David Eddings – Kind der Prophezeiung (Belgariad 01)

Für den Bauernjungen Garion ist es nur eine alte Prophezeiung, die nichts mit seinem Leben zu tun hat: Solange das Auge Aldurs, ein magisches Juwel, mit dem der Gott Aldur seinen finsteren Bruder Torak schlug, bei den Menschen von Riva ruht, können sie in Ruhe und Frieden leben. Dann aber ist das magische Juwel verschwunden, und für den jungen Garion wird aus dem alten Mythos bitterer Ernst. Das Schicksal hat ihn auserwählt, zusammen mit dem unsterblichen Zauberer Belgarath und dessen Tochter den kostbaren Stein zu finden. Denn sollte das Magische Auge dem finsteren Gott Torak in die Hände fallen, dann wäre die Welt unwiderruflich verloren. (Verlagsinfo)

Der Autor

David Eddings wurde am 7. Juli 1931 geboren. Man kann ihn schon allein deshalb als einen „Altmeister“ der Fantasyliteratur bezeichnen. Mit seiner Frau Leigh hat er seit 1973 bis heute zahlreiche Fantasyzyklen geschrieben, deren bekanntester die Belgariad-Saga ist. Er starb 2009.

Die Belgariad-Saga (bei Bastei Lübbe)

Kind der Prophezeiung. 1992, ISBN 3-404-20189-2, Pawn of Prophecy. 1982.
Zauber der Schlange. 1992, ISBN 3-404-20196-5, Queen of Sorcery. 1982.
Spiel der Magier. 1993, ISBN 3-404-20203-1, Magician’s Gambit. 1983.
Turm der Hexer. 1993, ISBN 3-404-20209-0, Castle of Wizardry. 1984.
Duell der Zauberer. 1993, ISBN 3-404-20215-5, Enchanters End Game. 1984.

Handlung

Eine Welt ohne Orks und Elfen… und dennoch klassische Fantasy? Die Welt, die der Belgariad- und der Malloreon-Saga zugrunde liegt, ist geprägt von ihrer seltsamen Geographie und Theologie: So gibt es sieben Götter, die jeder ein Menschenvolk regierten und ihm ihre Charakteristiken aufprägten. Nur ein Gott, Aldur, war anders. Er nahm sich einige wenige Schüler, wie Garath, die ihm dienten und zu mächtigen Magiern wurden. Aus Garath wurde der Magier Belgarath, der zusammen mit seiner Tochter Polgara schon seit Jahrtausenden das Schicksal der Welt mitgestaltet.

Auch unter Göttern sind Eifersucht und Neid keine Fremdwörter: So versuchte der Gott Torak ein mächtiges Artefakt seines Bruders, das Auge Aldurs, zu rauben. Er wurde von Belgarath und einem Heer der Anhänger aller anderen Götter gestoppt, die ungeheure Macht des Auges zerriss jedoch die Welt in einen großen West- und einen Ostkontinent. Torak konnte von seinen Magierschülern gerettet werden und schläft nun an einem unbekannten Ort, während sein Volk, die Angarakaner, „Murgos“ in Anlehnung an ihre Hauptstadt genannt, bis zum heutigen Tag den meisten anderen Völkern verhasst sind – aus gutem Grund, säen sie doch nach wie vor Zwietracht und streben danach, ihren Gott wieder auferstehen zu lassen. Das Auge Aldurs wird auf der „Insel der Stürme“ von einem Hüter bewahrt, denn es kann nur noch von einem Nachfahren der nahezu ausgelöschten Linie des Königs von Riva und Belgaraths Tochter Beldaran berührt werden.

Eines Tages gelingt es dennoch einem Diener Toraks, das Auge zu stehlen. Damit wäre die Prophezeiung, alle Völker des Westens können in Frieden leben, solange das Auge Aldurs ruht, gebrochen… Torak droht wiedererweckt zu werden.

Belgarath und Polgara lebten jahrelang als alter Geschichtenerzähler und Haushälterin unter den Menschen, um den jungen Garion zu behüten. Dieser spielt eine wichtige Rolle in einer Prophezeiung, wie man die Welt noch vor Torak retten kann. Denn wie man bald unschwer erraten kann, wird Garion zu Belgarion, Hüter des Auges und machtvoller Magier.

Vorerst ist er ein überforderter kleiner Junge, der gar nicht so recht weiß wie ihm geschieht, als seine Tante Pol und Onkel Wolf sich langsam als mehr entpuppen als sie zu sein scheinen. Zusammen mit einigen schillernden Charakteren, die in den Augen Belgaraths den Schlüssel zu der Erfüllung der Prophezeiung zur Rettung vor Toraks bieten, wird Garion auf die Spur von Grolimpriestern und vor allem dem mysteriösen Murgo Asharak angesetzt, die den Leser in den Folgebänden in die zahlreichen Länder dieser Welt mit ihren archetypischen und sehr unterschiedlich charakterisierten Völkern entführt.

Mein Eindruck

Trotz des Verzichts auf die fantasytypischen Rassen wie Orks, Elfen und Zwerge erkennt man die Grundzüge eines klassischen Fantasyzyklus: Der Hinterwäldler, der mit tapferen Mitstreitern loszieht, um die Welt zu retten und bedeutender ist als er selbst zuerst weiß, kommt sowohl im „Rad der Zeit“ von Robert Jordan als auch Tolkiens „Herr der Ringe“ und zahllosen anderen Werken der Fantasyliteratur vor.

„Kind der Prophezeiung“ ist nicht in sich abgeschlossen, es ist nur der Auftakt zu dem fünfbändigen Belgariad-Zyklus, der einem genauso langen Folgezyklus, der Malloreon-Saga, und Prequels über Belgarath und Polgara vorangeht.

Mit Magie geht Eddings zu Beginn sehr sparsam um, oft werden subtile Beeinflussungen hypnotischer Art wahren „Wundern“, wie Verwandlungen Belgaraths in einen Wolf oder Polgaras in eine Eule, vorgezogen. Später nimmt die magische Komponente mehr Raum ein, je mehr Garion sich zum Zauberer mausert.

Erzählerisch ist die Geschichte sehr linear gehalten, auch die Intrigen sind nicht annährend so verschlungen wie bei moderner Fantasy, wie George R.R. Martin’s „Lied von Eis und Feuer“-Zyklus. Ebenso haben die Charaktere zwar Tiefe und Stärken und Schwächen, sind jedoch eindeutig in „Gute“ und „Böse“ aufteilbar, somit eher in der Schwarz-Weiß-Liga des Herrn der Ringe als in der modernen Grauschleier-Fantasy zu finden.

Sprachlich ist Eddings deutlich leichtere Kost als der Herr der Ringe: Dialoge der Hauptfiguren machen den größten Teil des Buches aus, auf Kosten detaillierter Ortsbeschreibungen und nur konzentriert lesbarer Hintergrundinformationen. Hier kann man wirklich verschlafen im Bett drüberlesen; da die Storyline schnörkellos und geradlinig ist, kann man ihr problemlos folgen.

Viel Raum wird dem Humor gegeben, der sich aus dem Zusammenspiel der Charakteren wie Polgara und ihrem Vater Belgarath ergibt. Besonders Polgara hat ihre Eigenheiten, Ecken und Kanten, an denen sich andere Protagonisten und der Leser stoßen können.

Einen breiten Charakter-Pool stellen die Begleiter der Drei dar: Der cherekische Krieger Barak, der verschlagene drasnische Gauner Silk, sowie der simple und grundehrliche sendarische Schmied Durnik sind typische Vertreter ihrer Völker. Genauso wie alle Murgos hinterhältige Lügner und Hetzer sind, die nur Übles im Schilde führen. Zum Glück sind die Figuren alle mit ihren Besonderheiten versehen, sonst würde ich diese Schemata als ziemlich langweilig empfinden.

Erwähnenswert: Liebesgeschichten werden alle recht harmlos gehalten, ebenso hält sich Eddings bei den Kämpfen zurück – diese werden selten detailliert und brutal beschrieben, sind allerdings auch nicht seine Stärke und nicht gerade packend geschrieben, wie es ein R.A. Salvatore z.B. tun würde. Leider wirkt der meist einem harten Kampf folgende ironische Kommentar (meist vom gaunerhaften Silk oder dem tapferen Mandorallen) mir stets ein bisschen zu aufgesetzt, um wirklich als humorig durchzugehen.

Unterm Strich

Eddings hat eine große, schöne Fantasywelt geschaffen, die zu den besten des Genres zählt. Leider nichts für Gelegenheitsleser: Wer nur den ersten Band liest, hat noch nicht viel erlebt. Seine Charaktere kann man lieben, die schöne Zauberin Polgara und der stets etwas arrogante Mandorallen haben es mir besonders angetan. Alle Bücher sind in verständlicher Form geschrieben und sehr gut übersetzt, die Originale sprachen in den USA sehr viele Leser an, es handelt sich um keine besonders anspruchsvolle, aber dafür um eine verdammt gute und unterhaltsame Serie.

Es geht also auch ohne Elfen und Orks – dennoch fand ich Raymond Feist’s Midkemia-Romane einen Tick besser, da sich der Charme Polgaras und der anderen Akteure im Verlauf des Zyklus etwas abnutzt und dann eine eher einfache und seichte Handlung bleibt. Komplexere Handlung und Intrigenspiele sowie ausgefeiltere Charaktere bietet George R.R. Martin.

Wem jedoch der „Herr der Ringe“ als Buch manchmal zu langatmig war, sollte zugreifen: Auch für ungeübte Leser ist Eddings sehr gut genießbar, kurz ist sein Werk jedoch keinesfalls – unbedingt alle fünf Bände des Zyklus lesen!

Hier liegt auch ein weiteres Problem: Die 5. Auflage der Belgariad-Saga erschien 2001, bei Amazon konnte man im September 2003 nur noch vier der fünf Bände erwerben. Erstaunlich ist, das trotz der 5. Auflage die Bücher immer noch schlampig lektoriert sind: Buchstaben werden oft ausgelassen oder gedreht, manchmal findet sich auch ein sinngemäß falsch übersetztes Wort.

Zum Abschluss noch ein paar frei übersetzte Worte von Eddings über sein eigenes Werk:

„Ich habe eine Welt erschaffen, die es so nicht geben könnte, mit ungewöhnlichen Religonen und noch ungewöhnlicherer Geologie (Anm.: Der vom Auge Aldurs geteilte Kontinent ist gemeint). Mein Magiesystem ist sehr pragmatisch – viele Erklärungen, wie Magie funktioniert, sind ziemlich absurd, aber die Charaktere glauben daran und zweifeln nicht, und so ergeht es dann auch dem Leser. Vielleicht ist das die „wahre“ Magie. Das ist die grundlegende Formel für Fantasy. Ein bisschen Magie, gemischt mit einigen entwickelbaren archetypischen Mythen, lass die Hauptfiguren schwitzen und sich plagen und im unpassendsten Moment hungrig werden, garniere das Ganze mit einer gewaltigen und umfangreichen Vorgeschichte und lass der Handlung ihren Lauf.“

Veröffentlichungen

Die Belgariad-Saga (bei Droemer Knaur)

Die Prophezeiung des Bauern. 1984, ISBN 3-426-05785-9, Pawn of Prophecy. 1982.
Die Zaubermacht der Dame. 1985, ISBN 3-426-05792-1, Queen of Sorcery. 1982.
Gambit der Magier. 1985, ISBN 3-426-05817-0, Magician’s Gambit. 1983.
Turm der Hexerei. 1985, ISBN 3-426-05818-9, Castle of Wizardry. 1984.
Verwunschenes Endspiel. 1986, ISBN 3-426-05819-7, Enchanters End Game. 1984.

Die Belgariad-Saga (bei Bastei Lübbe)

Kind der Prophezeiung. 1992, ISBN 3-404-20189-2, Pawn of Prophecy. 1982.
Zauber der Schlange. 1992, ISBN 3-404-20196-5, Queen of Sorcery. 1982.
Spiel der Magier. 1993, ISBN 3-404-20203-1, Magician’s Gambit. 1983.
Turm der Hexer. 1993, ISBN 3-404-20209-0, Castle of Wizardry. 1984.
Duell der Zauberer. 1993, ISBN 3-404-20215-5, Enchanters End Game. 1984.

Die Belgariad-Saga (überarbeitete Neuauflage bei Blanvalet)

Belgariad – Die Gefährten. 2018, ISBN 978-3-7341-6166-7, Pawn of Prophecy 1982.
Belgariad – Der Schütze. 2018, ISBN 978-3-7341-6167-4, Queen of Sorcer. 1982.
Belgariad – Der Blinde. 2019, ISBN 978-3-7341-6172-8, Magician’s Gambit 1983.
Belgariad – Die Königin. 2019, ISBN 978-3-7341-6191-9, Castle of Wizardry. 1984.
Belgariad – Der Ewige. 2020, ISBN 978-3-7341-6211-4, Enchanters End Game. 1984.

Die Malloreon-Saga (überarbeitete Neuauflage 2022 bei Blanvalet)

Herren des Westens. 1989, ISBN 3-404-20125-6, Guardians of the West. 1987., Neuauflage ISBN 978-3-734-16298-5
König der Murgos. 1989, ISBN 3-404-20129-9, King of the Murgos. 1988., Neuauflage ISBN 978-3-734-16299-2
Dämon von Karanda. 1990, ISBN 3-404-20134-5, Demon Lord of Karanda. 1988., Neuauflage ISBN 978-3-734-16300-5
Zauberin von Darshiva. 1990, ISBN 3-404-20143-4, Sorceress of Darshiva. 1989., Neuauflage ISBN 978-3-734-16301-2
Seherin von Kell. 1991, ISBN 3-404-20170-1, The Seeress of Kell. 1990., Neuauflage ISBN 978-3 734-16302-9

Das Auge Aldurs (zusammen mit Leigh Eddings)

Belgarath der Zauberer. 1997, ISBN 3-404-28301-5, Belgarath the Sorcerer. 1996.
Polgara die Zauberin. 1998, ISBN 3-404-28312-0, Polgara the Sorceress. 1996.
Riva-Kodex. 2000, ISBN 3-404-20438-7, The Rivian Kodex. 1998.

Elenium-Trilogie

Der Thron im Diamant. 1991, ISBN 3-404-20268-6, The Diamond Throne. 1989.
Der Ritter vom Rubin. 1992, ISBN 3-404-20240-6, The Ruby Knight. 1990.
Die Rose aus Saphir. 1991, ISBN 3-404-20250-3, The Saphire Rose. 1991.

Als Sammelband:
Elenium (Sammelband). 1994, ISBN 3-7857-0733-9, Elenium (omnibus). 1993.

Tamuli-Trilogie

Die schimmernde Stadt. 1995, ISBN 3-404-20331-3, Domes of Fire. 1992.
Das leuchtende Volk. 1996, ISBN 3-7857-0834-3, The Shining Ones. 1993.
Das verborgene Land. 1996, ISBN 3-404-20339-9, The Hidden City. 1994.

Götterkinder (zusammen mit Leigh Eddings)

Das wilde Land. 2003, ISBN 3-442-26775-7, The Elder Gods. 2003.
Dämonenbrut. 2005, ISBN 3-442-24280-0, The Treasured One. 2004.
Im Flammenmeer. 2006, ISBN 3-442-24281-9, Crystal Gorge. 2005.
Der Verrat. 2007, ISBN 978-3-442-24282-5, The Younger Gods. 2006.

Einzelromane

The Losers. 1992.
Althalus. 2001, ISBN 3-7857-2038-6, The Redemption of Althalus. 2000, (mit Leigh Eddings).
Regina’s Song. 2002, (mit Leigh Eddings).
High Hunt. 2014.

Taschenbuch: 382 Seiten.
O-Titel: Pawn of Prophecy
Aus dem Englischen von Irmhild Hübner.
ISBN-13: 9783404201891
Homepage des Autors: http://www.eddingschronicles.com/

www.luebbe.de

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