Stalner, Eric – Legende von Malemort, Die – Band 1: Unter dem Mondlicht

_Inhalt_

Südfrankreich im 13. Jahrhundert: Gerade erst sind die Kreuzzüge gegen die Albigenser in einem blutigen Gemetzel geendet, und dennoch ist die Inquisition in vollem Gange. Auch die junge Anthea führt einen verzweifelten Kampf gegen die Scharfrichter des christlichen Glaubens und lebt als Dirne ebenso gefährlich wie die vielen verschrieenen Ketzer. Während sie sich mit ihren alltäglichen Sorgen herumplagt, stößt sie auf den verletzten Ritter Malperthuis, der von den Inquisitoren verfolgt wird und gerichtet werden soll.

Im Freudenhaus ihrer Mutter kommt es zu einem blutigen Gefecht, dem Anthea so gerade noch entfliehen kann – ohne ihre Mutter, und ohne die kurzzeitige Hoffnung, von Malperthuis mehr über den Verbleib ihres Vaters erfahren zu können.
In den finsteren Wäldern stößt sie auf den vorlauten Zwerg Arnulf, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten ihrer annimmt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Antheas Mutter, dem verschollenen Malpethuis und den verblassten Spuren ihrer Vergangenheit. Doch Antheas Heimkehr verläuft alles andere als wünschenswert …

_Persönlicher Eindruck_

Eric Stalner gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen der französischen Comic-Szene. Mit mehr als 50 Ausgaben gehört der geschäftige Autor und Zeichner zu den fleißigsten Arbeitern der letzten beiden Dekaden, und dennoch hat man hierzulande nur wenige Lebenszeichen aus seiner Feder begutachten können. „Die Legende von Malemort“ ist erst sein viertes Werk für den deutschsprachigen Raum und gleichzeitig das Debüt für den viel beachteten |Splitter|-Verlag. Mit „Unter dem Mondlicht“ geht der Sechsteiler nun in die erste Runde – und tut sich zunächst noch relativ schwer.

In der ersten Episode gelingt es Stalner nämlich noch nicht so gut, den Handlungskomplex schlüssig zu eröffnen und Atmosphäre und Story homogen unter einen Hut zu bekommen. Einige Passagen der Geschichte sind zu stark von hektischen Wechseln gezeichnet, die unter anderem auch daher rühren, dass die Charakterzeichnungen bisweilen sehr schwammig sind. Um alle Figuren ranken sich Geheimnisse, so dass man bis dato schwer einschätzen kann, an welcher Stelle welcher Charakter in der Handlung individuell steht. Gerade im Falle von Malperthuis und Arnulf fehlt es an Transparenz, was einerseits sicherlich sinnvoll ist, da die Spannung zu diesem Zeitpunkt noch davon profitiert, andererseits aber auch wieder unbefriedigend wirkt, da die Story aufgrund dieser fehlenden Kenntnisse keine echten Forschritte macht – zumindest was die eigentlichen Hintergründe von „Die Legende von Malemort“ betrifft. Und davon abgesehen tritt der Titelheld auch erst auf der letzten Seite in Erscheinung.

Insofern muss man erst einmal hoffen, dass „Unter dem Mondlicht“ schlicht und einfach nur ein typischer Auftaktband ist, als solcher eine knappe Einleitung in den Plot mit vielen versteckten Hinweisen, die allerdings nur sehr kurz ausgearbeitet sind. Damit verbunden ist aber auch die dringende Erwartung, dass sich die inhaltlichen Entwicklungen dem anständigen Erzähltempo sehr bald anpassen werden und die finstere Grundstimmung sich auch in prickelndem Maße auf das Feeling beim Lesen überträgt. Bis hierhin ist „Die Legende von Malemort“ nämlich nur ganz nett, vielleicht auch lesenswert, aber sicher nicht ausreichend, um dem starken Verlagsprogramm in irgendeiner Form das Wasser zu reichen.

|Originaltitel: Le Roman de Malemort: Sous les cendres de la lune
48 Farbseiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-86869-021-7|
http://www.splitter-verlag.de

Schreibe einen Kommentar