Perry-Rhodan-Team / Borsch, F. / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Der Gesang der Motana (Perry Rhodan – Sternenozean 7)

Bei Robin Hood im Wald der Gesetzlosen

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind zwölf Hörspiele veröffentlicht, doch will |Lübbe| offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die zweite Staffel.

Folge 7: Perry Rhodan und Atlan geraten mitten in einen mörderischen Kampf gegen die Kybb-Cranar. Können sie dem Volk der Motana tatsächlich helfen? Und welche Rolle spielt der Nomade Rorkhete? (Verlagsinfo)

Die Reihe

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |LübbeAudio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Romanvorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel stammt von Frank Borsch („Der letzte Gesang“ und „Gesang der Hoffnung“).

Die ersten Staffel:

1) [Der Sternenbastard
2) [Die Mascantin
3) [Der Hyperschock
4) [Planet der Mythen
5) [Havarie auf Hayok
6) Das Blut der Veronis

Die 2. Staffel:

7. [Der Gesang der Motana
8. [Sonderkommando Kantiran
9. [Tau Carama
10. [Überfahrt nach Curhafe
11. [Entscheidung in Vhalaum
12. [Die Femesängerin

Die 3. Staffel:

13. [Der Flug der Epha-Motana
14. [Terraner als Faustpfand
15. [Die Sekte erwacht
16. [Der Todbringer
17. [Kampf um den Speicher
18. [Die mediale Schildwache

Die 4. Staffel:

19. [Operation Kristallsturm
20. [Das Land unter dem Teich
21. [Attentat auf Hayok
22. [Kybb-Jäger
23. Auf dem Weg nach Magellan
24. Jenseits der Hoffnung

Die Sprecher / Die Inszenierung

Erzähler: Joachim Höppner (Stimme von „Gandalf“) – dem letztes Jahr überraschend Verstorbenen ist die ganze 2. Staffel gewidmet.
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink (Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher)
Atlan: Volker Brandt (Stimme von Michael Douglas)
Zephyda: Claudia Urbschat-Mingues (Stimme von Angelina Jolie, Maria Bello)
Rorkhete: Charles Rettinghaus (Stimme von Jean-Claude van Damme, Robert Downey jr.)
Planetare Majestät: Kerstin Sanders-Dornseif (Stimme von Susan Sarandon, Glenn Close)
Kybb-Cranar: Markus Krane & Thomas Schmuckert
Und weitere.

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio STIL. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „How do you feel? Perry Rhodan Mix“ von der Band |Camouflage|. Der Originaltitel stammt von der LP „Relocated“ (SPV 2006).

Vorgeschichte

Perry Rhodan und sein arkonidischer Freund Atlan sind auf einem Minenplaneten der bösartigen Kybb Cranar in deren Gefangenschaft geraten. Die igelförmigen Aliens verpassten ihnen metallene Halsringe, die mit einem Giftstachel bewehrt sind: die Krynn Varid. Bei Widerstand kann das Gift per Fernsteuerung injiziert werden. Nur aufgrund ihrer persönlichen Zellaktivatoren können die beiden Gefährten das Gift neutralisieren, doch jedes Mal kostet es sie mehr Kraft.

Im Heiligen Berg mussten sie mühselige Bergarbeiterjobs verrichten, zusammengepfercht mit anderen Sklaven vom Planeten der einheimischen Motana. Deren Anführer Yadüel opferte sich für sie auf, damit sie fliehen konnten, und gab ihnen dabei ein kleines Säckchen mit einem Geschenk auf den Weg …

Handlung

Perry und Atlan eilen durch die Steppe, um den nahen Wald von Pardan zu erreichen. Dort hoffen sie bessere Deckung vor den Gleitern der Kybb Cranar zu finden, die bestimmt bereits nach den Entflohenen suchen. Vorerst sichten die Gefährten nur die Transportgleiter der Mine, die beladen mit Schaumopal zu den Raumhäfen unterwegs sind.

Im Wald stoßen sie auf ein leeres Camp der Motana, leihen sich die Reittiere aus und dringen weiter in den Dschungel vor. Bis sie plötzlich von Motana-Kriegern umzingelt sind. Deren Anführerin stellt sich als „Wegweiserin“ Zephyda vor. Ihre grünäugige und rothaarige Schönheit steht in krassem Gegensatz zu ihrem Misstrauen gegen die beiden Eindringlinge. Erst als Perry den Gesang der Motana, den er in den Minen gehört hat, anstimmt und ihr den Inhalt des Säckchens Yadüels gezeigt hat, glaubt ihm Zephyda. Sie ist Yadüels Schwester und trauert um ihn. Die Geschwister sind die Enkel der Planetaren Majestät. Zu dieser bringt Zephyda die Flüchtlinge, damit sie über sie richte.

Um die Halsringe loszuwerden, braucht Perry Werkzeug der Kybb Cranar. Dieses findet sich in einem der Wachtürme, den die Motana und die beiden Gefährten im Sturm erobern. Dass sie dabei auf sich aufmerksam machen, ist ihre geringste Sorge. Das Aufbrechen der Halsringe gelingt, doch nur unter einem hohen Risiko.

In der zentralen Waldstadt der Motana lernen sie die Planetare Majestät kennen, eine uralte Frau, die mit ihren zwölf Wegweiserinnen die verborgen lebenden Motana anführt. Einst waren auch die Motana zwischen den Sternen unterwegs, doch unterwarfen die Kybb Cranar den ganzen Sektor, um die Menschen als Sklaven in ihren Minen auszubeuten.

Bei der Willkommensfeier zu Ehren der Gäste tritt ein Nomade namens Rorkhete auf, der sie einer schmerzhaften psychischen Wahrheitsprüfung unterzieht. Leider stellen sie sich nicht als die prophezeiten Schutzherren der Welt heraus, obwohl sie natürlich ihren Beistand anbieten. Aus Zephyda und Atlan scheint ein Liebespaar geworden zu sein, stellt Perry verwundert fest.

Niemand ahnt, dass sich die würfelförmigen Raumschiffe der Kybb Cranar lautlos der Residenz angenähert haben, bis es zu spät ist. Die Sklavenjäger eröffnen auf die überraschten Feiernden das Feuer. Perry, Atlan und Zephyda können mit knapper Not fliehen. Da stoppt vor ihnen Rorkhetes Vehikel. Will er sie töten?

_Mein Eindruck_

Im Rahmen einer guten Radiostunde erlebt der Hörer hier ein actiongeladenes Drama, das es in puncto Produktionsqualität mit einer Star-Wars-Episode aufnehmen kann. Die SF-Handlung, kombiniert mit Fantasyelementen – die Rede ist von Prophezeiungen, und eine magisch-psychische Prüfung wird vollzogen -, weiß für flotte Unterhaltung zu sorgen. Die Guten kämpfen gegen die eindeutig als finster und fremdartig gekennzeichneten Bösen, die igelförmigen Kybb Cranar. Ob sie den Sieg erringen, bleibt abzuwarten. Vorerst wirken Perry und Atlan wie Aragorn und Legolas und müssen sich und Zephyda in Sicherheit bringen.

Was hier an Zutaten noch fehlt, ist der größere Zusammenhang. Die Planetare Majestät gewährt zwar einen Blick in die Vergangenheit, doch welchen Stellenwert der Planet der Motana einnimmt, bleibt verborgen. Ob Perry und Atlan eine Rolle bei der Vertreibung der Kybb Cranar spielen können, erscheint eher unwahrscheinlich, denn ihre Mittel sind sehr begrenzt. Sie besitzen nicht einmal ein Ansible-Funkgerät, das andere Welten erreichen könnte, geschweige denn einen Materietransmitter. Das macht ihre Abenteuer in ihrer Begrenztheit aber sehr menschlich. Ein Supermensch, wie ihn der SF-Autor [A. E. van Vogt 3579 im Dutzend billiger ersonnen hat, würde hier relativ deplatziert wirken – eine märchenhafte Lösung in einem SF-Ambiente.

Nur ein Pedant würde daran herummäkeln, dass Perry und Atlan auf allen Welten, auf die sie geraten, keine Probleme mit dem Sauerstoffgehalt der Luft, den Mikroben oder gar der Schwerkraft der Welt haben. Daran ist zu merken, dass alle Planeten im Grunde nur alternative Versionen der Erde sind. Und wenn die Motana mitten im Wald in Baumhäusern leben, so erinnert uns dies entweder an Robin Hood oder an die gute alte Mittelerde. So gesehen, wirkt die fremde Welt der Motana fast schon wieder heimelig.

|Die Inszenierung|

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Achim Höppner hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von der Flucht Perrys und Atlans erzählt. Atlan klingt wie Michael Douglas. Ihm und Volker Lechtenbrink als Perry Rhodan nehme ich die Actionhelden ab.

Ihnen stehen zwei gleichwertige Frauengestalten gegenüber: Zephyda, die kämpferische Amazone, und die weise Alte, die Stimme der Vergangenheit. Zwischen ihnen steht der zwielichtige Nomade Rorkhete, von dem ich mir einige Überraschungen erwarte. Charles Rettinghaus, die deutsche Stimmbandvertretung von Jean-Claude van Damme, spielt ihn energisch und zupackend.

Insgesamt sind die Musik und die Geräuschkulisse (s.u.) eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, welche die Helden auf seinen Streifzügen antreffen. Da sausen die Gleiter, da zischen die Strahler. Vielerlei Viehzeugs zwitschert, knurrt und fiept in Wald und Steppe rings um Perry und Atlan. Wenn sie sich in die Büsche schlagen, so knistert und prasselt es aus den Boxen.

Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte.

Der Abschlusssong von |Camouflage| klingt nach solider deutscher Wertarbeit: mit einem fetzigen Bassriff und einem Sänger, der sich die Feinheiten der englischen Aussprache noch antrainieren muss („head“ klingt wie „hat“). Der Song dauert vier Minuten und ist wenig bemerkenswert. PR-Fans werden ihn sicherlich begrüßen. Mehrere Zitate aus der aktuellen Episode wurden eingeflochten.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Der Gesang der Motana“ einen vielversprechenden Auftakt zur zweiten Staffel der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Sie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren, und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat. In der Abwechslung liegt das Geheimnis des Erfolgs für solche Unterhaltung, und deshalb wechselt in der folgenden Episode „Sonderkommando Kantiran“ die Szene schon wieder völlig.

|58 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name/
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

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