Jodie Seavers – Nass vor Lust! Erotischer Roman

(K)eine Gebrauchsanleitung für Squirting

„Die bildschöne Pat trifft auf Tom, der sie mit seiner offenen, fordernden Art fasziniert. Sie erleben heiße, geile Abenteuer. Pat genießt es, wie Tom sich von ihr nimmt, was er braucht. Doch dann vertraut Tom Pat eine geheime Fantasie an. Er wünscht sich, dass Pat beim Sex abspritzt – am liebsten in sein Gesicht, während er sie leckt. Nach dem ersten Schock beginnt für Pat ein gnadenloser Kampf gegen anerzogene Regeln und innere Widerstände. Sie versucht, sich selbst zu finden und dabei Tom nicht zu verlieren. Wird sie am Ende fähig sein, loszulassen und wahrhaftig zu ejakulieren?

Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.“ (Verlagsinfo) Außerdem gibt es online eine Bonus-Story.

Die Autorin

Jodie Seavers wird nicht vorgestellt und ist vermutlich ein „house name“. Immerhin ist sie wohl weiblich, denn sie schreibt über weibliche Gefühle, Phantasien und Ängste recht überzeugend und ausführlich.

Handlung

Auf einer Vernissage ihrer Freundin Natalie lernt Patrizia den attraktiven Tom kennen, aber nicht etwa in der Galerie, sondern oben auf der Dachterrasse. Der bärtige Raucher riecht nach Zigaretten, Moschus und Bitterschokolade, als er ihr auf die Pelle rückt. Sie bekommt schon weiche Knie, als er sie fragt, was sie sich denn wünsche. Nach ein oder zwei Rendezvous landen sie zusammen im Bett, und sie ist begeistert, als er sie fest rannimmt, ohne viel zu fragen. Sein „knallharter“ Schwanz treibt sie rasch zum Orgasmus.

Die Liebelei geht eine ganze Weile, bis Pat endlich glaubt, dass sie die Mauer, die sie um ihre Wünsche und Phantasien errichtet hat, einreißen kann. Denn sie ist einige Male mit einer anderen, Jüngeren betrogen worden. Diese verdammten Kerle! Setzen immer ihre eigenen Phantasien in die Tat um, beispielsweise einen flotten Dreier.

Als es im Sommer mit Tom besonders gut läuft, nimmt er sie unten am Fluss in aller Öffentlichkeit. Sie kann nicht glauben, wie sehr ihre Sinnlichkeit gewachsen ist. Nachdem er eine ihrer Phantasien erfüllt hat, indem er den maskierten Räuber und Vergewaltiger spielte, rückt er am Frühstückstisch mit einer eigenen Phantasie heraus: Er möchte, dass sie beim Sex spritzt. Vor Angst erstarrt Pat und macht alle Schotten dicht. Denn diese Art von Sex ist sowas von schmutzig. Dabei hatte er sie noch gewarnt. Wie auch immer: Sie stürzt ab, bis sie aufschlägt und in ihrem eigenen Erbrochenen im Badezimmer aufwacht.

Da erinnert sie sich an ihre alte Phobie vor Spinnen. Erst ihre Tante brachte sie dazu, sich mit Spinnen zu beschäftigen, und ihre Angst verflog. So muss sie es auch diesmal machen. Sie liest jedes Buch über weibliche Ejakulation oder Kayuza. Aber wo ist dieser verflixte G-Punkt? Sie hat ihn mit ihrem U-Punkt verwechselt. Offensichtlich muss sie sich „da unten“ eingehender untersuchen. Schließlich schafft sie es nach vielem Probieren und unter Einsatz ihrer treuen Vibrators, einen ersten nassen Orgasmus zu bekommen. Endlich ist sie bereit, Tom seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen…

Doch ihr Weg zur Erfüllung ist weit, „dunkel und voller Schrecken“…

Mein Eindruck

Der Roman richtet sich an weibliche Leser. Die Leserin, die lernen möchte, wie sie eine Ejakulation erreicht, kommt hier kaum auf ihre Kosten. Klar wird indes, dass die Kunst des Ejakulierens nicht nur mit der Stimulation des G-Punkts zu tun hat, sondern dass die innere Einstellung erreicht werden sollte. Denn wie die Hauptfigur richtig erkennt, richtet der dafür nötige Orgasmus nicht, wie gewöhnlich, nach innen, sondern nach außen. Liegt ja in der Natur der Sache. Doch wenn frau sich nach außen befreien soll, braucht sie absolutes Vertrauen. Und dafür muss sie erst die vielen seelischen Mauern einreißen, die sie daran hindern.

Pat ist von ihrem Vater nicht nur geschlagen und mit einer Narbe im Gesicht verunstaltet worden. Er hat auch ihr Urvertrauen zerstört, als er ihr Tagebuch las. Die einzige Frau, die sie liebte, war ihre Tante, die an der Küste allein ihrem Häuschen lebte. Für sie war Patrizia ihr „Lieblingskind“. Sie gab ihr viele gute Ratschläge mit, doch wie es oftmals passiert, hat Pat diese Ratschläge längst wieder vergessen und muss sich erst wieder an sie erinnern.

Daher kommt es plausibel und folgerichtig vor, wenn der Weg sie am Schluss wieder an den gleichen Ort zurückführt, an dem sie einst glücklich war. Inzwischen wohnt eine andere einsame Frau hier: Marie lädt die verlorene Besucherin zu sich ein. Pat darf sogar übernachten, denn sie will zu sich finden, genau wie Marie. Nach ein paar Tagen fühlt sie sich zum Aufbruch bereit, da tritt ein Mann ein. Marie hat von ihrem jüngeren Bruder erzählt, weiß Pat. Aber sie hätte sich nicht träumen lassen, dass es sich dabei um jenen Mann handelt, der ihr Herz erobert hat…

Textfehler

S. 61: „Was war überhaupt passiert, das[s] so etwas rechtfertigte?“ Das zweite S ist überflüssig, denn „das“ ist hier ein Relativpronomen, das sie auf „was“ bezieht.

Unterm Strich

Dieses Buch hat mich stark deprimiert, mindestens genauso wie die Hauptfigur, die von ihrem Schicksal berichtet. Statt hier einen Do-it-yourself-Kurs zu erhalten, geht es um die Höhe einer Liebesbeziehung und den steilen, zweifachen Absturz, die auf deren Ende folgt. Dabei ist die Hauptfigur selbst an allem schuld. Sie selbst wiederum ist das seelische – und physische – Opfer ihrer Familie und einer gescheiterten Beziehung. Von diesem Scherbenhaufen wollte ich eigentlich nicht lesen, aber die Autorin schafft es dann doch, Hoffnung zu wecken und am Schluss schnulzengerecht für die Erfüllung des Glücks zu sorgen.

Wenn der Roman etwas von „nass vor Lust“ verspricht, so ist das nicht der Anfang oder die Ursache einer entsprechend wilden Sexualpraxis, sondern vielmehr das Endziel der seelischen Entwicklung der Hauptfigur. Natürlich helfen ihr einige gute und weniger gute Freundinnen auf dem Weg dorthin, aber die Hauptarbeit im Land der Seele ist von ihr selbst zu bewältigen. Ganze Ozeane von Tränen werden dabei vergossen. Das hat mich ebenfalls deprimiert. Die Leserin sollte tunlichst ihren eigenen Rettungsring mitbringen. Männliche Leser finden woanders wesentlich anregendere Lektüre.

Zensiert?

Die Romanreihe nimmt für sich in Anspruch, ungekürzte Texte und unzensierte Szenen zu präsentieren. Daran kamen mir bei diesem Roman allerdings Zweifel. Seite 90 bis 93 befinden sich Pat und Tom in einem SM-Apartment, das sie gemietet haben. Es gibt jede Menge Schlag- und Folterwerkzeuge, die man für Sadomaso-Spielchen gebrauchen könnte. Aber sie benutzen kein einziges davon. Der einzige Schlag, den Tom seiner Gespielin verabreicht, ist mit der flachen Hand, und das auch nur einmal. SM-Fans kommen hier nicht auf ihre Kosten. Vielmehr kommt der Verdacht auf, dass der Autorin SM-Spielchen zu heftig für ihr weibliches Publikum erschienen – oder dass doch eine Selbstzensur stattfand.

Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN-13: 978-3492700726

www.Blue-panther-books.de

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