Campbell, Jack – Hinterhalt, Der (Die verschollene Flotte 5)

_|Die verschollene Flotte|:_

Band 1: [„Furchtlos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6124
Band 2: „Black Jack“
Band 3: [„Fluchtpunkt Ixion“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7009
Band 4: [„Gearys Ehre“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7364
Band 5: _“Der Hinterhalt“_ („Relentless“, 2009)
Band 6: „The Lost Fleet: Victorious“ (2010)
Band 7: „The Lost Fleet: Beyond the Frontier“ (04/2011)

_Die Relativität von Treue und Verrat _

Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heldenhaften letzten Gefecht hält man ihn für tot. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Nun soll er als dienstältester Offizier das Kommando über die Flotte übernehmen, um sie sicher nach Hause zu bringen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann …

Band 5: Nachdem „Black Jack“ Geary erfolgreich die Kriegsgefangenen der Allianz befreit hat, muss er feststellen, dass die Syndics mit ihrer mächtigen Reserveflotille angreifen wollen. Ihr Ziel: Gearys Verband ein für alle Mal zu zerstören. Doch der Kommandeur springt mit seinen Schiffen von einem Sternensystem zum nächsten, in der Hoffnung, die unausweichliche Konfrontation zu vermeiden. Bis Saboteure seinen Plan vereiteln … (erweiterte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Hinter dem Pseudonym „Jack Campbell“ verbirgt sich der ehemalige U.S. Navy-Offizier John G. Hemry. In seinem aktiven Dienst bei der Marine sammelte er viel Erfahrung, die er in seine SF-Romane einfließen ließ. Campbell lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Maryland, unweit Washington, D. C.

Zyklus „Stark’s War“

1. Stark’s War (April 2000)
2. Stark’s Command (April 2001)
3. Stark’s Crusade (March 2002)

Zyklus „Paul Sinclair“

1. A Just Determination (May 2003)
2. Burden of Proof (March 2004)
3. Rule of Evidence (March 2005)
4. Against All Enemies (March 2006)

_Vorgeschichte_

Captain John „Black Jack“ Geary ist ein Kriegsheld aus jenen Tagen vor hundert Jahren, als der Krieg der Allianz mit den Syndikatswelten begann. Damals rettete er sich an Bord einer Rettungskapsel, die ihn im Kälteschlaf hielt, und wurde hundert Jahre später aufgefischt. Jetzt hat ihn die Flotte wieder aufgetaut, weil ein Notfall eingetreten ist: Die Allianz-Flotte ist im Feindgebiet umzingelt, nachdem sie verraten wurde. Ihr bleibt nur die Wahl zwischen bedingungsloser Kapitulation und völliger Vernichtung durch die zahlenmäßig überlegene Syndic-Flotte.

Geary verlässt seine Kabine an Bord des Flaggschiffs „Dauntless“ (= Furchtlos) und geht zur Brücke. Dort übergibt ihm Admiral Bloch als dem dienstältesten Offizier das Kommando über die Flotte und verrät ihm ein ungemein wichtiges Geheimnis: Die „Dauntless“ darf um keinen Preis in die Hand des Feindes fallen, sonst ist die Allianz verloren. Dann fliegt Bloch mit einer Fähre zum Flaggschiff des Gegners, um zu verhandeln. Hilflos muss Geary auf dem Bildschirm die Videoübertragung mit ansehen, wie der Vorstandsvorsitzende (CEO) des Syndikats Bloch und seine Adjutanten kaltblütig abknallen lässt. Es gibt keine Verhandlungen, sondern ein Ultimatum: eine Stunde bis zu Kapitulation oder Vernichtung.

Eine Stunde kann eine Menge Zeit sein, wenn es drauf ankommt, denkt Geary. Nach einer Rücksprache mit Captain Desjani, der Kommandantin der „Dauntless“, über das Geheimnis lässt er eine Videokonferenz der anderen Kapitäne einberufen. Er bringt trotz des Widerstands einiger Offiziere – wer traut schon einem Aufgetauten? – alle auf seine Linie und lässt einen Rückzugsplan ausarbeiten: Operation Ouvertüre. In einem Vier-Augen-Gespräch mit der Ko-Präsidentin zweier verbündeter Flotten muss er zu seinem Missvergnügen feststellen, dass auch sie das Geheimnis der Flotte kennt – oder zumindest gut geraten hat. Immerhin ist Ko-Präsidentin Victoria Rione abschließend bereit, den Gegner hinzuhalten.

Während sich die Flotte umformiert, um den Massensprungpunkt anzuvisieren, der sie aus dem feindlichen System herauskatapultiert, führt Geary ein Gespräch mit dem CEO des Gegners. Der ist zunächst verständlicherweise ungläubig, dass ein vor hundert Jahren gestorbener Offizier nun das Kommando über die Allianz-Flotte übernommen haben will. Das soll wohl ein Trick oder schlechter Scherz sein? Geary pflegt nicht zu scherzen, aber es gibt ihm Gelegenheit, den CEO eine weitere halbe Stunde aufzuhalten. Bis dieser die Verbindung entnervt unterbricht, um Gearys Offiziere einzeln zur Aufgabe zu überreden. Geary unterbindet diesen Versuch energisch.

Mit einem verlustreichen Rückzugsgefecht gelingt es Geary, seine Flotte fast komplett aus dem Feindsystem springen zu lassen. Doch er verliert dabei seinen Großneffen, der sich für die Flotte opfert und in Gefangenschaft geht. Geary verspricht ihm, ihn rauszuholen und Michaels Schwester zu kontaktieren, die auf einer der Allianzwelten lebt.

Doch jenseits des Zielpunktes nach dem Sprung muss Geary feststellen, dass hundert Jahre Krieg ihre Spuren hinterlassen haben, nicht nur auf den Welten, sondern vor allem in Gearys eigener Flotte …

_Handlung_

Nach der doppelten Schlacht bei Lakota und einer Passage des Diwalla-Systems befindet sich die Allianz-Flotte auf ihrem Rückzug nur noch drei Sprungpunkte von der Grenze zum Allianz-Raum entfernt, wo sie auf Hilfe hoffen darf. Mit Sorge sieht Commander Geary, wie die Vorräte an Energie und Waffen zusammengeschmolzen sind. Und jetzt bittet ihn Captain Tanya Desjanai auch noch, im System Heradao 2000 Allianz-Kriegsgefangene zu befreien. Die würden die geringen Proviantvorräte noch stärker strapazieren.

Aber es führt kein Weg daran vorbei. Zwar gäbe es im System Kalixa ein Hyperportal, doch diese Transporteinrichtung wird bekanntlich von den Syniks als gigantische Massenvernichtungswaffe missbraucht. So haben die Syndiks ihre eigene Lakota-Hauptwelt vernicht. Sie schrecken vor nichts zurück – und werden womöglich von den unsichtbaren Aliens fehlgeleitet, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

Im System Heradao muss sich Gearys Flotte zwei Syndik-Flotten stellen. Aus der ersten macht er mittels ungewöhnlicher Taktik Kleinholz, erleidet jedoch beträchtliche Verluste, darunter eines der wenigen Hilfsschiffe. Aber sein Schlachtkreuzer „Dauntless“ ist weiterhin intakt. Er kann die zweite, kleinere Syndikflotte nicht ignorieren, denn sie könnte Minen legen, um den Weg zum Sprungpunkt Richtung Allianz-Raum zu verlegen. Doch diese Flotte verkrümelt sich. Schon bald zeigt sich der Grund dafür.

Der Sieg der Allianz-Flotte bleibt im Heradao-System nicht ohne Folgen: Die Herrschaft der Syndiks bricht zusammen. Ein Bürgerkrieg bricht auf zwei Planeten aus, was zur Folge hat, es niemanden gibt, mit dem Geary verhandeln könnte. Aber der Grund, warum er hergekommen ist, sind ja die Kriegsgefangenen auf der dritten Welt. Es stellt sich als extrem schwierig heraus, sie herauszuholen. Und als sie endlich an Bord sind, muss er drei davon in Schutzhaft nehmen: Sie haben mit dem Feind kollaboriert, nun will jeder Kriegsgefangene sich an ihnen rächen.

Beim Weiterflug nach Atalia eröffnet ihm sein Geheimdienstoffizier Iger, dass aus abgefangenen Syndik-Übermittlungen hervorgehe, dass eine Art Reserveflotte ausgerüstet werde. Aus Ortsangaben ist zu schließen, dass diese Syndik-Flotte per Hypernet vom anderen Ende des Syndik-Raumes, wo sie Wache gegen die mutmaßlichen Aliens schob, an die Grenze zum Allianz-Raum verlegt worden sei. Und dort, im Atalia-System, soll sie wohl Gearys Flotte den Weg versperren. Geary stöhnt: Seine Energie- und Waffenvorräte könnten gerade mal für eine Schlacht reichen.

Der Sprung nach Atalia verwirrt Geary und Desjani erst, denn dort ist gerade eine Schlacht zwischen Syndiks und Allianz im Gange. Dann versagt der Antrieb der „Dauntless“: Die Lichter gehen aus, als sich der Hauptantrieb notabschaltet. Als wäre dies nicht schon Anlass zur Sorge genug, explodiert in der Nähe der Kreuzer „Lorica“ in einem Lichtblitz. Geschockt suchen Geary und Desjani nach der Ursache.

Es gibt nur eine bestürzende Erklärung: Verrat in den eigenen Reihen, und das im Angesicht des Feindes …

_Mein Eindruck_

|Eine Frage der Treue|

Das Generalthema dieses vorletzten Bandes der Serie ist Treue. Und natürlich ihr Gegenteil: Verrat. Treue kann sich in vielerlei Form manifestieren, grübelt Geary, als er die drei Kollaborateure unter den Kriegsgefangenen von Heradao verhören lässt. Aber auch der Verräter, der die „Lorica“ auf dem Gewissen hat, hat eine ganz eigene Auffassung von Treue.

Die haarigste Definition von Treue, deren Analyse sich Geary notgedrungen widmen muss, ist jedoch die gegenüber der Allianz: Bleibt er der Flotte treu, die er befehligt, oder wird er der derzeitigen Regierung der Allianz gehorchen? Lässt er sich von den Offizieren zum Diktator ausrufen? Die Macht dazu und das nötige Charisma hätte er durchaus. Immer wieder fragen ihn alle wichtigen Leute danach.

Geary antwortet stets, dass es nicht die Leute und Schiffe seien, die die Allianz ausmachten, sondern ihre Prinzipien. Und denen sei er verpflichtet: Achtung vor dem Leben und dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Diese Antwort stellt in zahlreichen Variationen die ewigen Frager zufrieden, so dass sie ihrerseits loyal zu Geary sein können.

|Schachzüge|

Dieser Band beginnt und endet mit einer Schlacht. Noch drei Hüpfer, dann darf Gearys Flotte hoffen, in Sicherheit zu sein. Doch diese Hoffnung trügt. Vom Verrat in den eigenen Reihen ganz abgesehen, hat ihm die Reserveflotte der Syndiks einen Hinterhalt gelegt. Sobald er sich im heimatlichen System Varandal in Sicherheit wähnt, wollen die Syndiks dort das Hypernet-Portal zur Explosion bringen. Diese Nova würde sowohl sämtliche Einrichtungen des Systems vernichten, als auch die eintreffende Allianz-Flotte und die bereits vor Ort befindliche Heimatflotte (beziehungsweise deren Überreste nach der Schlacht von Atalia). Ein Schlag, von dem sich die Allianz wohl nicht so schnell erholen dürfte.

Schachzug um Schachzug muss Geary nun die Syndiks durchschauen und seinerseits überlisten, um Varandal und seine ausgepowerte Flotte zu retten. Man verrät nicht zuviel, wenn man zusammenfasst, dass ihm dieses Kunststück bravourös gelingt. Wie sonst könnte die Serie weitergehen? Denn noch muss der Abschlussband „Victorious“ (wörtlich: siegreich) bei uns erscheinen. Ich werde nicht verraten, was Geary und Desjani als Nächstes vorhaben. Aber ein Kenner der Serie kann es sich an fünf Fingern ausrechnen.

|Aliens|

Die Hypernet-Portale, die die Syndiks nun schon zum zweiten Mal zerstören wollen, sind Danaergeschenke der bis dato unsichtbaren Aliens. Ahnungslos haben Syndiks und Allianz-Mitglieder diese Technik für sich adaptiert und genutzt, ohne zu ahnen, dass sich ein explodierendes Portal in eine Sternenexplosion verwandeln lässt, wenn man es darauf anlegt.

Und darüber hinaus verstehen die Aliens einiges von Computertechnik: Sie haben Würmer in zahlreiche Systeme der Allianzflotte eingeschleust. Diese wurden erst in Band 4 eliminiert. Aber es gibt offenbar weitere Würmer, eingeschleust von Mitgliedern der Flotte der selbst – von Verrätern. Gaery muss sich fragen, was die Aliens vorhaben. Wollen sie, dass sich Syndiks und Allianz weiterhin permanent an die Gurgel gehen? Dann könnten sie als lachende Dritte deren Territorien übernehmen. Geary nimmt sich vor, den Aliens einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen.

_Die Übersetzung _

Ralph Sander hat einen guten, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvollen Job erledigt. Seine falschen Endungen halten sich in Grenzen, aber es gibt eine Reihe von Kommafehlern. Auf Seite 58 sieht es zudem nicht besonders toll aus, wenn ein Wort „v-ollem“ getrennt wird. Auf Seite 185 gibt es in der letzten Zeile einen typischen Flüchtigkeitsfehler zu besichtigen: „Uns“ statt „Und“.

_Unterm Strich_

Der Auftakt besteht aus der obligatorischen Raumschlacht, diesmal im System Heradao, Das Finale bestreitet ebenfalls eine Raumschlacht, denn der Ex-Marineoffizier kennt sich damit einfach am besten aus. Zwischen diesen beiden Action-Höhepunkten, die jeder Leser der Reihe erwartet, soll die Spannung jedoch nicht erlahmen. Hier flicht der Autor eine Gefangenenbefreiung und eine Sabotageakt ein, die jedoch ohne weitere Folgen für den Verlauf der Story bleiben. Sie illustrieren jedoch das Generalthema der Treue und des Verrats.

In den bisherigen vier Bänden hat der Autor eine deutliche Weiterentwicklung seiner Figuren gezeigt: Vom legendären „Black Jack“, den die „lebenden Sterne“, also Götter, geschickt haben müssen, wird er zu einer Art Hoffnungsträger der Flotte (v.a. Cpt. Desjanis), der sich durchaus auch mal von seiner menschlichen Seite zeigen darf, und zwar nicht nur gegenüber Kolleginnen, sondern auch gegenüber dem sogenannten Feind.

Schade, dass sich Geary und Tanya Desjani nicht weiter annähern dürfen: Sie muss die eiserne Jungfrau spielen, will sie ihre Ehre nicht aufs Spiel setzen. Dafür kabbelt sie sich ständig mit Rione, ihrer Vorgängerin in Gearys Gunst – Anlass für zahlreiche ironische Seitenhiebe und etwas Humor in der grimmigen Szenerie.

In diesem fünften Band fasst sich der Autor viel kürzer und lässt die Weiterentwicklung beiseite. Zur Freude des Lesers widmet er sich am Anfang in der Mitte und vor allem im Finale der Action. Obwohl mich der Band nicht sonderlich gerührt hat, so hat er mich doch mit den Raumschlachten spannend unterhalten.

|Taschenbuch: 382 Seiten
Originaltitel: The Lost Fleet: Relentless;
Aus dem US-Englischen von Ralph Sander
ISBN-13: 978-3404206421|
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