„Der Sohn der grünen Insel“ ist ein üppiger Historienroman aus der Zeit, in der auch der neuere „King Arthur“-Film spielt. Die Römer sind nur noch auf Abruf in Britannien, die Zeit der Römer geht ihrem Ende zu, die Völkerwanderung und die Missionierung mit dem christlichen Glauben gehören zu der Zeit, zu der dieser Roman von Stephen Lawhead spielt.
Dies ist die Geschichte von Succat, einem jungen Britannier aus römisch-patrizischem Hause. Der ist eigentlich ein ziemlich verwöhntes Etwas, säuft und hurt sich durch die Gegend, immer gesponsert von Papa. Aber das geht auf radikale Weise zu Ende: Iren überfallen die britische Küste, brandschatzen das Dorf in der Nähe seines Gutes und später auch dieses selbst. Succat gerät in Gefangenschaft und wird Sklave von König Milliucc. Einem alten Schäfer als Helfer zugeordnet, brennt der junge Mann aus gutem Hause dringend auf Flucht, doch gelingt diese gleich dreimal nicht, was jedes Mal mit üblen Prügeln endet. Vom Hirten Madog lernt er Irisch, die schöne Sionan erobert sein Herz und lange spricht er mit Cormac, einem jungen Barden und Druiden und Bruder von Sionan. Bald dient er dem örtlichen Druidenhaus, macht sich dort zwar auch einen Feind, überzeugt aber auch den Ollamh, den Oberdruiden Datho, davon, dass es sich lohnen würde, den jungen Römer zu einem Druiden zu machen.
Durch viel Trouble kommt Succat aber wieder von seinem Weg ab, kehrt zurück nach Britannien, findet seine Freunde der Jugendzeit wieder, wird Legionär und sogar Centurio, kommt nach Rom und wird Quästor, heiratet und zeugt eine Tochter, und doch wird er nach Irland zurückkehren, und dort soll er noch eine wichtige Rolle spielen.
Das ist schon eine komplexe Geschichte, die Lawhead aus Succats Perspektive erzählt. Und auch wenn dieser am Anfang ziemlich unsympathisch ist, fiebert man doch bald mit ihm mit. Wie sich das für einen Roman gehört, macht der Held eine Wandlung durch, und die ist ein paar Klassen heftiger, als das gewöhnlich der Fall ist. Auch die Nebencharaktere sind gut gezeichnet, nicht die üblichen Holzschnitttypen. Allerdings fehlt dann doch ein bisschen die Ansprache des Gefühls, der Gesamteindruck ist doch ein wenig kühl, was für einen Roman aus der Ego-Perspektive eher ungewöhnlich ist.
Das Buch atmet Tiefe; da wurde offenkundig richtig gut recherchiert, der Autor trumpft nicht nur mit ein bisschen Latein, sondern gleich mit einigem Altbritisch und Altirisch auf, beschreibt, was das Zeug hält, und ist mit dieser Welt völlig in seinem Element. Vielleicht hat er dann doch hier und da mehr recherchiert, als er hätte unterbringen sollen, vielleicht liegt es aber auch an seinem etwas trockenen Stil, dass dieses Buch nicht der ganz große Knaller ist. Auf der anderen Seite ist „Der Sohn der grünen Insel“ auch kein schlechtes Buch, Lawhead erschafft eben auch diese unglaubliche Welt, er hält eine brauchbare Spannung, die allerdings vom Klappentext übel torpediert wird, denn alle Wegpunkte sind dort vorgezeichnet. Da hat irgendwer bei |Lübbe| des Guten definitiv zu viel getan.
Der eigentliche Clou dürfte den meisten Lesern ein wenig abgehen. Succat wechselt auch seinen Namen immer wieder mal und am Ende nennt er sich Patricius. Das ist kein Clou? Richtig, aber im englischen Original heißt das Buch „Patrick – Son of Ireland“ – also ist Succat vermutlich der irische Nationalheilige St. Patrick – na, darauf ein Guinness.
Sehr schöne Aufmachung, üppige 684 Seiten und sogar ein Lesebändchen, diese gebundene Ausgabe lohnt ihren Preis von 24,50 Euro. Ein Buch für Fans von St. Patrick und überhaupt von historischen Romanen.
_Holger Hennig_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|