Es ist Sommer in München. Die Temperaturen erreichen Rekordwerte. Doch der türkischstämmige Kommissar Zeki Demirbilek, oft auch nur Kommissar Pascha genannt, schwitzt nicht nur höllisch, sondern leidet auch darunter, dass der muslimische Fastenmonat Ramadan just in diese Jahreszeit fällt. „Dreißig Tage lang. Von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Nacht war es ihm als Moslem nicht erlaubt, zu essen und zu trinken. … Auch Sex, Rauchen und sonstige überschwänglichen Vergnügungen waren tabu. Ganz zu schweigen davon, während des Fastenmonats auf üble Nachreden, Verleumdungen und Beleidigungen zu verzichten. Lügen war ebenfalls verboten.“
Ramadan heißt also, neben dem Kampf gegen das Verbrechen – der mit der Untersuchung eines Mordes in einem Springbrunnen beginnt – einen ebenso schweren Kampf gegen seinen inneren Schweinehund auszutragen, um die Pflichten des Ramadan zu erfüllen. Seine auch tagsüber großzügig trinkenden und essenden Familienmitglieder und die Kollegen werden dabei zur reinsten Folter. So gesehen ist es kein Wunder, dass der Kommissar so manches Mal kurz davor steht, aus der Haut zu fahren oder seine Probleme wenigstens durch das Stillen von Hunger und Durst ein wenig zu reduzieren.
Dem Fall eines in einem Springbrunnen tot aufgefundenen Studenten folgen weitere Tote und alle Spuren weisen auf eine kleine bayerische Privatbrauerei hin, die demnächst in die Türkei verkauft und in München abgebaut sowie in Istanbul wieder aufgebaut werden und dort nach deutschem Reinheitsgebot weiterarbeiten soll. Verständlich, dass dieses Vorgehen gerade bei den lokaltreuen Münchnern auf wenig Gegenliebe stößt. Aber wer ist derart dagegen, dass er oder sie auch vor einem oder mehreren Morden nicht zurückschrecken würde?
Neben diesem zunächst sehr spannenden Fall, muss sich der ruppige, aber sympathische Kommissar auch mit Problemen in seiner Familie herumschlagen. Seine Mitbewohnerin und Kollegin Jale erwartet ein Kind von seinem Sohn, ist sich jedoch nicht sicher, ob sie es bekommen möchte. Außerdem stellt Demirbilek fest, dass er sich aufs Neue in seine Ex-Ehefrau, die er schon in fernen Kindertagen liebte, verliebt hat. Als die Hauptverdächtigen der Überwachung entkommen und sich in ein Flugzeug nach Istanbul setzen, macht auch die Handlung in „Bierleichen“ wie bereits im ersten Roman Su Turhans „Kommissar Pascha“ einen Abstecher in die Türkei. Hier geht dem ohnehin mäßigen Tempo des Romans etwas die Puste aus, denn die Ermittler stolpern nun mehr über Hinweise und Ereignisse, als dass sie gezielt darauf hinarbeiten. Dennoch ist die Auflösung des Falls am Ende schlüssig und dank der witzigen Seitenhiebe auf Deutsche, Türken und deutsch-türkische Beziehungen ist dem münchner Autoren türkischer Herkunft erneut ein kurzweiliger, amüsanter und interessanter Roman gelungen, der weniger mit seiner Kriminalhandlung als vielmehr mit den persönlichen Lebensgeschichten seiner Figuren besticht.
Taschenbuch: 368 Seiten
ISBN: 978-3426513644
www.droemer-knaur.de
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