Die drei ??? – Dein Fall – … und der schwarze Fluch (Band 9)

Die Handlung:

Verflucht! Die drei ??? finden beim Müllsammeln am Strand von Rocky Beach eine Flaschenpost mit einem Fluch. Wer hat ihn geschrieben? Einem Fotografen des Rocky Beach Today gelingt es nachts, eine schwarz gekleidete Gestalt am Strand zu filmen. Führt sie ein Ritual durch? Kurz danach wird beim Fotografen eingebrochen und die Beweisbilder verschwinden. Justus, Peter und Bob suchen nach verdächtigen Hinweisen und begeben sich selbst in Gefahr. Können die Detektive ihrem eigenen Fluch entkommen? Kinder werden zum vierten Ermittler: Rätseln, mitfiebern und den Fortgang des Kriminalfalls aktiv mitgestalten! (Verlagsinfo laut Homepage)

Mein Eindruck:

Find your Fate

Dies ist kein normales „Drei ???“-Abenteuer, sondern ein „FYF-“ („Find Your Fate“) oder auch „Mitmach-„Fall. In den 1980ern gab es ein paar Versuche, um jungen Leuten mehr Spaß beim Lesen zu bereiten und sie aktiv ins Geschehen mit einzubeziehen. Mit am bekanntesten war nicht nur hierzulande die Reihe „Einsamer Wolf“.

Und wer die Jungs schon immer mal aktiv bei der Lösung eines Falles unterstützen wollte, der hat hier … in eingeschränkt vorgegebenem Rahmen … die Chance dazu. Ob es hier allerdings „1000 Spuren“ gibt, denen man nachgehen kann, wie es das Cover verspricht, darf man getrost bezweifeln.

Dieser Mitmach-Fall wird nicht von vorn nach hinten durchgelesen. Die Leser werden vielmehr, je nachdem für welchen der vorgegebenen Vorschläge des Autors sie sich entschieden haben, wild blätternd im Buch hin- und hergeschickt. Zur besseren Orientierung druckt der Verlag senkrecht am Rand eines jeden Abschnitts eine Info dazu ab, von welcher Seite des Buches aus man hierhergelangt ist. Das ist besonders vorteilhaft, wenn sich der Weg, den man eingeschlagen hat, als unvorteilhaft erwiesen hat und man sich doch noch mal umentscheiden möchte. Dazu steht aber am Ende eines Sackgassen-Kapitels zusätzlich, an welcher Stelle des Buches der Leser sich noch mal neu entscheiden muss, damit es nicht wieder ein frühzeitiges Ende gibt.

Es gibt ja Leser, die halten die Spannung nicht aus und lesen grundsätzlich das letzte Kapitel eines Buches als Erstes … die gibts wirklich. Das ist hier schlecht möglich … aus oben beschriebenen Gründen. Es gibt halt nicht nur ein Ende und Schluss ist in einem FYF-Abenteuer auch nicht zwangsläufig auf der letzten Seite.

Der Fall

Einem erfahrenen Fotografen kann eigentlich niemand Bilder stehlen. Der wird sie nicht nur auf einem einzigen Laufwerk gesichert haben, sondern auch in mindestens einer Cloud, wenn nicht mehreren. Außer, der Fall spielt im Vor-Digital-Zeitalter. Außerdem heißt es in der Internet-Verlagsinfo erst, er hätte gefilmt und dann, es seien ihm Bilder gestohlen worden … ja, was denn nun?

Der Klappentext vom Buch hingegen ist missverständnisfreier formuliert und da hat der Fotograf tatsächlich fotografiert und nicht gefilmt. Da fehlt allerdings der Einbruch, aber von einer Flasche mit Totenkopf drauf ist hier die Rede. Wer hat denn nun Recht und worum gehts denn nun?

Statt eines Personenregisters erwartet die Leser vor der eigentlichen Story ein fett gedrucktes Zitat aus dem ???-Abenteuer „Das Riff der Haie“ und wir können uns vorstellen, dass „Umweltschutz“ das Trinkspiel-KO-Wort dieses Buches werden könnte.

Den Mann, der das damals mal gesagt hat, treffen wir übrigens auch, als die Detektive sich zusammen mit anderen Freiwilligen ans Müllsammeln am Strand machen.

Dann findet Just die Flaschenpost und noch bevor wissen, was überhaupt in der Flasche steckt, bekommen wir einen Auftrag. Der bestohlene Fotograf vom Klappentext klingt dramatisch am Telefon, erzählt aber keine Details … mutmaßlich, um die Leser bei Laune zu halten.

Endlich wissen wir, was in der Flasche steckt und die Ermittlungen gehen los. Zweigeteilt, weil wir ja nun zwei Fälle zu lösen haben. Was ist beim Fotografen los? Und … wieso muss man eine verschlossene Flasche ins Meer werfen, wenn man andere Leute verfluchen will (und nicht den Finder der Flasche, wovon auszugehen ist)?

Wie erwartet, verbindet sich beides schnell miteinander und wir wissen auch, dass die Infos von der Internetseite des Verlags wieder daneben lagen, denn die Jungs können sich mit eigenen Augen vor Ort anschauen, was der Fotograf (den es übrigens im echten Leben auch gibt, nur dass er Harry mit Vornamen heißt, aber die im Buch angesprochene Homepage tatsächlich unterhält) da aufgenommen hat.

Der Teil mit dem Ritual stimmt nämlich. Bleibt nur noch herauszufinden, wer da mitgemacht hat. Wobei es uns und die Jungs eigentlich gar nichts angeht. Schließlich sind die USA ja ein freies Land (wie immer betont wird) und wenn einer nachts mit ’ner Kutte oder einer Halloween-Maske am Strand rumlaufen möchte, kann das er gern tun.

Aber, Einbruch und Diebstahl sind da schon ’ne andere Hausnummer … also, wird weiter ermittelt.

Dabei kommen die drei so erfolgreich voran, dass sie selbst ins Fadenkreuz der Fluch-Aussprecher kommen. Und das ist gefährlich … und schmerzhaft, wie der Erste Detektiv am eigenen Leib zu spüren bekommt.

Natürlich hält die ??? das nicht ab, sondern spornt sie nur umso mehr an. Wer steckt also hinter dem Phantom?

Der Autor und die Illustratorin:

Andreas Ruch ist Art Director in einer großen Werbeagentur, seit 2018 seinem „Die drei ???“-Fanprojekt verschrieben und ist nun auch als Autor für die Reihe. Seine innige Beziehung zu den Detektiven aus Rocky Beach begründet er mit drei Worten: Nostalgie. Erinnerungen. Fantasie.

Silvia Christoph hat Grafikdesign an der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Seit 1999 gestaltet sie die Cover der „Die drei ???“. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

„Gratulation, du hast den Fall gelöst!“ steht am Ende dieses Abenteuers. Aber, das fühlt sich leider gar nicht so an. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass alles viel schneller gegangen ist als sonst.

Das trügt auch nicht, denn es gibt hier nur ganz wenige Sackgassen, in die auch nur die wenigsten Leser tappen werden. Immer wieder werden die Jungs getrennt und ermitteln in verschiedenen Handlungsfäden. Da kann man sich dann entscheiden, von welchem man nach der nächsten Abzweigung im Buch die Zusammenfassung erfahren möchte … denn die gibts eh jedes Mal.

Im Vergleich zu einem herkömmlichen Roman, wo die Leser bei verschiedenen Handlungsfäden das Gefühl von Cliffhangern haben, aber alles mitbekommen … gibts hier nur einen Handlungsfaden komplett und den oder die anderen in schnellen Worten, nachdem die Handlung wieder zusammengeführt weitererzählt wird.

Falsch machen kann man da nix, nur bleibt das Gefühl, man hätte etwas verpasst … was wirklich schade ist.

Und so ist der Fall um den schwarzen Fluch zwar interessant, aber eben auch sehr schnell wieder vorbei, weil wir oft einfach nur an einer anderen Stelle im Buch weiterlesen müssen, ohne dass wir uns für irgendwas entscheiden mussten.

Ein echtes Find-Your-Fate-Abenteuer war das nicht wirklich. Zu wenige Entscheidungen für die Leser, kaum bis keine Konsequenzen und am Ende bleibt das Gefühl, mindestens ein Drittel der Geschichte nicht mitbekommen zu haben. Hier sollte wirklich nachgebessert werden.

Laminierter Pappband: 160 Seiten
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
1. Auflage, Februar 2024

www.kosmos.de

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