Brandon Sanderson – Der Ruf der Klingen (Sturmlicht-Chroniken 3, Teil 1)

Die Sturmlich-Chroniken

Band 1: Der Weg der Könige“
Band 2: Der Pfad der Winde“
Band 3: „Die Worte des Lichts“
Band 4: „Die Stürme des Zorns”
Band 5: „Der Ruf der Klingen“
Band 6: „Die Splitter der Macht“ (vrsl. März 2019)

Die Heere Alethis haben die erste Schlacht gegen die Bringer der Leere gewonnen, den ersten Ewigsturm überstanden und die geheimnisvolle Stadt Urithiru gefunden. Allerdings haben sie für diesen Erfolg einen hohen Preis gezahlt, und natürlich war das alles nur der Anfang!

Der Ewigsturm bläst aus der entgegengesetzten Richtung wie die Großstürme und erwischt damit sämtliche Städte und Siedlungen von der ungeschützten Seite. Außerdem hat er die Parscher erweckt, die sich nun unter den Bringern der Leere zum Krieg sammeln. Die Verbindung zur Hauptstadt ist abgerissen.

Dalinar steht nun vor der schwierigen Aufgabe, den gesamten Kontinent gegen die Bringer der Leere zu vereinen, wobei ihm allerdings sein Ruf im Weg steht. Und dann wäre da auch noch der Mord an Sadeas und Urithiru selbst, das außerordentlich seltsam zu sein scheint.

Ich muss gestehen, ich hatte einige Schwierigkeiten, mich wieder in den Kontext einzulesen. Die Pause zum Vorgängerband war doch recht lang, und die Geschichte hat inzwischen einen solchen Umfang, dass ich mich einfach nicht mehr an alle Details erinnern und sie auch nicht noch einmal kurz nachlesen kann. Das machte die Sache ziemlich mühsam, weil der Autor sich gelegentlich auf diese Details bezieht, selbst wenn sie für den roten Faden nicht wirklich von Bedeutung sind.

Was die Charakterentwicklung angeht, hat sich bei den Hauptcharakteren nicht viel getan. Dalinar wird etwas vertieft durch einige Rückblenden in seine Vergangenheit, die auch seinen Ruf erklären. Und Shallan entwickelt sich allmählich in eine Richtung, die ich fast schon als multiple Persönlichkeit beschreiben würde. dass sie so viele Dinge, die sie fürchtet, einfach verdrängt, wird sich womöglich irgendwann noch rächen.
Ansonsten wird etwas mehr Augenmerk auf Figuren gelegt, die bisher nur Nebenfiguren waren, darunter der eine oder andere Brückenmann, eine Späherin und Shallans Leibgarde.

Einerseits war dieser Ausbau der Nebenfiguren nett zu lesen, andererseits vergrößert er die Flut an Details noch. Die Rückblenden zu Dalinar waren zwar wichtiger, dafür weniger charmant. Das größte Potential an Auswirkungen auf die Handlung bot Shallan, allerdings könnte es noch eine Weile dauern, bis sich das bemerkbar macht.

Die Handlung selbst hat sich kaum bewegt, aber das ist bei Sanderson nichts Neues. Zum Teil ist dies der Anzahl der Handlungsstränge geschuldet: Dalinar, Shallan und Kaladin als Hauptstränge, dazu die diversen kleinen Nebenhandlungen. Da im Falle Dalinars zwei Zeitebenen zu bedienen sind, kommt sogar noch ein Strang dazu. Zum Teil liegt es aber auch daran, dass der Autor so detailliert erzählt. Eigentlich gefällt mir das, im Falle der Sturmlicht-Chroniken muss ich allerdings gestehen, dass ich mich allmählich etwas erschlagen fühle. Und es bremst den Erzählfluss ziemlich aus, was mich sonst auch nicht unbedingt stört, aber bei fünf Bänden, die jeweils zwischen siebenhundert und tausend Seiten haben, fängt es doch an, sich hinzuziehen.

Ich persönlich bin jetzt an einem Punkt, wo ich so langsam gerne wüsste, wie es denn ausgeht. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob die Leser das so bald erfahren werden. Denn der Autor hat am Ende des Buches zwei Wendungen eingebaut, die alles noch einmal auf den Kopf stellen könnten. Es ist, als hätte man, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, bereits eine weite, weite Strecke zurückgelegt, und dann stellt man plötzlich mittendrin fest, dass man in die falsche Richtung gegangen ist und alles wieder zurücklaufen muss.

Unterm Strich blieb bei mir deshalb hauptsächlich der Eindruck von Ermüdungserscheinungen zurück. Bei allem Respekt für den Autor, seine Masse an Ideen und seine Ausarbeitung – was für eine Mammutarbeit, für eine einzige Geschichte mehrere tausend Seiten zu füllen! – aber vielleicht wäre weniger allmählich doch mehr. Eine gewisse Straffung, etwas weniger Nebensächlichkeiten, dafür mehr Hauptsachen, das täte der Geschichte durchaus gut. Außerdem habe ich inzwischen so meine Probleme mit den Hauptcharakteren. Dalinar war noch nie jemand, mit dem ich wirklich mitfiebern konnte, und Shallan und Kaladin haben mich im Laufe der Erzählung irgendwie abgehängt. Der einzige, den ich noch wirklich interessant finde, ist Renarin, aber er spielte bisher nur eine untergeordnete Rolle. Ich hoffe mal, dass sich das im nächsten Band ändert.

Brandon Sanderson gehört zu denjenigen, die bereits als Kinder phantastische Geschichten schrieben. Sein Debütroman „Elantris“ erschien 2005, seither war er ungemein fleißig. Neben den Sturmlicht-Chroniken stammen eine ganze Reihe von Fantasy-Zyklen aus seiner Feder, darunter unter anderen der Jugendbuchzyklus Alcatraz sowie die Serien Warbraker und Dragonsteel und Mistborn. Außerdem hat er das Angebot angenommen, nach Robert Jordans Tod dessen Zyklus Das Rad der Zeit zu Ende zu bringen. Der nächste Band der Sturmlicht-Chroniken mit dem Titel „Die Splitter der Macht“ soll im März nächsten Jahres erscheinen.

Gebundene Ausgabe 960 Seiten
Originaltitel: „Oathbringer“
Deutsch von Michael Siefener
ISBN-13: 978-3453270381
http://www.brandonsanderson.com
http://www.randomhouse.de/heyne/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)