_Die Geralt-Saga:_
Vorgeschichte: _1_ [Der letzte Wunsch]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3939
Vorgeschichte: _2_ [Das Schwert der Vorsehung]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5327
_Roman 1_: [Das Erbe der Elfen]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5334
_Roman 2_: [Die Zeit der Verachtung]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5751
_Roman 3_: [Feuertaufe]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5966
_Roman 4: Der Schwalbenturm_
Der vierte Band der Geralt-Saga setzt die in „Das Erbe der Elfen“ begonnene Geschichte um Ciri, die verschwundene Prinzessin des Elfenreichs Cintra, fort. Mit diesem vorletzten Band der Saga, die mit „Die Dame vom See“ im März 2011 abgeschlossen werden wird, bereitet Andrzej Sapkowski die Bühne für das große Finale vor. Leider kommt „Der Schwalbenturm“ selbst dabei etwas zu kurz, einige Kniffe Sapkowskis wie eine wild zwischen verschiedenen Personen und Zeitebenen springende Erzählweise können hier leider auch nicht helfen, sondern verschlimmern eher noch den Eindruck einer ausgeuferten und nur sehr langsam vorankommenden Handlung ohne klar erkennbaren Fokus.
Geralt selbst kommt dieses Mal besonders kurz, sehr viel Raum nimmt Ciris Geschichte ein, die zu Beginn des Romans das blutige Ende ihrer kurzen Liaison als Falka mit den „Ratten“ (der Name ihrer Bande) in einer Rückblende beschreibt. Dieses wird exquisit blutig und selbst für Sapkowski recht brutal dargestellt, was für „Schwalbenturm“ geradezu programmatisch ist.
Sapkowski flechtet kleine, tragische Geschichten von nicht einmal als Nebencharakteren, eher als Randfiguren zu bezeichnenden Personen wie Hotsporn ein, die auch sehr schnell wieder verschwinden, tendenziell werden sie getötet. Diese kleinen Episoden wirken arg verloren in den vielen Handlungssträngen, die so gar nicht vorankommen wollen. Geralt weiß immer noch nicht, wo Ciri ist, der Leser weiß es schon lange.
Es sind diese Nebenfiguren, die diesen Roman bestreiten, ohne je wirklich Farbe oder Charakter zu gewinnen. Yennefer wird erst gegen Ende erwähnt, baut eine Überleitung zum Abschlussband, Geralt selbst kommt nicht zum Zug und nicht voran. Einige Episoden, zum Beispiel beim König von Redanien und seiner Gemahlin Suleyka, besitzen Charme und sind sehr unterhaltsam, allerdings zeigt sich so auch, wo Sapkowski glänzen kann und wo er Defizite aufweist.
Wie bereits in seinen Romanen um Reinmar von Bielau, verzettelt er sich auf Kosten der Rahmenhandlung im Detail. Viele Leser liebten seine kurzen Geschichten um Geralt, der Wunsch nach einem ganzen Roman um den Hexer wurde laut und „Das Erbe der Elfen“ lieferte genau das. Der Ausbau zu einem großen Buchzyklus hingegen ist Sapkowski nicht so gut gelungen, er selbst scheint gelangweilt von den Notwendigkeiten eines solchen, er will lieber – im positiven Sinne – spielen. Und genau das ist der Widerstreit in diesem Roman und seine Schwäche: Er muss die Bühne für das Finale vorbereiten, dabei möchte Sapkowski doch viel lieber kreativ sein und spielen. Diese Verspieltheit äußert sich leider in der äußerst verwirrenden Erzählweise. Ich habe nichts gegen komplexe Handlungsstränge und Zeitsprünge von einer Person zur anderen, bei George R. R. Martins „Lied von Eis und Feuer“ machen sie sogar den Reiz aus. Hier jedoch sorgen sie nur für Verwirrung und das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Keinerlei Spannung wird so erzeugt.
Das ist bedauerlich, denn sprachlich und intellektuell bewegt sich Sapkowski wie üblich auf sehr hohem Niveau, die hervorragende Übersetzung durch Erik Simon ist wie gewohnt von höchster Qualität. Insgesamt ist „Der Schwalbenturm“ aber leider unter dem Durchschnitt der Geralt-Saga. Für mich war der Roman ein eher unwürdiger Mittelband, der dennoch große Hoffnungen auf das Finale erweckt. Wenn Geralt, Yennefer, Ciri und ihr ganzer Anhang aufeinandertreffen, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit viel furioser zugehen als in diesem Band, der die Handlung nur unwesentlich voranbringt und mit einem Cliffhanger endet.
|Taschenbuch: 543 Seiten
ISBN-13: 978-3423247863|
Originaltitel: |Wieza Jaskolki|
Aus dem Polnischen von Erik Simon
http://www.der-hexer.de
_Weitere Titel des Autors bei |Buchwurm.info|:_
[„Narrenturm“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1884
[„Gottesstreiter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3367
[„Lux perpetua“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4568