Royce Buckingham – Der Wille des Königs (Mapper 2)

Mapper

Band 1: Die Karte der Welt“
Band 2: „Der Wille des Königs“

Es ist noch nicht allzu lange her, dass die Passage durch das Lebende Riff entdeckt wurde. Aber seither kommen immer mehr Menschen nach Abrogan.

Ian Krystal wurde von König Schwarzwasser hergeschickt, zusammen mit einer ganzen Schar von Klansleuten, darunter auch sein Vetter Petrich. Eigentlich hatten sie den Auftrag, eine Straße zu bauen. Wahrhaftig keine angemessene Aufgabe für die stolzen Klankrieger. Doch dann beschließt Bryss – Neffe des Königs, Kronprinz und Regent in Abrogan – aus einer Weinlaune heraus, Ian zum Anführer der Grünen Kompanie zu machen …!

„Der Wille des Königs“ ist das Prequel zu „Die Karte der Welt“, kann aber unabhängig von seinem Vorgänger gelesen werden.

Ian ist tatsächlich der geborene Anführer. Er ist noch jung und unerfahren, aber klug und besonnen und nimmt seine Verantwortung ernst. Vor allem aber ist er offen für das Neue und Fremdartige, das ihn auf diesem unerforschten Kontinent begegnet.

Petrich ist ebenfalls ein kluger Kopf, allerdings durch ein Erlebnis aus seiner Kindheit schwer traumatisiert, das hat ihn ein wenig seltsam werden lassen. Die meisten anderen schließen ihn deshalb zwar nicht direkt aus, aber sie können nicht allzu gut mit Petrichs Eigenheiten umgehen, abgesehen von Ian, was diesem die unverbrüchliche Treue seines Vetters eingebracht hat.

König Schwarzwasser wiederum hält alle Klansleute für Barbaren, und die Ureinwohner Abrogans interessieren ihn lediglich bezüglich der Frage, ob er sie vertreiben oder zur Zwangsarbeit verpflichten soll. Für den König ist Abrogan ein Neuanfang, eine zweite Chance, nachdem er seine erste offenbar verpatzt hat.

Die Hauptcharaktere sind nicht allzu detailliert, aber durchaus gut gezeichnet, besitzen Leben und Farbe. Die Nebenfiguren dagegen sind nicht ganz so intensiv ausgefallen, abgesehen von der Fürstin Zinnober, die fast schon ein wenig überzogen wirkt.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist denjenigen, die „Die Karte der Welt“ gelesen haben, natürlich schon bekannt, zumindest in den Grundzügen. Es tauchen dieselben Geschöpfe und Orte auf wie im Vorgängerband: Vedra und ihr mächtiger Baum, die Zwerge, das Flussvolk …

Selbst die Grundidee der Handlung ist eigentlich dieselbe: es geht um die Entdeckung einer Welt, nur, daß es diesmal tatsächlich die erste Entdeckung ist, und nicht die Wiederentdeckung. Und es geht darum, wie viel Fremdheit eine Gesellschaft zu akzeptieren bereit ist und wie man am besten mit der Angst vor dem Fremden umgeht. Und die Romanze des Helden mit einem Mädchen darf natürlich auch nicht fehlen.

Trotz der vielen Parallelen zwischen den beiden Bänden hat mir der zweite besser gefallen. Das lag zum einen an der Hauptfigur. Obwohl auch Wex nicht unsympathisch ist, konnte ich mit Ian wesentlich mehr anfangen. Auch Ian ist unerfahren, aber doch um einiges erwachsener als Wex.

Zum anderen lag es an Petrich. Petrichs Gedankenwelt íst zwar etwas fremdartig, aber gut ausgearbeitet und dargestellt, und ich fand sie sehr interessant. Grundsätzlich hat mich die ganze Idee mit der Dunkelheit fasziniert: das Herumtragen, Petrichs Umgang mit ihr, die Auswirkungen ihrer Befreiung, all das ist einfallsreich und gut durchdacht und verleiht diesem Band eine besondere Note.

Dazu kommt noch, daß Ian auf seiner Reise durch Abrogan nicht nur viele neue Wunder entdeckt, sondern auch neue Wahrheiten über die Vergangenheit seines eigenen Volkes. Außerdem gefielen mir die Figur des König Schwarzwasser und die Ereignisse um ihn herum um einiges besser als Vill und seine Düsterlinge. Sie ist menschlicher und – bei all ihrer Ignoranz – trotzdem weniger grausam.

Mit anderen Worten, für mich hat Royce Buckingham sich bei diesem Prequel im Vergleich zum Vorgänger deutlich gesteigert. Schade fand ich eigentlich nur, dass das Kartenzeichnen auch diesmal so wenig im Mittelpunkt steht, ich muss aber zugeben, dass es hier tatsächlich für die Geschichte nicht so wichtig ist wie im ersten Band. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten, und ich habe mich nicht eine einzige Minute gelangweilt.

Royce Buckingham studierte Rechtswissenschaften und arbeitet als Staatsanwalt. Das Schreiben lief lange Zeit nebenher, neben Kurzgeschichten und Drehbüchern entstanden die Kinderbücher „The dead Boys“ und „Goblins! An Underearth Adventure“ sowie die Demonkeeper-Trilogie, deren erster Teil „Dämliche Dämonen“ zeitweise als Filmstoff zur Debatte stand, bisher aber nicht in den Kinos ankam. Im Oktober erscheint mit „The Terminals“ ein erstes Jugendbuch aus seiner Feder, und für März 2015 ist „Impass“, ein Roman für Erwachsene, angekündigt.

Taschenbuch 576 Seiten
Originaltitel: „Mapper II“
Deutsch von Michael Pfingstl
ISBN-13: 978-3-442-26939-6

roycebuckingham.com
www.randomhouse.de/blanvalet

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