Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Jack the Ripper – Live in Berlin (Offenbarung 23, Folge 21)

_Die Ripper-Ermittler, live auf der Bühne_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Wer war Jack the Ripper wirklich – dieser unvorstellbar grausame Serienmörder? Autor Jan Gaspard hat eine verwegene Theorie, die einen der prominentesten Vertreter des viktorianischen Zeitalters der Tat zweifelsfrei überführt. Im Gespräch mit den Protagonisten seiner Hörspiel-Serie „Offenbarung 23“ zeichnet Gaspard, vertreten durch Oliver Rohrbeck, ein vollständiges Bild des perfiden Killers. (Auszug aus der Verlagsinfo)

Was weder Vorder- noch Rückseite der CD eine Erwähnung für würdig halten: Diese CD enthält herrlich lustige Outtakes, die richtig zum Mitlachen animieren. Über eine Viertelstunde Pleiten und Pannen pur.

_Der Autor und die Macher_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen des preisgekrönten [Andy Matern.]http://www.andymatern.de Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) [Durst! 3900
16) [Krauts und Rüben 3934

|5. Staffel:|
17) [Die Waterkant-Affäre 4340
18) [Menschenopfer 4362
19) [Angst! 4537
20) [Die Pyramiden-Saga 4554

Einschub: 21) Jack the Ripper (Live-Lesung)

|6. Staffel:|
22) Der Fluch des Tutanchamun (Mai 2008)
23) Der Jungbrunnen (Mai 2008)
24) Ausgespäht und Ausgetrickst (Juli 2008)
25) Sex and Crime (Juli 2008)

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

_Die Produktion_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Erzähler / Jan Gaspard: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Kim Schmittke: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Adam Sandler, Don Cheadle, Daniel Craig)
Kai Sickmann: Detlef Bierstedt (George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Boris F. alias Tron: Benjamin Völz (Keanu Reeves, James Spader, Matthew McConaughey, David ‚Mulder‘ Duchovny …)

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Präsentation_

Dies ist keine Studioaufnahme, sondern eine Live-Aufführung in einem Theater in Berlin, also vor Publikum. Nach all dem Intro-Zeug wie etwa der Serienmelodie stellt der Ansager, gespielt von Oliver Rohrbeck, endlich Jan Gaspard, den Autor vor – oder auch nicht. Denn wer ist dieser Gaspard? Er selbst könnte es sein, oder ein anderer. Wie auch immer: Für Gaspard habe es Vorbilder gegeben: Justus Jonas von den drei Fragezeichen etwa, oder Sherlock Holmes, der später häufig erwähnt wird. Gaspards Methode soll anhand eines Beispiels illustriert werden.

Die Szene wechselt. Gaspard hat ein paar Freunde auf seine Ritterburg eingeladen. Tatsächlich handelt es sich um die wichtigsten Figuren seiner Hörspielserie „Offenbarung 23“ bzw. deren Sprecher: Georg Brand alias T. Rex, gespielt von David Nathan; Tatjana Junk alias Nolo, gespielt von Marie Bierstedt; Kai Schmittke, Georgs Studienkollege und bester Kumpel, gesprochen von Dietmar Wunder; Kai Sickmann, Sensationsreporter, gesprochen von Detlef Bierstedt. Es habe damit begonnen, so Rohrbeck alias Gaspard, dass er den Fall Jack the Ripper recherchieren wollte. Dazu haben die anderen jeweils eine eigene Haltung bzw. Theorie. Wie stets gibt Gaspard ihnen eine Chiffre: das Foto eines kleinen Mädchens mit Elfen. Echte Elfen, Feen, Engel? Die anderen sind verblüfft. Nein, dies sind nur gefälschte Elfen, sagt Gaspard. Die [Cottingley-Mädchen]http://de.wikipedia.org/wiki/Cottingley__Fairies fälschten sie seinerzeit und lösten so eine echte Engels- und Elfenhysterie aus, einen Medienhype, würde man heute sagen. Selbst ein so gewitzter Autor wie Arthur Conan Doyle glaubt an die Existenz dieser Feen bis zu seinem Tod im Jahr 1930. Und was sagt uns das? Man sollte seine Beweise prüfen. Für die Girls war alles nur ein Spiel, für die Erwachsenen seinerzeit blutiger Ernst.

Und die Verbindung zu Jack the Ripper, bitteschön? Gaspard meint, die Indizien lägen alle vor, man bräuchte sie nur noch zusammensetzen. Dann hätte man die korrekte Identität des Serienkillers von 1888. Die anderen sind verblüfft und beginnen zu rätseln.

Ja, wie jetzt? Will Gaspard etwa behaupten, Arthur Conan Doyle sei der fünffache Mörder von Prostituierten in London gewesen? Alle Welt wisse doch, dass es ein Mitglied des königlichen Hofes gewesen sei, oder? Nun beginnt Gaspard seine Beweismittel auszubreiten. In der Tat sind sie umwerfend. Der Schöpfer des weltgrößten Meisterdetektivs – ein Massenmörder?!

_Mein Eindruck: Der Inhalt_

Man kann ja einige Zweifel an dieser Theorie hegen, aber Gaspard/Rohrbeck führt doch zahlreiche Argumente an: von der Psychologie Doyles über dessen Sherlock-Holmes-Werke über die Cottingley-Fälschung bis hin zum Vergleich der Briefe Doyles und Jack the Rippers (siehe auch unten den Abschnitt „Booklet“). Dies alles hat Gaspard im Internet (Wikipedia etc.) und in Büchern recherchiert.

Der Zweck besteht nicht darin, die Theorie schlüssig zu machen, sondern anhand schlagender Indizien zu demonstrieren, wie Gaspards Methode funktioniert und vielversprechende Ergebnisse liefert. Dieses Ziel zumindest wird erreicht. Zweifel an der Stichhaltigkeit der Theorie werden sicherlich bleiben.

_Die Inszenierung_

Oliver Rohrbeck ist der Strippenzieher in dieser Aufführung von „Offenbarung 23, Folge 21“. Seine eigene Firma ist bekanntlich die |Lauscherlounge|, und deren ästhetisches Prinzip basiert auf dem lauten Vorlesen eines Textes und entsprechender Improvisation, wenn der Sprecher mal nicht mit dem vorgegebenen Text einverstanden ist. So läuft das hier auch ab, mit interessanten Ergebnissen.

Die Live-Atmosphäre trägt dazu bei, dass die Sprecher aus sich herausgehen und mit den anderen interagieren, was ja im Studio strikt vom Text reguliert wird. Hier wird’s richtig lustig, wenn die Männern drauflos spekulieren. Doch Marie Bierstedt alias Nolo ruft immer wieder zur Vernunft und spielt den Advocatus Diaboli, der alles in Zweifel zieht, egal, was Gaspard anführt. Denn wie immer gilt auch hier: „Vertraue niemandem!“

|Die Sprecher|

Erstaunlicherweise bleiben die Sprecher auch in der Live-Aufführung ihren Rollen treu, auch wenn ihnen das nicht immer leichtfällt. Die Illusion der Trennung zwischen Sprecher und Rolle ist nicht immer einfach aufrechtzuerhalten. Detlef Bierstedt gelingt das am besten, denn er hängt einfach den gelernten Reporter raus, der schon alles gesehen hat.

|Geräusche und Musik|

Das wichtigste Geräusch ist wohl der Applaus der Theaterbesucher. Das nächste ist das Summen des Diaprojektors (scheint ein alter zu sein). Leider wurde meine Aufmerksamkeit vom lauten Ticken einer Uhr abgelenkt. Ansonsten wird die Titelmelodie eingespielt – und auch mal abgebrochen – und diverse Musik-ähnliche Sounds erklingen. Das scheint ein Synthesizer zu sein. Ohne diese Klangkulisse würde die Aufnahme ungemütlich und steril wirken. Die Musik erzeugt Anspannung ebenso wie Entspannung – das ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Das Ganze hat ebenso wie das |Lauscherlounge|-Konzept Werkstattcharakter. Und ist natürlich sehr preisgünstig zu produzieren.

|Das Booklet|

Dass es sich diesmal um eine Live-Lesung handelt, dokumentieren im Booklet drei farbige Fotos von den Sprechern. Alle scheinen echt gut drauf zu sein. Danach folgt eine Seite mit Credits für die Mitwirkenden und eine Seite mit den Covern der 20 vorhergehenden Folgen.

Die letzte Seite ist die interessanteste. Unten stehen die Weblinks für weiterführende Quellen zu Jack the Ripper, Arthur Conan Doyle und zu den Cottingley-Mädchen, die die Engelsfotos fälschten. Oben sind drei Fotos zu sehen. Sie zeigen den berühmten Brief, den der Mörder mit dem Absender „From Hell“ in blutroter Tinte schrieb. Neben dem großen Foto des Briefes heben zwei kleinere Abbildungen Details aus der Handschrift heraus. Diese Details werden im gesprochenen Text verglichen und spielen somit eine wichtige Rolle. Auf der Titelseite ist der Brief noch einmal zu sehen, allerdings flach, verzerrt und kaum leserlich.

|Die Outtakes| (ca. 16:50 Minuten)

Die Outtakes beinhalten Pannen wie etwa Versprecher und viele Lacher. Jedes Outtake wird durch ein nettes Hupe-Geräusch vom nächsten abgetrennt. Betroffen sind fast alle Serienfolgen, besonders aber „Die Krebsmacher“, wegen der vielen Fremdwörter. Zu den Sprechern gehören David Nathan, Dietmar Wunder, Marie Bierstedt, Detlef Bierstedt, Till Hagen, Tilo Schmitz, Andy Matern (genannt „DJ Andy“) und diverse andere, die mir nicht auswendig geläufig sind. Manchmal herrscht verblüffte Stille nach einem seltsamen Satz – da kommt der Einsatz einfach nicht. Oder es wird herumgeblödelt, um eine „Ho-use-Party und Seangse“ (Séance) – wir sind in Berlin – zu veranstalten. Am Schluss prosten uns die Sprecher zu – das war’s.

Alles in allem ist es sehr lustig, und weil ich mit vom vielen Lachen anstecken ließ, kringelte ich mich bald in meiner Sitzgelegenheit. Schade, dass auf der Verpackung nirgends darauf hingewiesen wird.

_Unterm Strich_

So eine Live-Lesung hat ja ihren speziellen Charme. Die Unmittelbarkeit, der direkte Ausdruck der Sprecher je nach Charakter, die Geräuschkulisse inklusive tickender Uhr, der Applaus, all das hat seinen besonderen Reiz.

Darüber soll natürlich auch das Thema des Abends nicht vergessen werden: Jack the Ripper. Die Theorie, dass es sich um Arthur Conan Doyle handelt, mutete mir zunächst ziemlich abstrus an, aber je mehr Indizien und Verdachtsmomente Rohrbecks Gaspard anführt, desto plausibler erscheint die Theorie. Auch wenn man sich ihr nicht anschließen will, so erfährt man doch einige unbekannte und unangenehme Einzelheiten aus dem Leben Doyles – ein ehebrechender Brutalo, der geadelt wurde, da schau her.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.offenbarung-23.de
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de