Die drei ??? und das Gespensterschloss (Jens Wawrczeck liest …)

Die Handlung:

Albert Hitfield sucht für einen Gruselfilm ein altes Spukhaus. Hätten sich unsere drei Freunde Justus, Peter und Bob besser nicht an der Suche beteiligen sollen? Stand für sie bisher nicht fest, dass es ein Orgel spielendes Phantom nicht gibt? Für die drei ??? wird´s plötzlich unheimlich und gefährlich! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nicht nur zu meinen Favoriten im ???-Geschichten-Universum zählt die Geschichte rund um das Gespensterschloss von Stephen Terrill. Besonders die Fans der Verhörspielungen wirds freuen, dass diese Story von der Stimme des zweiten Detektivs, Peter „dem Schisser“ Shaw, Jens Wawrczek gelesen wird.

Interessanterweise ist dieses Abenteuer eigentlich das erste … und nicht der Fall mit dem „Super-Papagei“, der von Oliver Rohrbeck gelesen wird, mit dem bei EUROPA in Deutschland die Hörspielserie startete. Die unterscheidet sich zwangsläufig in der einen oder anderne Feinheit, denn beim „Gespensterschloss“ (korrekt nach aktueller Rechtschreibung mittlerweile mit ’ss‘ und nicht mit ‚ß‘ geschrieben) hatten die drei Jungs aus Rocky Beach gerade erst ihren Detektivclub gegründet und suchen nach ihrem ersten Auftraggeber.

Wobei das mittlerweile auch schon nicht mehr stimmen mag, denn nach deutschem, selbstgestricktem und ergänztem Kanon, wirbelten die Drei ??? Kids da ja eh wieder einiges durcheinander.

In dieser Serien-Einstiegsgeschichte gehts darum, dass die jungen Ermittler also gern mal einen Fall lösen möchten. Sie klingeln beim bekannten Regisseur Alfred Hitchcock aka Albert Hitfield an, der gerade ein Gruselschloss als Kulisse für seinen neuen Film sucht. Das wäre doch was. Und hinradeln müssten die Jungs auch nicht, denn dieses Abenteuerl spielt noch zu einer Zeit, als ihnen ein Rolls-Royce samt Fahrer zur Verfügung steht. Den hat Justus für eine Zeitlang aufgrund eines Preisausschreibengewinns auf Abruf parat.

Den Auftrag bekommen die Jungs aber gar nicht … dennoch fangen sie mit den Ermittlungen an. Bob, der gipsbeinbedingt in die Rolle des für Recherchen und Archiv Zuständigen rutscht, findet auch ein Gebäude, das sich die drei mal anschauen könnten und werden.

Hier gibts dann allerlei Gruseliges und mehr Hintergründiges, als es der Leser/Hörer erwarten könnte. Alles in kind- und jugendgerechtem Rahmen erzählt, aber mit einer Prise Gänsehaut gewürzt.

Das Gespensterschloss birgt nämlich ein echtes Geheimnis, dessen Auflösung den berühmten Regisseur vom Anfang ordentlich beeindruckt.

Das Hör-Erlebnis:

Nach einem Intro, das von einer nicht genannten, weiblichen Stimme gesprochen wird und das mutmaßlich an Menschen ohne Sehvermögen gerichtet ist … wird hier doch nur das genannt, was auf dem Cover schon draufsteht … gehts los.

Eine weitere Stimme, die von Axel Lutter, liest uns das Vorwort vor. Das tut er passend missmutig, denn die Figur, der dieses Vorwort abgerungen wurde, ist nicht begeistert, dass er überhaupt eins schreiben musste. Warum er sich dabei aber Albert Hitfield und nicht Alfred Hitchcock nennt? Das hat mit Namensrechten zu tun und damit, dass Alfred Hitchcock, der sich die anfängliche Schirmherrschaft über die Serie gut bezahlen ließ, verstorben war. Der deutsche Buchverlag wechselte auch hin und her und wusste dann offenbar zwischenzeitlich auch nicht mehr, welcher Name jetzt aktuell war und ließ im Fall mit dem „Narbengesicht“ schließlich Albert Hitfield sogar auf Albert Hitfield treffen …

Dann aber übernimmt Jens Wawrczek das Mikro und liest das eigentliche Abenteuer vor. Leider tut er das nicht immer mit dem Schauspiel, das ich eigentlich erwartet hatte. Geht er doch als Sprecher des zweiten Detektivs in den Hörspielen an seine Grenzen und kann jede noch so kleine Gemütsregung gefühlsecht vermitteln … so hält er sich hier hörbar zurück. Auch in den Szenen, die sich dem Hörspielfreund ins Gedächtnis gebrannt haben.

Als wolle er niemanden beim Zuhören stören, entstand direkt zu Anfang in meinem Kopfkino das Bild eines Sprechers, der in einer abgedunkelten Kabine steht und Seite um Seite des Skripts voranliest … und nicht die Szenerie, die der Sprecher eigentlich entstehen lassen sollte/wollte. Da hat mir Axel Lutter in seinen wenigen Sprechminuten besser gefallen.

Er liest nicht langweilig oder gar gelangweilt, das nicht. Aber, fast jede Figur, die er vertont, klingt gleich. Ok, bis auf „die Zigeunerin“. Hier blitzt kurz auf, wie die Lesung hätte ablaufen können, wenn sich der Sprecher mit jeder Figur so viel Mühe gegeben hätte.

Ich hatte nicht erwartet, dass er zum Bauchredner wird oder so unterschiedlich viele Stimmfarben anbietet, wie ich das von so gut wie allen Produktionen der US-Kollegen gewohnt bin. Aber, wie gesagt, alle hier gesprochenen Dialoge klingen tonal (fast immer) gleich. Und wenn am Ende oder am Anfang nicht stehen würde, wer da grad spricht, der Hörer könnte es nicht wissen. Einen Wiedererkennungswert in dieser Sache gibts daher leider nicht, besonders die drei Detektive klingen exakt gleich.

Allein die Gefühlswelt, in der sich der jeweilige Charakter befindet, wird ganz ok vermittelt … aber auch hier ist es kein Vergleich zu dem, was Jens Wawrczek abliefern kann, wenn er die Hörspiele einspricht.

Die beschreibenden Szenen und Zwischensequenzen liest er zwar flott, lebendig und mit abwechselnder Sprechgeschwindigkeit … aber auch hier war noch Luft nach oben, was das Schauspiel vor dem Mikro und die Dynamik angeht. Da fehlte mir an mancher Stelle die Begeisterung und das Feuer.

Nörgeln auf hohem Niveau? Gut möglich, aber ich weiß, dass ers besser kann. Schade, dass er das nicht durchgängig zeigt.

Das Schlusswort hat wieder die Dame vom Anfang, die uns noch mal dran erinnert, was wir gerade gehört haben und uns die Technik-Credits vorliest.

Die Trackliste:

CD: 1
1. Intro
2. Vorwort
3. Die drei Detektive
4. Besuch mit Hintergedanken
5. Man spricht vom Gespensterschloss
6. Besuch im Gespensterschloss
7. Echo aus dem Jenseits

CD: 2
1. Spuck am Telefon
2. in der Falle
3. Der Mann mit der Narbe
4. Gespenster, Gespenster
5. Ein folgenschwerer Fehltritt

CD: 3
1. Die Warnung der Zigeunerin
2. Das blaue Phantom
3. Das Geheimzeichen
4. Ein Geist und ein Spiegel
5. Nebel des Grauens

CD: 4
1. Im Verlies
2. Dem Fragezeichen auf der Spur
3. Interview mit einem Gespenst
4. Auf gute Zusammenarbeit
5. Outro

Die Hörbuchreihe:

In zwangloser Reihenfolge, gelesen von jedem, der Spaß an den Drei ??? oder direkt mit ihnen zu tun hat, sind bislang erschienen:

„…und der grüne Geist“, gelesen von Bastian Pastewka
„…und die Geisterinsel“, gelesen von Anna Thalbach
„…und der Phantomsee“, gelesen von Jannik Schümann
„…und der Super-Papagei“, gelesen von Oliver Rohrbeck
„…und das Gespensterschloss“,gelesen von Jens Wawrczeck
„…und der Karpatenhund“,gelesen von Andreas Fröhlich
„…und der tanzende Teufel“, gelesen von Bela B. (Dezember 2019)

Nur die drei Lesungen der Sprecher der „Hauptserie“ sind Stand November 2019 zusätzlich zum digitalen Angebot auch als CD-Boxen erhältlich.

Der Autor:

Robert Arthur (* 10. November 1909 in Fort Mills auf der Insel Corregidor, Philippinen; † 2. Mai 1969 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Autor und Journalist. Bekannt wurde er vor allem als Schöpfer der Jugend-Detektivserie The Three Investigators, im deutschsprachigen Raum besser bekannt als Die drei ???. (de.wikipedia.org)

Die Sprecher:

Jens Wawrczeck (* 12. Juli 1963 in Nykøbing Mors (Jütland), Dänemark) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Hörspielsprecher und Hörbuchinterpret. Darüber hinaus ist er als Synchronregisseur und Dialogbuchautor tätig. Seine Stimme ist vor allem durch die EUROPA-Hörspielserie Die drei ??? bekannt, in der er seit 1979 die Rolle des zweiten Detektivs Peter Shaw spricht.

Axel Lutter (* 1952) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Lutter arbeitet schon seit über 30 Jahren als Schauspieler und Synchronsprecher. Er trat unter anderem in Theatern in Frankfurt am Main, Detmold und Braunschweig auf.
(de.wikipedia.org)

Technik-Credits:

Gelesen von Jens Wawrczeck – und Axel Lutter als Albert Hitfield.
Aufnahme & Regie: Alexander Rieß, Superhearo Audio, Hamburg.
Produziert im Hörspielstudio XBerg, Berlin
Konzept & Redaktion: Maike Müller, Elias Emken und Oliver Rohrbeck.
Eine EUROPA Produktion. (P) & © 2019 Sony Music Entertainment Germany
Das Buch „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ von Robert Arthur, aus dem Amerikanischen übertragen von Leonore Puschert, ist im Franckh-Kosmos Verlag erschienen.
Illustration: Aiga Rasch.
Die drei ??? sind eine eingetragene Marke der Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart.

Die Ausstattung:

Die CDs sind mit dem Covermotiv bedruckt und stecken einzeln in Papphüllen. Alle vier Papphüllen liegen in einer kompakten Papp-Klappbox. Auf den Papphüllen finden wir vorn das Cover, das auch auf der Box zu sehen ist, und hinten die Tracknamen und die Technik-Credits.

Dazu gibts ein Booklet-Faltblatt, das natürlich vorn auch noch mal das Cover des Abenteuers zeigt. Innen finden wir einen kleinen Teil eines Interviews mit dem Sprecher, in dem er sich dazu äußert, wie er zu den ??? und speziell diesem Roman gefunden hat. Dazu gibts noch Werbung in eigener Sache und auf der Rückseite noch mal eine Aufstellung aller CDs samt Tracknamen.

Mein Fazit:

Dieses erste Abenteuer der frisch gegründeten Drei-???-Detektei ist zu Recht ganz weit oben in den Charts der Lieblingsfälle vieler Fans … jeglichen Alters. Das Abenteuer ist nicht nur kind- und jugendgerecht spannend erzählt, es bietet auch interessante Verwicklungen und Wendungen, die zeitlos sind. Ob 1964, 2019 oder 2074, diese Story macht immer Spaß.

Jens Wawrczek macht einen ordentlichen Job. Ich gebe zu, dass ich mehr erwartet hatte. Mehr Begeisterung, mehr Feuer und vor allem mehr Schauspiel vor dem Mikro. Als „Peter Shaw“ in der Hörspielserie zeigt er ja immer wieder, wie authentisch und fesselnd er diese Figur mit Leben füllen kann.

Hier aber klingen nicht nur alle drei Detektive verwechselbar gleich, auch wird das Gefühlsleben der Figuren meist eher angedeutet, als wirklich eindringlich vermittelt.

Er macht seinen Job gut, liest gut, klingt aber in der Regel wie ein Papa, der seinen Kindern am Bett vorliest … immer darauf bedacht, dass er nicht zu sehr aus sich herausgeht, falls sie doch schon eingeschlafen sein sollten.

Axel Lutter, der hier das Vorwort spricht, macht einen prima Job und hat mir gut gefallen.

Ungekürzte Lesung auf 4 CDs
CD1: 1:12 Std.
CD2: 1:03 Std.
CD3: 1:08 Std.
CD4: 1:07 Std.
Spieldauer: 4:30 Std.
Sprecher: Jens Wawrczek, Axel Lutter
Originaltitel: The Secret of Terror Castle (1964)
1. Auflage, November 2019

www.natuerlichvoneuropa.de

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