Frank Lauenroth – Black Ice

Bei Begedia erschien kurz vor Weihnachten der vorliegende Roman von Frank Lauenroth, bis dahin vor allem mit seinem Thriller »Boston Run« und seit 2012 mit der nominierten Novelle »K’tarr!« in der apokalyptischen Sammlung »2012 – T minus Null« bekannt. Heute schickt er seinen Raumfrachterpiloten Frankie in ein Science-Fiction-Abenteuer, das teilweise einer klassischen Space Opera entspricht, teilweise aber auch eine literarische Annäherung an die Band Frankie goes to Hollywood darstellt.

Frankie wurschtelt sich so durch als Raumfrachterpilot in den Außenbereichen eines galaktischen Regierungssystems, die mittlerweile von der skrupellosen Firma LaLeLimbus kontrolliert werden. Bisher hat sich Frankie nie etwas zuschulden kommen lassen, er ist der ehrbare Einzelgänger, ein Kuriosum in diesen von Egoismus und gegenseitiger Abhängigkeit dominierten Gegend, vom Leben und der Liebe oft enttäuscht, eng verbunden mit seinem Frachter CORONA. Sein Schiff, seine Heimat, sein Ein und Alles. Bis er eines Tages beim Anflug auf die Zentralwelt der LaLeLimbus-Gesellschaft durch einen unregistrierten Transport geentert wird und sich mit Holly ein zweites Kuriosum an Bord befindet, das Frankie ein finanziell unausschlagbares Angebot zur sofortigen Umkehr macht. Und damit beginnt das Abenteuer, an dessen Ende die gesamte Weltsicht umgekrempelt ist und der unbescholtene Frankie plötzlich zur Zielscheibe der Wut und Macht des gefährlichen Konzerns wird.

Eigentlich ist es ein typisches Setting für einen Abenteuerroman: Ein Außenseiter von untadligem Charakter gerät in Konflikt mit mächtigen skrupellosen Gegnern, mit denen er bis dahin immer einigermaßen auskommen konnte. Eine Jagd beginnt, in deren Verlauf sich der Gute mit Gleichgesinnten umgibt, meist aus der Not heraus, wenn die Betreffenden ins Kreuzfeuer geraten. Mit Hilfe dieser starken Einzelgängergruppe wagt er schließlich das Undenkbare und bietet dem Gegner die Stirn mit dem Ziel, seine Machenschaften zu beenden. Dabei wird noch das Rätsel um die eigentlichen Vorhaben des Gegners gelöst, so dass nicht nur das persönliche Wohl der Protagonisten zur Verteidigung steht, sondern auch größere Gefahren beseitigt werden müssen.

Hier schwebt über allem die Verbindung zu oben genannter Musikgruppe, die auch offensichtlich Einzug in die Namenswelt des Romans hält: Mit Frankie, der schönen Emphatin Goesto (ja, im Buch steht wirklich an jeder einzelnen Stelle Emphatin!), dem gruseligen Verbrecheropfer Holly und dem unbeweglichen Holzwesen Wood sind sowohl die Mannschaft der CORONA als auch der Name der Musikgruppe komplett. Weiterhin inspirierte sich Lauenroth an den Titeln eines wichtigen Albums der Band, so dass sich noch weitere Verwurschtungen im Text finden lassen müssten für den geneigten Leser.

Ein Wort zum Titelbild: Das lockt keine Maus hinter dem Ofen hervor. Neben dem langweiligen Planetenbild fällt auch der Schriftzug nicht positiv auf, er verleiht dem Bild eher einen amateurhaften Charakter. Hier wünsche ich dem Verlag ein professionelles Auge oder den Mut, andere Engagements zu wählen. Aber konzentrieren wir uns auf das Geschehen.

Der Frachter CORONA ist eigentlich das Konfliktpotenzial des Romans, wie sich erst recht weit gegen Ende herausstellen wird. Dabei spielt er bis dahin eine eigentümliche Rolle als ursprünglich ausgemustertes Schiff, das Frankie mit seinem oft knappen Erlös am Laufen halten muss. So kommt es, dass hier und da die Technik veraltet ist, während anderswo Hochleistungstechnik verbaut zu sein scheint, jedenfalls ist Frankie von der Geschwindigkeit des Frachters überzeugt. Dieser Zwiespalt spielt hin und wieder eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ob dem Team die Flucht gelingt oder nicht.

Stilistisch bewegt sich das Buch in einem mittleren Gewässer. Informationen werden angenehm unauffällig vermittelt, aber Konflikte und Rätsel werden oft, gern und umfassend in Form innerer Fragen dargestellt, was bei der Anhäufung leider auffällt und den Leser zum Teil seiner Mitwirkungsmöglichkeiten beraubt. Ein weiteres Problem bei dem eigentlich angenehm schmalen Umfang des Buches ist die Einführung der Protagonisten. Für Holly und Wood existiert jeweils das passende Umfeld, und ihre Entwicklung oder Vorgeschichte lässt ihre Wahl auch plausibel erscheinen, bei Goesto wird es schon grenzwertig, mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich der Gruppe anschließt. Als schließlich ein Wesen namens Zwei aufgegriffen wird, entbehrt die Entwicklung jeglicher Grundlage, da sich hier keine nachvollziehbare Wandlung erkennen lässt. Diese Schwachstellen in der Charakterisierung seien mal dem Raum geschuldet.

Richtig gut stellt sich der große Zusammenhang dar, der sich aus der Droge Black Ice, dem Konterpart White Fire und dem Ansinnen der verbrecherischen LaLeLimbus-Brüder ergibt. Gleichfalls bewegt sich die Geschichte flüssig und sicher in dem umgebenden Weltenbau und birgt interessante Grundlagen, anhand derer mit Sicherheit noch weitere schöne Geschichten erzählt werden könnten. Deshalb wünsche ich dem Autor den Mut, sich von der selbstauferlegten Verbindung zu irgendwelchen musikalischen Idolen zu lösen und sich ganz auf die Stärken der Geschichte zu konzentrieren, um an diesem interessanten Gerüst weiter zu bauen. Und so bleibt das Gefühl zurück, ein unterhaltsames Buch mit einem wirklich guten Ende gelesen zu haben.

Taschenbuch: 260 Seiten
ISBN-13: 9783957770127
Begedia-Verlag

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