Schlagwort-Archive: Philip Ardagh

Philip Ardagh – Abscheuliche Angewohnheiten. Fünftes Buch der Eddie-Dickens-Trilogie

Wahnsinn zwischen Amnesie und Doppelgänger

Kaum von seiner letzten Expedition nach Schottland zurück, muss sich Eddie Dickens schon seinem nächsten irrwitzigen Abenteuer stellen: Erst erschlägt ein herunterfallender Schornstein des mürben Gemäuers von Schlimmes Ende beinahe Mr Dickens, dann führt das Schicksal Eddie auf Kollisionskurs mit einem Stechginsterbusch. Infolgedessen weiß Eddie nicht mehr, dass er Eddie ist, und nur die barmherzige Hilfe des warzennasigen (siehe Cover) Abtes Po vom Orden Ethelbert-des-Komischen bringt ihn wieder auf die Beine. Aber wird Eddie je sein Gedächtnis wiedererlangen und wird der bekannte Ingenieur Fandango Jones aufklären können, wer denn der Schornstein-auf-Leute-Schubser war?
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Philip Ardagh – Furcht erregende Darbietungen. Eddie Dickens 2 (Lesung)

Eddie auf kriminellen Abwegen

Diese Geschichte ist der zweite Teil der Trilogie, die in „Schlimmes Ende“ ihren schlimmen Anfang nahm. Er überlebt um Haaresbreite eine Explosion, einen Heißluftballon-Ausflug, trifft ein Mädchen mit einem Kamelgesicht und wird von einer Schurkenbande zu einem „kleinen Auftrag“ überredet. In Eddies Hof landet ein Sarg, dem ein Entfesselungskünstler entsteigt, und später gerät Eddie in die Hände von Sträflingen. Alles dreht sich um einen Schatz, doch wer zuletzt lacht, lacht am besten.

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Philip Ardagh – Unliebsame Überraschungen (Eddie Dickens 4)

Schauriger Showdown im Schottenkaro

Schwere Zeiten für Eddie Dickens: Er soll den schottischen Familiensitz der Noch Wahnsinnigeren Tante Maud veräußern. Doch das herrschaftliche Anwesen wird inzwischen von einem bislang unbekannten, antibritischen Zweig der Familie besetzt gehalten. Und die denken gar nicht daran, es wieder rauszurücken.

Die erste Eddie-Dickens-Trilogie ist vollständig. Nun geht es weiter mit Eddies „Weiteren Abenteuer“ (noch eine Trilogie?). Seine jüngste Expedition führt ihn nach Schottland, zum Familiensitz der Noch Wahnsinnigeren Tante Maud – dort ehemals bekannt als Manisch Mürbe Maud McMuckle. Eddie soll Großgut Gut Großengut veräußern, damit die Familie das abgebrannte Gut Schlimmes Ende wiederherstellen kann.

Diesem Vorhaben stehen allerdings nicht nur die schottischen Ureinwohner entgegen, sondern auch ein bislang unbekannter, antienglischer Zweig der Familie (schließlich haben die Engländer einst Schottland erobert). Als sich zu allem Überfluss auch noch Königin Victoria zur Treibjagd anmeldet, verhärten sich die Fronten zwischen den beiden Familienzweigen und es kommt zu einem Wahrhaft Wahnsinnigen Showdown. (aus der Verlagsinfo)

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Philip Ardagh – Schlechte Nachrichten (Eddie Dickens 3)

Diese Geschichte ist der dritte und damit leider schon letzte Teil der Eddie-Dickens-Trilogie, die in „Schlimmes Ende“ ihren schlimmen Anfang nahm und in „Furcht erregende Darbietungen“ so grässlich fortgesetzt wurde. Klarer Fall: Wir sollten uns auf das Schlimmste gefasst machen!

Das drei CDs umfassende Hörbuch dauert 215 Minuten, also etwa dreieinhalb Stunden. Altersempfehlung des Verlags: ab 10 Jahren.

Der Autor
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Philip Ardagh – Furcht erregende Darbietungen (Eddie Dickens 2)

Keine Fisimatenten!

In der Fortsetzung von „Schlimmes Ende“ erlebt Eddie Dickens noch wildere Abenteuer: Er überlebt um Haaresbreite eine Explosion, einen Heißluftballon-Ausflug, trifft ein Mädchen mit einem Kamelgesicht und wird von einer Schurkenbande zu einem „kleinen Auftrag“ überredet. Alles in allem würdige Abenteuer für ein Buch, das zwischen Charles Dickens und Monty Python ganz neue Maßstäbe gesetzt hat – schon allein, weil Harry Rowohlt für die Übersetzung verantwortlich zeichnet. (Verlagsinfo)
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Philip Ardagh – Schlimmes Ende (Eddie Dickens 01)

Charles Dickens‘ „Oliver Twist“ trifft Monty Python – eine potenziell witzige Mischung, die aber ein Feeling für äußerst skurrilen Humor erfordert. Ein schön gestaltetes Kinderbuch, auf dem jedoch nirgendwo steht, ab welchem Kindesalter es geeignete Lektüre darstellt – für Eltern ein deutliches Manko.

Der Autor

Philip Ardagh ist über zwei Meter groß und trägt einen buschigen Bart – wie sein Foto belegt. Außerdem hat er mehr als 60 Kinderbücher geschrieben für Kinder jedes Alters. „Allerdings keines, das nur annähernd so wäre wie ‚Schlimmes Ende'“, verrät der Verlag. Ardagh lebt mit seiner Frau und zwei Katzen in einem Küstenort in England. Er arbeitete als Werbetexter, als Krankenhausputzkraft, als Bibliothekar und als Vorleser für Blinde, bevor er aus dem Schreiben einen Fulltime-Job machte.
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McCartney, Paul / Dunbar, Geoff / Ardagh, Philip / Rowohlt, Harry – Hoch in den Wolken

_Zum Vorlesen: optimales Weihnachtsgeschenk_

Eichstrich-das-Eichhorn macht sich nach dem Tod seiner Mutter und seines Waldes auf die abenteuerliche Reise in das sagenumwobene Land Animalia. Dort sollen, wie seine Mutter immer erzählte, die Tiere froh und ohne Sorgen leben.

Begleitet wird Eichstrich von seinen Freunden Froscho, dem Ballonfahrer-Frosch, und Wilhamina, der netten roten Eichhörnchendame. Doch der Weg nach Animalia ist weit und der Feinde sind viele.

_Die Autoren_

Paul McCartney, geboren 1942, ist wohl das populärste Mitglied der „Beatles“ gewesen. Er engagiert sich seit vielen Jahren für Menschen und Tiere in aller Welt. Als Kopf eines kongenialen Trios präsentiert er hier sein erstes Kinderbuch.

Geoff Dunbar, Koautor und Illustrator dieses Buches, ist einer der besten Zeichentrick-Regisseure der Welt. Für seine Filme hat er zahlreiche namhafte Auszeichnungen erhalten.

Philip Ardagh ist einer der Bestseller-Autoren der modernen Kinderliteratur – was man an dem Erfolg seiner Eddie-Dickens-Bücher mühelos ablesen kann. Ardagh hat der Geschichte von Paul und Geoff den letzten Schliff gegeben. (Verlagsinfo)

_Der Übersetzer_

Harry Rowohlt gehört in dieser Reihe unbedingt mit erwähnt. Er ist Rezitator, Schauspieler („Lindenstraße“) und ein erstklassiger Übersetzer englischsprachiger Literatur mit besonderer Vorliebe für verschrobene Iren.

_Handlung_

Eichstrich-das-Eichhorn hört seiner Mutter Dorothee zu, wie sie vom Lande Animalia erzählt, wo alle Tiere froh und sorgenfrei leben könnten. Doch ein Blick auf die ferne Stadt Megatropolis beweist Eichstrich-das-Eichhorn, dass dort das Land Animalia wohl kaum liegt.

Als er sich in seinem Wald auf einem Ast ausruht, fängt die Erde plötzlich zu beben an. Sein Freund Froscho, der Ballonfahrer mit dem Holzbein, schaut nach, woher das Beben rührt. Bulldozer und Planierraupen machen den Wald platt! Die Tiere fliehen in Sicherheit, doch als Eichstrich-das-Eichhorn und seine Mutter fliehen, erschlägt ein umstürzender Baum seine Mutter. Im Sterben gibt sie ihm den Auftrag, das Land Animalia zu suchen.

Nachdem er seine Mutter gebührend auf dem Fluss bestattet hat, macht sich Eichstrich-das-Eichhorn auf den Weg nach Megatropolis, um herauszufinden, was der Grund für die Vernichtung seines Lebensraums und den Tod seiner Mutter gewesen ist.

Zuerst gelangt er in den Slum namens „Styx“, wo ihn eine flinke Ratte namens Ratzo (der Sohn von Papa Ratzo, dem Fotografen) vor einem vorbeirasenden Auto rettet. Sie schließen Freundschaft und verabreden sich zu einem Wiedersehen im Lokal „SchluxxRunter“, und zwar dann, wenn das Nachtsirenensignal ertöne. Eichstrich-das-Eichhorn werde es erkennen, wenn es soweit sei. Ratzo muss sich um seine Geschäfte kümmern. (Später zeigt sich, welcher Art diese „Geschäfte“ sind.)

Sogar in der großen Stadt gibt es Bäume! Im Park klettert Eichstrich auf einen Baum, von wo er Zeuge eines versuchten Überfalls wird. Die rote Eichhörnchendame Wilhamina wird von zwei fies aussehenden Dachsen bedrängt. Mit einem Trick schlägt Eichstrich die Dachse in die Flucht und setzt seinen Weg mit Wilhamina fort.

Sie zeigt ihm Kwisling, die Ratte, die als Oberaufseher in der Fabrik von Gretsch als Sklaventreiber auftritt: Alle gefangenen Tiere müssen für ihn und seine Chefin Gretsch Fronarbeit leisten. Eichstrich würde am liebsten alle bemitleidenswerten Tiere auf der Stelle befreien und ins gelobte Land Animalia führen. Da fängt die Nachtsirene an zu dröhnen, dass Eichstrich und Wilhamina zu stottern anfangen.

Im SchluxxRunter redet Eichstrich nur noch davon, mit Froscho nach Animalia zu fliehen, egal wo das liege. Das aber hört unerkannt Kwisling mit. Was Eichstrich und seine Gefährten nicht ahnen: Sobald sie in Animalia anlangen, werden sie von Kwislings Kanonenboot angegriffen werden!

_Mein Eindruck_

Ursprünglich sollte Eichstrich-das-Eichhorn wohl „Eichinger“ heißen, jedenfalls, wenn man sich die alten PR-Texte ansieht. Aber das war wohl dem Übersetzer Harry Rowohlt erstens zu deutsch und bieder und zweitens nicht witzig genug. Denn Eichstrich ist ein Wortspiel mit doppelter Bedeutung. Die gebräuchliche Bezeichnung „Eichstrich“ wird für Markierungen auf Messlatten und dergleichen verwendet. Beim „Eichen“ handelt es sich um das „amtliche Justieren“ von Messapparaten wie etwa Waagen.

Und was das Eichhorn angeht, so soll der Name „Eichstrich“ vielleicht andeuten, es sei so schnell, dass es beim Hüpfen in den Eichbäumen wie ein Strich aussieht. Vielleicht ist es aber auch, auf einer symbolischen Ebene, ein Maßstab für das, was der Mensch der Natur antut. Nicht nur in freier Wildbahn, sondern auch in seinen Nahrungsmittelfabriken, wie etwa einer Hühnerfarm.

Namen wie „Papa Ratzo“, der Fotograf (von „paparazzo“ = Sensationsfotograf), oder „SchluxxRunter“ (statt McDonald’s) sind ja relativ ungewöhnlich für ein Kinderbuch. Und der Name „Kwisling“ ist die in England geläufige Bezeichnung für einen Verräter. Quisling war ein norwegischer Parlamentarier, der sich während der deutscher Besetzung Norwegens ab April 1940 dazu bereiterklärte, mit den Besatzern zusammenzuarbeiten. Er wurde vom Widerstand natürlich rundweg abgelehnt und als Verräter betrachtet, später verurteilt. Inzwischen steht sein Name allgemein für die Tat.

All diese tieferen Bedeutungen sollen vielleicht, wie bei „Shrek“, ein erwachsenes Publikum ansprechen, während sich die kindliche Leserschaft mit der oberflächliche Bedeutung begnügt. Dann erhebt sich aber die Frage, ab welchem Alter sich das Buch empfehlen lässt. Der Verlag schlägt ein Alter ab 7 Jahren vor.

|Drei Väter|

Dass das Buch so viel Tiefgang hat und doch eine recht witzige Geschichte geworden ist, verdankt es sicher u. a. der Tatsache, dass es gleich drei Väter hatte. Vielleicht hatte McCartney die Idee für die Grundzüge der Geschichte, aber jemand muss ihm wohl dabei geholfen haben, die Figuren ein wenig auszuschmücken und obendrein ein wenig Sprachwitz einzubringen.

Auf literarischer Seite gehört dazu der Kinder- und Jugendbuchautor Philip Ardagh (siehe oben unter „Autoren“). Seine Spezialität ist der skurrile Wahnsinn. Dass die davon befallenen Figuren eine vernünftig begründete Handlungsweise an den Tag legten, wäre recht ungewöhnlich. Im vorliegenden Buch ist davon allerdings kaum etwas zu merken. Ardaghs zweite Stärke sind sehr genaue Beschreibungen und die Erklärung ungewöhnlicher Wörter oder Phänomene. Diese finden wir zum Beispiel in der Krokodilsdame, die in einem Abwasserkanal lebt, aber viel lieber Opernarien schmettern würde.

Vielleicht geht auf sein Konto auch die lustige Nachahmung des Zitterns, das die Hauptfiguren überkommt, wenn die Bulldozer anrücken oder die Nachtsirene erdröhnt. Seite 32: „Als der Lärm endlich aufhört, klingen Eichstrich die Ohren, und er z-z-zittert am ganzen Leibe. „D-d-das war die Na-na-nacht-sch-scha-schicht-si-si-sirene, scha-scha-scha-timmt’s?“ „[…] jetzt f-f-fängt in der ganzen Scha-scha-stadt die Na-na-nacht-scha-scha-schicht an.“

|Die Illustrationen|

Der dritte Vater des Buches und der bei weitem sichtbarste ist Geoff Dunbar: Von ihm stammen alle Illustrationen. Dazu gehören nicht nur die ausgemalten Zeichnungen zwischen Anfang und Ende der Geschichte, sondern auch die einfarbigen, mit Bleistift ausgeführten Skizzen in den Vor- und Nachsatzblättern (deren Motive übrigens identisch sind). Dass es sich um eine Zauberwelt handelt, erkennt der Betrachter schon auf der ersten Doppelseite daran, dass die Vögel blau und die Schmetterlinge so bunt und groß wie Vögel sind. Andererseits: Wo bliebe der Spaß, wenn alles so realistisch wie in unserer Welt dargestellt würde?

Seine Figuren sehen aus, als seien sie gerade einem Lurchi-Büchlein oder Zeichentrickfilm entstiegen: Wie Menschen angezogene Tiere, die sich auch wie solche zu verhalten scheinen. Da dürften sich die lieben Kleinen in einigen Figuren wiederfinden. Oder auch nicht: Wer möchte sich schon in dem muskelstarken Floh Alfredo wiedererkennen?

So dynamisch wie in einem Zeichentrickfilm sind die Figuren auch gezeichnet. Es fehlen eigentlich nur noch die Speedlines, die den Verlauf einer Bewegung nachzeichnen. Bemerkenswert finde ich die Handhabung von großem, einfachem Hintergrund und detailliertem Vordergrund. Die Wirkung ist schon beinahe dreidimensional. Sehr gekonnt. Der Blick fällt immer auf das Wesentliche in einem Bild.

|Das (Vor-) Lesen|

Die Schrift ist so groß gedruckt, dass sowohl Kinder- als auch Großelternaugen sehr gut damit zurechtkommen dürften. Die Sätze sind leicht verständlich, nicht nur aufgrund des einfachen Satzbaus, sondern weil es vor allem um konkrete Dinge geht, weniger um abstrakte Begriffe. Deshalb ist es für einen Erwachsenen kein Kunststück, den Text in nur einer Stunde durchzulesen. Was aber wirklich schade ist, denn dafür muss man die Betrachtung der gelungenen Illustrationen gnadenlos vernachlässigen. Was bei einem kindlichen Leser aber wohl kaum vorkommen dürfte.

_Unterm Strich_

Kinderbücher sind unter dem britischen Blut- und Geldadel inzwischen ein „Must-have“ geworden. Prinz Charles hat eines geschrieben, kürzlich Madonna und jetzt auch Paul McCartney. Wenn die Einkünfte einer wohltätigen Stiftung zugute kommen (und die Autoren haben das Geld ja nicht nötig, oder?), umso besser.

Doch nicht jedes dieser Bücher verdient es qua Herkunft, unters Volk gebracht zu werden, das dafür in der Regel gutes Geld hinblättern muss. Mit einem preis von knapp 15 Euronen ist McCartneys Buch auch nicht gerade das preisgünstigste Exemplar seiner Gattung. Aber für diesen Obolus erhält der Käufer ein Buch, das sich geradezu optimal als Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk eignet. Es ist wertvoll aufgemacht, sehr schön illustriert und hält eine teils witzige, teils dramatische, auf jeden Fall aber lehrreiche Geschichte bereit.

Ich will mich nicht den Vergleichen des Verlags mit „Unten am Fluss“ und „Der Wind in den Weiden“ anschließen. Die scheinen mir zu weit hergeholt zu sein. Aber die Geschichte kann ihre dort liegenden Wurzeln nicht verleugnen: Exodus, Kampf in der Fremde, neue Liebe und neue Heimat – alles findet sich wieder. Ich würde das Buch daher einem Publikum zwischen 6 und 10 Jahren empfehlen (mit nach oben offener Richterskala).

|Originaltitel: High in the clouds, 2005|
[Leseprobe]http://www.randomhouse.de/specialskids/mccartney__wolken/leseprobe.htm

Philip Ardagh – Die Kuh, die vom Himmel fiel (Lesung)


Bomben über Dreckskaff: FLUMPH machte die Kuh

Wetterprognose: Häufig Kuh-Regen! Eines Tages fällt in Bad Dreckskaff eine Kuh vom Himmel und landet mit einem ungewöhnlichen FLUMPH und einem bestürzten „MUH!“ mitten auf Limbo Gulasch und seinem Fahrrad. Schon am nächsten Tag fällt eine weitere Kuh aus allen Wolken.

Als die dritte Kuh in einem süßen Gelee-Auflauf landet, haben die Bewohner von Bad Dreckskaff endgültig genug: Ab jetzt ist jeder verpflichtet, den Himmel zu beobachten und sich vor fallenden Kühen zu retten!

Der Bürgermeister ruft eine Notfallsitzung ein, aber nur Yvonne Zängerlein und Mango G. Laber können Licht ins Dunkel bringen. Und ganz nebenbei noch einen totgeglaubten Fernsehkoch finden. Doch womit niemand rechnet: Die nächste Überraschung kommt von unten … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 8 Jahren. Es handelt sich um den zweiten Band mit Geschichten aus Bad Dreckskaff.

Der Autor

Philip Ardagh ist über zwei Meter groß und trägt einen buschigen Bart – wie sein Foto belegt. Außerdem hat er mehr als 60 Kinderbücher geschrieben, für Kinder jeden Alters und unter verschiedenen Pseudonymen. „Allerdings keines, das nur annähernd so wäre wie „Schlimmes Ende“, verrät der Verlag. Er arbeitete als Werbetexter, als Krankenhausputzkraft, als Bibliothekar und als Vorleser für Blinde, bevor er aus dem Schreiben einen Fulltime-Job machte. Ardagh lebt mit seiner Frau und zwei Katzen in einem Küstenort in England.

Der Sprecher

Am 27. März 1945 wurde Harry Rowohlt in Hamburg geboren, wo er auch heute lebt. Er arbeitet als Autor, Übersetzer, Kolumnist und begnadeter Vortragskünstler. Nebenbei brilliert er unregelmäßig als Penner Harry in der Fernsehserie Lindenstraße. Bisher hat Harry Rowohlt 151 Bücher aus dem Englischen ins Deutsche übertragen, darunter A.A. Milnes Pu der Bär.

Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 1999 den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im Januar 2001 erhielt er den Satirepreis Göttinger Elch. Zweimal wurde er mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seine Lesung von „Pu der Bär“ gehört zu den erfolgreichsten Hörbuchproduktionen der letzten Jahre.

„Keine Regie“ führte Markus Langer. Für Aufnahme und Schnitt zeichnet Daniel Bongard verantwortlich.

Handlung

An dem Tag, als es beginnt, hört Polizist Grabschi Hansen ein mächtiges FLUMPH und ein bestürztes „MUH!“, als eine lebende Kuh mitten auf Limbo Gulasch und seinem Fahrrad landet. Geistesgegenwärtig ruft Hansen seinen Chef Gelatine herbei. Der Radler wird befragt. Untertänigst bittet Limbo um Entlastung von der Kuh. Aber wie?

Als Yvonne Zängerlein und Mango G. Laber vorbeikommen, empfehlen sie, einen Arzt zu rufen. Der Freu kann ebenso wenig helfen wie die Markise von O, doch der Automechaniker Luminös C. Scherbe erteilt nützliche Tipps. Die Kuh erweist sich als undicht. Zum Glück ist es bloß Milch.

Hansen fragt sich unterdessen, woher die Kuh überhaupt gekommen ist. Vom Leuchtturm etwa oder aus einem Luftgefährt vielleicht? Da erscheint ein GROßER SCHATTEN. Es ist Bürgermeister Specki Gomez , mit seinem Maskottchen Gyp, dem Pelikan, unterm Arm. Er haut der Kuh einmal auf den Allerwertesten, und sie erhebt sich sogleich, um von dann zu trotten. Man bringt sie beim Bauer Christoph W. Muck unter.

Am nächsten Tag berichten die Zeitungen von Bad Dreckskaff über die vom Himmel gefallene Kuh. Da fällt eine zweite Kuh vom Himmel! Sie schlägt krachend in Violetto K’s Musikstadel ein, ist sie doch lediglich das MODELL einer Kuh. Polizist Grabschi Hansen verdächtigt Marek Magen-Darm eines „gemeinsamen Nenners“. Doch da schaut Mango genauer hin: Die Flecken dieser Kuh sind die gleichen wie bei der gestrigen Kuh. Das kann doch kein Zufall sein! Grabschi Hansen dankt dem Bürger Mango für seine Mithilfe.

Bürgermeister Specki Gomez beruft ein Notfallkomitee ein, um in einer Notfallsitzung über die fallenden Kühe zu beraten. Werden weitere fallen? Hansen will zunächst „die Himmel beobachten“, als ob es deren mehrere gäbe. Alle Bürger der Stadt geloben, achtsam und wachsam zu sein. Das heißt, alle außer der Familie Fuchs …

Am nächsten Tag bemerken Yvonne und Mango, die im Park sitzen, wie etwas, das sich vom Meer her nähert, immer größer und GRÖßER wird – noch eine Kuh!

Dieses Geschoss richtet einen immensen Schaden an. Denn zufällig (oder auch nicht) findet heute in Bad Dreckskaff das Weltbezwinger-Festival statt. Gerade als stünde er für eine weiche Landung bereit, fällt diese Modellkuh in der Welt größten Gelee-Auflauf, den man sich vorstellen kann. Alle Bürger werden rot bekleckert.

Grabschi Hansen ist schier außer sich vor Ärger. Da gibt ihm Yvonne Zängerlein den vielleicht alles entscheidenden Hinweis: Diese wiederum etwas kleinere Kuh wurde aus der Richtung des Meeres GESCHLEUDERT. Wie mit einem KATAPULT …

Mein Eindruck

Es geht offensichtlich um Terrorismus, klarer Fall. Warum sonst sollte man die Stadt mit lebenden und toten Kühen bombardieren, außer um Furcht und Schrecken zu verbreiten? Wer würde so etwas schon tun, fragt sich der Hörer. Doch wie uns die Geschichte gelehrt hat, kommt die terroristische Gefahr mittlerweile aus der Mitte der Gesellschaft, so etwa in England im Juli 2007, als islamistische Bomber in London Dutzende Menschenleben forderten.

Die Terroristen

Doch wer käme als Terrorist infrage, grübelt unser Dorfbobby Grabschi Hansen. Wir hingegen ahnen es bereits, als einzige Familie, die NICHT achtsam und wachsam den Himel beobachtet, die Familie Fuchs genannt wird. Wer so aus der Reihe der Gutbürgerlichkeit tanzt, muss etwas zu verbergen haben und womöglich sogar einen Groll hegen.

Natürlich werden die „Terroristen“ über kurz oder lang dingfest gemacht und von Grabschi Hansen in seine Grüne Minna gesperrt. Aber um was ging es denn nun den Fuchsens bei ihrem menschenverachtenden Angriff auf die friedliche Hafenstadt? Wie sich herausstellt, ist der Auslöser eine nicht angekündigte Preiserhöhung – bei Eiscremekugeln.

Allerdings könnte man daran zweifeln, ob sich die Fuchsens – sie sind natürlich rothaarig wie alle Rebellen – nicht in der Wahl ihrer Mittel etwas in der GRÖßE vertan haben. Sie bombardieren Bad Dreckskaff ja nach dem alttestamentarischen Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ mit Kühen statt mit Eiscremekugeln. Aber das ist eben das Schlaue an diesem Angriff: Die Kühe werden immer kleiner, um zu demonstrieren, was passiert, wenn man immer weniger kriegt …

Der Meisterkoch

Als Nachklapp zu diesem Roten Faden spielt die Entdeckung einer weiteren dubiosen Aktivität eine gewisse Rolle, wenn auch eine positive. Ein ehemaliger Meisterkoch aus Bad Dreckskaff ist, als er bewusstlos im Krankenhaus lag, für tot erklärt worden. Das fand er nach seinem Erwachen wenig witzig, erblickte aber sofort die einmalige Chance, die das Totsein ihm bot: Er nahm flugs eine neue Identität an und verkroch sich vor der Welt.

Er war gerade dabei, eine neue Kreation auszutüfteln, als ihn ein Sturz von der Leiter in die Tiefen einer Höhle beförderte. Dank sei Yvonne Zängerlein und Mango G. Laber, dem findigen Pärchen, das ihn findet. Natürlich erhalten sie dafür Verdienstmedaillen und kommen in die Zeitung.

Der Sprecher

Harry Rowohlt macht als Sprecher einen phantastisch guten Job. Er verleiht den meisten Figuren seine oder ihre eigene Ausdrucksweise. Dies betrifft besonders S.V.W. Forzeps, den Meisterkoch mit der falschen Identität (den ich in meiner Inhaltsangabe einfach unterschlagen habe).

Da aber reichlich wenig gesprochen wird, muss Rowohlt als Erzähler die Story tragen als auch veranschaulichen. Damit tut er sich ein wenig schwer, was wohl in der Natur der Sache liegt. Immerhin dürften sich die jungen Zuhörer über seine kuriosen Betonungen der Namen (und natürlich über die kuriosen Namen selbst) beömmeln. Unter diesen Namen ragt der von Yvonne Zängerlein heraus, denn er spricht ihn „I-wonn-ö!“ aus, als brächte sie Wonne ins Leben eines jeden Bürgers von Bad Dreckskaff.

Im Übrigen gibt die Lesung den vollständigen Text des Buches wieder. Es wurde nichts gekürzt. Musikuntermalung fehlt, wird aber keineswegs vermisst: Sie würde nur störend wirken. Es gibt ein paar Soundeffekte wie etwa ein Echo, außerdem ein herrliches MUUUUH! und ein erstaunliches FLUMPH!

Das Booklet

Im Booklet findet der Hörer neben einigen Zeichnungen aus dem Buch eine komplette Liste der Figuren, wie sie Harry Rowohlt ins Deutsche übertrug. Auf diese wertvolle Liste weist der Sprecher in der Rolle des Autors gesondert hin, wenn er die VORBEMERKUNG spricht (welche ich selbstverständlich ebenfalls unterschlagen habe, da sie ja nicht zur HANDLUNG gehört).

Unterm Strich

Das Hörbuch macht durchaus jungen Zuhörern Spaß, sofern sie es schaffen, den Überblick über die vielen Namen zu behalten. Dabei können sie sich allerdings auf die Liste im Booklet stützen. Wenn sie aber schon die erste Geschichte über Bad Dreckskaff gehört oder gelesen haben, ist das noch viel besser.

Ist diese Voraussetzung erfüllt, können sich die Zuhörer an Rowohlts wunderbarem Vortragsstil ergötzen – oder sich gehörig über die – wie bei Ardagh üblich – skurrile bis bizarre Handlung wundern. Aber das war ja in den Büchern über „Schlimmes Ende“ auch schon so.

Bis herauskommt, woher die Kühe denn geflogen kommen, vergeht eine geraume Zeit, in der der Autor seinen Spannungsbogen weidlich ausnutzt, um jede Menge Nebenhandlungen und Impressionen unterzubringen. Auf diese Weise ersteht vor unserem Geist ein Städtchen am Meer, das es mit anderen einfallsreichen Schauplätzen durchaus aufnehmen kann.

Allerdings ist dieses Dreckskaff keine Utopie, kein Krähwinkel und keine Sperlingsgasse à la Wilhelm Raabe, sondern es ist Eden nach dem Sündenfall. Deshalb auch der terroristische Angriff mit den Kühen. Aber es gibt noch Hoffnung für dieses Ex-Eden, wenn man der Liebe eine Chance gibt. Und die Liebe verkörpern niemand besser als Yvonne Zängerlein und Mango G. Laber, die am Schluss die Verdienstmedaillen bekommen. Aber für was ganz anderes als Terrhttp://www.oetinger.deoristenbekämpfung.

Das Hörbuch

Harry Rowohlts Vortrag lässt nur wenig Wünsche offen und trägt sehr dazu bei, die Geschichte auch ohne Illustrationen und Textgrafiken genießen zu können. Er arbeitet die Sprechweise der Hauptfiguren so gut heraus, dass man sie sich lebhaft in ihrem jeweiligen Charakter vorstellen kann. Ich hätte mir aber gewünscht, es gäbe wie bei „Schlimmes Ende“ mehr Dialoge und weniger Erzähltext.

Fazit: Vier von fünf Sternen.

|2 Audio-CDs
Spieldauer: 96 Minuten
Aus dem Englischen übersetzt von Harry Rowohlt
Gelesen von Harry Rowohlt
ISBN-13: 978-3837305005|
http://www.oetinger.de

_Philip Ardagh bei |Buchwurm.info|:_
[„Furcht erregende Darbietungen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=367
[„Schlechte Nachrichten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=528
[„Schlimmes Ende“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1257
[„Hoch in den Wolken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1837
[„Unliebsame Überraschungen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1850
[„Abscheuliche Angewohnheiten. Fünftes Buch der Eddie-Dickens-Trilogie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5478