Veronica Roth – Die Bestimmung. Letzte Entscheidung

Mit „Letzte Entscheidung“ beschließt Veronica Roth ihre spannende Reihe „Die Bestimmung“, nachdem Band 2 „Tödliche Wahrheit“ mit einem Cliffhanger endete, der den Leser geradezu dazu zwang, sich sogleich dem dritten und letzten Band zuzuwenden. Hinter den dadurch mächtig geschürten Erwartungen bleibt „Letzte Entscheidung“ zwar schließlich zurück, nichtsdestotrotz hat Roth ihrer Reihe einen stimmigen Abschluss verliehen.

Die Revolution gegen die Ken war erfolgreich, ihre Schreckensherrschaft ist beendet. Doch schon wird Chicago erneut in Angst versetzt, als die unscheinbaren Fraktionslosen plötzlich die Macht an sich reißen und sich gegen ihre vorherigen Verbündeten stellen. Zuflucht und Hilfe kann jetzt nur noch außerhalb der Stadtmauern gefunden werden, weshalb sich Tris, Four und ihre Freunde aufmachen, allen Gefahren und Ängsten zu trotzen und die Welt außerhalb des ihnen bekannten Chicagos zu erkunden, um ihre Lieben zu retten. Dort werden sie jedoch bereits erwartet und nach und nach erschließt sich den jungen Leuten das wahre und erschreckende Gesicht der Gesellschaft ihrer Zeit, von der Chicago nur ein winziger, aber bedeutungsschwerer Ausschnitt war. Erneut wird den Protagonisten der Boden unter den Füßen weggezogen, erneut müssen sie sich zahlreichen Gefahren stellen, diesmal jedoch im Kampf gegen eine ganze Gesellschaftsstruktur und Werteordnung, nicht nur auf eng begrenztem Terrain wie in Chicago, sondern „draußen“, in der echten Welt. Doch wo fängt man an, wenn man die Welt verändern möchte?

Die Idee hinter „Die Bestimmung – Letzte Entscheidung“ ist erneut sehr gut und ausgefeilt, die Umsetzung hinkt jedoch an einigen Stellen, auch wenn das abschließende Werk der Trilogie nicht ganz so arg vor sich hin plätschert wie zuweilen „Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit“. Nichtsdestotrotz fehlt gelegentlich schlicht der Zug in der Geschichte, die Handlung wirkt hier und da schlicht gebremst und als hätten zwischendurch noch ein paar Seiten gefüllt werden müssen, bevor es zum großen Finale kommt. Erfreulich und ärgerlich zugleich ist die Charakterentwicklung. Tris hat sich vom unscheinbaren, verängstigten Mädchen, das immer wieder zu Dummheiten und Übereilung neigt, schließlich zu einer selbstbewussten und überlegten Frau gemausert, die gelernt hat, mit ihrem Schicksal umzugehen und mutig und zielstrebig für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist. Angesichts dieser Entwicklung überrascht auch der dramatische Ausgang der Trilogie für diese Figur kaum. Nicht so Tobias. Von dem selbstbewussten, starken und geheimnisvollen Mann aus dem ersten Werk scheint nicht mehr viel übrig geblieben, er wirkt weinerlich, schwach und wird nun selbst zu demjenigen, der aus Verzweiflung und Hilflosigkeit unüberlegte Entscheidungen trifft. Glücklicherweise zeigt er schließlich aber doch noch, was in ihm steckt und sorgt für eine überraschende Wendung in Chicago, selbst wenn diese für sich genommen doch arg unrealistisch konstruiert ist. Bemerkenswert ist schließlich noch der Wechsel der Erzählperspektive im dritten und letzten Band der Trilogie. Wurden die bisherigen Werke aus der Sicht von Tris erzählt, wechselt die Perspektive nun zwischen Tris und Tobias. Dies eröffnet zwar eine neue Sichtweise auf das Geschehen und das Verhalten der einzelnen Charaktere, kann aber zuweilen verwirren. Ich zumindest, die ich zumeist mehrere Kapitel hintereinander lese, musste immer mal wieder nachschauen, aus wessen Perspektive gerade erzählt wird, um Verwirrungen auszuräumen.

Schließlich bleibt zu sagen, dass Veronica Roth ihre Trilogie insgesamt spannend und schlüssig abgerundet hat, auch wenn so manche Entwicklung nicht ganz nachvollziehbar ist und in ein bestimmtes Konzept eingezwängt zu sein scheint. Das Finale mag so manch einen erschüttern, ist letztlich jedoch nur die logische und natürliche Konsequenz des Verhaltens der Charaktere, die Roth in den Werken aufgebaut hat. Das Lesen macht dennoch Spaß, auch wenn ich mir nach dem ersten Band mehr vom Fort- und Ausgang des Ansatzes erhofft hatte.

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Originaltitel: Allegiant
ISBN-13: 978-3570161579

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