John Sinclair – Die magische Bombe (Folge 104)

Die Handlung:

Die französische Hellseherin Madame Tanith wird in London tot aufgefunden – und eine Zeugin identifiziert Oberinspektor John Sinclair als Täter! Die Beweislast ist erdrückend. Nur Suko und Sir James Powell glauben noch an Johns Unschuld. Aber wer steckt hinter der Intrige? Als die Wahrheit aufgedeckt wird, ist es längst zu spät … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ziemlich abrupt werden wir in diese Folge hineingerissen. Madame Tanith will John treffen – nun gut, aber warum lange nach Mitternacht an einer U-Bahn-Station? Schon das hätte unseren Geisterjäger doch eigentlich bereits misstrauisch werden lassen müssen. Dass ihm anschließend der Mord an einer Wahrsagerin angehängt werden soll, davon konnte er schließlich nichts wissen. Ich habe ja wirklich nichts gegen Horror-Hörspiele, nur sollte das logisch Erklärbare auch dargelegt werden.

Zwar bekommen wir es in dieser Folge mit einer gänzlich neuen Facette der Handlung zu tun – immerhin ist es schon einschneidend, wenn der Held der Serie nun durch seine Haft praktisch handlungsunfähig ist -, aber die Begründung für Johns Mord an Madame Tanith dreht sich der unsympathische Inspektor doch arg zurecht. Erst wirft er Suko und Powell mangelnde Objektivität vor, um dann 30 Sekunden später selbst zuzugeben, Sinclair noch nie gemocht zu haben. Allerdings hat mir die Darstellung von Sir James wiederum sehr gefallen, der zwar souverän gegenüber dem unverträglichen Inspektor auftritt, Suko aber unter der Hand dennoch sämtliche Informationen gibt. Ich konnte sein verschmitztes Lächeln fast sehen und finde, dass der Regisseur ihn beinahe am besten von allen Sinclair-Figuren getroffen hat.

Anschließend erleben wir eine verstörende Szene – zumindest für die Prostituierte, die darin umkommt. Dabei tauchen allerdings zwei Fragen auf: zum einen will der unbekannte Freier ausgerechnet eine Engländerin, wofür ich im Laufe der Handlung keinerlei Begründung finden konnte, und zum anderen zwingt er sie mit einer Statue des Buddha unter seinen Willen, der doch eigentlich für Frieden und Toleranz steht.

Auch der Polizist, der sich danach bei John einschleimt, hat mich eher gestört, zumal ich Joseph Ostendorf mit seiner etwas leiernden Sprechweise auch für keine gelungene Besetzung halte. Und selbst mit Kopfhörern war es mir nicht immer möglich, Taniths Worte zu verstehen, deren Sinn ich mir durch Johns Antworten erschließen musste. Die Szene mit Suko fand ich wieder gut gelungen, aber die folgende Szene im Yard dokumentierte wieder nur allzu deutlich, wie sehr der Regisseur auf Übertreibung setzt, wenn er charakterliche Unterschiede zwischen den Figuren betonen will. Im wirklichen Leben hätte es einen solchen Gegensatz sicher nicht so auffällig gegeben.

In der Zwischenzeit liefert Tanith John eine Erklärung dafür, warum sie gerade diesen Treffpunkt ausgewählt hat, die mir persönlich dennoch nicht ausreichte. Offensichtlich war ihr Plan einfach nicht gut genug, wenn es unserem geheimnisvollen Gegner trotzdem so rasch gelang, ihre Spur ausfindig zu machen. Und die logischen Brüche reißen nicht ab, da John und Tanith in Folge 91 abgemacht hatten, dass sie sowohl den Kelch des Feuers als auch die Kugel bekommen sollte. Nun aber befindet sich Ersterer noch wie selbstverständlich in Johns Tresor und er scheint nichts mehr von ihrer Übereinkunft zu wissen. Und wie das so ist mit diesen Stimmen aus dem Totenreich, bricht die Verbindung zu Tanith natürlich genau in dem Augenblick ab, als sie John das letzte Puzzlestück des Geheimnisses offenbaren will.

Und darüber hinaus ist Inspektor Nolan weiter unsachlich und vergleicht Suko mit dem Serienmörder Frederic West, was ich nun wirklich übertrieben fand. Und wie ist Sir James überhaupt in die Wohnung hineingekommen? Hat er das Schloss aufgebrochen? Das wäre zwar die einzige uns bekannte Möglichkeit gewesen, aber man hätte es doch im Voraus hören müssen.

Und als sich dann endlich herausstellt, dass John es mit dem zurückgekehrten Iwan Orgow zu tun hat, erübrigt sich immer noch nicht die Frage, warum der Russe ausgerechnet eine Engländerin als Versuchskaninchen haben wollte. Natürlich ist Orgows Taktik, die Menschen langsam ausbluten zu lassen, ziemlich teuflisch, aber entweder bin ich kein guter Zuhörer oder ich und die Macher haben grundsätzlich andere Auffassungen von der Funktionsweise von Bomben. Denn wie eine Bombe wirkte der Nebel für mich eigentlich nicht. Der Showdown ist allerdings wirklich gut gemacht, da uns allen die Vorstellung nicht behagen würde, von einem 22-stöckigen Gebäude in die Tiefe zu stürzen.

Die Sprecher und ihre Rollen:

John Sinclair – Dietmar Wunder
Erzählerin – Alexandra Lange
Suko – Martin May
Sir James Powell – Achim Schülke
Orgow – Wolf-Dietrich Sprenger
Nolan – K. Dieter Klebsch
Quinn – Frank Felicetti
Liddy – Tanja Dohse
Madame Tanith – Karin Buchholz
Paul Breaver – Josef Ostendorf
Nancy Day – Karin Rasenack
Elliot Grove – Lutz Mackensy
Ansage – Jürgen Holdorf

sowie Torben Liebrecht, Ilya Welter, Konstantin Graudus, Robin Brosch, Tim Kreuer, Alexander Rieß und Björn Schalla

Technik-Credits:

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
John Sinclair Theme 2015 by CAIN
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

Die Ausstattung:

Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Liste der bereits veröffentlichten Folgen der „2000er“-Serie und der „Classic“-Serie. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Diese Folge hätte zwar nicht unbedingt sein müssen, da sie keine wirklichen Veränderungen am Ist-Zustand nach sich zieht und es von logischen Brüchen nur so wimmelt, aber vielleicht darf man bei Sinclair-Verhörspielungen grundsätzlich nicht so viel nachdenken, wie ich es tue.

Audio-CD
Spieldauer: 50:19 Min.
Tracks: 15
ISBN-13: 978-3-7857-5064-3

www.luebbe.de

Viele weitere Rezensionen rund um den beliebten Geisterjäger John Sinclair findet ihr in unserer Datenbank.

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Diese Rezension stammt von Christoph Cornehl