Robin Hobb – Die Tochter des Wolfs (Das Kind der Weitseher 3)

Das Kind der Weitseher

Band 1: Die Tochter des Drachen“
Band 2: Die Tochter des Propheten“
Band 3: „Die Tochter des Wolfs“

Bienes Fluchtversuch vom Ende des zweiten Bandes ist misslungen. Aber sie ist ein tapferes Mädchen und gibt nicht so einfach auf …
Fitz erholt sich allmählich wieder von dem exzessiven Gebrauch der Gabe, mit dem er die drachenerwählten Kinder Kelsingras geheilt hat. Und zu seiner Überraschung erhält er mehr Unterstützung für seine Weiterreise, als er sich erhofft hat. Zumindest, bis er das Schiff kennen lernt, auf dem er reisen wird: Paragon …

In diesem letzten Band des Weitseher-Zyklus schlägt die Autorin noch einmal eine Brücke zu ihrem Zyklus der Zauberschiffe. Das war für mich nicht ganz einfach, denn zu all den Hinweisen und Erwähnungen, die sich auf die zweite Trilogie des Weitseher-Zyklus beziehen – die ich damals nicht gelesen habe –, kommen nun auch noch jede Menge Anspielungen auf die Zauberschiff-Trilogie, die ich zwar gelesen habe, aber bereits vor zwölf Jahren. Zwar kamen beim Lesen einige Erinnerungen zurück, aber leider nur recht grob. Das machte die Sache etwas mühselig.

Abgesehen davon bot dieser Teil mit Abstand die meiste Bewegung, nicht nur deshalb, weil sowohl Biene als auch Fitz unterwegs sind, sondern auch an Ereignissen. Und diesmal war mir Fitzens Erzählstrang lieber als Bienes, aus zwei Gründen:

~~~~ Vorsicht Spoiler ~~~~

Zum einen war es unglaublich frustrierend, dass Bienes Fluchtversuche alle scheiterten, denn es waren ziemlich viele. Einerseits sprach es für Bienes Charakter, dass sie es so oft versuchte, und angesichts des Endes der Geschichte war es andererseits unumgänglich, dass Biene Clerres erreichte. Trotzdem wünschte ich mir irgendwann beinahe, Biene würde es nicht mehr versuchen.

~~~~ Spoiler Ende ~~~~

Zum zweiten entwickelte Dwalia sich ziemlich rasch zu einer derart unerträglichen Person, dass ich schon allein ihretwegen erleichtert war, als die Reise endlich ein Ende fand. Auch Vindeliar wurde mit der Zeit zunehmend zur Nervensäge.
Diesen beiden ist es gelungen, binnen kürzester Zeit sowohl Fitzens zunehmende Zankereien mit dem Narren als auch den Kampf mit den Wissenslücken aus früheren Bänden zu toppen!

Immerhin bot das Mehr an Bewegung auch ein Mehr an Spannung. Bienes Kampf gegen ihre Entführer sorgte zwar nicht für einen durchgehenden, aber immer wieder für neue, kurze Spannungsbögen. Der Showdown schließlich findet in Clerres statt und ist wirklich richtig spannend geraten. Die mehr oder weniger kurzen Beschreibungen von Träumen, die manchen Kapiteln vorangestellt sind, geben zwar Hinweise darauf, wie die Handlung sich entwickeln könnte, enthalten aber natürlich keinerlei Details, sodass der Autorin viel Raum bliebt, die Ereignisse, als sie schließlich stattfinden, entsprechend auszubauen. Inklusive der einen oder anderen Überraschung. Dagegen war das Eintreffen der Drachen letztlich eine geradezu trockene Angelegenheit.

Das Ende des Buches ist dann auf seine Weise genauso dramatisch wie der Showdown. Wesentlich ruhiger zwar, aber ausgesprochen emotional. Und ebenfalls nicht unbedingt das, was der Leser erwartet hätte.

Was die Charakterentwicklung angeht, war davon vor allem Biene betroffen. Frühreif war sie von Anfang an, jetzt wird sie auch erwachsener. Sie ist noch immer Kind, aber der Unterschied zu ihrer Zeit in Weidenhag ist ganz deutlich zu spüren. Sie ist selbstbewusster, sie weiß genauer, was sie will und was nicht, und sie wehrt sich selbst, statt darauf zu warten, dass andere sie verteidigen. Am schönsten war die Szene, in der sie einer eingebildeten Hofdame Paroli bietet!
Eine ähnliche Entwicklung ist bei Lant zu beobachten. Er ist am Ende weit weniger unbeholfen und nervös, als er es im ersten Band noch war, sich seiner selbst sicherer. Und auch seinen Snobismus hat die Reise vollkommen abgeschliffen.

Bleibt zu sagen, dass Das Kind des Weitsehers ein würdiger und krönender Abschluss dieses tausende Seiten umfassenden Zyklus geworden ist. Trotz des gewaltigen Umfangs habe ich mich selten wirklich gelangweilt. Die Charaktere waren hervorragend geschildert, auch wenn ich mich über Fitz und später auch über den Narren immer wieder mal ziemlich geärgert habe. Die Handlung war gut aufgebaut und lebendig erzählt, selbst in den ruhigeren und wenig ereignisreichen Passagen.

Und auch den Bogenschlag zu den Zauberschiffen hätte ich durchaus genossen, wäre mir davon noch mehr in Erinnerung gewesen. Vor allem aber bin ich erfreut über den konsequenten Schlussstrich, den die Autorin jetzt gezogen hat. Zyklen, die ins Unendliche gedehnt und dabei bis auf die letzte Faser ausgelutscht werden, gibt es schon viel zu viele.

Robin Hobb war bereits unter dem Namen Megan Lindholm eine erfolgreiche, mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, ehe sie mit der ersten Weitseher-Trilogie erfolgreich ins Genre der Fantasy einstieg. Das Kind der Weitseher ist nach der Chronik der Weitseher und dem Erbe der Weitseher der dritte Abschnitt dieser Serie, außerdem stammen aus ihrer Feder der Zyklus der Zauberschiffe und eine ganze Anzahl weiterer Zyklen, die allerdings großteils nicht auf Deutsch erhältlich sind. Robin Hobb lebt mit ihrem Mann in Tacoma/Washington.

Broschiert 1120 Seiten
Originaltitel: Assassin‘s Fate
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3764532314

http://www.robinhobb.com/index.html
http://www.randomhouse.de/penhaligon/index.jsp

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