Hennen, Bernhard – Elfenkönigin, Die (Hörbuch)

_Die Königin im Exil zwischen Liebe, Orakel und Tod_

Die Elfenkönigin Emerelle hat den Thron von Albenmark an die Trolle und Kobolde verloren. An Emerelles Seite ist der Körper ihres geliebten Feldherrn Ollowein, in dem jedoch die Seele des alten Elfenhelden Falrach wiedererwacht ist. Vor Jahrhunderten liebte Emerelle Falrach, doch nun gehört ihr Herz dem verlorenen Ollowein.

Emerelle muss sich entscheiden, ob sie sich auf die Suche nach den verschollenen Alben macht, den einzigen, die Ollowein vielleicht heilen können, oder ob sie ihre eigene Rückkehr auf den Thron vorbereiten soll. Sie schickt dem Trollusurpator Gilamarak und seiner Hexe Skanga eine blutige Herausforderung und verbündet sich mit wilden Kobolden. Skanga schickt zwei Killer aus … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Asiatische Altertumskunde. Mit dem Auftakt zu seiner atemberaubenden Elfensaga, Die Elfen, stürmte der Autor zahlreicher phantastischer und historischer Romane in kürzester Zeit die Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Krefeld.

Zum Elfen-Zyklus gehören die Romane:

|Die Elfen|
Band 1: [Die Elfen 2169
Band 2: [Elfenwinter 2185
Band 3: [Elfenlicht 3505

|Elfenritter|
Band 1: [Die Ordensburg 4578
Band 2: [Die Albenmark 4693
Band 3: Das Fjordland

_Der Sprecher_

Hans Peter Hallwachs, Jahrgang 1938, studierte an der Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule in Berlin. Von 1963 bis 1967 arbeitete er in Bremen bei Kurt Hübner und spielte Rollen in zahlreichen Inszenierungen von Peter Zadek. Unter der Regie von Hans Hollmann spielte er die Titelrolle in Peter Weiss‘ „Hölderlin“ und an den Münchener Kammerspielen in der Inszenierung von Dieter Dorns „Faust“. Hans Peter Hallwachs spielte große Rollen auch bei den Salzburger Festspielen, den Luisenburg-Festspielen und wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.

In Andrew Taylors „Die vier letzten Dinge“ ist er als Erzähler zu hören. In J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ spricht er den Aragorn, in Per Olov Enquists „Der Besuch des Leibarztes“ den Erzähler.

Hallwachs liest eine von Katia Semprich gekürzte und von den Autoren genehmigte Lesefassung. Regie führte Marie-Luise Goerke, für die Aufnahmetechnik war Ahmed Chouraqui vom |On Air Studio|, Berlin, zuständig. Das Booklet (s. u.) umfasst 16 Seiten. Mehr Details dazu weiter unten.

_Handlung_

|PROLOG|

Der Hofmeister des Thronräubers Gilmarak, der Emerelle immer noch ergeben ist, bereitet sich darauf vor, seinen Trollherrscher zu erdolchen. Denn seine eigene Treue gilt der Elfenkönigin Emerelle, die vor zwölf Jahren lieber ihre Krone ablegte, als ihren geliebten Feldherrn Ollowein, den die Trolle gefangen hatten und in ihren Dienst zwangen, zu töten. Doch elfische Seelen sind bekanntlich unsterblich, und so hofft der Hofmeister auf eine Wiederkehr Emerelles und Olloweins.

|Haupthandlung|

Emerelle nennt sich inzwischen Nandalee und reitet entgegen dem Rat eines Kentauren in die von Trollen und Kobolden beherrschte Stadt Feylan Viek. An ihrer Seite reitet der wiederauferstandene Elfenheld Falrach, jedoch im Körper des Feldherrn Ollowein. Auch Falrach hat schwere Bedenken gegen den Kurs, den Emerelle einschlägt. Was will sie in der Stadt ihrer Feinde?

Kaum in der Stadt, kommt es zu einem Zwischenfall, in dessen Verlauf Emerelles Pferd getötet und sie selbst gefangen genommen wird. Der Kobold Dalmak, der Vogt des Statthalters Gharub, stellt sie vor Gericht. Erst will Gharub nichts davon wissen und schickt den tölpelhaften Troll Madra zur Strafe in die Hauptstadt, dann verurteilt Dalmak die Elfin für das Verbrechen, dass sie Gharub Zeit gestohlen hat, zum Verlust ihrer rechten Hand. Dafür dass Falrach Widerstand leistet, soll auch er schwer bestraft werden.

Falrach ist bestürzt, dass Emerelle es ohne Widerstand geschehen lässt, dass ein Schmiedehammer ihre rechte Hand zertrümmert. Er selbst muss sie ihr mit seinem Schwert abtrennen, doch Emerelle schreit nicht auf, sie wankt nur. In der Kerkerzelle staunt er nicht schlecht, als er zusieht, wie sie sich per Magie die Hand nachwachsen lässt. Sie erklärt, sie habe erfahren müssen, ob es die Trolle und Kobolde mit ihrer Terrorherrschaft wirklich ernst meinen. Da dies ja wohl der Fall ist, wird sie ihnen ihre eigene Medizin zu schmecken geben: 17 Trolle und über 40 Kobolde metzelt Emerelle mit ihrem Zauber, den keine Türen aufzuhalten vermögen, hin. An die Wände des Schlachthauses schreibt sie: „Wer durch das Schwert herrscht, wird das Schwert umkommen.“ Eine klare Botschaft an den Thronräuber.

Dann verschwindet sie mit Falrach über die Albenpfade in das Verbrannte Land. In dieser Wüstenei hofft sie Frieden zu finden, doch sie täuscht sich. Hier herrschen die wilden Kobolde Oblons. Und der Krieger und Schamane ist nicht davon angetan, dass sie seine Opfergaben an die Trolle gefuttert haben. Für diesen Frevel sollen Emerelle und Falrach in einer Schlucht sterben. Felsen fallen auf sie herab …

|In Elfenlicht|

Skanga, die Beraterschamanin des Trollkönigs Gilmarak, versteht die Herausforderung, die ihr Madra von Gharubs Hof bringt, sehr wohl, ebenso der andere Berater, der Lutin-Kobold Elija Glops und dessen Bruder Nikodemus. Skanga würde die Elfenkönigin liebend gerne selbst verfolgen, doch sie ist blind und alt. Das Orakel der Knochen warnt sie zudem, Emerelle niemals vor sich bringen zu lassen, denn das würde ihren Tod bedeuten. Also muss die Elfenkönigin fern von der Hauptstadt getötet werden. Sie überredet den Troll Madra, nicht gerade der Hellste, und Nikodemus Glops, der die Mission für eine Auszeichnung hält, Emerelle und ihren Begleiter aufzuspüren – nichts weiter – und ihr mittels eines Amuletts Bescheid zu geben.

|Im Verbrannten Land|

Nikodemus gelingt es tatsächlich, Emerelle auf den Goldenen Pfaden der Alben zu folgen und ins Verbrannte Land zu gelangen. In Falkengestalt spürt er die beiden Gesuchten unter den Kobolden auf. Doch da wird Madra störrisch. Statt wie geheißen Skanga zu benachrichtigen, entscheidet er sich, Ruhm und Ehre zu ernten, um seine Chancen auf dem Troll-Heiratsmarkt zu erhöhen. Und er überredet Nikodemus, ihm zu folgen …

|Im Fjordland|

Die Menschen und Elfen sind in der Schlacht an der Nachtzinne von den Trollen vernichtend geschlagen worden. König Alfadas ist gefallen und hinterließ drei Kinder: Ulric, der in der Schlacht fiel; Kadlin, die im Winterkrieg mit ihrer Mutter in die Berge fliehen musste, aber zurückkehrte und nun Königin wird; und ihr Halbbruder Melvyn, der unter Wölfen aufwuchs, aber Sohn einer Elfin ist. Björn Lambison, ein junger Krieger aus dem Gefolge des Prinzen Ulric, hat Kadlin vor seinem Tod ein Kind gemacht. Sein Vater Lambi will verhindern, dass Kadlin in die Berge geht, um am Grab des Königs zu trauern – und das in ihrem Zustand, mitten im Winter.

Kadlin braucht nicht lange, um Lambi zu entwischen und auf ihren Bruder Melvyn zu stoßen, der über Tiermagie verfügt. Leider ist sie zu dickköpfig, um auf seine Warnung vor dem Königsgrab zu hören – prompt läuft sie in die Falle des Trollherzogs Orgrim. Als sie von ihm besiegt wird, trägt ein Adler, den Melvyn schickt, sie an einen sicheren Ort zu ihrem Halbbruder.

Stur, wie sie nun mal ist, weist sie den kostenlosen Triumph zurück und stellt sich Orgrim erneut. Doch der betrügt sie, denn es gelüstet ihn nach Melvyns delikatem Halbelfenfleisch. Erneut besiegt, muss sie einen Eid leisten, die Trolle künftig in Ruhe zu lassen. Ein Eidbruch würde zur Invasion der Menschenlande durch die Trolle führen. Nur unter dieser Bedingung darf sie zusammen mit Melvyn wieder gehen. Und Kadlin denkt an ihr Ungeborenes, das sich in ihrem Bauch regt, sowie an ihr Volk. Aber wird der Friede halten?

_Mein Eindruck_

Die Albenmark ist ein richtiges Multikultiland, doch die Aktien stehen für Menschen und Elfen sind sonderlich gut. Die dämlichen und grausamen Trolle herrschen zusammen mit den schlaueren Kobolden über das einstige Reich Königin Emerelles. Der Dritte Trollkrieg hat das Reich dem Untergang geweiht, nur hier und da halten sich Enklaven von Kentauren, Menschenkönigen und Wolfselfen (Maurawan).

|Zug durch die Wüste|

Aber kann eine so mächtige Zauberin wie Emerelle, deren Vorbild eindeutig Galadriel ist (bis hin zum wässrigen Zauberspiegel), auf Dauer im Nichts verschwinden? Natürlich nicht, und schon bald macht sie sich für die Kobolde Oblons nützlich, die sie doch nicht umbringen konnten. Sie führt Oblons Stamm durch einen Wüstensturm, der stark an [DUNE 5643 gemahnt, in eine Oase, wo jedoch Gefahren lauern: ein Orakel, das Opfer verlangt: Die Gazala hasst Emerelle und ihresgleichen …

|Zwei Spannungsbögen|

Der Roman weist zahlreiche Haupt- und Nebenstränge auf, doch hinsichtlich Emerelle lässt er sich leicht in zwei Spannungsbögen einteilen. Der erste besteht in Skangas Verfolgung der Königin im Exil bis hin zu dem Zeitpunkt, als Skangas Ungeheuer die Königin finden und stellen. Hoffnungsmäßig ist dies der Tiefpunkt des Romans. Der zweite Spannungsbogen erstreckt sich von Emerelles Rettung bis zu ihrer Rückkehr auf den Thron der Albenmark. Das Finale beendet die V-förmige Emotionskurve.

|Ironische Love Story|

In einer anrührenden Nebengeschichte läuft eine tragische Liebesgeschichte zwischen einer Attentäterin namens Elodia und einem edlen tjuridischen (lies: christlichen) Ritter namens Adrien ab, die ihren Höhepunkt im gerechtfertigten Tod von Elodias Auftraggeber, dem bösen König Cabezan, findet. Zugleich bedeutet dies den Tod Adriens, denn Elodias hat ihm zuvor in Cabezans Auftrag ein Gift verabreicht, das binnen drei Tagen zum Tode führt. Doch selbst in Adriens Ableben findet noch ein kleines Wunder statt, das Elodias Liebe in ironisches Licht hüllt.

|Der Kronrat|

Bevor Emerelle den Thron erneut besteigen kann, müssen zahlreiche weitere Bedingungen erfüllt sein. Die wichtigste besteht im Zeitpunkt: Eine Königswahl kann nur alle 28 Jahre zum Fest der Lichter stattfinden. Deshalb beleuchtet der Roman ganze zwölf Jahre in Emerelles Leben. Die Wahl wird vom Kronrat getätigt, um dessen Zusammensetzung es ganz erhebliches Gerangel gibt. Der zweite Berater des Königs, Elija Glops, hat eine Kobold-Untergrundbewegung ins Leben gerufen, die Rotmützen, die am Tag X losschlagen soll.

|Die Rache|

Doch das launische Schicksal will es anders. Elija, der Königsmacher, hat sich als Gilmaraks Nachfolger den Holden-Kobold Alderan auserkoren. Doch dieser alte und erfahrene Mann befindet sich jahrelang auf einer verzweifelten Suche nach dem Mörder seines Sohnes Baldan. Baldan fiel in einer Schlacht, die der Verteidigung der Karawane Herzog Orgrims diente. Der Pfeil, der Baldan tötete, trägt das Zeichen eines bestimmten Schmiede, und dieser Spur folgt der alte Mann bis zu ihrem Ursprung: dem Auftraggeber der Pfeilschmiede. Dreimal darf man raten, um wen es sich dabei handelt und wie Alderans Rache an ihm aussieht. Die Abstimmung im Kronrat verläuft jedenfalls ganz anders, als Skanga dies erwartet hat.

|Begegnung mit den Alben|

Wie schon im Vorspann dieser Rezension erwähnt, versucht Emerelle Kontakt zu den emigrierten Alben herzustellen. Dies ist denkbar schwierig, denn sonst hätten sich die Alben, übernatürliche Wesen, schon längst wieder bemerkbar gemacht. Viele sind ausgezogen, doch keiner kam vom magisch beschützten Berg Albenhaupt zurück. Eine Prophezeiung hilft Emerelle weiter: der Sohn einer Elfe und eines Menschen könne zum Gipfel gelangen.

Dieser Steckbrief passt haargenau auf Melvyn, den Halbbruder Königin Kadlins. Nachdem sie Kadlins Reich vor der Pest gerettet hat, fliegt Emerelle mit Melvyns Adlern zum Albenhaupt. Sie schafft es tatsächlich zum Gipfel. Ein Schiff, das Earendils würdig wäre, des über den Himmel schwebenden Sängers der Elben Tolkiens, steht dort. Doch eine Berührung wirft die Besucher wieder zurück. Nur im Traum erreicht eine Botschaft des Albensängers Emerelles Geist – und entscheidet über ihr weiteres Vorgehen …

|Zeitraffer|

Da diese Geschichte sich über zwölf Jahre erstreckt, kann man wohl schwerlich erwarten, dass jede Tat im Buch verzeichnet wird – das wäre ein Konvolut von mehreren tausend Seiten. Ein Hörbuch von nur 455 Minuten muss sogar noch viel radikaler kürzen und nur besonders entscheidende Szenen wiedergeben, die für den Ausgang der Gesamthandlung von Belang sind. Hier wurde, um es kurz und bündig zu sagen, massiv gekürzt.

Um die Jahre überbrücken zu können, schuf der Bearbeiter der Hörbuchfassung Überleitungen, die als Zeitraffer fungieren. Sie sind durch die Wahl des Präsens als Tempus eindeutig gekennzeichnet. Auf diese Weise lassen sich ganze Entwicklungen, wie etwa Adriens Ausbildung zum Ritter, in nur einem Satz erzählen.

|Der Sprecher|

Meine Vorbehalte gegenüber dem Sprecher Hans Peter Hallwachs haben sich leider bestätigt. Er mag ein ausgezeichneter und kraftvoller Darsteller von Männerstimmen sein, doch bei Frauenfiguren ist er ein Totalausfall. Es ist einfach lachhaft, die ebenso liebliche wie hinterlistige Elodia wie einen Kerl klingen zu lassen.

Die Tatsache, dass Hallwachs durchaus in der Lage ist, seine Stimme zu Rufen, Zetern und sogar Brüllen zu erheben, verwunderte mich nicht. Er kann auch Enttäuschung, Hinterlist und geflüsterte Verwünschungen ohne Weiteres flexibel darstellen. Am authentischsten fand ich noch die grummeligen Stimmen der Trolle, so etwa die von Orgrim und Madra. Sie entsprechen genau Hallwachs‘ tiefer Stimmlage.

Es gibt weder Musik noch Hintergrundgeräusche, so dass ich darüber keine Worte zu verlieren brauche.

|Das Booklet|

Das Booklet von 16 Seiten Umfang listet zunächst die sechs CDs und ihre Lauflänge auf, was nicht so wahnsinnig informativ ist, da die CDs keine Kapitelüberschriften aufweisen und somit nichts über den Inhalt verraten. Diese Information liefert erst der kurze Artikel, der auf der nächsten Seite folgt und eine geraffte Zusammenfassung der bisherigen Handlung bildet. Der erweist sich aber lediglich als Appetizer, denn nur die ersten Kapitel werden berücksichtigt. Bis zur finalen Schlacht gegen die Vertreter des Bösen ist es noch ein sehr langer Weg.

Das Personenverzeichnis umfasst mehr als sechs Seiten, das Verzeichnis der Schauplätze ebenfalls zweieinhalb Seiten, und das abschließende dreiseitige Glossar bildet quasi die Legende zur inzwischen gestrichenen Landkarte. Hier sind die meisten Orte, Titel und Völkerschaften bezeichnet und erklärt.

So gibt es zum Beispiel die drei Welten Albenmark, die Andere Welt und daneben noch die Verbrannte Welt. In Albenmark leben alle Albenkinder, das heißt jene Völker, die von den entschwundenen Alben (Licht- und Dunkelalben) geschaffen wurden, also Elfen, Kentauren, Trolle usw.

Für die Infrastruktur und Geografie sind die Albenpfade wichtig, magische Pfade, die die drei Welten verbinden. An so genannten Albensternen kreuzen sich zwei bis sieben Albenpfade, und hier kann ein Tor zu einer der beiden anderen Welten geöffnet werden. Wer ein elfischer oder gleichwertiger Zauberer ist und einen der mächtigen Albensteine besitzt, kann dies leicht bewerkstelligen. Die Elfenkönigin kann Tore schaffen und unwiderruflich wieder schließen, so etwa im Falle einer Trollarmee oder um die Elfe Noroelle ins ewige Exil zu verbannen.

Die 16. Seite ist mit Informationen über die beiden Autoren und den Sprecher (s. o.) gefüllt.

_Unterm Strich_

Tolkiens Vorlagen wie Galadriel oder Earendil sind unverkennbar in Hennens Romane eingegangen, doch hat er Völkerschaften, die bei Tolkien getrennt sind, wie etwa Trolle, mitten ins Zentrum des Geschehens gestellt. Aus den Orks, tumben Bösewichten, sind schlaue Kobolde geworden, die mitunter sogar die Albenpfade beschreiten können. Antike Wesen der Mythen wie die Kentauren haben Eingang gefunden, und wo dieser Mythenkreis erschlossen wird, ist kein Ende abzusehen. Deshalb kann jeder Leser der bislang vier Elfenromane und der Elfenritter-Trilogie erwarten, mit zahlreichen aufregenden Wesen Bekanntschaft schließen zu dürfen.

Der vorliegende Roman sieht Emerelle sozusagen im Exil und auf Wanderschaft. Nicht nur einmal hat sie mich an Paul Muad’dib im zweiten Band des DUNE-Zyklus erinnert. Sie erobert fremde Stämme als natürliche Führerin, wirkt heilende Magie und begegnet doch schließlich, am Ende des ersten Spannungsbogen, ihrem Tod. Der zweite Spannungsbogen führt die Handlung wieder empor zur Wiederherstellung des vorherigen Status quo, setzt also Emerelle wieder auf den Thron der Albenmark.

Der Weg dorthin ist verschlungen und mit dem Schicksal mehrerer anderer Figuren verflochten. Deren Nebenschauplätze sind mitunter gar nicht direkt mit Emerelle verknüpft, so etwa die Liebesgeschichte um Elodia und Adrien. Man kann sich fragen, was das soll, aber was wäre ein Fantasyroman ohne eine Love Story? Denn die von Emerelle will nicht so recht hinhauen, vor allem nicht, sobald Emerelle ihren Lover Falrach mit dem Namen eines Anderen angeredet hat. Dumm gelaufen.

|Das Hörbuch|

Meine Vorbehalte gegenüber Hallwachs habe ich schon in meinem Bericht über das Hörbuch zu „Die Elfen“ geäußert; sie haben sich nicht geändert, da mag der Autor Hennen den Sprecher noch so sehr loben. Hallwachs kann tiefe männliche Stimmen gut darstellen und ist auch zu Emotionalität in der Lage, aber sonst ist sein stimmlicher Spielraum einfach zu begrenzt. Viele Figuren erscheinen völlig austauschbar, was wirklich schade ist.

Wenn von einem Roman-Umfang von rund 900 Seiten nur noch sechs CDs mit 455 Minuten übrig bleiben, sollte es eigentlich nicht verwundern, wenn an der Story massiv gekürzt wurde. Dennoch regt sich ein „Rezensent“ bei Amazon.de genau darüber tierisch auf. Hätte er bloß mal die Finger vom Hörbuch gelassen! Der Vorteil der Kürzung liegt darin, dass der Zuhörer, der sich nicht durch 900 Seiten wühlen will, eine Show der Best-of-Szenen geboten kommt. Dadurch ist stets für gute Unterhaltung gesorgt, weil ständig etwas von Belang passiert, das später wieder wichtig wird. Im Rückblick ist die Kohärenz in dieser gerafften Darstellung wirklich erstaunlich. Und wer das Hörbuch zweimal anhört, wird dies ohne Weiteres feststellen können.

|455 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3867171700|
http://www.hoerverlag.de
http://www.bernhard-hennen.de
http://www.heyne.de