Koontz, Dean R. – Wächter, Der

_Metaphysisch: Willkommen in der Truman-Show!_

Mysteriöse Drohsendungen erreichen die Luxusvilla eines Hollywood-Stars: Schnecken, Käfer, ein Apfel mit einem Puppenauge im Innern. Unter Hochdruck versucht Sicherheitschef Ethan Truman, die Bedeutung der Nachrichten zu zu entschlüsseln. Schon bei seinen ersten Ermittlungen gerät er in eine albtraumhafte Situation, die ihn fast das Leben kostet. Dadurch entgeht ihm, dass Fric, der zehnjährige Sohn des Schauspielers, schreckliche Anrufe bekommt – anonyme Warnungen, die ihm einen grausamen Tod ankündigen … (Verlagsinfo, die leider nicht ganz zutreffend ist)

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren, musste in seiner Jugend hungern, schrieb Schundromane für einen Hungerlohn, lernte seine Frau Gerda kennen und konnte schließlich mit ihr nach Kalifornien ziehen, wo das Ehepaar seither stets mit einem Golden Retriever zusammenlebt. Es gibt kein einziges Koontz-Buch der letzten Jahre – etwa seit „Geschöpfe der Nacht“ –, in dem nicht mindestens ein Loblied auf diese Hunderasse angestimmt wird.

Die zahlreichen Thriller und Horror-Romane des schärfsten Konkurrenten von Stephen King, welcher ja jetzt im Ruhestand ist, wurden sämtlich zu Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat Koontz laut Verlag über 250 Mio. Exemplare verkauft. Leider wurden bislang nur wenige von Koontz’ Büchern verfilmt. Die beste Verfilmung ist meiner Meinung nach „Intensity“, aber der Film strapaziert die Nerven derart, dass er höchst selten gezeigt wird.

_Handlung_

Der Palazzo Rospo ist das luxuriöse Domizil des Hollywood-Superstars Channing Manheim. Der hat die Villa aber nicht erbaut und auch nicht so genannt: Palazzo Rospo, so lautet einer der vielen Insiderwitze des Romans, heißt übersetzt nichts anderes „Krötinhall“, Domizil von Herrn Kröterich in „Der Wind in den Weiden“. Kleiner Scherz am Rande – aber Aelfric, der zehnjährige Sohn von Mahnheim, kennt solche Insiderwitze.

|Die Zielperson|

Er ist ein aufgewecktes Kerlchen, nur leider sehr von seinen Eltern vernachlässigt. Fric, wie er von allen genannt wird, nennt zwar eine riesige Eisenbahnanlage und einen eigenen Villentrakt sein Eigen, aber seine Eltern bekommt er nur wenige Male im Jahr zu sehen. Deshalb freut er sich ja auch so auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Sein „Schattenpapa“ will pünktlich da sein, aber ob seine Quasi-Mama erscheint, bezweifelt Fric stark: Freddie Nielander, das Superdupermodel, hat nur ihre Karriere im Sinn.

Am Tag vor Weihnachten erhält Fric den ersten anonymen Anruf. Auf seiner Privatleitung. Der Anrufer nennt seinen Namen nicht, warnt den Jungen aber, dass er ihn überall finden werde – auch in jenem Panikraum, wo diese seltsamen Haken von der Decke hängen und Fric sich gerne versteckt. Auch im Weinkeller werde er ihn finden, selbst hinter der dortigen Geheimtür. Einfach überall. Fric spürt, wie ihn ein Asthmaanfall zu überkommen droht …

|Der Sicherheitschef|

Von dieser Entwicklung ahnt Sicherheitschef Ethan Truman – ein Name wie das Inbild von Zuverlässigkeit – am Morgen dieses entscheidenden Tages noch nichts. Aber er weiß, dass er den Absender der rätselhaften Drohsendungen erwischen wird. Dieser Rolf Reynerd war nämlich bei der letzten Botschaft ebenso blöd wie dreist vorgegangen. Als er die neueste schwarze Schachtel über riesige Gittertor warf, hatten ihn die Überwachungskameras ebenso erfasst wie das Nummernschild seines Wagens. In der Schachtel befand sich ein Apfel, in den ein Puppenauge eingefügt ist. Sehr witzig.

Reynerd, so ergibt die Recherche, ist ein kleiner Schauspieler. Truman fährt zu seinem Haus und hat ein sehr seltsames Erlebnis. Ohne Übergang stellt er sich realistisch vor, in Reynerds Wohnung zu gehen, den völlig zugedröhnten Schauspieler auszufragen und schließlich von diesem eiskalt erschossen zu werden. Da findet er sich plötzlich wieder im Sitz seines Wagens wieder. Aber woher kommt dann das frische Blut unter seinen Fingernägeln?

Wenig später erhält Truman die Nachricht, dass sein Jugendfreund Duncan, genannt Dunny, der in die Mafiaszene abgerutscht war, tot im Leichenschauhaus liege und ob er, Truman, ihn wohl identifizieren könne? Klar kann er, auch wenn Dunny einst die gleiche Frau, Hannah, begehrt hatte, die dann ihn, Truman, geheiratet hatte. Dunny war lange Zeit im Koma gelegen. Als Truman die Leiche sehen will, ist diese unauffindbar. Soso, die Leichen spazieren in diesem Hospital zur Tür hinaus. Nehmen wohl gar eine Dusche? Ganz genau, Mr. Truman! Und in Dunnys Luxusappartement fehlt natürlich das Foto von Hannah. Auf Hannahs Grab liegt ein frischer Strauß roter Rosen.

|Das FBI und der Anarchist|

Truman wird der Fall zu schräg. Er bittet seinen alten Kumpel Yancy Hazard vom FBI, nach Reynerd zu sehen. Hazard hat keine Mühe, sich einen guten Grund für seinen Besuch dort einfallen zu lassen. Als Reynerd ihm die Tür öffnet, ist er tatsächlich bis zum Stehkragen mit der Modedroge Methamühetamin zugedröhnt. Hazard ist – mit Recht – auf der Hut, doch da passiert etwas Unvorhergesehenes: Ein Besucher klingelt, Reynerd macht die Tür auf – und wird eiskalt abgeknallt! Offenbar will jemand um jeden Preis verhindern, dass Reynerds Hintermänner auffliegen.

Ist einer dieser Hintermänner vielleicht Corky Laputa, der Anarchist? Corky, eigentlich ein Literaturprofessor, tritt in seinem gelben Regenmantel wie ein anarchistisches Rumpelstilzchen auf, als er in der Innenstadt seine Verwirrung, Neid und Missgunst stiftenden „Geschenke“ verteilt. Corky hat jedenfalls genaue Lagepläne von Channing Manheims Villa vorliegen und weiß, wie und wann man am besten hineingelangen könnte. Um was zu tun?

|Der Spiegelmann|

Als Truman abends wieder in sein Büro zurückkehrt, begegnet er Fric. Der erzählt ihm von den anonymen Anrufen, die er erhalten hat. Truman wird misstrauisch, doch er glaubt nicht, dass Fric ihm eine Lüge auftischt. Seltsam ist nur, dass seine Anlage für die Telefonüberwachung keine derartigen Anrufe aufgezeichnet hat. Dafür merkt er jetzt, wie Anrufe auf Leitung 24 eingehen. Dieser Anschluss ist für Anrufe aus dem „Reich der Toten“ reserviert. Trumans Arbeitgeber ist ein eifriger Anhänger des Okkulten.

Unterdessen merkt Fric, der einsame Junge, dass es ihm nichts nützt, die besten Verstecke im ganzen Palazzo Rospo zu kennen. Ein geisterhafter Mann tritt aus einem der zahlreichen Wandspiegel und verfolgt ihn hartnäckig. Wenn er ihn erwischt, wird es sein Vater sein, der ein einsames Weihnachtsfest verbringen wird …

_Mein Eindruck_

Jeden Moment erwartet der Leser also, dass ein Schachtelteufelchen oder sogar ein |deus ex machina| sich als Bösewicht, Retter in der Not oder finsterer Strippenzieher entpuppt. Allerdings und Gottseidank passiert im Palazzo Rospo nichts dergleichen. Allenfalls könnte man die Anrufe auf Leitung Nummer 24, um die sich Truman noch kümmern wird, so nennen. Leider viel zu spät, um noch einen Unterschied zu machen.

Der Autor vermeidet es also relativ erfolgreich, in die Fallen der Klischees für den Plot zu tappen und organisiert das spannende Finale, auf das natürlich alles oben Gesagte hinausläuft, aus dem vorhandenen Personal. Alles, was er noch tun muss, besteht darin, dieses Personal ganz genau zu charakterisieren, damit jede einzelne Figur halbwegs glaubwürdig erscheint und wir an ihrem Schicksal beziehungsweise an ihren Interessen Teilnahme empfinden. Natürlich gilt es auch dabei, etliche Klischeeklippen zu umschiffen. Koontz ist schon einmal übers Ziel hinausgeschossen: In [„Der Geblendete“ 1629 erschuf er Karikaturen statt Menschen und machte so seinen Plot zu einem Panoptikum der Spektakel, deren Ende nicht die Bohne interessierte: Es war einfach zu beliebig.

Aber auch diesmal erlaubt sich Koontz gewisse Extravaganzen, was die Glaubwürdigkeit anbelangt. Doch der langjährige Koontz-Fan erwartet nicht, dass aus Koontz über Nacht ein puristischer Thrillerautor wie Michael Connelly wird: eine Prise Mystery à la „Akte X“, vielleicht sogar Fantasy (Trumans Zeitverschiebung), auf jeden Fall aber Metaphysik darf’s gerne sein. Wenigstens gelingt es dem Autor, bei all diesen Zutaten auf eine eigenständige Weise vorzugehen und nicht bei der Konkurrenz abzukupfern wie so mancher Schriftstellerkollege (z.B. Jeff Long).

|Universum in der Nussschale|

Der „Krötenpalast“ ist ein kleines Universum für sich, vielleicht sogar ein Zerrbild der Welt um uns herum. Daddy ist immer bei der Arbeit (und hat sehr viel Ähnlichkeit mit Tom Cruise) und Mommy ist viel zu egoistisch (und geschieden), um nach ihrem kleinen Sohn zu sehen. Fric ist eine virtuelle Waise und somit relativ schutzlos. Das kommt Corky Laputa und seinen Auftraggebern gerade recht. Der Palazzo mag noch so gut bewacht und gesichert sein, Corky, der „Sohn des Chaos“, wird dennoch einen Weg hineinfinden.

Der einzige taugliche Wächter scheint Ethan Truman zu sein, und in der Tat entwickelt er für Fric, den jungen intelligenten Prinzen im Palast, eine fast schön väterliche Zuneigung. Er ist der Einzige, der seinerseits von Fric respektiert wird, und kann so zum Ersatzvater werden. Allerdings gibt es einen Haken: Fric vertraut dem Angestellten (noch) nicht an, was ihm an bizarren Dingen zugestoßen ist und welchen Bedrohungen er ausgesetzt ist. Vielleicht muss Truman erst selbst lernen, dass es „mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“ (Hamlet).

Truman erlebt deshalb seinen eigenen Tod nicht nur einmal (bei Rolf Reynerd), sondern sogar zweimal (außerhalb des Friedhofs, wo Hannah begraben liegt). Er ist ein Mann, der sehr viel Bekanntschaft mit dem Tod gemacht hat. Vielleicht zu viel, um sich um reiche Leute wie die Manheims zu kümmern? Nein, noch besteht Hoffnung für ihn. Und somit auch für Fric, der auf Truman angewiesen ist.

Zuerst dachte ich, Truman verfüge über die besondere Fähigkeit der temporalen Teleportation, so wie der junge Held in „Der Geblendete“. Als könne Truman sich selbst in der Zeit so bewegen, dass er seinen Tod voraussehen kann. Wie sich zeigt, ist jedoch etwas oder jemand anderes dafür verantwortlich, Trumans Tod zu verhindern. Wer oder was das ist, soll hier nicht verraten werden. Nur eins ist sicher: Truman darf nicht sterben.

|Kampf zwischen Himmel und Hölle|

Wie in fast allen seinen Romanen seit „Dunkle Flüsse des Herzens“, in dem Koontz der Durchbruch auf eine höhere Qualitätsstufe gelang, findet in der Handlung ein exemplarisches Ringen um die Seele und das Glück eines oder zweier Menschen statt. Truman und sein Kumpel Yancy Hazard kämpfen um die Unversehrtheit von Fric und bemühen sich um die Verfolgung und Bekämpfung desjenigen, der es auf Fric abgesehen hat: Corky, der Sohn des Chaos.

Das Chaos kann bekanntlich sehr vielfältige Gestalt annehmen, und das tut Corky auch: Er nimmt zahlreiche Verkleidungen an, beispielsweise als Agent der National Security Agency (NSA). Wie seine Pendants in „Der Geblendete“ und [„Stimmen der Angst“ 1639 ist Corky ein arrogantes Arschloch mit einem total verdrehten Hirn. Aber der Autor gewährt uns einen ungehinderten Einblick in das Innenleben dieses Ungeheuers und tut sein Bestes, um ihn uns sympathisch zu machen. Das kann lange versuchen, wir verabscheuen Corky trotzdem, solange wir noch das Herz auf dem rechten Fleck haben. Aber genau das bezweckt der Autor: Seine Darstellung des Bösen zwingt uns, einen Standpunkt einzunehmen und Farbe zu bekennen. Stehen wir auf Corkys Seite, dann können wir uns nicht für Fric erwärmen – und umgekehrt.

|Der Engel, dein Freund und Helfer|

Was dieses Ringen zwischen den Vertretern des Guten und des Bösen auf eine metaphysische Ebene hebt, ist der Auftritt eines Schutzengels. Nun ja, zumindest gibt sich dieses Wesen – seine Identität sei nicht verraten – gegenüber einem Kind wie Fric erst einmal als „Schutzengel“ aus. Das Wesen, das einmal ein Mensch war, existiert in einem Zwischenreich zwischen Lebendig- und Tot-Sein, aber auch zwischen Gut und Böse. In diesem Limbus kann es sich gedankenschnell bewegen, um an Ort und Stelle zu sein, wenn es gebraucht wird. Allerdings sind der Art und Weise seines Eingreifens durch seinen Vorgesetzten „Mr. Typhon“ strenge Grenzen vorgegeben. Daher muss der „Schutzengel“ eher psychologische statt physische Mittel einsetzen, um seine Schützlinge dahin zu führen, wo er sie haben will. An diesem Punkt wird es relativ interessant, wie er das anstellt. Es gelingt ihm nicht immer. Auch Engel müssen sich ihre Flügel erst verdienen.

Es gibt noch einen zweiten Engel, wie Truman herausfindet. Leider hat dieser Engel erhebliche Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen. Selbst die Leitung Nr. 24 hilft ihm nicht, denn das Zimmer, wo seine dringenden Anrufe – immerhin 56 in zwei Tagen! – aufgezeichnet werden, ist für Truman tabu. Der Guru von Manheim, ein gewisser Ming du Lac (noch so ein krasser Name), hat das Zimmer für die Geister der Toten reserviert. Als Truman trotz des Verbots dort eindringt, hat er ein bizarres Erlebnis. Aber auch eine Erleuchtung: Endlich findet er heraus, worin die Botschaft der sechs Drohsendungen besteht. (Gut zu wissen, das bei Koontz alle Rätsel eine Lösung finden, nicht wahr? Es gibt keine losen Enden bei diesem Autor.)

|Engels Höllenfahrt?|

Nach vollbrachtem Werk besteigt Engel Nummer 1 einen Fahrstuhl. Zunächst ist er sich keineswegs sicher, wohin dieser Fahrstuhl fährt. Aber auf dem Weg nach unten passiert die Liftkabine viel zu viele Stockwerke, um noch in einer irdischen Dimension landen zu können. Als der Lift anhält, ist Engel Nummer 1 auf das Schlimmste gefasst. Gibt es eine Chance für ihn? Schließlich hat er sich redlich auf Erden bemüht, und wie wir von Goethes Faust wissen, wird der erlöst, „der immer strebend sich bemüht“. Und tatsächlich, das Wunder geschieht, denn auch jetzt gilt, was Goethe in den letzten Versen von „Faust II“ schreibt: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.“ Dann endlich erhält der Originaltitel „The Face“ eine tiefere Bedeutung.

Es sind solche Extravaganzen, wo der gewöhnliche Thrillerfreund geistig aus der Kurve fliegt und Konntz den Laufpass (wenn nicht Schlimmeres) gibt. Es sind diese Stellen, die den Koontz-Freund bei der Stange halten, so dass er seinem Lieblingsautor treu bleibt. Das ist schon seit dem fabelhaften „Intensity“ so, und das wird noch eine ganze Weile so bleiben.

Denn Koontz ist ein äußerst produktiver Autor, der mittlerweile schon sechs Romane veröffentlicht hat, die bei uns noch nicht einmal angekündigt worden sind. Dazu gehören „The Taking“, „Odd Thomas“, „Son of Frankenstein I + II“, „Life Expectancy“ und zuletzt „Velocity“. Hoffentlich hab ich keinen vergessen.

|Die Übersetzung|

… durch Bernhard Kleinschmidt erschien mir nicht nur als makellose Übertragung ins Deutsche, sondern auch als hundertprozentig fehlerfrei (ein wichtiger Grund für mich, nur noch gebundene Bücher lesen zu wollen). Das dachte ich zumindest, bis ich auf Seite 679 auf einen klaren stilistischen, wenn nicht sogar semantischen Fehler stieß. Kugeln, die an einem Menschen vorbeifliegen, „verpassen“ ihn nicht, wie Kleinschmidt formuliert, sie verfehlen ihn. Ich kann einen Bus verpassen, aber keine Kugel. Ich werde nämlich niemals so schnell sein können wie eine abgeschossene Kugel. Merke: Nobody’s perfect.

_Unterm Strich_

„Der Wächter“ hat mich wieder einmal von den erzählerischen Qualitäten des Autors Koontz überzeugt. „Der Geblendete“ war ein klarer Schuss in den Ofen und hatte mich umso mehr enttäuscht, als „Stimmen der Angst“ davor ein Glanzpunkt im Werk von Koontz gewesen war. „Der Wächter“ wird nichtsdestotrotz alle puristischen Thrillerfreund enttäuschen, weil es sich dieser Autor nicht nehmen lässt, seine Geschichte mit metaphysischen Erkenntnissen und Phänomenen zu kombinieren, die den einen oder anderen Leser garantiert vor den Kopf stoßen werden.

Die Lektüre von Goethes „Faust“ und vor allem von „Faust II“ kann erheblich dazu beitragen, ein paar Dinge auf dieser metaphysischen Bedeutungsebene klarzustellen. So zum Beispiel die Sache mit dem Pakt und dass man sich hienieden auch dann noch bewähren muss, wenn man schon glaubt, tot zu sein. Die Welt – und das ist nicht nur die physische „Erde“ – ist für Koontz ein Schlachtfeld, und jeder Einzelne von uns spielt darauf eine Rolle, und sei es nur durch einfache An- oder Abwesenheit. (Eines Tages wird es kluge Studenten geben, die über die „Metaphysik im Werk des Horrorschriftstellers Dean Koontz in den Jahren von 1976 bis 2006“ eine Seminararbeit, eine Abschlussarbeit oder eine Dissertation schreiben werden. Diesen Kelch lasse ich an mir vorübergehen.)

Wer also nichts gegen ein paar schräge Beschreibungen und seltsame Phänomene in dieser Geschichte einzuwenden hat, wird mit einer annehmbar spannenden Story belohnt werden. Leider gibt es noch keine preisgünstige Taschenbuchausgabe, aber auch diese ist nur eine Frage der Zeit.

|Originaltitel: The Face, 2003
720 Seiten
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kleinschmidt|