Die drei ??? – Der tote Mönch (Folge 134)

Folge 134 gehört mit zu den zu den letzten „Drei ???“-Vertonungen des Jahres 2009 aus den EUROPA-Studios. Damit hängen die Hörspiele der Jugendbuchreihe aus dem |Franckh-Kosmos|-Verlag derzeit – „nur noch“ ist man versucht zu sagen – gut 15 Fälle hinterher. Dort ist man nach ziemlich genau 50 Jahren, die es die Serie gibt, zusätzlich an noch einem weiteren Jubiläum angelangt: Für Anfang 2010 steht Fall Nummer 150 („Die Geisterbucht“ von Astrid Vollenbruch) ins Haus. Die Vorlage zu „Der tote Mönch“ liegt indes schon etwas zurück und stammt aus der Feder von Marco Sonnleitner, welcher für gewöhnlich immer für einen Schuss Mystery zu haben ist. Man durfte also gespannt sein, was das Team um André Minninger und Heikedine Körting daraus macht.

_Zur Story_

Die drei Fragezeichen werden nach einem Badetag am Strand Zeuge eines Beinahe-Unfalls auf dem Küstenhighway. Ein Chinese, der, so wie es sich darstellt, geistesabwesend und unvermittelt auf die Fahrbahn tritt, wäre um Haaresbreite von einem Truck nieder gewalzt worden. Es gelingt den Jungs, die Situation zu retten und immerhin noch Name und Wohnort aus dem offensichtlich bis ins Mark geschockten Lo Wang heraus zu bekommen. Er arbeitet und wohnt ganz in der Nähe, sodass die drei beschließen, ihn in seinem angeschlagenen Zustand besser persönlich zu Hause abzuliefern. Einen Krankenwagen lehnt der zutiefst verwirrt wirkende Asiate ab. Seine Arbeitgeberin Christine Harkinson ist froh darüber, dass sie ihren Gärtner heil wiederbekommt und berichtet, dass Lo in letzter Zeit fast permanent neben der Kappe ist.

Er vernachlässige seinen Job, den er sonst sehr gewissen- und meisterhaft durchführe. Ein Teil des riesigen Gartens ist mittlerweile schon ziemlich verwildert, er verbrenne geheimnisvolle Kräuter, murmele Beschwörungen und zünde sogar Böller vor seiner Hütte. Ganz offenbar fürchtet sich der abergläubische Gärtner vor irgendetwas. Aber wovor? Das herauszufinden erbieten sich Justus, Peter und Bob und erhalten schließlich den Auftrag von der alten Dame, Lo diskret und unauffällig zu beschatten. Sie finden dabei heraus, dass er Kontakt zu einem vermeintlichen Medium hat, welches ihn höchst eindringlich vor dem Geist eines rachsüchtigen Mönchs warnt, welcher auf dem Grundstück von Christine herum spuken soll. Das Gelände hat eine bewegte Vergangenheit: Das komplette Wohngebiet steht auf den Ruinen einer alten Mission nebst Friedhof.

_Eindrücke_

Normalerweise gelten Hörspiele den zu Grunde liegenden Büchern gegenüber als im Nachteil. Zumindest bei den drei Fragezeichen ist das eigentlich grundsätzlich so – mit bislang nur wenigen Ausnahmen. Die Bücher sind in aller Regel wesentlich detaillierter, das liegt einerseits dem zur Verfügung stehenden Platz und zum Anderen an der zwangsläufig unterschiedlichen Art des Storytelling, denn was im Buch vielleicht wirkt, muss für das Hörspiel noch lange nicht gelten. Tatsächlich gereichen genau diese beiden Faktoren der Hörspieladaption hier zum Vorteil. Die Vorlage Marco Sonnleitners kommt zunächst nicht so recht aus dem Quark und verliert sich im Klein-Klein und einer Menge im Prinzip überflüssigem Drumrum. Das bremst.

Das Hörspiel ist da wesentlich direkter und kommt schneller auf den Punkt. Man verzichtet auf einige ausschweifende Handlungsstränge des Romans und entschlackt die Story damit beträchtlich – was ihr generell gut tut – und steigert somit das Tempo. Zwar sinkt dafür die Gefährlichkeit des Mönches auf Grund des stark abgemilderten Showdowns aus dem Buch, insgesamt betrachtet ist die Titel gebende Figur aber über die gesamte Strecke wesentlich präsenter und somit auch interessanter geworden. Die dazu passend eingespielte klerikale Orgelmusik tut ihr übriges, die Atmosphäre zu unterstützen. Sprecher (Gastrolle: Wolfgang Pampel – u.a. die deutsche Stimme von Harrison Ford) und Effekte werden wie immer routiniert dargeboten, nur Lo nuschelt sich teils unverständlich und überzogen ängstlich durch seinen Text.

|*Spoilerwarnung*|

Das Setup an sich ist zum Teil recht unglaubwürdig und wirkt ziemlich zurecht gebogen. So kann es nicht plausibel sein, dass angeblich niemandem der Bewohner und der massenhaft dort herumwuselnden Security-Leute der schwer bewachten Hearst Villa der Durchbruch im Keller aufgefallen sein soll. Das hätte sicherlich einen Mordsradau gemacht und spätestens wenn dort „ein Regal“ zur Tarnung des Eingangs gestanden hätte, das da normalerweise nicht steht, wäre bestimmt jemand stutzig geworden. Überdies wäre der alte Tunnel schon beim Bau des Hauses sicherlich entdeckt worden, wenn er schon so nah am späteren Fundament verlief.

Ein kleiner Fehler unterlief André Minninger bei der Umsetzung. Justus bezieht sich bei der Auflösung des Falles darauf, dass Christine unter ihrem Haus verdächtige Geräusche wahrnahm und darauf hin die Jungs alarmierte. Gemeinsam (mit Christine) suchen sie nach der Quelle und treffen dort erstmals auf den Mönch. Diese Passage aus dem Buch wurde jedoch gar nicht bzw. abgewandelt/stark gekürzt übernommen: Hier tauchen die Drei aus eigenem Antrieb auf und erkunden das Gelände (ohne Christine), so dass der betreffende Satz aus dem Hörspiel – für jemanden ohne Kenntnis der Vorlage – eigentlich keinerlei Sinn macht.

_Fazit_

„Die Kunst des Weglassens“ könnte hier der Titel sein, und in der Tat hat die zwangsweise Verschlankungskur, um die Geschichte auf verdauliche Hörspiellänge von rund 70 Minuten zu bringen, der Folge mehr genutzt, als geschadet. Viel unnötiger Klimbim wurde gestrichen, es funktioniert trotzdem noch passabel und das sogar flotter als bei der Vorlage. Bleibt zu bekritteln, dass der Plot selbst irgendwie immer noch arg gekünstelt und konstruiert wirkt, da tun sich Hörspiel und Buch nichts. Das reicht unterm Strich zu einer vorhersehbaren Mittelfeldfolge mit leichter Tendenz nach unten.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? – Der tote Mönch“ – Folge 134
EUROPA (Sony BMG), Oktober 2009
Laufzeit: ca. 67 Minuten
Buchvorlage: Marco Sonnleitner
Hörspieladaption: André Minninger
Redaktion: Wanda Osten
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling, George, Stahlberg, Heinemeyer, Holcomb
Cover: Sylvia Christoph

|Die Figuren und ihre Sprecher:|

Erzähler: Thomas Fritsch
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Christine Harkinson: Inken Sommer
Lo Wang: Dae Joon Yoo
Mr Bambridge: Gustav-Adolf Artz
Inspector Cotta: Holger Mahlich
Anthony Hearst: Wolfgang Pampel
Matt Avercomby: Nicolas König
Truckfahrer: Konstantin Graudus