Dirk van den Boom – Meran

Er ist wieder da!

Casimir Daxxel, ehemaliger Konsul, nun Diplomat mit Sonderfunktionen im Verwaltungsverbund der Galaktischen Akte. Nach seinen Abenteuern auf Habitat C ist es nun ein besonders pikanter Auftrag, mit dem sowohl die Regierungschefin der Akte als auch deren Geheimdienst an ihn heran tritt: Auf Meran, der Hauptwelt der kriegstreiberischen Echsenwesen, kam es zu einem Zwischenfall. Daxxels meranische, transspezifische Flamme Leda ruft um seine Hilfe – und was käme dem Geheimdienst der Akte gelegener als die Einladung von der abgeschotteten Hauptwelt?

Jeder versucht sofort, Kapital aus der Sache zu schlagen und Daxxel für seine Zwecke einzuspannen. Er selbst fühlt sich verpflichtet und von der Meranerin angezogen, so dass er alle Auflagen akzeptiert, um ihr helfen zu können – und lässt sich auf einen gefährlichen Tanz mitten im feindlichen Zentrum ein. Bald liegen rechts und links seines Weges die Toten, Opfer einer undurchsichtigen Organisation, die die alten Werte der Meraner bewahren will und in ihm auch nur einen Spielball zu ihren Zwecken sieht. Ein Wettlauf mit der Zeit und ein Kampf ums Überleben beginnt …


Inzwischen ist Dirk van den Boom ein Begriff für schöne Weltentwürfe, augenzwinkernde Abenteuer und körperbetonte Auseinandersetzungen. Als er vor Jahren seinen diplomatischen Ermittler Casimir Daxxel in das erste Abenteuer nach »Eobal« schickte, sah es nicht gerade rosig aus für die Zukunft des Konsuls, obwohl der Roman mit einer spannenden Geschichte unter allen Stärken des Boomschen Stils aufwartete. Doch mit »Habitat C« erschien 2014 eine Fortsetzung von unerwarteter Komplexität und großem Unterhaltungswert, was die Spannung auf den dritten und vorerst letzten Roman aus diesem Umfeld deutlich erhöhte.

Mit »Meran« besinnt sich Boom wieder auf die Wurzeln dieses Dreiteilers und kehrt zu den weltlichen Streitigkeiten zurück, die in Eobal ihren Anfang nahmen und nun unter diversen Wendungen und Überraschungen kumulieren. Dabei konzentriert er sich stark auf die Charakterisierung des fremdartigen Volkes der Meraner und ihre äußerst patriarchalische Weltanschauung. In dieser Reihe ist Booms alltäglicher Job als Basis seiner Geschichte spürbar wie selten zuvor, was unter anderem auch an seinem Protagonisten liegt. Seine politische Verankerung erlaubt es Boom, mit Fachwissen und entsprechenden Abstrahierungen eine eigene Gesellschaft zu entwerfen, und es scheint gar nicht so abwegig, Details des meranischen Rechtssystems auch bei uns zu vermuten.

Dies stellt Boom in das Fundament seiner Geschichte, es bildet die Streben, an denen er seinen Protagonisten entlanghangeln lässt. Wie auch in den Büchern zuvor gilt es einen Kriminalfall zu lösen, doch der starke Ermittler, der auch körperliche Gefahren abzuwehren vermag, ist Daxxel jedenfalls nicht. Ihm zur Seite stellt Boom eine Einzelkämpferin, was zu allerlei Konflikten in der männerdominierten Zivilisation der Meraner führt und leider auch mal wieder darauf hinweist, wie es um die Emanzipation bei uns bestellt ist. So bricht Boom die konventionellen Strukturen einer solchen Geschichte in angenehmer Weise auf, schafft sprachlich gute Laune und erzeugt die typische Freude, wenn sein Protagonist mal wieder ganz untypisch Deckung hinter seiner ebenso schönen wie zielsicheren Begleitung Josefine Zant sucht. Beruhigender Weise hebt er aber nie einen Zeigefinger und mahnt, sondern er erzählt konzentriert seine Geschichte, in deren Einflussgebiet eben die ein oder anderen gesellschaftspolitischen Details eingefangen und bebildert werden.

Die Casimir-Daxxel-Trilogie
Die Casimir-Daxxel-Trilogie

Während er also einer stringente Erzählung aus Sicht des Hegemoniekonsuls ehemaligen Konsuls der Akte folgt, stolpert Boom zum Ende über die verbleibende Auflösung der Geschichte und führt Hals über Kopf von Außen einen Eingriff durch. Das ist etwas unbefriedigend gelöst, doch erklärt sich dadurch natürlich die beim Lesen auftretende Frage, wie, bei diesem gemächlichen Spannungsbogen, ein Ende erreicht werden soll. So lässt Boom neben dem durchaus interessanten und verwickelten Aufbau der Zivilisation und intriganten Politik der Meraner die Komplexität des Vorgängerbandes »Habitat C« missen, die umfassende Tragweite, der Sense of Wonder, der dort entstand, bleibt hier ausgesperrt. So ist es vor allem der lockere Stil und die sprunghafte Erzähltechnik, die in diesem Buch für den Unterhaltungswert sorgen, weniger die Geschichte an sich, denn die liest sich fast wie eine Pflichtarbeit.

Casimir Daxxel erreicht seine Höchstform auf »Eobal« und auf dem »Habitat C«, allerdings wird mit »Meran« das Cover-Tryptychon vervollständigt. Star jedenfalls ist Josephine Zant, die sich trotz mannigfaltiger Erwartungen stets jugendfrei darstellt. Frohe Weihnachten!

Broschiert, 240 Seiten
ISBN-13: 9783864022913
Originalausgabe Dezember 2015

Atlantisverlag

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