Sarah Alderson – Meine beste Freundin

Inhalt

Seit Jahren hat die unscheinbare Lizzie nicht mehr an ihre ehrgeizige Kollegin Becca gedacht. Obwohl online befreundet, nahm Becca im wahren Leben kaum Notiz von ihr und verschwand nach einem schrecklichen Unfall schließlich ganz. Als Lizzie plötzlich ein Tinder-Date mit James, Beccas attraktivem Exfreund, vorgeschlagen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Becca, die laut Facebook mittlerweile das perfekte Leben führt – Designstudio, erfolgreicher Ehemann, süßes Baby –, hätte doch sicher nichts dagegen. Doch mit Freunden wie Becca braucht Lizzie keine Feinde … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ich habe das Buch innerhalb von vierundzwanzig Stunden verschlungen, denn der Schreibstil ist flüssig und äußerst amüsant. Er strotzt nur so vor bösem britischem Humor. Lizzie, eine frustrierte Finanzangestellte, ist eine wandelnde Dramedy; ihr Innenleben ist faszinierend, da es grotesk und realitätsnah zugleich ist!

Sie war lange eine graue Maus, jetzt – drei Jahre nach Beccas Abtauchen – ist sie ein bunter Schmetterling. Dennoch wird sie von wiederkehrenden Minderwertigkeitskomplexen geplagt, nicht ohne guten Grund…

Sie befasst sich weiterhin zwanghaft mit Selbstoptimierung: eine Nasenkorrektur, eine neue Haarfarbe und mehr Sport kann sie bereist abhaken, nun fehlen noch ein begehrenswerter Ehemann, ein kreativer Job und ein schönes Haus. Ihr Vorbild Becca hat all das, aber in dieser Geschichte ist nichts so wie es scheint…

Zunächst geht um den typischen Kleinkrieg im Büroalltag unter Frauen. Wer wird warum befördert, wer hat wessen Snacks aus dem Kühlschrank geklaut und wer ist die Schönste im ganzen Land. Als die Bienenkönigin Becca nach einem Unfall während einer Betriebsfeier ins Koma fällt und schließlich verschwindet, kehrt Frieden ein. Drei Jahre später macht Lizzi jedoch einen folgenschweren Leichtsinnsfehler, indem sie übermütig, übermüdet sowie angetrunken eine bitterböse Nachricht an die falsche Person verschickt…

Wenige Stunden später beginnt der Psychoterror und plötzlich steht Lizzie als unprofessionelle Betrügerin da. Zutiefst beschämt, verzweifelt sowie arbeitslos macht sie prompt den nächsten Fehler, indem sie beschließt sich persönlich bei Becca zu entschuldigen. Lizzie findet ihre aktuelle Adresse heraus, dann fährt sie kurz entschlossen los. Leider löst sie mit ihrem Auftauchen in Beccas neuem Leben aus Versehen eine zerstörerische Lawine aus…

Die Geschehnisse sind sehr raffiniert aufgebaut und wirklich spannend, ja fesselnd! Es gibt viele aufschlussreiche Blicke in die Vergangenheit der zwei Protagonistinnen und je eine Ich-Perspektive. Gut – böse, das gibt es hier nicht. Mit fortschreitender Handlung wird klar, dass beide Opfer wie Täter gleichermaßen sind.

Die Autorin

Sarah Alderson ist eine britische Roman- und Drehbuchautorin. Sie ist in der ganzen Welt herumgereist und lebte u. a. in London und Bali, bevor sie mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter nach Kalifornien zog. (Verlagsinfo)

Fazit:

Ich finde „Meine beste Freundin“ nahezu perfekt – gerne würde ich sagen absolut perfekt, denn von den ersten neunzig Prozent des Buches bin ich hellauf begeistert. Es liest sich quasi von selbst; der Plot ist abwechslungsreich, unheilvoll sowie mitreißend. Aber, und da bin ich jetzt vielleicht streng, das Ende ist meiner Meinung nach nicht ganz rund.

Erschütternd ist das Finale auf jeden Fall, ich habe jedoch den Eindruck, eine andere Autorin hätte die letzten paar Seiten übernommen: die Art von Autorin, die ich eher meide, weil ihre Geschichten klischeehaft und die Charaktere darin eindimensional sind.

Nichtsdestotrotz würde ich das Buch Fans von Psychothrillern ans Herz legen, denn: Der Weg ist das Ziel und der Weg ist großartig! Der zweite Thriller von Sarah Alderson erscheint bereits am 18. Mai, den werde ich auf jeden Fall auch lesen!

E-Book: 400 Seiten
Originaltitel: Friends Like These
Aus dem Englischen von Claudia Franz
ISBN-13: 978-3-641-24524-5

www.randomhouse.de

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