Handeland, Lori – Wolfsglut (Geschöpfe der Nacht 3)

Band 1: [„Wolfskuss“ 5012

Ausnahmsweise ist einmal die Frau die Bestie – oder zumindest ein bisschen. In Lori Handelands Romantic-Fantasy-Buch „Wolfsglut“ hütet die junge, hübsche Virologin Dr. Elise Hanover nämlich ein düsteres Geheimnis: Bei Vollmond verwandelt sie sich in einen Werwolf …

Allerdings tut sie gleichzeitig Gutes. In einem streng geheimen Labor der Organisation der „Jägersucher“ forscht sie nach einen Gegenmittel gegen das Virus, das Menschen zu Werwölfen werden lässt. Niemand weiß von ihrer Existenz, doch eines Tages taucht Nic, ihre alte Liebe, die sie vor sieben Jahren Hals über Kopf verlassen hat, wieder bei ihr auf. Er ist FBI-Agent und auf der Suche nach vermissten Personen.

Obwohl sie immer noch Gefühle für einander empfinden verhält sich Elise ihm gegenüber abweisend. Als wenig später Elises Labor in die Luft fliegt, bleibt ihnen allerdings nichts anderes übrig, als zusammen zu arbeiten. Das Labor liegt nämlich abgelegen in einem Waldstück, und als mit einer Silberkugel auf Elise geschossen wird, ist ihr klar, dass jemand weiß, was sie ist und hinter ihr her ist. Gemeinsam mit Nic flieht sie nach Winsconsin, wo Elises Chef ein Rudel von Werwölfen jagt. Doch ihre Verfolger bleiben ihnen auf den Fersen. Nic hat noch immer keine Ahnung, was Elise ist – und der Vollmond nähert sich …

_“Wolfsglut“_ bietet Romantic Fantasy mit viel Gewicht auf „Romantic“ und weniger Gewicht auf „Fantasy“. Dass einmal die Frau das Monster ist, ist eine nette Abwechslung, aber ansonsten ist Handelands Roman nicht unbedingt eine Bereicherung des Genres. Die Werwölfe werden als menschenfressende Monster dargestellt, weitere übernatürliche Wesen findet man kaum in der Geschichte. Einzig ein wenig Indianerzauber kommt noch vor, doch von der Kreatitivität einer Kim Harrison oder Patricia Briggs ist die Autorin weit entfernt.

Trotz der Werwölfe spielt das Buch in einer sehr alltäglichen Welt. Die Handlung selbst bezieht viel Dynamik aus den unausgesprochenen und später ausgelebten Gefühlen zwischen Nic und Elise. Die Jagd nach den Monsterwölfen in Winsconsin und die Verfolger, die es auf das verhinderte Liebespaar abgesehen haben, spielen auch nur eine Nebenrolle. Wirklich spannend ist die Geschichte deshalb nicht. Es gibt zwischendurch Durststrecken, vorhersehbare Ereignisse und so gut wie keine Überraschungen.

Bei den Personen konzentriert sich die Autorin auffällig stark auf Nic und Elise. Sie erzählt zwar nur aus der Ich-Perspektive von letzterer, aber alle anderen Personen spielen nur am Rande eine Rolle. Sämtliche von Elises Jägersucherkollegen werden erwähnt, aber nicht wirklich charakterisiert. Sie bleiben verschwommen und können dadurch nicht viel zur Geschichte beitragen. Elise hingegen wird recht deutlich gezeichnet, vor Allem, was ihre Vergangenheit angeht, aber auch sie hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Dafür mangelt es ihr an Wesenszügen, die sie wirklich von Anderen abhebt.

Das einzige, was die Protagonistin ausmacht, ist ihr dezenter Humor und ihr Erzählstil. Sie wendet sich während der Geschichte immer wieder direkt an den Leser und erklärt auch entsprechend, als ob sie genau wüsste, wer dieses Buch liest. Diese geschickt gewählte Strategie sorgt dafür, dass man sich als Leser mit Elise verbunden fühlt. Ansonsten schreibt Handeland sicher und flüssig, aber nicht besonders originell.

_In der Summe_ ist „Wolfsglut“ daher ein Buch, dass man lesen kann, aber nicht lesen muss. Wer kein Fan von romantischen Liebesgeschichten ist, wird vermutlich wenig Freude an der Geschichte haben.

|Originaltitel: Dark Moon
Aus dem Englischen von Patricia Woitynek
352 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582073|
http://www.egmont-lyx.de
[Website der Autorin]http://www.lorihandeland.com