Minninger, André (Adaption), Erlhoff, Kari (Autor) – Die drei ??? und die feurige Flut (Hörspiel) (Folge 148)

Allie Jamison, eine alte Bekannte der drei Fragezeichen, wendet sich Hilfe suchend an Justus, Bob und Peter. Sie hat ein Buch aufgeschlagen und damit einen tödlichen Fluch auf sich gezogen. Demnach hat sie nur noch bis zur nächsten Vollmondnacht zu leben, und diese steht kurz bevor. Sie ist nicht die Einzige, die von diesem tödlichen Fluch getroffen wurde und der es seitdem immer schlechter geht. Auch Emerald Pendragon ist von dem Fluch befallen. In Todesangst hofft Allie nun auf die Hilfe der drei Detektive.

Diese suchen Allie daraufhin zuhause in ihrer kuriosen WG auf, um sich das mysteriöse Buch anzusehen. Der Fluch lässt sich nur brechen, indem die drei Detektive innerhalb der nächsten 24 Stunden ein schwieriges alchemistisches Rätsel lösen, den gläsernen Safe öffnen und aus diesem ein Heilmittel entnehmen, welches Allie retten kann. Allie und Justus sind sofort überzeugt, dass nur Gift am Buch die gesundheitlichen Probleme hervorgerufen haben kann. Doch auch das hilft nicht, um das alchemistische Rätsel zu lösen, dazu sind einige Chemiekenntnisse notwendig und Mut, denn Justus gerät in diesem Fall bald in einen gefährlichen Hinterhalt …

_Schräge Geschichte_

Ein schrecklicher Fluch lastet auf einer alten Bekannten der drei Fragezeichen. Nur wenn man ein kompliziertes alchemistisches Rätsel löst und dem gläsernen Safe das Gegenmittel entnimmt, können Allie und Pendragon gerettet werden – was für ein fulminanter Beginn für eine Folge der drei Fragezeichen! Wir haben Lebensgefahr, einen fiesen Fluch und ein kompliziertes Rätsel – die idealen Zutaten für einen spannenden Fall, bei dem natürlich – so sollte man meinen – der (ober)schlaue Justus glänzen sollte. Doch weit gefehlt.

Zunächst begeben sich die drei Detektive in die wohl kurioseste Wohngemeinschaft, die man sich nur vorstellen kann. Neben Allie Jamison wohnen dort nämlich u.a. der bekannte Astrologe Carl Parsley, die Handleserin Ursula Burns und die merkwürdige Sunshine, die Menschen seit einem Unfall nur anhand – und nun kommt’s – ihrer Aura erkennen kann. Bei dieser Auswahl weiß man gar nicht, welche Figur man eigentlich am abstrusesten und unglaubwürdigsten finden soll. Aber natürlich war es erforderlich, dass Sunshine Menschen nur anhand ihrer Aura identifiziert (obwohl sie bestens sehen kann), denn eine andere Dame verrät sich nämlich genau an dieser Stelle.

Und so begegnen die drei Detektive in der Zauber-WG all diesem merkwürdigen Gestalten, werden Zeuge wie der unbegabte Carl versucht, eine Tomatensuppe zu kochen (warum auch immer…), die die offensichtlich allzu schreckhafte Allie sogleich als Blut fehlinterpretiert und lernen auch Ursula kennen, die noch im allerersten Satz sofort ihre halbe Biografie herunterrattert und Werbung für sich und ihre Handlesekunst macht. Ach ja, fast wie im wahren Leben…

Nun aber zurück zum Fall: Im gläsernen Safe sehen Allie, Justus, Peter und Bob allerlei Fläschchen stehen sowie ein Pergament. Natürlich ist es nicht möglich, einfach das Glas des Safes zu zerbrechen, denn dann schließlich würden Fläschchen zerstört, die sofort für Feuer sorgen und das Pergament verbrennen würden. Also müssen die Detektive den Umweg über das alchemistische Rätsel nehmen. Dazu entzünden sie sogleich im Sommer ein Feuer im Kamin und entdecken dort einen wichtigen Schriftzug. Kurz darauf findet sich Justus ohne seine Freunde im Keller wieder, wo eine Überschwemmung herrscht. Als er dank eines entzündeten Streichholzes erkennen kann, dass im Wasser auch lauter zerstörte Fläschchen aus dem Lager des Chemieladens schwimmen, fällt dem oberschlauen Justus natürlich nichts Besseres ein, als das nächste Streichholz zu entzünden und dieses fallen zu lassen, wo es sofort den Chemikalienteppich im Wasser entzündet und für die feurige Flut sorgt. Sorry, aber gerade Justus, der ach so intelligent ist und alles weiß, sollte Besseres zu tun haben, als das nächste Streichholz zu entzünden, wenn er bemerkt, dass er in einem See aus Chemikalien steht!

Und so dümpelt der Fall weiter vor sich hin, die drei Detektive lösen noch einige kleinere Rätsel und kommen dann schlussendlich der Lösung des Falles auf die Spur. Bis dahin reihen sich etliche Kuriositäten und schräge Gestalten aneinander und sorgen dabei beim Hören für nicht mehr als ein müdes Lächeln. Je abgefahrener und unglaubwürdiger der Fall wird – und ich habe hier nur wenige ausgewählte Beispiele herausgegriffen – umso gleichgültiger blickt man der Lösung des Falles entgegen.

Schade, dass André Minninger nicht mehr aus diesem viel versprechenden Beginn gemacht hat, der Fluch und das Rätsel hätten durchaus das Potenzial für eine richtig gute Folge der drei Fragezeichen gehabt.

_Hörvergnügen_

Doch man hört die drei Fragezeichen ja nicht nur deswegen, weil man logisch schlüssige und glaubwürdige Fälle erwartet (denn das ist vielleicht nur jedes zweite Mal der Fall …), sondern auch, weil man auf eine überzeugende und stimmungsvolle Inszenierung hofft.

Und immerhin: In diesem Punkt wird der Hörer nicht enttäuscht. Neben den drei routinierten Hauptsprechern und dem gewohnt überzeugenden Erzähler gefallen auch die meisten Nebenrollen. Allen voran sei hier Katrin Fröhlich in der Rolle von Allie Jamison genannt. Da Allie an den Folgen des Nervengifts leidet, mit dem sie beim Durchblättern besagten Buches in Kontakt gekommen ist, wirkt ihre Stimme müde und kränklich. Das macht Fröhlich durchaus überzeugend, ohne zu dick aufzutragen. Manchmal ist sie vielleicht etwas zu kurzatmig, doch wer weiß, wie man selbst auf ein solches Nervengift reagieren würde. Mir persönlich gefiel ihre Interpretation. In den Nebenrollen fällt aus meiner Sicht nur Birke Bruck in der Rolle der merkwürdigen Ursula aus dem Rahmen: Sie fällt erst durch ihre schräkelige Stimme auf, die auch im Folgenden immer viel zu betont ist und mir daher nicht glaubwürdig erscheint. Auch ihre völlig unsinnige heruntergeratterte Eigenwerbung bei ihrer Vorstellung konnte mich nicht überzeugen.

Die Hörspielumsetzung ist bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gelungen, etwas merkwürdig fand ich allerdings Justus’ Selbstgespräche im überfluteten Keller. Da er alleine in diesen Hintergrund geraten ist, berichtet er sich dort selbst, was er sehen kann, wenn das Streichholz den Keller erhellt. Klar kann man davon ausgehen, dass jeder auch mal mit sich selbst spricht, aber so detailliert, wie Justus es in dieser Szene tut, fand ich es doch recht ungewöhnlich. Hier hätte vielleicht der Sprecher bessere Dienste leisten können.

Sehr stimmungsvoll gelungen ist auch wieder die Musik. Manch eine Melodie kennt der treue drei-Fragezeichen-Fan natürlich, doch passend zur geisterhaften Folge gibt es auch mystische Hintergrundmusik, die wunderbar zum Fall passt und für eine sehr düstere Atmosphäre sorgt.

Die Geräusche wirken ebenfalls überzeugend, oftmals untermalen sie das Hörspiel nur im Hintergrund, wie z. B. in der Zentrale der drei Fragezeichen, wo immer wieder der Papagei krächzt und man im Hintergrund auch eine Kreissäge hört. Einzig nervig finde ich, dass irgendwie jede Tür quietschen muss, ganz so offensichtlich muss man die Geräusche irgendwie auch nicht einsetzen.

_Nicht abgesoffen, aber auch nicht überzeugend_

Trotz guten Beginns konnte mich der vorliegende Fall nicht überzeugen. Zu schräg fand ich die Charaktere, zu merkwürdig ihr Verhalten und zu abstrus die Verwicklungen in dem Fall. Es ist schon komisch, wenn sich eine Person dadurch verrät, dass sie andere Menschen mit den Augen erkennen kann und nicht über deren Auren … Sprecher, Musik und Hintergrundgeräusche haben fast auf ganzer Linie überzeugt, aber das kann leider nicht darüber hinweg täuschen, dass der Fall spätestens ab der Hälfte des Hörspiels deutliche Schwächen hat. Schade, aber es bestätigt sich einmal mehr: Die neueren Fälle der drei Fragezeichen können einfach nicht an alte Glanzzeiten heranreichen.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 66 Minuten
Story von Ben Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014825|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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