Minninger, André (Adaption); Henkel-Waidhofer, Brigitte J.) – Die drei ??? und der Schatz im Bergsee (Folge 68)

Fall Nummer 68 bildet den Abschluss einer kleinen Reihe von vier lose verbundenen Folgen, welche alle in Europa spielen. Hintergrund ist eine Urlaubsreise der Jungs aus Kalifornien in unsere Gefilde. Natürlich nicht ohne Ermittlungen, denn wer die drei Juniorschnüffler kennt, weiß, dass sie ohne Rätsel und Geheimnisse nicht leben können. So legten sie in England zum Auftakt Diamantenschmugglern das Handwerk, lösten in Deutschland im Vorbeigehen das Geheimnis um ein paar Särge, ärgerten sich später in Italien mit mafiosen Dunkelmännern herum und sind nun unterwegs in der Schweiz. Hier erwartet die amerikanischen Eidgenossen der Kriminalistik die Welt der Geheimdienste. Jedes der Hörspiele ist eigenständig und unabhängig von den anderen. Man muss zum Verständnis nicht unbedingt alle Vier dieser Miniserie (65 – 68) kennen, dennoch gehören sie irgendwie zusammen.

_Zur Story_

Die drei Junior-Detektive machen einen Rundflug mit einer 2-motorigen Propellermaschine in den Schweizer Alpen. Nahe des Genfer Sees im schweizerischen Kanton Wallis kommt es zum Ausfall zuerst des einen Motors, danach gibt auch der andere seinen Geist auf. Wenn’s einmal schief geht, dann auch bitte richtig. Der Pilot sagt noch durch, dass er eine Notlandung versucht, als die Maschine kurz darauf unsanft aufprallt, sprich: abstürzt. Justus und Bob erlangen das Bewusstsein wieder und stellen fest, dass, wo eben noch Peter saß, die Bordwand fehlt. Peter ist verschwunden! Benommen krauchen sie durchs Flugzeugwrack und versuchen zu rekonstruieren, was vorgefallen ist. Hatte Peter nicht kurz vor dem Crash nach vorne ins Cockpit gelangen wollen?

Sie wissen es nicht mehr so genau. Nachdem sie das Wrack kurzzeitig verlassen haben und sich sicher sind, dass die Maschine nicht an einem Abgrund, sondern auf einer Wiese zum Liegen kam, betreten sie auf der Suche nach dem zweiten Detektiv das Flugzeug wieder. Dort angelangt finden sie jedoch nur den offenbar schwerer verletzten und bewusstlosen Piloten Jerzey im Cockpit – von Peter weiterhin keine Spur. Mit vereinten Kräften und langsam aufklarendem Geist schaffen sie den Piloten und einige nützliche Gegenstände aus der zerstörten Maschine. Draußen angelangt betten sie Jerzey, der immer noch ohnmächtig ist, in eine Decke und versuchen herauszufinden, wo zum Teufel sie sich befinden und wo ihr Freund Peter abgeblieben ist.

Wurde er aus dem Flugzeug geschleudert und ist vermutlich gar tot? Die Berglandschaft, wo sie niedergegangen sind, ist ihnen ohne Kartenmaterial vollkommen fremd, doch als sie die Gegend weiter erkunden, finden sie Peter in einem Waldstück. Er lebt – ist aber leicht beduselt und weiß nicht, wie er dort hingekommen ist. Erst allmählich erinnert er sich, dass er orientierungslos aus dem Loch in der Bordwand gestiegen ist und schließlich im Wald zusammenbrach. Nun hoffen die drei, dass die Bergrettung alsbald auftauchen muss, um sie zu retten und tatsächlich: als Bob allein zurück zum Wrack geht, um dem immer noch nicht ganz klaren Peter eine Decke zu holen, taucht ein Hubschrauber auf, doch die Froschmänner, die dort bewaffnet herausspringen, sind ganz sicher eins nicht: Die Bergrettung.

_Eindrücke_

Die Story wirkt ziemlich hanebüchen und gekünstelt. Da tummeln sich die Flugzeugmafia, eine ominöse polnische Geheimagentin und ein undurchsichtiger Pilot in den Schweizer Alpen herum, um einen höchst seltsamen Schatz aus einem Bergsee zu fischen – hiermit ist sicher nicht zu viel verraten, schließlich ist das ja auch der Titel der Folge. Die Dialoge sind teilweise so was von behämmert und die Story – vor allem gegen Ende – so wirr, dass man sich fragt: Was soll das? Neben einigen Ungereimtheiten kurz nach dem Absturz klemmt’s auch im weiteren Verlauf oftmals und gerät zur Gähn-Geschichte. Die Frage, wie ein Mini-U-Boot in einen Bergsee kommt, bleibt letztlich ungeklärt, mit der Begründung à la: „Betriebsgeheimnis des polnischen Geheimdienstes“. So, so. Vom generell vollkommen unglaubwürdigen Strickmuster des Falles mal ganz zu schweigen.

Kurios bis nervig sind einige Sprüche Peters, mit denen er wohl in die zu großen Fußstapfen von McGyver und A-Team zu treten gedenkt: „Ich kann aus den Fahrwerksteilen und ein paar Decken eine Trage bauen“ oder „Ich hab das Funkgerät wieder repariert“. Nuja, man ist ja schließlich in der Schweiz, da mutiert Schisser Shaw (der sicher nicht der Hellste der drei ist) zum personifizierten Offiziersmesser. Die Sprecherleistung ist gerade noch OK, die drei Detektive sind trotz der oft an Dämlichkeit nicht zu toppenden Dialoge handwerklich fast über jeden Zweifel erhaben. Doch wundere ich mich schon manchmal, wie scheinbar gleichgültig Just und Bob teilweise mit dem Verschwinden des zweiten Detektivs umgehen.

Die Figur des Jerzey ist hart an der Grenze zur Glaubwürdigkeit. Puppenlustig plaudert er alles aus, immerhin gegenüber drei wildfremden Jungs – dabei hat dort ein Geheimdienst seine Finger im Spiel, mit dessen Agentin Jerzey in Kontakt steht. Häh? Also, so geheim kann das alles nicht sein. Viele Sprecher sind nicht vertreten, wie man am Line-Up im Steckbrief bereits ersehen kann. Da hätte man auf Qualität der Geschichte und Dialoge mehr achten können und natürlich auch müssen. Das obligatorische Gelächter am Ende der Folge ist wegen des absolut flachen und unkomischen Spruches nicht nachvollziehbar und wirkt so dermaßen aufgesetzt, dass es einem graust. Das Highlight ist der „neue“ Erzähler Matthias Fuchs, der in exzellenter Tradition die Fackel des leider zu früh verstorbenen Peter Pasetti weiter trägt.

Auch die Musik geht noch in Ordnung. Eine mittlere Katastrophe ist aber die Abmischung der CD, welche oftmals zu dünn und leise in den Gesprächen und Effekten daherkommt, jedoch bei der Musik unangenehm laut und dominant wird. Das verwundert um so mehr, als das alle bis dato erschienene Folgen wegen Lizenzproblemen mit der Musik im Jahre 2001 eh noch einmal neu abgemischt werden mussten. Auch diese gehört dazu. Da hätte man diese Unart eigentlich gleich beseitigen können. Die Effekte sind immerhin angemessen, reißen einen aber nicht wirklich vom Stuhl. Da gibt’s wesentlich bessere (auch ältere) Folgen. Ein Glück, dass das „Abenteuer Europa“ hiermit sein Ende findet, alle vier Folgen dieser losen Reihe waren insgesamt betrachtet nicht der Bringer. Bis auf die vorangegangene Nummer 67 „Schattenmänner“, die geriet noch akzeptabel.

_Fazit_

Der Schatz im Bergsee dümpelt langatmig-mittelmäßig vor sich hin und nimmt erst gegen Ende etwas Fahrt auf, was aber in einem absolut unglaubwürdigen Finale gipfelt. Schon vorher ist die Geschichte ziemlich an den Haaren herbei gezerrt und unglaubwürdig. Somit kann man nur ausgesprochenen und sehr hart gesottenen Fans zu dieser Folge eine bedingte Empfehlung aussprechen. Alle Anderen, die vielleicht nur sporadisch die Abenteuer der drei sympathischen Junioren aus Rocky Beach verfolgen, greifen hier besser nicht zu und weichen auf andere Fälle der Serie aus. Eindeutig nur: „Ausreichend“ mit Tendenz zu „Mangelhaft“.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Schatz im Bergsee“ (Folge 68)
Buchvorlage: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer, Franckh-Kosmos 1996
Ersterscheinung: April 1996, EUROPA (Sony BMG)
Laufzeit: ca. 60 Minuten
Cover: Aiga Rasch
Buch & Redaktion: André Minninger
Produktion & Regie: Heikedine Körting

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler – Alfred Hitchcock: Matthias Fuchs
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Jerzey: Michael Bideller
Mariana: Antje Roosch
Bergwacht – 1. Mann: Nico König
Bergwacht – 2. Mann: Lutz Schnell

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