Philip Ardagh – Furcht erregende Darbietungen (Eddie Dickens 2)

Keine Fisimatenten!

In der Fortsetzung von „Schlimmes Ende“ erlebt Eddie Dickens noch wildere Abenteuer: Er überlebt um Haaresbreite eine Explosion, einen Heißluftballon-Ausflug, trifft ein Mädchen mit einem Kamelgesicht und wird von einer Schurkenbande zu einem „kleinen Auftrag“ überredet. Alles in allem würdige Abenteuer für ein Buch, das zwischen Charles Dickens und Monty Python ganz neue Maßstäbe gesetzt hat – schon allein, weil Harry Rowohlt für die Übersetzung verantwortlich zeichnet. (Verlagsinfo)

Der Autor

Philip Ardagh ist über zwei Meter groß und trägt einen buschigen Bart – wie sein Foto belegt. Außerdem hat er mehr als 60 Kinderbücher geschrieben, für Kinder jeden Alters und unter verschiedenen Pseudonymen. „Allerdings keines, das nur annähernd so wäre wie „Schlimmes Ende“, verrät der Verlag. Ardagh lebt mit seiner Frau und zwei Katzen in einem Küstenort in England. Er arbeitete als Werbetexter, als Krankenhausputzkraft, als Bibliothekar und als Vorleser für Blinde, bevor er aus dem Schreiben einen Fulltime-Job machte.

Die erweiterte Eddie-Dickens-Trilogie:

1) Schlimmes Ende
2) Furcht erregende Darbietungen
3) Schlechte Nachrichten
4) Unliebsame Überraschungen
5) Abscheuliche Angewohnheiten
6) Allerletzter Akt

Handlung

Kaum hat der junge Eddie Dickens die turbulente Reise nach „Schlimmes Ende“ lebendig überstanden, geht der Wahnsinn auch schon wieder los. Eddie und seine „abgebrannten“ Eltern leben nun bei Onkel Jack und Tante Maud. Eines schönen Morgens parkt ein herrenloser Leichenwagen im Hof von Schlimmes Ende, und auf seiner Ladefläche parkt wiederum ein Sarg.

„Merkwürdig!“ finden Eddie und sein Wahnsinniger Onkel Jack und wollen den Sarg zurück in den Wagen befördern. Doch eine Gasexplosion in Onkel Jacks Haus vereitelt alle Versuche. Unter enormem Getöse schießt das hölzerne Ungetüm durch die Luft auf den Boden und öffnet sich. Heraus steigt Der Große Zucchini, seines Zeichens Eskamoteur und Eskapologe, kurz Entfesselungskünstler. Gleich darauf landet ein Heißluftballon mit einem Fotografen an Bord auf dem Hof, und es wird langsam eng. Die Polizei, dein Freund und Greyffer, lässt daher nicht lange auf sich warten, um nach dem Rechten zu sehen.

Und damit beginnt für Eddie ein neues haarsträubendes Abenteuer, indem sich Eddie in eine kamelgesichtige Dame mit dem schönen Namen Daniella (Zucchinis Assistentin) verliebt, sich ins Hochmoor verirrt, Bekanntschaft mit drei seltsamen Sträflingen macht, von denen einer bellen kann und die Ohren abschleckt. Eddie ahnt nicht, dass das Trio mit den Namen Knochenbrecher, Protz und Belfer hinter einem Schatz her ist, der sich möglicherweise im Sarg des Großen Zucchini befindet.

Ach ja: Die Wahnsinnige Tante Maud aus „Schlimmes Ende“ spielt natürlich ebenfalls wieder mit, sowie Malcolm alias Sally, ihr ausgestopftes Wiesel, und ein Eisenwarenhändler namens Mr. Collins – obwohl er in dem Buch eigentlich gar keine Rolle spielt. Aber man lese selbst!

Mein Eindruck

Auf den ersten Blick scheint die Handlung nicht so wahnsinnig viel Sinn zu ergeben, aber das liegt nur an meiner wilden Zusammenfassung. In Wirklichkeit ist die Erzählung wesentlich zusammenhängender, schweift aber mitunter auch wesentlich wilder ab. Man kann nicht alles zugleich haben, oder?

Ansonsten ist die Story wieder mit den bewährten Zutaten gespickt: skurrile Gestalten, merkwürdige Begebenheiten (die Gasexplosion ist nur das lauteste Ereignis) und ständige Enthüllungen von Geheimnissen (wer hätte im Sarg schon einen Schatz vermutet, mal ehrlich?). Zwischendurch durchläuft Eddie alle Höhen und Tiefen des Lebens: Er trifft die „Frau seines Lebens“, Daniella, aber leider auch drei Ausbrecher, die ihn als Geisel nehmen wollen. Dann landet er mal wieder hinter Gittern, diesmal bei den Greifern.

Ständig wendet sich der Autor an die kind- oder jugendliche Leserschaft, um ein paar Dinge wie etwa das schwierige Wort „Euphemismus“ oder bestimmte Erfindungen wie etwa Gaslicht zu erklären. Dadurch erhält die Erzählung an pädagogischem Wert.

Bonusmaterial

Die Illustrationen: Die Polizisten sehen keinen Deut Vertrauen erweckender aus als die drei Ausbrecher. Die Sträflingskluft der letzteren ist insofern einfallsreich, als sie keine Streifen tragen, sondern Pfeile, die auf und abwärts zeigen…

Dieses Buch enthält einen besonderen Bonus: Wie bei Dickens findet sich eine „Liste der handelnden Personen“ oder „Dramatis personae“. Allerdings nicht am Anfang, weil sie dort nicht das Gedächtnis stützen würde, sondern in der Mitte! Diese Liste ist äußerst willkommen, um den roten Faden nicht zu verlieren bzw. den verlorenen Faden wiederzufinden.

Unterm Strich

Charles Dickens „Oliver Twist“ meets Monty Python. Nun ja, vielleicht nicht ganz, aber die Ähnlichkeiten mit Montys schrägem Sinn für Humor sind nicht völlig von der Hand zu weisen.

Meine Altersempfehlung (als Nichtpädagoge): ab 10 bis 12 Jahren, je nach sittlicher Reife, charakterlicher Festigung und sprachlichen Fähigkeiten des potentiellen Lesers. Dieser Stoff ist nicht ganz so hart wie „Harry Potter“ ab Band 3, weicht aber wesentlich von dessen Stereotypen ab.

Hardcover: 144 Seiten
Originaltitel: Dreadful Acts, 2001;
Aus dem Englischen von Harry Rowohlt
ISBN-13: 978-3570127667

www.randomhouse.de

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)