John Sinclair – Ich flog in die Todeswolke (Folge 43)

Angriff der Mordliga, Teil 1

Brutale Gangster überfallen John und rauben seinen Einsatzkoffer. Er verfolgt die Diebe bis an Bord einer startklaren |Boeing|. Doch in der Luft nähert sich dem Flugzeug plötzlich ein unerklärlicher Nebel. Bald wird Sinclair klar, dass dies nur der Auftakt für ein neues Spiel der Mordliga ist: Solo Morasso hat sich mit der teuflischen Asmodina verbündet. Sie wollen nur eines: Sinclair ausschalten. (abgewandelte Verlagsinfo) Dies ist der Auftakt zu einer zweiteiligen Folge. Diese Folge entspricht Band 147 der |Bastei|-Romanserie.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor rund 35 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause |Bastei|. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino, Christopher Walken, Kevin Kostner, Jeremy Irons, Pierce Brosnan und vielen mehr.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson, Sir Anthony Hopkins, Jean Reno und vielen mehr, spricht den Erzähler.
Jane Collins: Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian „Scully“ Anderson
Sir James Powell: Karl-Heinz Tafel
Suko: Martin May
Asmodina: Martina Treger (Sharon Stone, Carrie-Anne Moss, Deborah Kera Unger)
Solo Morasso: Tilo Schmitz (Ving Rhames, Michael Clarke Duncan)
Mr. Mondo: Till Hagen (Kevin Spacey, Billy Bob Thornton)
Pamela Scott: Katrin Fröhlich (Cameron Diaz, Gwyneth Paltrow, Heather Graham)

Und viele weitere, u. a. Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon) und Lutz Mackensy (Al Pacino, Christopher Lloyd, Jonathan Pryce).

Der Produzent ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel [„Der Anfang“ 1818 hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Regieassistenz: Patrick Simon
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Tontechnik: Arne Denneler
Schnittassistenz: Jennifer Keßler
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

_Handlung_

John Sinclair wird um 5:10 Uhr von einem Klirren aus seinem verdienten Schlaf geweckt: Er hat Einbrecher im Haus! Die beiden greifen ihn an, doch als der eine ihn töten will, wird er vom anderen davon abgehalten. Sie entkommen unbehelligt, doch mit einem Koffer, den sie ihrem Auftraggeber bringen sollen. Suko findet den k. o. geschlagenen Sinclair und leitet einen Fahndung nach den Einbrechern ein. Sie verläuft zunächst erfolglos. Sinclair ist überzeugt, einem Anschlag der Mordliga zum Opfer gefallen zu sein.

Auf dem Londoner Flughafen, wo die Einbrecher einen gewissen Mr. Mondo treffen wollen, werden sie von der Überwachung identifiziert. Doch Sinclair will keine Festnahme, sondern ihren Hintermann. Mr. Mondo taucht denn auch wirklich auf und nimmt den Koffer an sich. Die Einbrecher gelangen problemlos durch die Sicherheitssperre, hinter der ihnen Mondo den Koffer zurückgibt (wie hat er bloß die Sperre passieren können?). Die Einbrecher besteigen ein Flugzeug nach New York, doch wohin ist Marvin Mondo unterwegs, fragt sich Suko und folgt ihm. Unterdessen besteigt Sinclair das gleiche Flugzeug, um seinen Koffer zurückzubekommen.

Unterdessen besteigt Mondo ein Auto und fährt mit Lady X alias Pamela Scott zum Flughafen für Privatflugzeuge. Dass Suko ihnen in einem Taxi folgt, fällt ihnen schon bald auf und sie gedenken, etwas gegen lästige Verfolger zu unternehmen.

Die Einbrecher haben Sinclair nicht bemerkt, und nachdem er sich als Beamter des Scotland Yard ausgewiesen hat, erlangt Sinclair die Unterstützung des Piloten und der Stewardess Judy. Als das Radar eine ungewöhnliche Wolkenbank voraus anzeigt, gibt er dem Piloten den Rat abzudrehen. Seltsamerweise hat die Wolkenbank die Form einer Teufelsfratze, und auch Sinclairs heiliges Kreuz erwärmt sich auf warnende Weise.

Sämtliche Ausweichmanöver erweisen sich als nutzlos, die Säurewolke dringt in das Flugzeug ein und erfüllt es mit zersetzendem Nebel. Schon bald dringen Schreie des Entsetzens ins Cockpit, wo der Kopilot Decker die Nerven zu verlieren beginnt. Sinclair sieht schließlich nur noch einen Ausweg: aussteigen!

_Mein Eindruck_

In dieser Doppelfolge treibt es der Autor mal wieder zum Äußersten und schickt seine beiden Hauptfiguren John Sinclair und dessen Freundin Jane Collins in den sicheren Tod. Doch was ist am Tod schon sicher, fragt sich der Kenner dieser Geisterjäger-Serien. Schon zig-mal ist John Sinclair in Lebensgefahr gewesen (eigentlich in jeder Episode) und doch kämpft er weiter gegen das Böse. Die Mord-Liga mag mächtig sein, doch John Sinclair ist unkaputtbar. Was nicht unbedingt für seine Freundin Jane gilt, wie man in der zweiten Hälfte dieser Doppelfolge sieht.

Dass eine Säurewolke sich von alleine bewegt, um einen Düsenjet abzufangen, ist wohl kaum ein natürliches Phänomen, sondern ein magisches. Und Magie ist in den Geisterjägerabenteuern entweder böse oder von John Sinclair & Co. eingesetzt. Kein Wunder also, dass Otto Normaldenker wie Kopilot Decker komplett durchdrehen, als dieses Phänomen auftaucht. Seine ganze Weltsicht ist auf den Kopf gestellt. Wie in jedem Horrorfilm, der je gedreht wurde, sind die Kopflosen unter denjenigen, die das Ende des Films ganz sicher nicht erleben.

Der eigentliche Nervenkitzel dieser Folge besteht in der Herausforderung, aus einem Flugzeug auszusteigen. Für Sinclair sollte das eigentlich eine leichte Übung sein. Das Problem besteht vielmehr darin, die Flugzeugführung dazu zu bringen, diesen Schritt überhaupt zu wagen und anzuordnen. Als der Pilot endlich soweit ist, stellt sich heraus, dass es dafür schon fast zu spät ist. Was uns der Autor nicht verrät, ist, warum alle an Bord Opfer der Säurewolke werden, Sinclair und der Kapitän aber nicht. Eine simple Erklärung bestünde darin, dass diese sich in einem abgeschotteten Raum bewegen, der sie schützt. Andererseits: Warum sollte eine magische Wolke vor irgendwelchen Räumen Halt machen?

_Die Inszenierung_

|Sprecher|

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück machen Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Kopilot Decker dreht durch, und seine Hysterie ist ihm deutlich anzuhören.

Den Dialog macht stellenweise der Einsatz von Stimmfiltern abwechslungsreicher, insbesondere beim Einsatz moderner Kommunikationsmittel wie etwa Funkgeräten oder Mobiltelefonen. Manche der Mordliga-Mordbuben sprechen keine richtige menschliche Sprache, so etwa der Zombie-Samurai Tokata, der im zweiten Teil auftritt. Dessen Stimme muss entsprechend gestaltet werden, um nicht menschlich wirken zu können.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Diesmal herrschen diejenigen Geräusche vor, die man im Umfeld von Flugzeugen und Flughäfen zu hören erwarten, sei es drinnen oder draußen. Die Geräuschkulisse ist erstaunlich realistisch, wirkt aber nie überladen, sondern stets erscheinen die Geräusche als notwendig. Ein Markenzeichen der Serie sind Schüsse und Funkdurchsagen. Von beidem gibt es stets jede Menge.

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood oder British Horror Movie zu hören. Stets gibt sie sehr genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischem Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren.

_Unterm Strich_

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und Stimmen von Hollywoodstars einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis. Dabei kommt aber die Action nie zu kurz, auch nicht die Romantik. In dieser ersten Hälfte einer Doppelfolge bereitet die Mord-Liga einen Anschlag auf John Sinclair vor, und nachdem sie ihn aus dem Verkehr gezogen zu haben glaubt, beginnt sie ihren Angriff auf London. Der ungewöhnliche Part folgt in der zweiten Hälfte der Doppelhäfte (Nr. 44): Jane Collins muss sterben! Dennoch liefert diese Folge auch einen handfesten Showdown: zwischen Suko und Pamela Scott.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Gaming-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

|50 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3368-4|
http://www.sinclairhoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wortart.de