überhaupt.

Ach, hab ich schon erwähnt, dass die Hintergrundmusik bei den Verfolgungsjagden mit dem Verbrecher extremes Unbehagen bereitet? Das macht nicht spannungsgeladen, sondern nervös, wenns im Ohr wirr und hektisch rumtrommelt. Und als Kontrast dazu gibts EDGAR-WALLACE-FILM-Bläser oder auch mal 80er-Jahre-Tanschul-Disco-Rhythmen in anderen Sprechpausen zu hören, die gegen Ende der Folge immer häufiger vorkommen und auch immer länger werden … da passt wirklich gar nichts zusammen … „An-fang jetzt UND ….“.

Immerhin haben wir mit rekordverdächtigen 25 Restminuten sogar schon den Namen des Autodiebs herausgefunden, fehlt nur noch der Namensträger … den gilt es noch zu schnappen. Und mit fünf Restminuten auf der Player-Anzeige kommt auch endlich Karl auf die Lösung des Buchstabenrätsels. Was er herausfindet, das passt zu dem, was die TKKG-Bande allerdings schon weiß und bestätigt eher, als dass es neue Erkenntnisse bringt.

Zum Augen verdrehen sind auch die hier vorgelegten Tatsachen, dass es in der bekanntlichen Millionenstadt nur eine einzige Firma zu geben scheint, die Container vermietet und dass es natürlich logisch ist, dass man in einen solchen zieht, wenn man keine Wohnung hat … sicher ….

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler – Wolfgang Kaven
Tim – Sascha Draeger
Karl – Niki Nowotny
Klößchen (Willi) – Manou Lubowski
Gaby – Rhea Harder
Hermann Sauerlich – Henry König
Erna Sauerlich – Marianne Bernhardt
Hans Küppers – Achim Schülke
Poerschke – Michael Harck
Bernd Bröting – Michael Grimm
Hector Lees – Martin May
Jens Eilig – Jörg Boecker
Mann – Gerd Baltus
Horvath – Gordon Piedesack
Ein Junge – Louis Körting
Kommissar Glockner – Wolfgang Draeger
und Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel

Trackliste:

01 Weihnachtsplätzchen auf den Augen
02 Der Räuber mit dem Leberfleck
03 Zurück unter die S-Bahn-Brücke
04 Bevor die Sache Wellen schlägt
05 Der falsche Priester
06 Verfolgung mit Hindernissen
07 Unter Beschuss
08 Stelldichein mit einem Verbrecher
09 13,9872 Quadratmeter
10 TKKG schlagen zu

Technik-Credits:

Buch: Martin Hofstetter nach Motiven von Stefan Wolf
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Redaktion: Wanda Osten, Maike Müller
Geräusche: Wanda Osten, Alexander Körting
Effekte: André Minninger
Cover Illustration: Comicon S.L. nach Artworkvorlagen von R. Stolte
Rahmendesign: KB&B – Gestaltung: Atelier Schoedsack
„TKKG – Die Profis in spe“: Bonda / Büscher
Eine Produktion der SONY MUSIC ENTERTAINMENT (Germany) GmbH (c) 2015

Die Ausstattung:

Die Hörspiel-CD steckt in einem Jewel-Case und ist in „TKKG-Blau“ bedruckt. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Abenteuer ab Nummer 100. Dazu gibts noch die Sprecher und ihre Rollen sowie die Technik-Credits auf der Rückseite nachzulesen.

Mein Fazit:

Was für ein Schuss in den Ofen, so weit am Ziel hat Robin Hood im Roman aber nie vorbeigezielt. Hier ist nicht nur das TKKG-Feeling komplett auf der Strecke geblieben, sondern die Rätsel sind für einen Kinder- und Jugendfall viel zu kryptisch. Dann gibts noch Ungereimtheiten, viel zu heftige Naivität auf allen Seiten, sehr seltsame Ermittlungsmethoden der Detektive, schreckliche Trommelmusik als Hintergrundbeschallung und so weiter.

Wenn diese Folge ausdrücklich als „Erwachsenenhörspiel“ angepriesen würde, hätte ich einen halben Punkt mehr vergeben, aber selbst als Erwachsener habe ich mich um eine Stunde betrogen gefühlt.

Hier stimmt wirklich überhaupt nichts … und der gemeinschaftliche Weihnachtswunsch am Ende klingt wie Hohn aus einem anderen Hörspieluniversum … nämlich dem, in dem TKKG normalerweise zu Hause sind. Diese Folge holen sicher nur die Fans erneut aus dem Sammlerregal, die alle Folgen noch mal von vorn hören wollen und der Vollständigkeit halber an dieser Episode nicht vorbeikommen. Der Rest der Hörfreunde schreibt dieses Abenteuer als (hoffentlich einmaligen) Ausrutscher ab und hofft auf die nächste Folge.

1 Audio-CD mit 67:07 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
EAN: 888750782526

www.natuerlichvoneuropa.de
www.tkkg.de

Der Autor vergibt: (1.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (7 Stimmen, Durchschnitt: 4,71 von 5)