Eigenwillige Fantasy mit Tiefgang
In einem Winkel der Zauberschule entdeckt Prinz Talis ein Buch mit magischen Anleitungen.Er fährt,daß es unberechenbare Kräfte birgt und seinen Meister einstmals zur Geburt einer reißenden Bestie verführte.Aber es ist bereits zu spät,und Talis gerät in den Bann der Königin des Waldes,die seine Fähigkeiten für ihre Zwecke mißbraucht.Talis wäre allerdings kein magischer Meisterschüler,wenn er sich nicht zu helfen wüßte. (Verlagsinfo) „Königin der Träume“ ist eine anrührende Fantasy um die Heilung eines Fantasy-Landes und die Entwicklungsgeschichte eines jungen Mädchens.
Die Autorin
Die 1948, einem Schaltjahr, geborene Patricia McKillip hat 1975 den World Fantasy Award für ihren wundervollen Roman „Die vergessenen Tiere von Eld“ (dt. bei Heyne) erhalten, 1980 den Locus Award für „Der Harfner im Wind“ (Band 3 der Erdzauber-Trilogie).
Neben der Erdzauber-Trilogie ist noch „Die Königin der Träume“ (Heyne), „Winterrose“ und „Schatten über Ombria“ (Klett-Cotta) als neuestes Buch auf Deutsch erschienen. Bei Bastei-Lübbe erschienen zwei schmale Romane, die Duologie „Das Herz des Schwans“: „Die Zauberin und der Schwan“ (1991; Nr. 20282) sowie „Der Prinz und der Feuervogel“ (1993; Nr. 20294).
McKillip lebt in Roxbury im US-Bundesstaat New York.
Handlung
In einem Schrank der Zauberschule entdeckt der Prinz von Pelucir, der junge bebrillte Talis, ein unscheinbares Buch mit magischen Anleitungen. Es handelt sich um das im Originaltitel erwähnte Buch des Zauberers Atrix Wolfe, der in der Übersetzung Arun Wulf genannt wird.
Doch zurückgekehrt in seines Bruders Königreich muss Talis feststellen, daß die im Buch vorgeschriebenen Zauberhandlungen völlig unberechenbare Wirkungen zeitigen, und höchst gefährliche obendrein. Doch für Talis kommt jede Rettung zu spät: Er gerät in den Bann der Königin des Geisterwaldes, die seine Fähigkeiten für ihre Zwecke benötigt.
Allmählich erfährt er in seinen Wanderungen zwischen Pelucir und dem Geisterwald, wessen missratene Magie altes Unglück über das Reich Pelucir gebracht und nun wieder geweckt hat: Arun Wulf.
Vor zwanzig Jahren stand der Zauberer vor der Wahl, der Armee des Fürsten von Kardeth zu dienen und so die Königreiche Pelucir und Chaumenard der Unterwerfung und Zerstörung preiszugeben – oder Magie zu Hilfe zu nehmen. In seiner Not schuf Wulf ein hirschähnliches Wesen aus Schrecken und Trauer, das die Armeen von Kardeth und Pelucir vernichtete und verjagte.
Doch leider, so erfährt Talis von der Waldkönigin, riss Wulf auch ihre halbmenschlichen Angehörigen in seinen Zauber und verwandelte sie: Ihr Gatte Ilyon wurde der geisterhafte Jäger, der Furcht und Schrecken verbreitete, und ihre Tochter Trawa landete als unscheinbares Findelkind auf dem Holzstoß vor der Küche des Schlosses Pelucir.
In den nun folgenden Wirrungen macht Arun Wulf unangenehme Bekanntschaft mit seiner wiedererstandenen Kreatur und der Königin des Waldes …
Mein Eindruck
„Königin der Träume“ ist eine anrührende Fantasy um die Heilung eines Fantasy-Landes. Vom Zustand der „Verdrehtheit“, der sowohl das Königreich Pelucir wie auch das Geisterland der Elfen bedroht, führt ein verschlungener Pfad zum Zustand der Harmonie, der um einen hohen Preis erreicht wird: Ilyos, der zurückverwandelte Jäger, muss sterben. Doch Trawa begründet mit Talis neue Hoffnung.
Die Szenen mit Talis und Arun sind überschattet von der Verzweiflung um die Verschwundenen, den Fluch des schrecklichen Zaubers vor 20 Jahren und dem nachwirkenden Terror des Ungeheuers. Um dem Leser dennoch ein gewisses Lesevergnügen zu gewähren, schaltet McKillip Szenen mit der stummen Trawa in der Schlossküche dazwischen. Hier quatscht und tratscht das einfache Volk, hier findet der allmähliche Werdegang Trawas von einer stummen Unsichtbaren zu einem Mädchen statt, das vom Prinzen Talis selbst (!) bemerkt wird.
Diese Szenen sind nicht komisch oder Klamauk, sondern lediglich leichter und farbiger erzählt als der ernste Rest. Hier erweist sich die genaue Beobachtungsgabe und Darstellungskraft der Autorin. So liest sich das Buch flüssig, wenn auch nicht ganz so mitreißend wie etwa ein Roman etwa von Marion Zimmer Bradley.
Hinweis
Die Szenen im Geisterwald erinnern stark an Robert Holdstocks Roman „Lavondyss“ („Tallis im Mythenwald„), und der Name von Prinz Talis an die Lavondyss-Heldin Tallis. Holdstock kann ich ebenfalls sehr empfehlen.
Taschenbuch: 301 Seiten
Originaltitel: The Book of Atrix Wolfe (1995)
Aus dem US-Englischen übertragen von Michael Morgental
ISBN-13: 978-3453133631
http://www.heyne.de
Der Autor vergibt:
Patricia McKillip bei Buchwurm.info:
„Das Lied des Basilisken“
„Schatten über Ombria„