Royce Buckingham – Die Karte der Welt (Mapper 1)

Ein Bauernsohn bringt Licht ins Dunkel

Inhalt

Wexford Stolli, im Allgemeinen kurz Wex genannt, ist eigentlich nur ein Bauernbursche im Königreich Abrogan. Als Sohn eines Schweinezüchters riecht er meist nach Mist und scheint vom Leben nicht allzu viel zu erwarten zu haben. Doch sein beträchtliches Talent als Landschaftszeichner bringt ihm bald die Teilnahme an einer nicht weniger als königlichen Expedition ein. Die Truppe, mit der zusammen er ausgesendet wird, hat den Auftrag, das Land in der Nähe des geheimnisvollen Schleiers zu kartographieren. Dieser Schleier ist so etwas wie eine tiefschwarze Nebelwand, von der niemand weiß, was dahinter liegt. Keiner der Menschen, die sich in den Schleier wagten, kehrte je wieder zurück. Es gilt also, gebührenden Abstand von ihm zu halten.

Als Wex im Verlauf der Expedition gewissermaßen aus Lust und Laune eine Landschaft jenseits des Schleiers auf die wertvolle Karte zeichnet, die sein Expeditionstrupp mit sich führt, weicht der Schleier zum allgemeinen Erstaunen um ein Stück zurück und gibt die Aussicht auf ein Stück Land frei, das Wexfords Zeichnung verblüffend ähnelt. Wagemutig verfällt der Kommandant des Erkundungstrupps auf die Idee, das neu entdeckte Land zu erforschen. Im Folgenden muss Wex immer wieder zum Pinsel greifen, denn der Truppe wird durch eine böse Überraschung der Rückweg abgeschnitten, so dass es nun gilt, die Flucht nach vorn anzutreten. Wex und seine Kameraden treffen auf phantastische Wesen, die ihnen leider nicht durchweg wohlgesonnen sind. Das gilt vor allem für den vor vierzig Jahren im Schleier verschwundenen Vill, der mit dem Königreich von Abrogan noch eine Rechnung offen hat und vor nichts zurückschreckt, um sie zu begleichen…

Mein Eindruck

Die Grundidee mit der Karte und Wexfords geheimnisvoller Fähigkeit, den Schleier zurückzudrängen, ist gut. Der Held ist natürlich, wie im Genre der Fantasy so oft, ein unfreiwilliger, der gar nicht weiß, in was er da hinein gerät. Immerhin gelingt es Buckingham im Verlauf des Romans, einigermaßen plausibel zu machen, wie Wex in seine Rolle geriet. Im Gegensatz etwa zu Frodo im Herr der Ringe, bei dem ich nie begriffen habe, warum nun ausgerechnet er der Ringträger ist. Auch der Expeditionstrupp gefällt mir in seiner Zusammenstellung ausgesprochen gut, es sind natürlich wieder mal die denkbar größten Gegensätze vereinigt, vom tollkühnen leitenden Offizier Lothario über dessen bedächtigeren, aber in Stresssituationen zu Entscheidungsschwäche neigenden Stellvertreter Fretter und einer Vierergruppe von Ausgestoßenen bis zum scheinbar völlig nutzlosen Magier Kraven.

Leider stimmen für mein Empfinden für eine magische Fantasywelt, die ja zumeist irgendwie mittelalterlich ist, in diesem Buch oft die Kleinigkeiten nicht. Das Wissen der Expeditionsteilnehmer über Ansteckungsgefahren bei infektiösen Krankheiten etwa setzt eigentlich bereits Kenntnisse der Mikrobiologie voraus. Auch die Geschwindigkeit, mit der einzelne Mitglieder des Teams sich die Kenntnis fremder Sprachen aneignen, grenzt ans Fantastische, was, ungeachtet der Tatsache, dass ich hier einen Fantasyroman rezensiere, nicht als Lob gemeint ist. Das Böse sind hier mal keine äonenlang vergessenen Mächte, Vill ist kein Sauron, sondern eine ziemlich mittelmäßige Gestalt. Das mag man kritisieren oder als Innovation begrüßen. Mich hat es insofern gestört, als es das Timing des Romans durcheinanderbringt. Das Ende kommt etwas holprig daher, was für mein Empfinden damit zusammenhängt, dass Vill das Format des großen Bösen abgeht. Vielleicht taugt eben doch nur ein Schurke von mythischem Ausmaß zum Grande Finale und der ist Vill bei aller Grausamkeit nun einmal nicht.

Der Autor

Royce Buckingham, geboren 1966, begann während seines Jurastudiums an der University of Oregon mit dem Verfassen von Fantasy-Kurzgeschichten. Sein erster Roman Dämliche Dämonen begeisterte weltweit die Leser und war insbesondere in Deutschland ein riesiger Erfolg. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt Royce Buckingham in Bellingham, Washington. (Verlagsangabe)

Mein Fazit

Ich habe mich nicht gegrämt, dieses Buch gelesen zu haben, als Lektüre für den Bus oder fürs Bett ist es durchaus angemessen. Wer einen reinen Unterhaltungsroman ohne großen Anspruch sucht, ist hier sicher gut bedient. Von mir gibt es drei Sterne.

Broschiert: 606 Seiten
Originaltitel: Mapper
Aus dem Englischen von Michael Pfingstl
ISBN-13: 978-3-442.26884-9

www.heyne.de

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