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Umberto Eco – Das Foucaultsche Pendel

Umberto Eco (*05.01.1932), piemontesischer Professor der Semiotik, dürfte den meisten Lesern durch „Baudolino“ und „Der Name der Rose“ bekannt sein. Letzteres wurde bereits mit Sir Sean Connery, F. Murray Abraham und Christian Slater verfilmt, mit etwas anders gesetzten Schwerpunkten.

„Das Foucaultsche Pendel“ hat ebenfalls einen Bezug zum Mittelalter, allerdings ist es anders aufgebaut: Ein vermeintlicher Geheimplan zur Weltbeherrschung der Tempelritter wird hier von drei Mailänder Verlagslektoren in den Siebzigerjahren aufgedeckt – und nahezu alle bekannten Verschwörungstheorien in diesen ominösen, großen Geheimplan eingewoben.

Die Handlung

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Eckart Peterich, Pierre Grimal – Götter und Helden

Der Kunsthistoriker und bekannte Reiseschriftsteller („Rom“) Eckart Peterich sowie der Altphilologe Pierre Grimal lassen in diesem Buch die Vorstellungen dreier antiker Völker wieder lebendig werden: Peterich schreibt über Götter und Helden der Griechen und Germanen, während Grimal die Entwicklung der römischen Sagenwelt nachzuzeichnen versucht. Die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, aber anschaulich, ja unterhaltsam geschrieben. Archaisierungen werden im Stil dabei ebenso vermieden wie Ironie oder aufgesetzte Peppigkeit.

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Mankell, Henning – Hunde von Riga

Neun Bände umfasst inzwischen die Krimiserie um Kurt Wallander, dem dauer-Kaffee-trinkenden schwedischen Polizisten, dessen Erfolg mit dem „Mörder ohne Gesicht“ begann. Laut seinem Schöpfer, Henning Mankell, ist damit das Ende der Serie beschlossen, allerdings scheint Wallanders Tochter Linda in seine Fußstapfen treten zu wollen, wie der neueste Krimi „Vor dem Frost“ vermuten lässt..
Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, Nordschweden, geht mit 17 Jahren nach Stockholm und lernt dort am Riks-Theater Regie führen. Kurz darauf beginnt er zunächst über gesellschaftliche und politische Themen zu schreiben. Nach einer Afrikareise, 1972, widmet er seine nächsten Werke den Themen Arbeiterbewegung, Imperialismus und Klassenkampf. Sein erster Roman „Das Gefangenenlager, das verschwand“ erscheint 1979.
Mankell teilt sein Leben zwischen Afrika und Schweden auf; in Afrika unterstützt er den Aufbau eines Theaters und engagiert sich mit der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, in Schweden arbeitet er als Schriftsteller und in verschiedenen Theatern als Intendant und Regisseur.

Nun liegt mir mit „Hunde von Riga“ der zweite Wallander-Roman vor, ein Buch, das sich ebenfalls deutlich dem politischen Thema widmet. Geschrieben 1992, führt Mankell sich die schwierige Situation der östlichen Länder zu Gemüte, im Besonderen jene von dem immer noch unter sowjetischen Einfluss stehenden Lettland. Kurt Wallander taucht dort in ein Nest von Verschwörung, Korruption und Armut ein, das er nur schwer begreifen kann.
Beginn ist das Auftauchen eines Rettungsbootes am schwedischen Strand, das zwei Leichen und unzählige Fragen mit sich bringt, zumal ein anonymer Anrufer dieses Geschehen voraus gesagt hatte. Die Männer wurden gefoltert und hingerichtet, dies ist Wallander schnell klar, doch die Identität bleibt ein völliges Rätsel. Immerhin ergibt die Obduktion, dass es sich nicht um Schweden, sondern wahrscheinlich um Russen handelt, und das Boot wird als ein jugoslawisches Exemplar erkannt, was die Einmischung des Außenministeriums zur Folge hat. Dieses nimmt Kontakt mit der baltischen und der sowjetischen Polizei auf, und tatsächlich wird mit einem Anruf von Major Liepa aus Riga, Lettland, die Identitäten der Männer aufgedeckt, allerdings bleibt das Mordmotiv weiterhin unbekannt.
Major Liepa fliegt in Schweden ein, um Wallander bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Wallander, dessen politisches Wissen in Bezug auf Lettland und Sowjetunion alles andere als ausreichend ist, lernt durch Liepa den Freiheitsdrang der Letten näher kennen. Schon nach kurzer Zeit empfindet er einen tiefen Respekt für seinen lettischen Kollegen und dessen Arbeitsweise. Dann wird der Fall nach Riga abgegeben und für Wallander scheint dies das Ende der Ermittlungen zu sein, worüber er nicht gerade unzufrieden ist.
Als ihn die Nachricht erreicht, dass Major Liepa am Tag seiner Rückkehr ermordet wurde, wird er nach Riga gerufen, um Liepas Vorgesetzten bei der Aufklärung zu helfen. Doch Ungereimtheiten fallen ihm ins Auge: der Tatort wurde unzulänglich untersucht, es gibt keine schriftlichen Berichte vom Major über seine Arbeit in Schweden, Wallander selbst wird beschattet und abgehört.
Als die Ehefrau des Majors heimlich Kontakt mit ihm aufnimmt und ihm anvertraut, dass der Major einer Gruppe angehörte, die für die Freiheit und Unabhängigkeit Lettlands kämpft, und dass sie einen der Vorgesetzten von Liepa des Mordes an dem Major verdächtigen, wird Wallander langsam klar, in welchen gefährlichen, fast überkochenden Kessel er da geraten ist.

Aus der Sicht eines unwissenden, alternden Polizisten zeichnet Mankell mit genauem, stechendem Blick ein Horrorszenarium, das unter die Haut geht. „Hunde von Riga“ ist sowohl ein spannender Krimi als auch der Versuch, die politische und menschliche Situation eines Landes zu verstehen, das durch die Besetzung mit russischen Truppen seiner Unabhängigkeit beraubt wurde und nun die Chance sieht, diese wieder herstellen zu können. Eine Zeit des Umbruchs und eines drohenden Bürgerkrieges, in der die Mafia, korrupte Polizisten und Drogenhandel eine bedeutende Rolle spielen.
Mankell lässt seine Charaktere wie guten Wein geduldig reifen, gibt jedem eine kleine, persönliche Note und erzählt in einfachen, deutlichen und fesselnden Worten die Geschichte eines Mannes, der seines Berufes überdrüssig ist, aber einfach nicht aufhören kann, der seine Tochter viel zu selten sieht, der große Probleme mit seinem Vater hat und der sich in eine Frau verliebt, für die er selbst seine Existenz aufs Spiel setzt, obwohl ein Zusammensein unerreichbar scheint.
Unglaubliche Spannung, eine teilweise schwermütige Atmosphäre und eine bewundernswerte, erzählerische Intensität katapultierten dieses Buch berechtigterweise in die Bestsellerlisten und bei mir in die Favoritenabteilung. Ein unbedingtes und ohne Diskussion notwendiges Muss für alle Krimileser!

Leseprobe:
„Obwohl es mitten am Tag war, befanden sich nicht viele Menschen auf der Straße. Wallander näherte sich langsam dem Haus, das Major Liepa an jenem Abend verlassen hatte, als er zu seinem letzten Spaziergang aufbrach. Ihm fiel ein, dass Rydberg einmal gesagt hatte, ein Polizist müsse manchmal wie ein Schauspieler sein und das Unbekannte mit Einfühlungsvermögen erkunden. Einem Täter oder Opfer unter die Haut kriechen, sich Gedanken und Reaktionen vorstellen. Wallander ging zur Eingangstür und öffnete sie. Im Treppenhaus war es dunkel und ein beißender Uringestank schlug ihm entgegen. Er ließ die Tür los, die sich mit einem schwachen Knacken fast lautlos wieder schloss.
Woher die Eingebung kam, konnte er nicht sagen. Aber als er dort stand und in das dunkle Treppenhaus starrte, schien er plötzlich deutlich vor sich zu sehen, wie alles zusammen hing. Ein kurz aufflackerndes Bild, das unmittelbar darauf wieder erlosch. Es war entscheidend, dass er sich an alle Einzelheiten erinnerte. Es muss vorher schon etwas geschehen sein, fuhr es ihm durch den Kopf. Als Major Liepa nach Schweden kam, war bereits viel passiert. Das Rettungsboot, das Witwe Forsell bei dem Mossby-Strand entdeckt hatte, war nur Teil eines Ganzen, dem Major Liepa auf die Spur gekommen war. Das war es, was Upitis wissen wollte, als er seine Fragen stellte. Hatte Major Liepa sich ihm anvertraut, hatte er darüber gesprochen, dass er von einem Verbrechen in seiner Heimat etwas wusste oder ahnte? Wallander wurde schlagartig klar, dass er bisher einen Gedankenschritt übersprungen hatte, den er schon früher hätte erkennen müssen. Wenn Upitis mit seiner Vermutung Recht hatte, dass Major Liepa von jemandem aus seinen eigenen Reihen verraten worden war, vielleicht von Oberst Murniers, lag es dann nicht auf der Hand, dass sich außer Upitis noch andere Leute dieselbe Frage stellten? Was weiß eigentlich der schwedische Polizist Kurt Wallander? War es möglich, dass Major Liepa ihm etwas anvertraut hatte?
Wallander wusste jetzt, dass die Angst, die er in Riga schon mehrmals verspürt hatte, ein Warnsignal gewesen war. Vielleicht sollte er wachsamer sein als bisher? Es bestand kein Zweifel, dass die Verantwortlichen für die Morde an den Männern im Rettungsboot und an Major Liepa nicht zögern würden, noch einmal zu töten.“

Homepage von „Kurt Wallander“: http://www.wallander-web.de

Michaela Diers (Hrsg.) – Mystik

Ein Lesebuch für Nachdenkliche

Mystik ist in unserer Zeit ein schwer fassbarer Begriff, der nur allzu oft mit abgehobenen Phantastereien und Wundern einer transzendierten, weltscheuen Esoterikelite in einen Kontext gebracht wird. Dass hier ein deutliches Missverständnis durch Unkenntnis der eigentlichen Materie vorliegt, macht Michaela Diers, Herausgeberin des Buches „Mystik“, in ihrer stimmungsvollen Einleitung deutlich, mit der die Problembereiche und das Fundamentale des Mystikbegriffes mit klaren, wohlgesetzten Worten zum Punkt gebracht werden und welche den Leser wunderbar auf das Nachfolgende einzustimmen vermag.

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Michels, Ulrich – dtv-Atlas Musik Band 1

_Band 1: Systematischer Teil / Musikgeschichte von den Anfängen bis zur Renaissance_

Aus der Reihe der beliebten dtv-Atlanten zählt das zweibändige Werk „Musik“ nun bereits seit 25 Jahren zu den festen Größen der musiktheoretischen Veröffentlichungen (Band 1 seit 1977, Band 2 seit 1985; in 14 Sprachen erschienen). Auf insgesamt 600 klein gedruckten Seiten in vom dtv gewohnter ausgezeichneter Papier- und Druckqualität wird ein zwar komprimierter und knapp gefasster, aber gerade dadurch sehr umfassender Rundumschlag mit Überblicken zum systematischen / musiktheoretischen und musikgeschichtlichen Wissen geboten. Jede Themenseite gliedert sich in den eigentlichen, stets gut lesbar strukturierten Sachtext zur rechten und durchgehend mehrfarbige begleitende und gut veranschaulichende Grafiken – mit viel Sorgfalt erstellt und von hohem didaktischen Nutzwert – zur linken Buchseite.

Zwar können die beiden Bände dank eines sehr detaillierten Personen- und Sachregisters als Nachschlagewerk verwendet werden, lassen sich vom eigentlichen Aufbau her aber besonders gut durchgehend lesen, da sie nicht lexikalisch, sondern thematisch aufbauend gegliedert und nicht in Stichpunkten, sondern als zusammenhängende Texte abgefasst wurden. Der systematische Teil im ersten Band umfasst dabei alles Grundsätzliche zur Musik, angefangen bei Akustik, Gehör- und Stimmphysiologie, Hörpsychologie (also physikalischen, biologischen und psychologischen Voraussetzungen) über Instrumentenkunde (die von simplen Schlaginstrumenten alter Zeit bis hin zu elektronischen Klangerzeugern der Neuzeit reicht) und die besonders wesentliche Musiklehre bis hin zu einer Darstellung klassischer Gattungen und Formen der Musik. Aufgrund der Komprimierung ist dieser nicht immer einfache Teil natürlich vor allem für einen Überblick oder zur Auffrischung und Vertiefung durch den musikalisch bereits Vorgebildeten geeignet und kann den interessierten Laien nicht so gut in die Thematik einführen wie ein ausführlicherer Text zur Sache.
Der musikhistorische Teil beginnt in Band 1 bereits mit der Altsteinzeit, geht dann über die antiken Hochkulturen und das Mittelalter zur Renaissance. In Band 2 wird dies dann von Barock bis zur heutigen Zeit noch ausführlicher dargelegt, da natürlich mehr Informationen zur Verfügung stehen. Dabei wird die Musik immer im gesellschaftlichen Kontext analysiert und Einflüsse von Weltanschauung, Spiritualität, Riten, Kultur übergreifender gegenseitiger ‚Befruchtung’ betrachtet. Man beschränkt sich hierbei allerdings nicht auf eine rein geschichtliche Darstellung, sondern bleibt parallel dazu in einem systematischen Kontext, der die besonderen Strukturen, Instrumente, Gattungen der Musik innerhalb der jeweiligen Entwicklungsepoche beachtet. Durch diese dialektische Herangehensweise, zusammen mit der Möglichkeit, Details im vorhergehenden systematischen Teil nachzuschlagen, lässt sich der musikhistorische Part sehr gut lesen und hat einiges Interessantes zu bieten.

Ein kritischer Punkt sei jedoch bei aller Güte der Arbeit erwähnt: Inzwischen wäre es an der Zeit, die Reihe um einen dritten Band zu erweitern, der sich eingehender mit der Moderne befasst, zumindest mit Jazz, Blues und Rock und ihren Variationen und Entwicklungen. Zwar werden beispielsweise dem Jazz und der elektronischen Musik Raum zugestanden, aber die Ausführlichkeit lässt trotz des knappen Grundaufbaus noch zu wünschen übrig, und modernere Entwicklungen (es sei hier nur der neoklassische und progressive Rockbereich erwähnt) fehlen gänzlich, obwohl das 20. Jahrhundert sicherlich ausreichend Ansatzpunkte für theoretische und historische Betrachtungen bietet und das Interesse seitens der Leserschaft an einer solchen Erweiterung gegeben sein dürfte.

Ob man nun gezielt bestimmte Themen nachlesen möchte, die Bände als Nachschlagewerk Verwendung finden oder man sich die Muße nimmt, das gesamte Buch aus Interessenneigung und Gründen der Weiterbildung in Gänze zu lesen – die beiden dtv-Atlanten zur Musik kann ich jedem fachlich musikalisch Interessierten nur zur Aufnahme in die eigenen Buchbestände empfehlen.

Ulrich Michels – dtv-Atlas Musik (Band 2)

Band 2: Musikgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart

Aus Gründen der Zweckmäßigkeit ist nachfolgend die gleiche Textbeschreibung zu finden wie bereits zu Band 1.

Aus der Reihe der beliebten dtv-Atlanten zählt das zweibändige Werk „Musik“ nun bereits seit 25 Jahren zu den festen Größen der musiktheoretischen Veröffentlichungen (Band 1 seit 1977, Band 2 seit 1985; in 14 Sprachen erschienen). Auf insgesamt 600 klein gedruckten Seiten in vom dtv gewohnter ausgezeichneter Papier- und Druckqualität wird ein zwar komprimierter und knapp gefasster, aber gerade dadurch sehr umfassender Rundumschlag mit Überblicken zum systematischen / musiktheoretischen und musikgeschichtlichen Wissen geboten. Jede Themenseite gliedert sich in den eigentlichen, stets gut lesbar strukturierten Sachtext zur rechten und durchgehend mehrfarbige begleitende und gut veranschaulichende Grafiken – mit viel Sorgfalt erstellt und von hohem didaktischen Nutzwert – zur linken Buchseite.

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