Eileen Wilks – Verlockende Gefahr (Wolf Shadow 1)

Mit dem Aufkommen von Dark Fantasy – Büchern mit einem guten Schuss Romantik hat sich der |Lyx-Verlag| als eine verlässliche Quelle für Fans dieses Genres etabliert. Mit „Wolf Shadow: Verlockende Gefahr“ startet eine neue Reihe von Eileen Wilks, die einmal mehr Werwölfe in den Mittelpunkt rückt.

Allerdings nennen sie sich in diesem Fall Lupi und werden weniger als blutrünstige Monster als vielmehr als intelligente, verführerische Muskelmänner dargestellt. Menschen und Wölfe leben vielleicht nicht reibungslos nebeneinander, aber eine amerikanische Bürgerrechtsbewegung setzt alles daran, die Unterdrückung der Lupi abzuschaffen.

Die Asiatin Lily Yu arbeitet für die Polizei in San Diego. Sie ist zwar keine Werwölfin – in Wilks‘ Welt gibt es nur männliche Werwölfe – doch sie besitzt eine besondere Fähigkeit. Sie ist eine Sensitive, das bedeutet, sie spürt Magie. Eines Tages wird sie zu einem Mord gerufen, der angeblich von einem Werwolf begangen wurde. In der Nähe eines bekannten Lupiclubs liegt die übel zugerichtete Leiche von Carlos Fuentes, dessen Frau eine Affäre mit Rule Turner, dem begehrtesten Werwolf der Stadt, hat.

Ihre Fähigkeiten zeigen an, dass Magie im Spiel war, doch die Ermittlungen schießen sich erstmal auf Rule ein, der kein wasserdichtes Alibi aufweisen kann. Als die beiden sich das erste Mal begegnen, reagiert Lily sehr heftig auf ihn. Sie fühlt sich von ihm angezogen, wehrt sich jedoch mit aller Kraft dagegen. Auch Rule empfindet etwas für die junge Polizistin und sein Angebot, ihr bei den Ermittlungen zu helfen, indem er ihr Insiderwissen über Werwölfe verrät, ist nicht gerade uneigennützig. Trotzdem lässt sie sich darauf ein. Schließlich kommt es nicht besonders oft vor, dass ein Mensch Zutritt zu einem Werwolfclan erhält. Dadurch kommt sie nicht nur Rule näher, sondern wird auch immer tiefer in den Mordfall hineingezogen. Denn irgend jemand möchte Rule diesen anhängen – und er schreckt vor nichts zurück …

Eileen Wilks‘ Geschichte ist wohl durchdacht und sauber aufgebaut, aber nicht perfekt. Das hängt zum Einen damit zusammen, dass es der Autorin nicht gelingt, den Leser sicher in die Welt der Lupi und der anderen magischen Wesen einzuführen. Es mangelt an wirklich guten Ideen, wie sie die Kollegin Patricia Briggs zum Beispiel hat, zum Anderen aber auch an der Umsetzung. Wilks erklärt zu wenig. Sie lässt vieles beiläufig einfließen, ist ausdruckstechnisch aber nicht stark genug, um es auch entsprechend zu vermitteln. Lilys besondere Kräfte beispielsweise spielen eine eher untergeordnete Rolle. Dabei ist die junge Polizistin eigentlich die Hauptfigur, doch es wird nicht ganz klar, wie weit ihre Sensitive-Kräfte gehen und wieso sie in dieser besonderen Welt, die Wilks erschaffen hat, so wichtig sind. Abgesehen davon lädt sich die Autorin ein bisschen viel auf einmal auf. Die Lupi stehen zwar im Fokus der Geschichte, aber daneben tauchen immer wieder neue Fantasywesen auf: Gnome, Hexen und Zauberer, Magie und Götter. In der Summe wird das ein bisschen viel. Gerade dadurch, dass der Schauplatz San Diego ansonsten eher unmagisch beschrieben wird, wirken einige der Fantasyelemente fast ein wenig deplatziert.

Rule und Lily sind interessante Charaktere, besitzen aber nicht die Ecken und Kanten, die das Buch zu einem echten Genuss hätten werden lassen. Letztendlich soll alles darauf hinauslaufen, dass die beiden zusammen kommen. Die Autorin hält auf dem Weg dorthin ein paar Überraschungen bereit, die sie vom Bodensatz des Genres distanzieren. Die Liebesszenen sind glücklicherweise weit weniger kitschig als in manch anderen Büchern geschildert. Ähnlich wie der Schreibstil geht die Autorin hierbei sehr nüchtern vor.

Dabei hätte beidem – sowohl den Figuren als auch dem Schreibstil – ein bisschen mehr Schwung nicht geschadet. Etwas mehr Witz und Elan und das eine oder andere schlagfertige Werwolfschlitzohr hätten wesentlich mehr Leben in die Geschichte gebracht, die sich auf weiten Strecken zieht. Die Handlung ist manchmal etwas holprig. Weil die aufkeimende romantische Beziehung zwischen Rule und Lily weite Teile des Buchs dominiert, erfolgt die Auflösung des Mordfalls am Ende recht hastig. Eine bessere Balance zwischen beiden Schwerpunkten wäre wünschenswert gewesen.

In der Summe liest sich „Wolf Shadow: Verlockende Gefahr“ jedoch recht gut. Wilks beherrscht das Handwerk des Schreibens, auch wenn dem Buch ein paar originelle Ideen nicht geschadet hätten. Weiterer Pluspunkt ist der angenehm kitschfreie Verlauf der Romanze, auch wenn diese die eigentliche Krimihandlung am Ende verschluckt.

Taschenbuch: 422 Seiten
Originaltitel: Tempting Danger
Aus dem Englischen von Antje Görnig
ISBN-13: 978-3802582158
www.egmont-lyx.de
www.eileenwilks.com