Inhalt
Die Angst vor ihrem Ehemann Freddie hat Felicity bis ans Ende der Welt getrieben: auf die kleine antarktische Insel Südgeorgien, kurz vor dem Südpol. Jedes Mal, wenn sich ein Schiff nähert, sucht Felicity ein Versteck auf und beobachtet die Passagiere durch ihr Fernglas. Sehnsüchtig wartet sie darauf, dass der Winter kommt und das Eis die Insel für ein paar Monate von der Außenwelt abschneidet. Schließlich trifft das letzte Schiff der Saison ein – und Felicitys Albtraum wird wahr: Freddie ist an Bord. Und er wird nicht ruhen, bis er ihr Auge in Auge gegenübersteht … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
„Dein kaltes Herz“ bietet Nervenkitzel von Anfang an – zum einen wegen der düsteren Atmosphäre des anschaulich beschriebenen Lokalkolorits, zum anderen wegen der beklemmenden Notlage der Protagonistin. Das Rätsel um Felicitys Vergangenheit ist äußerst ominös gestaltet und macht wirklich neugierig.
Der Schreibstil von Sharon Bolton ist wie immer brillant: flüssig, eindringlich und mit einer Priese schwarzem Humor versehen. Ich habe die knapp 500 Seiten in nur zwei Nächten verschlungen, denn die Besonderheiten der antarktischen Natur, verwoben mit der vielschichtigen Thrillerhandlung, erzeugen einen absolut mitreißenden Sog!
Die Geschehnisse sind ausgesprochen mysteriös, da die Ursache von Felicitys Problemen sehr lange schattenhaft bleibt. Und selbst diese vagen Erkenntnisse beruhen auf der unzuverlässigen Wahrnehmung der labilen Hauptfigur sowie den Vermutungen der Menschen in ihrem Umfeld.
Es gibt zwei Handlungsstränge und viele verschiedene Perspektiven, die in Form von kurzen Kapiteln vorliegen, wodurch konstant eine enorme Spannung aufkommt. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart auf einer Forschungsinsel zwischen der Antarktis und den Falklandinseln. Die Wissenschaftlerin Felicity fühlt sich bedroht, bereitet ihre Flucht vor, und plant sich zu verstecken. Aber ist das real? Ist sie geisteskrank und in Folge dessen paranoid, oder rauben ihr ihre Ängste angesichts einer konkreten Gefahr den Verstand? Und was wenn das eine, das andere nicht ausschließt?
Ein paar Monate zuvor erleben die Leser*inner die Protagonistin in Cambridge als verängstigte Patientin eines ambitionierten Therapeuten, allerdings sucht sie ihn nicht ganz freiwillig auf…
Der Therapeut ist nicht gerade ein Paradebeispiel für emotionale Stabilität: er verhält sich seinen Patientinnen gegenüber oft unprofessionell, weshalb sich seine Frau sich nun scheiden lässt. Auch die Polizei interessiert sich für ihn, denn es kam zu einem tätlichen Zwischenfall mit einer jungen Obdachlosen.
Zudem untersucht seine Mutter, eine verschrobene Ermittlerin à la Inspektor Columbo, eine Mordserie in der Obdachlosenszene, und ausgerechnet ihr Sohn hat die vermissten bzw. ermordeten Jugendlichen ehrenamtlich betreut.
Doch wie hängt das mit Felicitys Problemen zusammen? Und warum bricht sie kurz nach einem Durchbruch bei der Behandlung die Therapie ab und reist überstürzt zu einem hektisch ergatterten Forschungsauftrag auf eine Insel am Ende der Welt?
Die Autorin
Sharon Bolton wurde im englischen Lancashire geboren, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. „Todesopfer“, ihr erster Roman, wurde von Lesern und Presse begeistert gefeiert und machte die Autorin über Nacht zum neuen Star unter den britischen Spannungsautorinnen. Ihrem ersten Triumph folgten mittlerweile acht weitere Thriller – darunter vier mit der grandiosen Ermittlerin Lacey Flint –, in denen Sharon Bolton ihr brillantes Können immer wieder unter Beweis stellte. Sie wurde bereits für zahlreiche Krimipreise nominiert und für „Schlangenhaus“ mit dem Mary Higgins Clark Award ausgezeichnet sowie mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Oxford. (Verlagsinfo)
Fazit:
Die Autorin kreiert ein herrlich verwirrendes Labyrinth, in dem eine verheerende Vergangenheit, Irrtümer, Besessenheit sowie unglückliche Zufälle den Weg zum Ausgang vernebeln. Der bitter-süße Sommer im idyllischen Cambridge und der raue Spätsommer auf der Insel Südgeorgien, bilden einen interessanten Kontrast – zudem grandiose Kulissen für die undurchsichtige Handlung. Ein, zwei Aspekte sind für meinen Geschmack etwas abnutzt bzw. klischeehaft, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. „Dein kaltes Herz“ ist ein packender Thriller mit vielen Wendungen, der garantiert für schlaflose Nachte sorgt!
Klappenbroschur: 480 Seiten
Originaltitel: The Split
Aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger
ISBN-13: 978-3-442-49056-1
www.randomhouse.de
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