Wallace Stroby – Fast ein guter Plan (Crissa Stone 03)

Ein Krimi-Autor, der nicht rechnen kann

Eine halbe Million Dollar aus Drogendeals, bewacht von drei skrupellosen Kerlen mit automatischen Waffen. Für die Berufsverbrecherin Crissa Stone und ihr Team gehört der Raub des Geldes noch zu den einfachsten Übungen. Als das Aufteilen der Beute schiefgeht, entkommt Crissa dem Kugel­hagel allerdings nur knapp. Mit einem Seesack voll gestohlenem Geld befindet sie sich auf der Flucht.

Gejagt wird sie von brutalen Handlangern eines Drogenbosses und einem ehemaligen Cop aus Detroit, der seine eigenen tödlichen Pläne verfolgt. Crissa will ihnen das Geld auf keinen Fall überlassen. Auch als sie und ein Kind in Lebensgefahr geraten und ihre Verfolger sie in die Enge treiben, kämpft Crissa weiter. (Verlagsinfo)


Der Autor
Wallace Stroby wurde 1960 geboren und wuchs südlich von New York in Ocean Grove auf. Er studierte Journalismus und Medienwissenschaften. Bei einer Zeitung arbeitet er als Polizeireporter. Stroby wurde mehrfach für seine Buch- und Filmkritiken ausgezeichnet. Seit 2003 veröffentlichte Stroby zahlreiche Romane, darunter 4 Crissa-Stone-Krimis, die auf deutsch bei Pendragon erschienen sind. (Verlagsinfo)

Crissa Stone Reihe

1) Kalter Schuss ins Herz (2015)
2) Geld ist nicht genug (2017)
3) Fast ein guter Plan (2018)
4) Der Teufel will mehr (2019)

Sara Cross Reihe

1) Zum Greifen nah (2020)

Handlung

In die übelste Gegend von Detroit hat Crissa Stone ihr jüngster Auftrag verschlagen. Wie immer plant sie einen Raub, um ihre Finanzen aufzubessern. Sie hat sich mit Larry aus Florida und Glass, einem lokalen Typen aus Detroit, zusammengetan, um ein Drogengeld-Depot auszunehmen. Glass hat noch seinen Cousin Cordell mit ins Boot genommen, denn für diesen Job brauchen sie alles, was sie kriegen können. Schließlich gehört das Drogengeld nicht ihnen, sondern einem berüchtigten Drogenboss, der sich Marquis nennt. Es geht um mindestens eine halbe Million, sagt Cordell, der die Infos liefert und den Job ausbaldowert hat.

Der Zaster befindet sich nicht in einem Haus, sondern im Kofferraum einer Rostlaube, die mitten auf der Straße steht. Der Wagen wird von zwei Handlangern des Marquis bewacht, die in einem stabilen Wagen sitzen. Sie müssen also als erste ausgeschaltet werden, macht Crissa klar. Die Waffen müssen dementsprechend ausgelegt sein, denn diese Wächter sind garantiert mit großen Kalibern bewaffnet. Crissa verlangt obendrein Rauchgranaten. Echt jetzt, wundert sich einer.

Der Überfall

Der Überfall klappt wie geplant, wenn auch einen Tag früher. Crissa rammt mit einem gestohlenen Pick-up-Laster das Auto der Wächter. Die Rauchgranaten vernebeln den Wächtern das Schussfeld. Dennoch bekommt Crissa eine Kugel in den Rücken verpasst. Nur eine Schutzweste verhindert, dass Crissas Oberkörper durchlöchert wird. Der Van kann mit dem Geld losdüsen. Im sicheren Haus, das offenbar Glass gehört, teilen sie die Beute: Es sind nur 365.000 Dollar. 5000 gehen an Cordell als Informanten, die restlichen 360.000 teilen sie sich brüderlich durch vier. (Weil der Autor nicht rechnen kann, sind es pro Nase nur 80.000 statt 90.000.)

Wohlweislich hat Crissa ihre Pistole immer noch hinten im Gürtel stecken. So ist sie die einzige, die zurückschießen kann, als zuerst Cordell eine Waffe zieht und dann sein Komplize aus dem oberen Stockwerk kommt. Denn trifft sie zwar, aber Cordell nicht, und so beschließt sie, mit Larry durch das Fenster zu brechen, um in Sicherheit zu gelangen. Sie schafft es sogar, ihre Tasche mit ihrem und Larrys Anteil mitzunehmen. Sie kommen zwar über den nächsten Zaun auf ein Nachbargrundstück, doch hier macht Larry seinen letzten Schnaufer: Es hat ihn erwischt. Trotz der Verfolgung durch Cordell und seinen Komplizen gelingt Crissa die Flucht.

Burke

Marquis kann seinen Ruf als Herrscher des Drogenmarktes von Detroit nicht dadurch beschädigen lassen, dass er sich ungestraft bestehlen lässt. Dass ihm die Sache verdammt ist, lässt sich daran ablesen, dass er keine eigenen Leute darauf ansetzt, die Täter zur Strecke zu bringen, sondern einen Ex-Cop engagiert, der noch gute Verbindungen zur städtischen Polizei pflegt. Burke soll 10.000 Dollar bekommen, wenn es ihm gelingt, die Täter zu stellen und das Geld wiederzubeschaffen.

Als Burke von den beiden angeschossenen Wächtern herausfindet, dass eine Frau im Team der Räuber war, wird er hellhörig. Sie muss ein Profi sein, und bei denen gibt es stets mehr Geld zu holen als bei Marquis. Also hängt sich Birke richtig rein, denn er denkt gar nicht daran, die 360.000 Kröten für Marquis zu apportieren, sondern will sich in den Ruhestand zurückzuziehen – und darauf braucht er so viel Kohle, wie er nur kriegen kann. Im Zuge seiner „Ermittlung“ lässt er eine breite Spur zurück. Als er auf die Adresse von Larry stößt, führt ihn sein Weg nach Florida.

Florida

Crissas Herz ist nicht aus Stein, und sie fühlt sich verpflichtet, Larrys Frau Claudette den ihm zustehenden Anteil von 80.000 Dollar zukommen zu lassen. Außerdem gibt es da noch die sechsjährige Tochter Larrys namens Haley. Die gilt es vor dem Schlimmsten zu bewahren. Als sie bei Claudette aufkreuzt, ist es sogar noch schlimmer als sie erwartet hat: Claudette und ihr Macker Roy nehmen Crystal Meth und Roy vertickt es in der Stadt. Die Biker Gang, die ihm den Stoff liefert, wird hellhörig, als eine fremde Braut aus dem Norden bei Claudette und Roy mit Geld um sich schmeißt. Crissa lehrt sie Mores.

Als dann auch noch Burke auftaucht, sich mit Roy zusammentut und das geraubte Drogengeld verlangt, trifft die Kacke den Ventilator. Crissa muss um ihr Leben und das des Mädchens kämpfen…

Mein Eindruck

Die Geschichte ist straff und geradlinig erzählt. Es gibt nur zwei Erzählstränge, nämlich den von Crissa und den von Burke. Das lädt zu einem Vergleich der beiden Figuren ein. Wo Crissa menschlich erscheint und sogar ein gewissen aufweist, ohne ihre Profiqualitäten zu vernachlässigen, da zeigt Burke nur ein Herz kalt wie Stein und schwarz wie die Hölle. Durch seine Einseitigkeit wirkt er zweidimensional wie eine Comicfigur. Man könnte ihn sich gut in einem düsteren Ambiente wie „Sin City“ vorstellen.

Dass Burke so ein ausgekochter Killer ist, lässt ihn gegenüber Crissa übermächtig erscheinen. Spätestens nach Burkes zweitem Mord merkt selbst der letzte leser, dass Burke keine Zeugen zurückzulassen gedenkt, bevor er sich nach Kalifornien in den Ruhestand begibt. Marquis‘ Aufpasser beseitigt er ebenso wie naive Werkzeuge wie Roy, Claudettes Macker.

Die Aussicht, dass Burke demnächst auf Crissa trifft, die dem Leser ans Herz gewachsen ist, versetzt den Leser in Hochspannung. Herz und Verstand treffen auf eiskalte Berechnung und skrupelloses Töten. Wie diese Konfrontation ausgeht, darf hier nicht verraten werden. Tipp: Ein simpler Duschvorhang wird einer innovativen Verwendung zugeführt. Also dann Ausschau halten!

Die Übersetzung

S. 65/66: Wie schon erwähnt, kann der Autor nicht rechnen. Wenn er 360.000 Dollar durch vier teilt, sollte er 90.000 erhalten. Doch es sind 80.000, die man dem Leser weismachen will. Im ganzen restlichen Buch geht es nur um 80.000 oder ein Vielfaches davon.

S. 99: „ein[e] Narbe: Das E fehlt.

S. 300: „Du könn[t]est bleiben…“ Das T fehlt.

Unterm Strich

Dieser dritte Krimi mit Crissa Stone ist straff, packend und geradlinig erzählt, so dass mir die Lektüre in nur zwei Tagen gelang. Ich bin sicher, ein jüngerer, aufnahmefähigerer Verstand schafft die rund 310 Seiten an nur einem Nachmittag. Crissa Stone ist eine interessante Figur, denn sie sichert ihren noch ziemlich fernen Lebensabend einerseits mit Räubereien, andererseits sehnt sie sich nach ihrem nicht minder räuberisch veranlagten Liebsten. Der sitzt allerdings in einem texanischen Knast ein, und so ist es für sie stets ein weiter Weg. Dass Crissa das Zeug hat, eine Patchwork-Familie zu gründen, belegt ihr Engagement für die kleine Haley in diesem Band.

Umgeben gibt Crissa von einer Gesellschaft aus Verrätern (Cordell), Schwäch- und Feiglingen (Roy), Obergaunern (Marquis) und Brutalos (Burk). Der hat einen ganz anderen Pensionsplan als Crissa: Statt diejenigen zu verschonen, die das Geld haben und es mehr oder weniger willig „geben“, spürt er der Spur des Geldes nach, um es sich unter den Nagel zu reißen, indem er den jeweiligen Besitzer umnietet. Man könnte nicht behaupten, dass Burke, der ehemalige Cop, eine Moral hat: Er denkt nur an sich, ganz anders als Crissa. Früher oder später ist er fällig, das ist klar. Der Showdown ist klasse gestaltet, Duschvorhang inklusive.

Auf S. 65/66 stolperte ich allerdings auf den Rechenfehler des Autors, der vom Übersetzer nicht korrigiert worden ist – siehe oben. Dieser Autor scheint gerade mal die Oberschule geschafft zu haben, aber als Arithmetik dran war, muss er krank gewesen sein.

Taschenbuch: 316 Seiten
O-Titel: Shoot the Woman First, 2018.
Aus dem US-Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Alf Mayer;
ISBN-13: 9783865326072

www.pendragon.de

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