Jarry, Nicolas / Richmond, France – Heinrich, König von Frankreich und England (Der tönerne Thron 3)

_Der tönerne Thron:_

Band 1: [„Der Ritter mit der Axt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7634
Band 2: [„Die Brücke von Montreau]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7635
Band 3: [„Heinrich, König von Frankreich und England“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7636
Band 4: „Der Tod der Könige“

_Story:_

Die Ermordung des Herzogs von Burgund löst in Adelskreisen Hoffnungen und Befürchtungen aus: Während der englische König Henry den Anlass gekommen sieht, sich mit dem Sohn des Verstorbenen zu verbünden und dessen Rachsucht für seine Zwecke zu nutzen, befürchten die Armagnacs und allen voran der eigentliche Thronfolger Charles, dass der Anschlag im Rahmen der Friedensverhandlungen als geplantes Attentat verkauft wird.

Tatsächlich dringen die Stimmen, die von vorsätzlichem Verbrechen sprechen zum Sohn des Herzogs durch, der sich in den Kopf gesetzt hat, alles daran zu setzen, den Dauphin umzubringen und die Tat nicht ungesühnt zu lassen. Dabei hat er keine weiteren politischen Ansprüche und ist auch nicht an der Krone interessiert, was ihn für Henry zu einem weiteren interessanten Spielball macht. Dieser lässt sich bereits zum neuen König von Frankreich feiern und besiegelt seine Legimitation mit der Ehelichung der Königstochter.

Derweil driften die Meinungen von Charles und Tanneguy du Chatel immer weiter auseinander; der Dauphin hat einen Berater an seine Seite geholt, dessen spitze Zunge dem einstigen Grafen von Paris nicht vertrauenserweckend scheint. Dennoch duldet er dessen Anwesenheit in der Nähe des Prinzen, um die Armee an der Front anzuführen und den letzten Widerstand gegen die Briten aufrechtzuerhalten. Doch mit der Ehe am Hofe und den daraus resultierenden Folgen scheint das Schicksal Frankreichs endgültig zugunsten der Engländer besiegelt …

_Persönlicher Eindruck:_

Im dritten Kapitel zu „Der tönerne Thron“ stehen die politischen Ereignisse ganz klar im Vordergrund und hinterlassen den zuvor noch relativ großen Action-Anteil der Serie zugunsten entscheidender Dialoge und wichtiger Bündnisse erst einmal im Schatten stehen. Im Kern dreht sich „Heinrich, König von Frankreich und England“ um die Folgen des Attentats auf den Herzog von Burgund, die von der erwartet großen Tragweite sind, wie es die gesellschaftliche Position des Gemeuchelten erfordert. Sein Sohn sinnt nach Rache, die Intriganten nutzen die Gunst der Stunde, um wilde Gerüchte zu streuen, und die Initiatoren sind vorrangig damit beschäftigt, ihre moralische Unschuld zu beweisen. In diesem Gerangel verlaufen die Dinge dennoch noch einem logischen, historisch vorgegebenen Muster: Henry spinnt sein Geflecht über das Königshaus und nimmt die Tochter des verwirrten Königs zur Frau, während die ihn liebende Jeanne ihm weiterhin blind ergeben ist und ihren Einfluss beim Dauphin geltend macht. Lediglich Tanneguy du Chantel scheint noch auf dem Pfad der Tugenden zu wandeln und alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um die Gerechtigkeit und damit auch die ehrbare Thronfolge zu retten. Doch als Einzelkämpfer, dem gerade wegen des Todes des Herzogs immer mehr Widerstand entgegengebarcht wird, steht er fast alleine auf weiter Flur.

Kapitel drei des Vierteilers ist mal wieder sehr dialoglastig und schwer damit beschäftigt, die politischen Verbindungen und Hintertürchen zu beschatten. Die Story zeigt kein ganz so hohes Tempo mehr wie im vorangegangenen Band und bleibt kompakter, was jedoch im Sinne einer echten Erzählung auch angenehmer erscheint, nicht zuletzt weil somit mehr Platz für die einzelnen Charaktere bleibt. Der Schwerpunkt wird diesmal jedoch auf der Seite der offenkundig ‚Bösen‘ gesetzt, die zwar bislang immer wieder ins Geschehen eingegriffen haben, die nun jedoch noch mehr Raum eingeräumt bekommen, um die Vervollständigung ihrer finsteren Pläne auch für den Leser anschaulich zu machen. So entwickelt sich ein steter Wechsel zwischen den Fronten, der die bisherigen Hauptdarsteller ein wenig in den Hintergrund drängt, was im Hinblick auf das bevorstehende Finale aber auch sinnvoll erscheint. Die Saat ist nun an allen Ecken und Enden ausgelegt, und auch wenn die Lage für die Würdenträger und Identifikationsfiguren der Serie aussichtslos erscheint – das Ende des Comics ist hier sehr deutlich – bleibt noch ein Fünkchen Hoffnung, an das sich die Story geschickt zu klammern weiß.

So kann man konstatieren, dass sich „Der tönerne Thron“ im richtigen Moment die Ruhe vor dem Sturm zunutze gemacht hat, die Ereignisse noch einmal sortiert und schließlich auf ein furioses Finish zugeht, dessen pikanter Verlauf zwar schon zu erahnen ist, dem Jarry und Richemond jedoch noch genügend Spielraum gönnen, sich mit zunehmender Ausführlichkeit und Detailverliebtheit auszubreiten. Vielleicht ist „Heinrich, König von Frankreich und England“ auch gerade deswegen die bislang beste Episode der Serie, da man zu keiner Sekunde mehr den Eindruck vermittelt bekommt, die Autoren würden das Story-Konstrukt noch einmal aus der Hand geben und sich vom Tempo der Geschehnisse überholen lassen. Und das bedeutet gleichermaßen, dass man für die zwischenzeitliche Geduld, die auch hier und dort von Zweifeln ob des weiteren Aufbaus der Handlung gezeichnet waren, anständig belohnt wird und die Serie endgültig ihren Platz in der Riege der wirklich lohnenswerten historischen Comics gefunden hat!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868691887|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

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