Mark Brandis: Die Zeitspule (Teil 2 von 2, Folge 29)

Die Handlung:

2136: Das zweite Artefakt des Ikarus ist nicht weniger gefährlich als das erste. Mark Brandis versucht, die Initiative zurückzugewinnen, während er gleichzeitig um das Leben seiner Frau Ruth fürchten muss. Als er und Iwan Stroganow zu Fuß aufbrechen, um eine Versuchsanlage im antarktischen Eis zu finden, geraten sie zwischen die Fronten einer erbittert geführten Auseinandersetzung … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Jetzt aber Butter bei die Fische und ein wenig temporale Action, nachdem im ersten Teil die Weichen gestellt, die Absichten geklärt und die Überwachung des Weltraum-DLRG-Schwimmers Brandis eingeschaltet wurden. Nun könnte und sollte zur Tat geschritten werden, zumal wir ja nun zu wissen glauben, was die Zeitspule ist und kann. Aber um alle Zweifel aus der Welt zu räumen, bekommen wir das am Anfang noch mal genau erklärt, damit es keine Missverständnisse gibt. Und von der Menschheit wie immer das Schlechteste annehmend und direkt gleich wieder Gesellschaftskritik übend, bekommen wir auch beschrieben, was man alles Böses damit anstellen kann. Dass das Ding auch zum Guten genutzt werden kann, darauf ist der Autor damals offenbar nicht gekommen oder es war ihm schlichtweg egal. Aber wenigstens Mark Brandis kommt ein guter Einfall, den er auch gleich umsetzt.

Der anschließend schnelle Schwenk in die Eiswelt der Erde erfolgt so schnell, dass man glaubt, man hätte ein paar Tracks übersprungen. Und die folgende Folter Brandis‘ durch einen ihm und uns bekannten Bösewicht lässt mich gehörig an der Altersempehlung des Verlags mäkeln. 12-Jährige können sicher einiges ab, aber zuzuhören, wie jemand schreit, weil er fühlt, wie ihm der Arm abgesägt wird … das wollte nicht mal ich. Aber zumindest war es mal was anderes …

Der Zwischenfall mit dem Bösewicht stellt sich dann aber leider nur als Unterbrechung der Dauerkritik des Autors heraus, der vorher ja schon der Menschheit nur das Schlimmste unterstellt hatte. Er fügt dann noch hinzu, dass er das Gleiche auch von den Militärs vermutet. Und so wird aus der interessanten Prämisse, aus der man so viel Spannendes hätte zimmern können wieder nur der erhobene Zeigefinger und Machtgier, Politik und Diplomatie … sehr schade. Aber wenigstens kann Mark in der nächsten Folge wieder in den Weltraum starten. Hoffentlich zu neuen, echten Abenteuern. Ich würde mich ja schon freuen, wenn er einfach nur mal jemanden spannend erzählt raumnotretten würde.

Ob das aber klappt, wird abzusehen sein, denn dies war die Verhörspielung des 29. BRANDIS-Romans … das nächste Hörabenteuer wird die akustische Version von Roman Nummer 25 werden. Also … ein echter Zeitsprung!

Das Hörerlebnis:

Auch wenn die Reihe von den Dialogen und dem lebt, was der Autor durch die Blume der Science-Fiction an Gesellschaftskritik der 1980er loswerden will, kommt der Hörspaß nicht zu kurz. Immer gibts eine zur Szene passende Geräuschkulisse zu hören und auch die Musik ist liebevoll ausgewählt und arrangiert, was die Dramatik noch intensiver macht.

Die Sprecher machen allesamt einen überzeugenden Job und lassen das Kopfkinofeeling ungetrübte Unterhaltung bereiten. Ohne die Schmerzensschreie von Michael Lott hätte ich der Story und den Intentionen von You-know-who aber auch folgen können. Das war mir ein wenig too much.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Mark Brandis: Michael Lott
Leo S. Smirnoff: Reinhard Scheunemann
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Leonardo Assante: André Beyer
Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Walter Hildebrand: Oliver Rohrbeck
Friedrich Chemnitzer: Thomas Nero Wolff
John Harris: Gerhart Hinze
Magnus Sauerlein: Stefan Peters
General Alfred Dreyer: Andreas Conrad
sowie Jens Gümmer, Carsten Litfin, Werner Möhring,Jochim-C. Redeker, Ruven Rintelmann und Christof Wobst

Trackliste:

01. Verschwörung jenseits der Zeit
02. Scott Base, Antarktis
03. Unterwegs im Eis
04. Unterirdische Versuchsanlage
05. Chemnitzers Rache
06. Stroganows Hilfe
07. Zeitspule und Gravtorpedo
08. Fragen und Antworten
09. Begegnung mit einem General
10. Abspann

Technik-Credits:

Nach Motiven des gleichnamigen Romans von Nikolai v. Michalewsky
Manuskript: Balthasar von Weymarn
Sounddesign & Musik: Jochim-C. Redeker
Aufnahme: Sven-Michael Bluhm, Stefan Schieffer, Tommi Schneefuß und Thomas Weichler
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss
Layout/ Satz: Jürgen Straub
Product Management: dp

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet enthält diesmal keine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen, sondern Werbung für den Jugend-Ableger von MARK BRANDIS, „Mark Brandis, Raumkadett“ und eine Begriffserklärung des Autors zum Thema „Temporale Paradoxien“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Was mich als Zeitabenteuer gelockt hat, entpuppt sich mit kurzen Unterbrechungen als Dauergesellschafts- und Militärkritik des Autors. Auch im zweiten Teil der ZEITSPULE gibts leider keine Abenteuer in Raum und Zeit, sondern nur Vorteilsschinderei, Politik und Militärgemoser. Das titelgebende Artefakt ist dabei nur Mittel zum Zweck. Ähnliches sind wir ja schon von der Reihe gewohnt, aber In dieser Doppelfolge kommt das aufgrund der Länge extrem durch und SciFi-Fans, die die Romanvorlagen nicht kennen, könnten ein wenig enttäuscht sein, weil es hier nur sehr wenig Abenteuer zu erleben gibt, aber reichlich Zeigefinger erhoben und gewedelt werden. Auch die Folterszene war so gar nicht meins und erhöht meine Altersempfehlung auf 16+.

1 Audio-CD
Spieldauer: 48:51 Min.
Tracks: 10
Vom Verlag empfohlen ab 12 Jahren
EAN: 00602537800155

www.folgenreich.de
www.markbrandis.de
www.interplanar.de

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