Minninger, André (Adaption), Nevis, Ben (Autor) – Die drei ??? und die Rache der Samurai (Folge 145) (Hörspiel)

Mit Folge 145 leisteten die inzwischen zu |Sony Music| gehörenden |EUROPA|-Studios ein weiteres Pensum an Vertonungen der berühmten Jugendbuchserie „Die drei ??? ® „. Damit hinkt man in Hamburg allerdings dem Stuttgarter Stammhaus der Reihe aber immer noch gut 10 bis 15 Fälle hinterher, denn bei |Kosmos| hat man die magische 150er-Marke inzwischen längst satt überschritten und die Fälle 160+ sind bereits fest angekündigt. Doch die Hörspiele holen, im Moment jedenfalls, wacker auf, den pro Quartal durchschnittlich zwei neu veröffentlichten Büchern, stehen derzeit drei Audio-Adaptionen im gleichen Zeitraum entgegen. Wobei die Hörspiele in Deutschland fast schon traditionell die größere Anhängerschaft vorweisen können. Im März 2011 konnte diese dann auch endlich Ben Nevis‘ „Rache der Samurai“ in ihre CD-Player stopfen – nach immerhin zwei Jahren Wartezeit.

_Zur Story_

Takashi Yukawa, der Schulleiter des „Shadowstone“-Jungeninternats wendet sich Hilfe suchend an die drei Detektive: Der Schüler Percy Zuckerman ist seit fünf Tagen verschwunden. Die Polizei ist zwar verständigt, geht aber davon aus, dass Percy einfach mal wieder abgehauen ist. Dazu muss man wissen, dass sich das Klientel des Internats sehr stark aus recht schwer erziehbaren Sprösslingen reicher Familien rekrutiert und somit nicht den allerbesten Ruf besitzt. Der Schulleiter ist allerdings ziemlich sicher, dass etwas anderes dahinter steckt. Percy hatte zuvor einen anderen Schüler bezichtigt einen Diebstahl sowie einen tätlichen Angriff auf den Hausmeister begangen zu haben, worauf hin dieser von der Schule flog. Kurz darauf fand sich ein japanischer Schriftzug in blutroter Farbe, welcher „Percy Verräter“ kundtat. Offensichtlich das Werk eines der Schüler aus der elitär-verschworenen Samurai AG, zu der auch der Geschasste gehörte. Percy jedenfalls verschwand darauf spurlos. Flucht, Entführung oder vielleicht Schlimmeres?

Die drei ??? willigen ein, sich als vermeintliche Interessenten ins Internat einschleusen zu lassen. Das heißt, Justus und Peter werden dort mit getürkter Vita einquartiert, Bob übernimmt den Außenposten im angrenzenden Örtchen. Die Schulregeln sind rigide: Feste Schlafens- und Essenszeiten, keine Handys – und als Krönung mögen die alteingesessenen Schüler keine Frischlinge. Schon gar nicht, wenn sie neugierige Fragen stellen und herumschnüffeln. Was sich ohnehin als schwierig entpuppt, da Mr Yukawa ihnen keine Schützenhilfe geben kann, weil er wegen dieser Vorkommnisse vor dem Trägerverband der Schule antreten muss und daher die nächsten drei Tage nicht vor Ort ist. Alsbald kristallisiert sich heraus, dass an der ominösen Samurai AG mehr dran ist, als bloßes sportliches Interesse an japanischen Kampftechniken und Traditionen seitens seiner Teilnehmer. Mancher Schüler der AG hat sich mit der Krieger-Philosophie dermaßen identifiziert, sodass es schon in Fanatismus ausartet. Kotzbrocken Sean Doherty, vormals Percys, und jetzt ausgerechnet Peters, Zimmergenosse ist der Glühenste von ihnen.

_Eindrücke_

Die Grundstimmung geht irgendwie gefühlt in Richtung des ebenfalls kürzlich veröffentlichten und vertonten Falles „Brainwash – Gefangene Gedanken“. Wieder einmal müssen die drei Detektive undercover tätig werden, wobei sich zumindest im Hörspiel doch sehr viel Mühe gegeben wird, dies – auch vor den Augen der anderen Schüler – plausibel aussehen zu lassen. Das erfordert zwar ein gerüttelt Maß an Geschwafel zu Beginn, doch ab dem zweiten Drittel zieht das Tempo dann doch merklich und dankenswerterweise an. Selbstverständlich dürfen auch einige Actionelemente nicht fehlen und dennoch bleibt die Geschichte eher eine der gemächlicheren Vertreterinnen ihrer Zunft, wobei Titel und Coverbild durchaus etwas anderes signalisieren. Prinzipiell ist an der Story nicht viel auszusetzen, nur dass sie sich trotz der Kürzungen gegenüber der Vorlage, immer noch vergleichsweise zäh hinzieht und sich zuweilen in überzogenem Geplänkel verliert. Die Akteure muss man aber sowieso erst einmal in Ruhe mental sortieren, sonst blickt man nicht zuletzt dank einiger Namensähnlichkeiten nicht mehr so recht durch, wer mit wem und warum.

Handwerklich ist man bei den Profis von EUROPA selbstredend mal wieder auf der sicheren Seite, wobei ein paar kleine Extra-Bonbons das „Look and Feel“ im Kopfkino noch etwas hätten steigern können. Das ganze Japan-Thema etwa hätte durch die Verwendung authentischer(rer) Begriffe den letzten Schliff erhalten. Das fängt mit dem „Schwertkampf“ an, der zu Übungszwecken eigentlich immer ein Stockkampf ist – das berühmte „Kendo“, dementsprechend müsste die AG auch so heißen und nicht „Samurai“. Der angeblich so japanophile Lehrer unterbricht einen Kampf nicht mit dem korrekten Kommando („Ma-te!“), sondern mit einem westlichen „Halt!“. Auch die Anrede „Meister“ klingt für Freunde der besagten Krieger-Kultur befremdlich und spätestens seit den „Teenage Mutant Ninja Turtles“ weiß jedes Kind, dass dieser vorzugsweise und stilecht mit „Sensei“ tituliert wird. Aber das ist jetzt alles ziemliche Haarspalterei. Im Großen und Ganzen kann man mit der thematischen Umsetzung gut leben, grobe Schnitzer sind Fehlanzeige.

_Die Produktion_

Drehbuch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Conrad, George, Morgenstern

|Sprecher und Figuren:|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Wilfried Diallaz (Takashi Yukawa), Michael Lott (Frank Hektor), Leonhard Mahlich (Sean Doherty), Jasmin Wagner (Mandy), Philipp Baltus (Zeno Daniels), Jesse Grimm (Percy), Jens Wendland (Keko), Peter Buchholz (Anthony Fender), Thomas Fritsch (Erzähler)

_Fazit_

Ein leichter Hauch von Hogwarts umweht diese Folge, nur dass die Zauberstabduelle hier auf Schloss Schattenstein (nicht zu verwechseln mit Schreckenstein) wesentlich rustikaler und fast ausnahmslos „voll auffe Omme“ ausfallen. Und das natürlich ganz ohne übersinnlich-magischen Hokuspokus. Insgesamt eine stimmungsvolle Folge, die sich aber mit einer Laufzeit von satt oberhalb einer Stunde die eine oder andere Länge gönnt und nicht immer den authentischen Ton des Grundthemas trifft, wodurch der Funke vielleicht nicht so recht überspringen mag. Selbstverständlich werden auch einige sattsam bekannte Serienklischees bedient. Wat mutt, dat mutt. Ansonsten gibt es an der sauber produzierten Umsetzung dieses Mittelfeld-Falles nicht viel auszusetzen. Eine 3+ kann man durchaus vertreten.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 74 Minuten
Story von Ben Nevis nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014528|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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