Vivian Vande Velde – Der Wolfsprinz

Hexengeschöpfe im Dilemma

Seltsame Gestalten bevölkern den Hofstaat der Hexe Daria: Mischwesen aus Menschen und den Tieren des Waldes. Als einer von ihnen unschuldige Kinder opfern soll, besinnt er sich seines Menschseins und leistet Widerstand. Die Rache seiner Herrin ist gnadenlos… (Verlagsinfo)

Die Autorin

Vivian Vande Velde , geboren am 18. Juni 1951, lebt als Autorin in Rochester, New York. Sie hat mehr als 30 Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlicht, welche mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, unter anderem dem Edgar Award und dem Empire Award. Vivian Vande Velde engagiert sich in zwei Autorengruppen und gibt Schreibworkshops in Schulen. (Verlagsinfo des Piper Verlags) Sie erhielt eine Auszeichnung: den Edgar Allan Poe Award in der Kategorie „Bestes Buch für junge Erwachsene“ (2000). Im Piper-Verlag erschien 2016 ihr Fantasy-Thriller „Nie mehr zurück“ (EAN 9783492975476).

Handlung

Der junge Krieger Weiland hat sehr unter seiner Herrin zu leiden. In ihrer Bergfestung herrscht die Zauberin Daria wie einst Kirke über Mensch und Tier und verwandelt die einen in das andere und umgekehrt. Weiland beispielsweise war mal ein Wolf, erzählt sie ihm. Und nur sie machte ihn zum Menschen. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass sie lügen könnte.

Weiland ist Darias Chef der Kriegertruppe, und er hat nur einen anderen Mann zu fürchten: Kedj. Und vor dem hat auch Daria Respekt. Mit gutem Grund, wie sich ganz am Schluss erweist (den ich nicht verraten werde). Weilands Leute erheben Wegezoll an der Straße durch ihr Gebirge. Das Erheben des Zolls sieht für die betroffenen meist wie ein Überfall aus.

Eines Tages ziehen alle in die nahe Stadt St. Celia’s. Eine mittelalterliche Stadtmauer, eine alte Kirche, ein Markt, Kneipen – all das kennt Weiland nicht. Die Truppe aus zu Menschen verwandelten Tieren muss sich komplett umstellen, und auch Weiland hat seine Mühe damit. Bald findet er heraus, was Daria hier überhaupt will: Die Gattin des mächtigsten Barons der Stadt findet durch ihr Wirken den Tod. Weiland, der überlistet dabei stand, macht sich bittere Vorwürfe, die er jedoch unter der Bestrafung Darias, die kein Mitleid duldet, zu verdrängen versucht. Daria will die nächste Frau des Barons werden.

Mehr und mehr offenbart sich ihm ihr finsteres Treiben in St. Celia’s. Blutopfer, Intrigen und schließlich der Auftrag, das erste der drei kleinen Kinder der verstorbenen Baronin zu töten. Weiland steht vor einer schweren moralischen Entscheidung, die ihn das Leben kosten kann.

Mein Eindruck

Dieser Fantasy-Roman ist eine Parabel über die Entstehung moralischen Gewissens und Handelns, zugleich eine gut funktionierende Fantasygeschichte – mit Hexen, Verwandlungen, Drachen und allem. Sehr klar, sehr kurzweilig erzählt. Detektivisch veranlagte Leser sollten von Anfang an nach Indizien suchen.

Gerade wie der Flug eines Pfeils führt die Handlung dorthin, wo Weilands Dilemma am ausgeprägtesten erscheinen muss. Und unweigerlich führt er seine Entscheidung die Katastrophe herbei. Zum Glück, muss man allerdings sagen – sowohl für die Stadt als auch für ihn selbst. Die Wahrheit macht ihn frei.

„Der Wolfsprinz“ ist ein aus der subjektiven Sicht der Hauptfigur erzählter Roman, der durch ein schöne, ehrliche Sprache, dramatische Szenen, klaren Aufbau und einen deutlich herbeigeführten Höhepunkt positiv beeindruckt. So würde man sich manche andere Fantasy-Trilogie wünschen. Natürlich verzichtet der Leser auf eine Menge Hintergrund an Zeit und Raum und Charakterzeichnung, aber das macht nichts. Die Pointe der Geschichte entschädigt dafür voll und ganz.

Taschenbuch: 238 Seiten
Originaltitel: The Changeling Prince, 1998.
Aus dem Englischen von Christine Strüh.
ISBN-13: 9783453156302

www.heyne.de

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