Meyer, Kai – Wasserweber, Die (Wellenläufer-Trilogie 3)

_Sehr vorhersehbar: krönender Abschluss_

„Die Wasserweber“ ist der dritte und abschließende Teil der „Wellenläufer“-Trilogie Kai Meyers.

Ein magisches Beben erschüttert die Küsten der Karibik. Und in finsteren Piratenhäfen werden Kinder geboren, die über Wasser gehen können. Jahre später glaubt Jolly, dass außer ihr keine anderen Wellenläufer mehr am Leben sind. Bis sie Munk begegnet. Auch er versinkt nicht im Wasser – und kann aus Muscheln einen uralten Zauber beschwören. Ein rätselhafter Fremder, der Geisterhändler, schickt die beiden auf eine fantastische Reise. Gejagt von Klabautern, Ungeheuern und allen Seeräubern der karibischen See, stellen sie sich einer tückischen Gefahr: dem Mahlstrom, einem dunklen Strudel, der die Barriere zwischen den Welten niederreißt.

Der Roman spielt Anfang des 18. Jahrhunderts unter den Piraten der Karibik. Die Heldin Jolly, ein 14-jähriges Seeräubermädchen, verfügt von Geburt an über ein besonderes Talent: Sie kann über Wasser gehen. Nach dem Untergang ihres Schiffes und dem Verlust ihrer Mannschaft findet sie neue Freunde: Munk, der sich auch auf die Kunst der Muschelmagie versteht, den Geisterhändler, der die Geister ertrunkener Seeleute als Sklaven verkauft, Buenaventure, ein Wesen halb Mensch, halb Hund. Doch die Gefährten haben einen mächtigen Feind – den Mahlstrom, einen meilenbreiten Strudel, der von einer teuflischen Intelligenz beseelt ist. Jollys Reise führt weit über die Karibik hinaus – geradewegs ins Mare Tenebrosum, die legendäre See der Finsternis.

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. [„Frostfeuer“ 2111 aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet.

Die Wellenläufer-Trilogie:

1) [Die Wellenläufer 3247
2) [Die Muschelmagier 3252
3) Die Wasserweber

|Kai Meyer bei Buchwurm.info:|

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)

_Der Sprecher_

Andreas Fröhlich ist die deutsche Stimme von John Cusack und Edward Norton. Er wurde 1965 in Berlin geboren; bereits mit sieben Jahren begann er mit der Synchronarbeit, nachdem er im Kinderchor des „Sender Freies Berlin“ entdeckt wurde. 1978 stieg er in der Sprecherrolle des Bob Andrews bei einer der bis heute erfolgreichsten Hörspielreihen Deutschlands, „Die drei Fragezeichen“, ein.

Nach dem Abitur ging Fröhlich zunächst zum Theater, wo er unter anderem Rollen in Büchners „Woyzeck“ und in Shakespeares „Was ihr wollt“ spielte, bis er 1991 wieder zu seiner Arbeit als Synchronsprecher zurückkehrte. Außer als Sprecher arbeitet er als Synchronregisseur und Drehbuchautor, wo er u. a. für die Synchronisierung von „Der Herr der Ringe“ verantwortlich war. In dieser Trilogie übernahm er z. B. die Synchronisation des Wesens Gollum. Doch auch die deutschen Dialoge in Filmen wie Disneys „Mulan“ und „The Beach“ stammen aus seiner Feder. (Verlagsinfo)

Fröhlich liest eine leicht gekürzte Romanfassung, die von Andrea Herzog bearbeitet wurde. Regie führte Angelika Schaack, die Aufnahme steuerte Fabian Küttner im Elmsbütteler Tonstudio, Hamburg.

_Handlung_

Nur noch zwei bis drei Tage bis zum Angriff auf die karibische Seesternstadt Aelenium. Der Verteidigungsplan ist bereits beschlossen. Während die beiden Muschelmagier Munk und Jolly den Mahlstrom in der Gegend namens Sorfenschrund schließen sollen, verteidigt sich die Stadt gegen die Angriffe der Klabauterarmeen. Doch auch der Kannibalenkönig Tyrone wird angreifen. Jolly hofft, dass die anderen Piratenkapitäne, die sich von ihm verraten sehen, seine Flotte angreifen und ihn von einem Angriff auf Aelenium abbringen. Die Chance ist jedoch nur gering. Klar ist jedenfalls, dass jede Verteidigungsmaßnahme nur dazu dienen kann, den beiden Quappen Zeit zu erkaufen, um das eigentliche Übel zu bekämpfen. (Man denke an Frodo und Sam auf dem Weg zum Schicksalsberg.)

Doch zu den Verteidigern gesellt sich ein unerhoffter Kämpfer: der Riesenwal Jasconius mit seinen beiden Insassen, Griffin und Ebenezer Arkwright. Der Wal, der die Bedrohung erkannt hat, soll sich noch als große Hilfe im Kampf erweisen. Und Griffin tut sich als Reiter eines Flugrochens hervor, der mit seinem jeweiligen Schützen die Klabauter aus der Luft bekämpft.

|In die Tiefe|

Begleitet von Soledad, Hauptmann D’Artoire und dem Geisterhändler, begeben sich Munk und Jolly hinaus in das Seegebiet, unter dem sich der Mahlstrom befindet. Jolly bittet den Oberbefehlshaber, ihre Grüße an Griffin auszurichten, den sie seit einer Weile nicht mehr gesehen hat (er war ja im Wal verschwunden). Sie weiß nun, für wen und was sie kämpft: für Griffin, ihre Zukunft – und für ihr Leben als magiebegabte Quappe. Im letzten Moment taucht Griffin auf, so dass sie ihm einen Abschiedskuss geben kann. Das freut Munk überhaupt nicht, denn er ist eifersüchtig.

Der Weg zum Mahlstrom ist lang und tückisch. Munk und Jolly müssen zuerst 30.000 Fuß tief tauchen und dann noch 20 bis 30 Meilen gehen oder schwimmen. Die Warnungen des Geisterhändlers, eines alten Gottes, begleiten sie. Denn vor Tausenden von Jahren soll es schon einmal einen Kampf gegen den Mahlstrom gegeben haben. Damals wurde der Mahlstrom im Schorfenschrund eingesperrt, doch offenbar hat er sich befreien können. Waren die Wachen müde geworden?

Beim Schwimmen stoßen die beiden Quappen auf eine versunkene Seesternstadt – der Vorgänger Aeleniums. Immer wieder müssen sie sich vor Klabautern verstecken: käseweißen und klapperdürren Krallenmännern, die auch unter Wasser riechen und sehen können. Mit ihren breiten Füßen können sie sich auf dem Meeresgrund gut fortbewegen. Jolly und Munk wurden auch vor Suchströmen gewarnt, die als Flutwellen das Meer durchziehen und jeden Wehrlosen in die Tiefe ziehen können.

|Aina|

Nahe der versunkenen Stadt stoßen die beiden Quappen auf ein nacktes Mädchen von etwa 15 Jahren. Sie nennt sich Aina und betört den verblüfften Munk mit ihrer Schönheit und ihrer einschmeichelnden Stimme. Jolly ist gleich von Anfang an misstrauisch. Aina muss eine der früheren Quappen sein, aber dann wäre sie ja Tausende von Jahren alt – und sähe bestimmt nicht wie 15 aus. Außerdem ist sie nichtstofflich wie ein Geist: Als Munk Aina berührt, dringt seine Hand durch sie hindurch. Als Aina ihm eine ihrer großen Muscheln zeigt, ist er in der Lage, mit dieser Magie einen Angriff von Klabautern zurückzuschlagen.

All dies kommt Jolly sehr seltsam vor. Aber die schmeichlerische Stimme Ainas lullt sie ein und Munk ist von Ainas Hilfsbereitschaft überzeugt, und so lassen Munk und Jolly sich von dem Mädchen zum Klabauterberg führen, der sich am Rande des Schorfenschrunds erhebt. Angeblich soll hier die Mutter der Klabauter, Kangusta, leben, doch Aina sagt, sie habe sich selbst eingeschlossen. Das ist jedoch gelogen, wie Jolly zu spät herausfindet. Und Munk ist weit weg und kann ihre Hilferufe nicht hören …

_Mein Eindruck_

Der Abschluss der Wellenläufer-Trilogie erinnert mich stark an das Finale von Tolkiens „Herr der Ringe“ (und vielleicht war die Ähnlichkeit auch dem Autor bewusst, so dass er ein bewährtes Rezept verwendete). Während die Entscheidungsschlacht um Aelenium in mehreren Phasen tobt, versuchen zwei junge Menschen – bei Tolkien sind es Frodo und Sam – den Verursacher all diesen Übels auszuschalten: den Mahlstrom. Dabei müssen Jolly und Munk mehrere Grenzen überschreiten und neue Wesen kennenlernen, die ihnen mehr über den Widersacher verraten. Munk lernt von Aina und täuscht sie, doch Jolly verschlägt es zu der Mutter der Klabauter, Kangusta, sowie zu den Wasserweberinnen. In diesen Begegnungen geraten die beiden jungen Quappen an die Grenze zum Numinosen, den anderen Gottwesen: den „Meistern“ des Mare Tenebrosum.

|Götterdämmerung|

Wie auch immer: Ende gut, alles gut. Oder doch nicht? Viele Helden mussten ihr Leben lassen, andere jedoch – wundersamerweise – nicht. Mit vereinten Kräften wird man auch Tyrones Herr, und schließlich kann man ans Reparieren und Genesen gehen. Doch einer ist für immer gegangen: Urvater, der Schöpfer dieser Welt. Er hat sein negativ gepoltes Gegenstück, den Mahlstrom, nicht überlebt. Das heißt: nur körperlich. Denn seine Geschichte, also seine Idee, lebt weiter fort, ermöglicht durch die Magie des Geisterhändlers, des einäugigen Gottes (eine Gandalf-Figur). Die Ära der alten Götter ist vorüber, die Herrschaft der Menschen endgültig angebrochen. Doch einen neuen König gibt es dennoch nicht: Die alten Streitigkeiten bleiben bestehen. Aber alle schmieden Pläne.

|Metamorphose |

Ein Handlungselement hat mich an einen alten Fantasytrick erinnert: Wenn eine alte Figur ausgedient hat, wird sie entweder ausgewechselt – oder sie verwandelt sich. So verwandelt sich der alte Zauberer in A. R. R. R. Roberts Hobbit-Parodie [„Der kleine Hobbnix“ 477 kurz vor der entscheidenden Begegnung mit dem Drachen (alias Smaug) in ein Wesen, das wesentlich nützlicher ist als der vergessliche Tatterich, der er zuvor war (ich verrate nicht, in was). Aber er entscheidet natürlich die Begegnung mit dem Gegner. Dieses Element könnte man wohl als „Ass im Ärmel“ bezeichnen.

Der hexhermetische Holzwurm, der als Orakel und Dichter gleichermaßen genervt hat, macht eine Verpuppung durch, die den Leser bzw. Hörer gespannt darauf warten lässt, was aus dem Kokon schlüpfen mag. Als die geflügelte Schlange mit viel Licht und Wunder erscheint, ist auch dies eine Begegnung mit dem Numinosen. Merkwürdig, dass keiner der Anwesenden sonderlich Angst verspürt. Und da sich die grantige Mentalität des Ex-Holzwurms nicht geändert hat, gibt es dazu auch wenig Anlass. Die Feinde haben sich dafür umso mehr zu fürchten.

|Terminator-Wyvern|

Auch der Gestaltwandler ist ein Gegner, dem sich jemand entgegenstellen muss, und diesmal ist die Reihe an Griffin, Jollys Freund. Der Gestaltwandler oder „Wyvern“ (was in den meisten Bestiarien einen Flugdrachen bezeichnet, aber das trifft hier nicht zu) ist ein Schwarmwesen, das – wie ein feindlicher Terminator à la TX – die Gestalt jedes Wesens annehmen kann, das es berührt hat. Es ist folglich äußerst schwierig, so eine proteische Gestalt zu töten. Griffin schafft es wunderbarerweise trotzdem.

|Vorgeschichten|

Doch wer hat das Wyvern geschickt: der Mahlstrom, die Meister, das Mare Tenebrosum oder sonst jemand? Die Erklärung ist recht kompliziert, denn sie fordert ständiges Umdenken. Ebenso kompliziert ist die Erklärung, wie der Mahlstrom überhaupt entstand – und warum er nach mehreren tausend Jahren Ruhe erneut auftauchte. Mich haben diese Erklärungen kaum zufrieden gestellt. Das ist das Problem mit den nachträglich gelieferten Vorgeschichten: Sie lassen sich nur selten auf erzählerisch befriedigende Weise in die gegenwärtige Erzählung integrieren. Tolkien beispielsweise brauchte dafür einen umfangreichen Anhang, um die Vorgeschichten für „Der Herr der Ringe“ zu beleuchten. Hätte er [„Das Silmarillion“ 408 zuerst veröffentlichen dürfen, wäre das unnötig gewesen.

Das Ende des Widersachers, sei es nun Sauron oder der Mahlstrom, hat entsprechend spektakulär auszusehen und das Ende einer Ära zu bezeichnen. Sowohl Tolkien als auch Peter Jackson und Kai Meyer lösen diese leichte Aufgabe zur größten Zufriedenheit des jeweiligen Publikums, ohne jetzt mehr verraten zu wollen.

|Der Sprecher|

Andreas Fröhlich ist ein wahrer Stimmkünstler. Es hat mich immer wieder verblüfft, wie er es vollbringt, seine Stimme so flexibel anzupassen, dass es ihm gelingt, die optimale Ausdruckskraft hervorzubringen. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es Fröhlich war, der in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung den Gollum spricht. Tatsächlich gibt es auch in „Die Wellenläufer“ ein Figur, die fast haargenau wie Gollum klingt.

Es ist ein „hexhermetischer Holzwurm“, der im Hafen von Tortuga als Orakel sein Leben fristet – bis Jolly ihn rettet und mitnimmt. Er hat die gleiche heisere, ein wenig schnarrende Stimme wie Gollum, allerdings ein wenig tiefer. In diesem dritten Teil allerdings ist der alte Holzwurm nicht mehr das, was er einmal war. Er hat sich in eine geflügelte Schlange verpuppt, einen Schlangengott, wie ihn die alten Maya verehrten. (Und er wütet gar gewaltig unter den Feinden.) Seine Stimme ist nicht mehr so krächzend wie zuvor, sondern hat eine ehrfurchtgebietende Note erhalten.

Die unheimlichste Figur, die Fröhlich stimmlich erschafft, ist ohne Zweifel der Geisterhändler. Hat er schon von der Optik her das Aussehen des nordischen Obergottes Odin, so rundet seine tiefe, autoritative Stimme die Erscheinung eines wanderndes Gottes ab. (Es ist die gleiche Stimmlage, die Fröhlich im ersten [ERAGON-Hörbuch 3228 für Brom reserviert hat.) Als er auch noch Delphi und die Wilde Jagd erwähnt, ist ziemlich klar, von welcher Herkunft der Geisterhändler ist.

Eine weitere bemerkenswerte Figur ist Buenaventure, der Steuermann von Kapitän Walkers Schiff „Carfax“. Wenn dieser Gigant mal seinen Helm ablegt, wird sein Gesicht sichtbar: Es gleicht aufs Haar genau dem eines Pitbulls. Entsprechend tief und grollend klingt die Stimme dieses Wesens. Jolly, unerschrocken wie immer, schließt auch mit diesem dicken Brocken Freundschaft.

Die meisten männlichen Figuren in dieser Geschichte sind Piraten und klingen auch wie solche: rauhbeinige Gesellen, mal weniger, mal mehr angetrunken. Das gilt auch für den Kaiser Kendrick. Man kennt diese Stimmen aus [„Fluch der Karibik“]http://www.powermetal.de/video/review-369.html – dafür gibt es bereits ein Klischee. Ebenso für die Piratenbräute, selbst wenn sie wie Soledad als eine „Prinzessin“ bezeichnet werden.

|Spezialeffekte|

Wie schon in Teil 2 begegnet Jolly den Wasserweberinnen. Doch wie spricht ein Einzelsprecher die Stimmen von drei gleichzeitig sprechenden alten Frauen? Das ist eine echte Herausforderung und lässt sich im Grunde nur auf technische Weise bewältigen. Durch die Aufnahmetechnik gelingt es ihm, seine Stimme, die er sanft und weiblich gestaltet, zumindest zu verdoppeln (man nimmt die zweite Stimme mit minimaler Verzögerung auf.). Sie zu verdreifachen, würde sie undeutlich werden lassen. Hinzukommt ein schwacher Halleffekt, der die Tiefe des Meeresgrunds symbolisiert. Würde man diesen Filter stärker einstellen, so wäre der Text schwerer zu verstehen, also muss er relativ schwach eingesetzt werden.

Das gleiche Prinzip gilt für Kangusta, die Mutter der Klabauter. Auch sie stellt Fröhlich mit elektronisch verzerrter Stimme dar. „Kangusta“ spricht schnarrend und auch ein wenig weinerlich, denn der Mahlstrom hat ihr ihre Kinder entfremdet und fortgenommen. Doch Jolly kann sie aufheitern: durch den Kampf gegen den Widersacher.

|Die Geräusche|

Wie es sich für ein solches Piratenmärchen aus der Karibik gehört, bekommt der Zuhörer eine Menge von Geräuschen geboten. Vom Vogelgezwitscher über Brandungsrauschen und aufgeregte Stimmen bis hin zum Kanonendonner – die stilechten Sounds verleihen der Geschichte eine erhöhte Authentizität und verstärken das romantische Flair, das durch die Karibiklandschaft weht. Dass die Kanonen donnern, gehört ebenfalls zum Abenteuer – und was wäre eine Seeschlacht ohne feuernde Geschütze? Dennoch überdecken die Geräusche nie den Vortrag, so dass weiterhin jedes Wort zu verstehen ist – sie bleiben stets dezent im Hintergrund. Für das Ende des Mahlstroms hätte ich mir etwas grandiosere Geräusche gewünscht: mehr Theaterdonner sozusagen.

Mit ist auch hier negativ aufgefallen, dass die Lautstärke der Aufnahme zu leise eingestellt ist. Jedenfalls viel leiser als die meisten aktuellen Audioproduktionen.

_Unterm Strich_

Wie oben schon erwähnt, greift der Autor in diesem Teil auf bewährte Muster der Fantasyliteratur zurück. Da ich diese Muster zur Genüge kenne, habe ich mich ziemlich gelangweilt, denn ich wusste ja schon, was kommen würde. Die diversen Showdowns, die für ein Finale obligatorisch sind, konnten mich ebenfalls nicht besonders begeistern, denn es war ja klar, dass die Guten gewinnen würden.

Keiner von Jollys Gefährten gerät wirklich in Lebensgefahr, und wenn auch Jolly zeitweilig für tot gehalten wird, so ist doch für jeden Kenner klar, dass der Autor die Hauptfigur nicht einfach sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden lassen kann. Aber wenigstens tauchen keine Adler auf – obwohl der Flugrochen Griffins damit eine starke Ähnlichkeit aufweist. Alles in allem wird in diesem Teil mehr gehandelt als gequasselt, doch der hohe „bodycount“ unter den feindlichen Angreifern auf Aelenium dürfte keinen Leser bzw. Hörer schmerzen.

Andreas Fröhlich bietet mal wieder seine ganze beträchtliche Kunstfertigkeit auf, um den Figuren Leben einzuhauchen und sie unverwechselbar zu machen. Sein Stimmumfang verblüfft immer wieder, denn er reicht vom tiefen Bass bis zum höchsten Diskant, und er setzt dies in der Geschichte ausgezeichnet ein. Das dürften dem jugendlichen Hörer erheblichen Spaß bereiten. Die realistisch klingenden Geräusche werden sehr dezent eingesetzt, so dass sie nie den Vortrag überdecken (was nicht selbstverständlich ist).

|465 Minuten auf 6 CDs|
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