Karel Capek – Der Krieg mit den Molchen. SF-Roman

Warnende Satire: der Untergang der Menschheit

Kapitän van Toch stößt am Strand einer einsamen Pazifikinsel auf Exemplare einer unbekannten Art von Riesenmolchen, die über rudimentäre Sprachkenntnisse verfügen. Er macht sich wenig Gedanken darüber, dass er damit eine zweite intelligente Spezies auf der Erde entdeckt hat. Aber er hat bald heraus, dass man die Kerlchen zum Perlentauchen abrichten und damit ein Vermögen machen kann.

Von ihm aus ihrer ständig von Haien bedrohten geographischen Nische befreit, vermehren sich die die Molche explosionsartig und entwickeln ihre eigene unterseeische Zivilisation. Und bald kommt es an den Meeresküsten zu ersten Kriegshandlungen zwischen Molchen und Menschen. …

„Thema des Werkes ist die Bedrohung der Menschheit durch Faschismus und hochtechnisierten Kapitalismus“, schreibt Kindlers Literaturlexikon. „Der Krieg mit den Molchen, 1936 erschienen, 1964 übersetzt, ist das Hauptwerk des tschechischen Autors Karel Capek (1890-1938). Er erfand 1920 das Wort „Roboter“, das heute überall zu finden ist.

Der Autor

Karel Capek, geboren am 9. Januar 1890 in Svatonovice (Tschechien), arbeitete neben seinem Studium der Philosophie in Prag auch als Dramaturg und Journalist. Capek war ein sehr vielseitiger und begabter Autor, Fotograf, Zeichner und Übersetzer. Er schrieb phantastische, satirische und philosophische Romane (z. B. „Das Absolutum oder Die Gottesfabrik“, 1922), aber auch Märchen und Detektivgeschichten. Bekannt sind v. a. sein 1920 erschienenes Theaterstück „R.U.R.“ (Rossums Universal Robots), in dem das von seinem Bruder Josef geschaffene Wort „Roboter“ erstmals auftaucht, „Der Krieg mit den Molchen“ (1936) und „Das Jahr des Gärtners“ (1929).

In seinen Werken spiegelte er die geistigen Tendenzen der 20er und 30er Jahre seines Landes. Capek reagierte auf mögliche schicksalhafte Konflikte von Menschen im technischen Zeitalter und bewertete sie von einem humanistischen Standpunkt aus. Er war ein strikter Antifaschist; vor allem in seinem Schauspiel „Die weiße Krankheit“ (1937) rechnete er mit dem Faschismus ab. Aber er kritisierte auch Großkapital und Marxismus gleichermaßen, weshalb seine Rehabilitierung in seiner Heimat recht lange dauerte. Am 1. Weihnachtstag 1938 starb er in Prag. Sein Bruder Josef, ein Maler und Schriftsteller, starb 1945 im KZ Bergen-Belsen.

Übersetzte, noch erhältliche Werke

1) R.U.R. – Rossums Universal Robots (1920)
2) Der Krieg mit den Molchen (1936)
3) Das Absolutum oder: Die Gottesfabrik (1922)
4) Krakatit (1924)

Handlung

Die Entdeckung der Molche

Kapitän J. van Toch schippert mit seinem Frachter jahrelang in der Sunda-See zwischen Sumatra und Neuguinea herum, bevor er auf die Molche stößt. Eigentlich sind es ja die Einheimischen, den man nicht trauen kann, die ihn auf die „Teufel“ an einem gewissen Riff aufmerksam machen. Dort soll es die größten Perlenmuscheln geben, aber kein Taucher traut sich dorthin – wegen der Teufel. Was van Toch, der eigentlich aus Tschechien stammt, entdeckt, sind intelligente „Eidechser“, die unter Wasser leben, sich aber nur nachts an die Oberfläche wagen – sie werden tagsüber von Haien angegriffen und dezimiert. Aber die Perlen, die er ihnen abluchsen kann, sind von überragender Größe.

Weil van Toch einen Geldgeber braucht, schippert er zurück nach Europa und weiter ins heimatliche Örtchen Jevícko. Dort treffen ihn zwei Redakteure aus Prag, die auf der verzweifelten Suche nach einer Story für die Sauregurkenzeit sind. Sie geben ihm einen Namen: Bondy. Sie meinen doch nicht etwa seinen alten Klassenkameraden, der an der Schule der jüdische Prügelknabe war? Doch Herr G.H. Bondy ist inzwischen Direktor des Mischkonzerns MEAS und lebt in einer ansehnliche Villa.

Ein Geldgeber

Weil ihn der Portier nicht einordnen kann, lässt er van Toch vor. Bondy ist tatsächlich der einstige jüdische Prügelknabe, liebt aber nach wie vor gute Geschichten, je verrückter, desto besser. Weil die Story, die ihm dieser einstige Krämersohn Vantoch auftischt, völlig bekloppt ist, hört er zu: „Eidechser“, die Perlen fischen? Doch seine Augen werden groß, als ihm „Captain Van Toch“ eine taubeneigroße Perle präsentiert. Und dann noch viele weitere. Klar, dass er van Toch ein oder zwei Schiffe chartert, die in die Südsee fahren, um reiche Ernte einzuholen – mit der Hilfe der kleinen „Freunde“ des schrulligen Kapitäns.

Die Göttin und die Tritonen

Abe Loeb, der Sohn eines US-amerikanischen Millionärs, hat mit seiner Film-Crew vor einer Südseeinsel angelegt. Abends kommen die Seemonster an Land, und Abe Loebs 17-jährige Angebetete Lily kreischt vor Grauen. Nun ist Mannhaftigkeit gefragt! Abe rettet todesmutig ihren Bademantel vor den Klauen der Ungeheuer – und muss verblüfft feststellen, dass die schwarzen gestalten, die gerade mal einen Meter hoch sind, englisch sprechen können: „Naif!“ sagen sie immer wieder. „Knife?“ Aber ja doch. Und als Bezahlung geben sie ihm drei taubeneigroße Perlen. Diese werden von seiner Angebeteten sofort als persönlichen Besitz requiriert. Schließlich haben die Ungeheuer ja sie als ihre Göttin angebetet und ihr geopfert, nicht wahr?

PR-Karriere

Wie auch immer: Diese unheimliche Begegnung der dritten Art findet ihren Weg in die Sensationsblätter der Welt, die sich besonders über die gelungenen Fotos freuen. Der Filmkarriere von Lily steht nun nichts mehr im Wege, aber Abe bekommt sie dann doch nicht. Er heiratet die praktischer veranlagte Ruth. Notgedrungen setzt sich auch die Wissenschaft mit dem neuen Phänomen des Riesensalamanders auseinander – oder war’s doch nur ein Molch? Klar ist, dass es sich um die Art von Echsenmensch handeln muss, den schon 1732 Andreas Scheuchzer in einem Fossil entdeckt hatte. Das von den Briten eingefangene Exemplar wird daher auf den Namen „Andrias Scheuchzer“ getauft oder kurz „Andy“. Dass diese Rieseneidechse sprechen und sogar die Abendzeitung lesen kann, schockiert nicht nur den Zoodirektor, sondern auch seinen gelehrten Besucher Prof. Petrov. Leider ist Andy kein langes Leben beschieden.

Die Versklavung der Molche

Die jährliche Hauptversammlung des MEAS-Konzerns hat seinen Teilhabern niederschmetternde Nachrichten mitzuteilen: Die Perlenbänke sind fast alle geplündert, und das Unternehmen, das der inzwischen leider verblichene Kpt. Van Toch einst so energisch gründete, bringt Verluste ein. Unterschlagen die Molche etwa perlen? Keiner kann es zu vertretbaren Kosten kontrollieren. Aus dem romantischen Abenteuer muss endlich ein reelles kapitalistisches Unternehmen gemacht werden.

Daher schlägt G.H. Bondy, der CEO, vor, die Molche gewinnbringend dahingehend einzusetzen, dass sie in aller Welt bei der Landgewinnung, beim Kanal- und Hafenbau usw. als kostengünstige Arbeitskräfte dienen: das „Salamander Syndicate“. Da wäre nur die Fragen zu klären, wem sie gehören und wie man ihre explosionsartige Vermehrung auffangen soll. Mithilfe der von van Toch gelieferten Messer („Naif!“) haben die Molche ihre natürlichen Feinde, die Haie, dezimiert und sich geschützte Dammanlagen errichtet, in denen sie sich ungestört vermehren können. Die Rede, Herrschaften, ist nicht von ein paar Millionen Echsenmenschen, sondern von 100 Milliarden!

Teil 2: „Auf den Stufen der Zivilisation“

Herr Povondra, der Butler von G.H. Bondy, liest Zeitung. Die Molche werden von wohlmeinenden Menschen in den klassischen Fächern ausgebildet, von weniger wohlmeinenden jedoch mit Waffen und Sprengstoff versehen. Als Sklaven erweitern sie Hafenanlagen, schaffen neues Land – und errichten ihre eigenen unterseeischen Städte.

Teil 3: „Der Krieg mit den Molchen“

Herr Povondra liest weiter Zeitung… Die Molche lassen sich auf den Kokos-Inseln nicht mehr gefangennehmen, sondern töten die Sklavenjäger. Der letzte Überlebende erzählt eine blutrünstige Horrorgeschichte. Wenig später kommt es zwischen den Bauern der Normandie und den eingepferchten Molchen zu Konflikten, welche dazu führen, dass es zu einem Volksaufstand gegen die Molche kommt. Es fließt Blut. Unter dem Ärmelkanal haben die Molche für Briten (die angeblich strikt gegen die Molche sind) und Franzosen zwei Festungen angelegt, die sich nun in die Quere kommen. Fast kommt es zum Krieg.

Die Molchzivilisation wird auf verdrehte Weise zum Vorbild für die Jugend, die heimlich „Mondtänze“ und Sex-Orgien inszeniert. Nördlich der Alpen entsteht das Bild des edlen (arischen?) Nordmolchs, quasi der Edelmolch, der zu „Höherem“ bestimmt sei, nämlich zur Weltherrschaft. Das scheint auch bald darauf der Fall zu sein, als der Chief Salamander im Westen und der King Salamander im Osten die Forderung nach Lebensraum aufstellen. Den müssten die Menschen abtreten, auch in Europa. Als dies die Menschen verweigern, kommt es zunächst zur Konferenz von Vaduz (das die Molche noch nicht erreicht haben) und zu Verhandlungen.

Doch man hat den Molchen nicht ohne Grund und Hintergedanken Sprengstoffe und Waffen gegeben. Diese richten sie nun gegen ihre vermeintlichen Herren…

Mein Eindruck

Ist dies überhaupt ein Roman, fragt sich der SF-Kenner. Auf weite Strecken handelt es sich eher um Doku-Fiction, denn es sind vor allem die von Herrn Povondra gelesen Zeitungsartikel, Flugblätter und Abhandlungen, die die Teile 2 und 3 des Buches bestreiten. Am unterhaltsamsten ist der erste Teil des Romans. Hier gibt es tatsächlich so etwas wie eine szenische Handlung. Van Toch und seine Entdeckung der Molche ist eine spannende und stimmungsvolle umgesetzte Geschichte. Sie endet allerdings spätestens im Van Tochs Verhandlung im Hause des Konzernchefs G.H. Bondy (den Van Toch als „kleinen Juden“ abqualifiziert, was den ganzen Rest des Buches zu einer „jüdischen Weltverschwörung“ macht).

Wissenschaftssatire

Recht possierlich ist Capeks Satire auf wissenschaftliche Debatten ausgefallen: Die Professoren – allesamt männlich – versuchen zu bestimmen, wie man die Riesenmolche kategorisieren kann. Das Ergebnis der Debatte wirkt sich unheilvoll auf ihre weitere Behandlung aus: Sie werden als halbwegs kluge Tiere eingestuft, irgendwo zwischen Katzen und Hunden. Folglich werden sie ohne Gewissensbisse wie Tiere eingefangen und als Sklaven missbraucht. Daraus ergibt sich in Analogie Capeks bissige Satire auf die kapitalistische Ausbeutung von Menschen (siehe „R.U.R.“) und seine Warnung vor dem nationalistischen Faschismus.

Die Jacht in der Lagune

In den Kapiteln 6 und 7 des 1. Teils findet der Leser zu seinem Entzücken eine weitere „richtige“ Handlung vor: „Die Jacht in der Lagune“ weist sogar ein richtiges Frauenzimmer als Handlungsfigur auf, was auf 99 Prozent der restlichen Handlung fehlt, Frau Povondra ausgenommen. Diese Satire auf romantische Filmschnulzen erinnert an den Anfang von „King Kong“ aus dem Jahr 1933, einen Film, den der extrem gebildete Redakteur Capek durchaus gekannt haben kann. Stephen Spielberg hat diese Szene des Erstkontakts mit wilden Echsen im Prolog zu seinem zweiten „Jurassic Park“-Film nachgebildet. Nur dass bei Capek das Mädchen, die klischeehafte Filmblondine, mit dem Leben davonkommt…

Recht unspannend

Doku-Fiction ist nicht gerade das spannendste und unterhaltsamste Format für einen Roman, der die Zukunft beschreiben möchte. Der Inhalt wirkt als warnender Entwurf eher belehrend, auch wenn der erhobene Zeigefinger nicht allzu deutlich zu sehen ist. In der CSSR, der Sowjetunion und der DDR – ich habe eine schöne DDR-Ausgabe – wurde der Roman stets als Warnung vor dem Faschismus gelesen.

Das gründete sich insbesondere auf die Stelle in dem letzten Kapitel, dem der Autor mit sich selbst spricht. „Der Chief Salamander war ein Mensch, hieß im Krieg (= 1. Weltkrieg) Andreas Schultze und diente als Feldwebel.“ Damit war unverkennbar der Feldwebel Adolf Schicklgruber alias Adolf Hitler gemeint, der es irgendwie geschafft hatte, als Österreicher an einer deutschen Front statt irgendwo in Galizien oder in den Alpen eingesetzt zu werden.

Interpretationen

Antonin Brousek, der Verfasser des Nachworts, liefert weitere Deutungsmöglichkeiten. Durchweg werden die zunächst wehrlosen Molche gejagt und versklavt, ähnlich wie es die Imperialisten in ihren zahlreichen Kolonien (und Stalin ab 1922 im Archipel GULag) getan haben. Auf einer geistigen Ebene sieht Brousek eine weitere Entwicklung: Da die Menschen, wie etwa die Molch-Fans, zunehmend zum Imitieren neigen, schwindet ihre Fähigkeit zu eigenständiger Schöpfungskraft. Das kann man auffassen, wie man will. Schön ist jedenfalls, dass die Möglichkeit, mehrere Deutungsebenen vorzufinden, dem Roman zum Vorteil gereicht. Wäre es anders, würde es sich lediglich um ein Stück Pulp Fiction handeln, ohne Bedeutung über den Moment des Konsums hinaus.

Anhang

Nachwort von Antonin Brousek: „Karel Capek und die tschechische wissenschaftliche Phantastik“

Brousek ist ein profunder Kenner der tschechischen Literaturgeschichte. Diese skizziert er auf der Seite der phantastischen Literatur und ordnet die einschlägigen Autoren ein. So findet Capek seinen Platz, und das ist ein recht herausragender. Capek übersetzte erstmals moderne französische Lyrik, obwohl er eigentlich im Tagesgeschäft als Redakteur einer Zeitung verwurzelt war (was die vielen Zeitungsausschnitte des „Herrn Povondra“ erklärt).

Im zweiten Schritt stellt Brousek das Werk Capeks vor und ordnet den „Krieg mit den Molchen“ darin ein, ebenfalls an herausragender Stelle. Der Roman ist ohne Zweifel Capeks Hauptwerk, neben dem andere Roman wie „Krakatit“ (1924) und „Das Absolutum oder: Die Gottesfabrik“ (1922) verblassen. Zu guter Letzt nimmt sich Brousek den Roman als Kunstwerk zur Brust. Er tut dies aber nicht, um ihn zu deuten und sich damit irgendeiner Ideologie (sozialistisch usw.) anzuschließen, sondern strukturalistisch: Woraus besteht der Roman überhaupt?

Wie ich kommt er zu dem Schluss, dass nur ein geringer Anteil auf szenisch erzählte Handlung entfällt, der Rest ist das, was ich „Doku-Fiction“ genannt habe. Selbst diese erzählende Prosa ist stets stark stilisiert. Der Anfang erinnert an gewisse Romane von Joseph Conrad, die zwei Kapitel „Die Jacht in der Lagune“ sind pure Persiflage auf Schnulzenfilme usw. Das ist sowohl unterhaltsam, als auch ironisch-humorvoll.

Die Übersetzung

Die erste Übersetzung erledigte Eliska Glaserova alias E. Glaser, doch sie unterschlug, wie A. Brousek anmerkt, Aspekte, die sich auf Juden bezogen. (Die Bibliografie nennt die Verlage Artia [1964] in Prag und Gebrüder Weiß in Berlin.) Daher wurde dieser Text von Mirek Ort neu übersetzt. Dieser Neuübersetzung ist es schließlich zu verdanken, dass der Text selbst noch heute, 35 Jahre später, durchaus verständlich ist und keine obsoleten oder gar politisch inkorrekten Ausdrücke wie „Neger“ aufweist.

S. 37: „so ein schwacher Jüd’…“: „Jüd“ ist vielleicht ein Mittelding zwischen „Jidd“ (vgl. „Jiddisch“) und „Jud'“.

S. 38: „Er wir[d] mir erzählen…“. Das D fehlt.

S. 53: „Fernambuco“ muss „Pernambuco“ heißen, nach einer Hafenstadt.

S. 54: „Hon[g]kong“. Das N fehlt.

S. 163: Dem Tarzan-Darsteller JOHNNY Weismüller wird hier der Vorname „Tony“ verpasst.

S. 175: „Ubikationen“ der Molche: Gemeint sind Militärunterkünfte, Kasernen.

S. 181: „Nigger“ wird mehrfach verwendet, allerdings mehr in zitierender Weise.

S. 195: „alle brenzlichen… Fragen“: „brenzlig“ wird seit jeher mit einem G geschrieben.

S. 225: „der Erste Lord der Admiralität, Sir Francis Drake“: Hier hat sich der Autor einfach bei der Historie der englischen Seefahrt bedient.

S. 226: „der gut informierte französische Publizist Marquis de Sade“: siehe oben.

S. 228: „Rauch, Stand und Gestein“. Gemeint ist wohl „Rauch, Sand und Gestein“.

Die Abbildung auf S. 85 soll das Skelett eines Riesenmolches der Gattung „Andrias Scheuchzeri“ zeigen.

Unterm Strich

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich durch diesen Klassiker der utopischen Literatur zu arbeiten. Die zahlreichen Fehler im Text der Neuübersetzung machten die Lektüre nicht gerade zu einem Vergnügen. Ich möchte mir die Erstübersetzung von 1964 lieber nicht vorstellen. Von einer Handlung, die zu fesseln und zu unterhalten vermag, kann nur streckenweise die Rede sein, v.a. im ersten Buch. Der Begriff „Doku-Fiction“ trifft den Rest wohl am besten: Hier gibt sich der Autor seinem Werk den Anstrich eines historisch verbürgten Geschehens, weil er aus fiktiven Zeitungsausschnitten, Flugblättern und Abhandlungen zitiert.

In seinem Vorwort weist der Autor selbst die Bezeichnung „utopisch“ für seinen Roman von sich. Das Buch handle vom Heute (des Jahres 1936). Und warum ausgerechnet Molche? „Weil einst tatsächlich der Abdruck [S. 85] eines tertiären Riesenmolches irrtümlich für die Versteinerung unseres Urahnen gehalten wurde“ [mehr dazu bei Brousek]. Das ist in seinen Augen „ein besonderes historisches Recht“, dass Molche stellvertretend für die Menschen auftreten.

Dass sie in vielerlei Hinsicht andersartig sind, war für ihn offenbar ein zusätzlicher Anreiz, so etwa die Fortpflanzung der Molche, ihre „Mondtänze“ und die Möglichkeit ihrer „Zivilisierung“ (Teil 2). Ich wünschte nur, dass die Molche auch selbst mal aus ihrem eigenen Blickwinkel zu Wort gekommen wären, und zwar mehr als ein Mal. Dann wäre dies ein regelrechter Alien-Invasionsroman geworden.

Taschenbuch: 299 Seiten
Originaltitel: Valka S Mloky, 1936
Aus dem Tschechischen von E. Glaser und Mirek Ort.
ISBN-13: 9783453311558

www.heyne.de

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