John Sinclair – Bring mir den Kopf von Asmodina (Folge 62)

Wie die Schlacht um Mittelerde, nur mit Maschinengewehren

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

John Sinclair und seine Gefährten stehen der Mordliga gegenüber. Doch auch Morasso, ihr Anführer, hat Feinde, nämlich Asmodina, die Tochter des Teufels. Sinclair & Co. befinden sich zwischen diesen beiden Fronten. Er kann nur hoffen, dass in der folgenden Schlacht die eine oder andere Seite geschwächt oder gar vernichtet wird – und dass er nicht zwischen die Fronten gerät.

Folge Nr. 62 entspricht dem Band 202 der Bastei-Romanserie und ist der Abschluss eines Dreiteilers, der bereits 1991 vom Tonstudio Braun vertont wurde.

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Mit der Trilogie von Band 60-62 feiert die Hörspielreihe ein weiteres Jubiläum – mit einem Online-Gewinnspiel. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.

Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 „John Sinclair“-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Myxin: Eberhard Prüter
Kara: Susanna Bonaséwicz
Lucille Adams: Marie Bierstedt (dt. Stimme von Kirsten Dunst u. a.)
Madame Tanith: Karin Buchholz
Solo Morasso: Tilo Schmitz (dt. Stimme von Ving Rhames etc.)
Asmodina: Martina Treger
Marvin Mondo: Till Hagen (dt. Stimme von Kevon Spacey u. a.)
Pamela Scott: Katrin Fröhlich
Vampiro del Mar: Helmut Krauss (dt. Stimme von Samuel L. Jackson, Marlon Brando u. a.)
Lupina: Claudia Urbschat-Mingues (dt. Stimme von Angelina Jolie)
Xorron: Udo Schenk (dt. Stimme von Ralph Fiennes u. a.)
Spuk: Boris Tessmann
Todesengel: Tanja Geke (dt. Stimme von Kate Hudson („Almost Famous“), Scarlett Johannson („The Prestige“ und Beyoncé Knowles)
Asmodis: Bernd Rumpf
Dämon: Oliver Stritzel
Kugel-Dämon: Sebastian Rüger
Logan Costello: Bernd Vollbrecht
Und weitere Sprecher.

Der Regisseur

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Handlung

Innerhalb der Mordliga kommt es vor der Schlacht gegen die Höllenscharen zu Streitigkeiten. Morasso zweifelt an Xorons Loyalität, Mondo an der des SPUKs. Daraufhin will Pamela Scott alias Lady X Marvin Mondo, den einzigen Menschen, an die Hölle ausliefern. Das findet Mondo überhaupt nicht witzig. Morasso hat die Faxen dicke und fordert die Echsenmenschen des SPUKs heraus. Als sein Weg von diesen blockiert wird, tötet er die Wächter kurzerhand: Nun ist der Verrat des SPUKs offenbar. Oder?

Man sollte die Vampire, Werwölfe und Untoten zu Hilfe rufen, findet der Dämonenrichter Maddox. Der SPUK, schon wieder loyal, hält Morasso davon ab: Es sei bereits zu spät – Asmodina sei zwar bereits mit ihren Todesengeln im Anflug, aber gegen seine Echsenwesen chancenlos. Freudige Nachricht als Bonus: Asmodina hat John Sinclair dabei! Und der SPUK verlangt erneut den Kopf der Höllentochter. Kann Morasso ihm wirklich trauen?

Die Entscheidungsschlacht beginnt. Asmodinas Todesengel werden vom Boden mit Pfeilen beschossen, und Johns Wächterpaar, das ihn getragen hat, trudelt zu Boden. Im Durcheinander, das dort herrscht, kann er sich vom Acker machen, bewaffnet nur mit einem silbernen Dolch. Er gelangt in ein Höhlenlabyrinth, wo er einen von SPUKs Echsendienern packt, damit er ihn herausführe – aus dieser Dimension. John hat keinerlei Ehrgeiz, in der Schlacht mitzumischen. Wie leicht könnte dort etwas schiefgehen?

Der SPUK-Diener führt ihn durch das Labyrinth zu einem Dimensionstor, doch dieses wird dummerweise gerade benutzt: vom Dämonenrichter Maddox. Den packt John ebenfalls gleich beim Schlafittchen. Gerade als Maddox John in sein Reich bringen will, erscheinen Asmodinas Todesengel. Doch sie haben einen guten Deal anzubieten …

Oben an der Oberfläche läuft es schlecht für die Höllentochter. Sie hat sich wie üblich in die Riesenschlange Apep verwandelt, doch Xorron, der Fürst der Zombies, macht ihr das Leben wahrlich schwer, bis Asmodina diese Gestalt aufgeben muss. Die Erde bebt, und Lava bricht hervor. Morasso gerät in höchste Not und holt das echte Kreuz des Ezechiel hervor, um sich zu verteidigen. Asmodina ist entsetzt: Das ist ja Teufelslästerung, eine Waffe des Lichts gegen die Hölle einzusetzen! Sie geht auf ihn los und im Handgemenge verliert er das Kreuz, das zur Seite fliegt …

John gelingt es, einen Deal mit der Anführerin der Todesengel auszuhandeln. Wenn er bereit ist, gegen Morasso vorzugehen, gibt sie ihm – sie schwört es bei ihrem herausgerissenen Herzen – die Garantie, dass er weiterleben darf. Gebongt. Und an der Oberfläche stolpert John als Erstes über sein Kreuz, das wahre, echte. Nun steigen seine Chancen beträchtlich, es mit dem Höllengezücht aufzunehmen und wieder nach Hause zu kommen …

Mein Eindruck

Die Entscheidungsschlacht ist ganz witzig entworfen: Sie hat zwei Ebenen. Oben an der Oberfläche des Schattenreiches kloppen sich vor allem Asmodina / Apep und Morasso, während unten im Labyrinth John Sinclair als Geisterjäger einen Erfolg nach dem anderen verbucht: Erst schnappt er den Echsendiener, dann den Dämonenrichter und schließlich handelt er noch einen guten Deal mit den Todesenegeln aus. Diese Erfolgssträhne wird noch durch das Glück gekrönt, sein echtes Kreuz wiederzufinden. Lucky Boy!

Doch selbst wenn er sich nun zur Wehr setzen und Morasso herausfordern kann, so ist er doch immer noch in dieser Dimension gefangen.Doch wie sagte schon Goethe (in „Faust 2“, denke ich)? „Alles Gute kommt von oben.“ Und so hört John auf einmal die telepathische Stimme von Myxin, dem Magier, dann aber auch Nostradamus, der ihm eine hohe, erhebende Erkenntnis vermittelt: Die Höllenfürsten sind zu viele und zu mächtig, um sie allein besiegen zu können, doch das Licht – vier Erzengel singen im Chor – liebe Streiter wie John Sinclair und werde ihn stets unterstützen. So macht sein Kampf einen Sinn.

Interessant fand ich, dass Nostradamus in dieser Rede auf die Großen Alten aus der Urzeit verweist, die bereit seien wiederaufzuerstehen. Diese sind bekanntlich Erfindungen von H. P. Lovecraft. Man fragt sich natürlich, wo sie sich versteckt halten. In anderen Dimensionen, könnte die bequeme Antwort lauten. Doch bis es soweit ist, halte ich mich lieber an Lovecrafts gruselige Geschichten.

Recht interessant sind die drei Waffen, die Solo Morasso einsetzt, um gegen Asmodina / Apep zu bestehen: Johns Kreuz, das jedoch zur Seite geschleudert wird; der Würfel des Unheils, der jedoch durch das Kreuz in Johns Händen neutralisiert wird; und schließlich den Bumerang des Todes. Dieser erweist sich als wirksamste Waffe. Sobald Asmodina geköpft ist, verpuffen ihre Todesengel usw. Ihr Schädel tut dies keineswegs, was ich bemerkenswert finde. Immerhin hat Morasso jetzt, was der SPUK von ihm wollte. Doch ein Joker namens Asmodis macht Morasso einen dicken Strich durch die Rechnung.

Recht ironisch verhält sich also die Hölle: Dafür, dass Morasso Asmodina tötete, soll Sinclair Morasso für den Teufel töten. Na, wenn das keine Ironie ist. Aber kein Wunder, denn Morasso hatte kurz zuvor gegen den Teufel gelästert: Er setzte ja das Kreuz des Lichts gegen Asmodina ein. Pfui aber auch, wer tut denn sowas!

Niemand unter den Zuhörern würde vermuten, wo John wieder auftaucht – in seinem eigenen Weinkeller (klirr, schepper). So sorgt das Ende für „comic relief“. Und wie üblich folgt ganz am Schluss noch Johns Resümee. Diesem kann man sich anschließen oder auch nicht, auf jeden Fall macht es neugierig auf die nächste Folge.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir auch in dieser Trilogie rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung bzw. darüber, warum er aus Asmodinas Reihen zu Morasso übergelaufen ist.

Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Sinclair, Asmodina, Kara, Myxin usw. bereits aus dem Effeff. Recht nett wirken die Todesengel, allesamt weiblich (keine Neutren also) und von höchst bösartiger Natur – so dienen sie Asmodina optimal. Tanja Geke kann hier wirklich die Sau rauslassen und gehässig lachen.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Stets sorgen die magischen Objekte für nette Effekte, die oftmals aus Blitzgeräuschen und gefährlichem Zischen bestehen – sie sind meist dann zu hören, wenn Gut und Böse aufeinandertreffen.

Gerne werden auch Hall und Donner eingesetzt. Diesbezüglich sind diesmal die Surround-Effekte sehr gelungen. In den Schlachtszenen kommen noch zahlreiche Geräusche wie Zischen und Einschläge von den Projektilen hinzu – man kommt sich vor wie in Mittelerde, wenn die letzte Schlacht tobt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Geräusch von Maschinengewehren, die auf Seiten Asmodinas eingesetzt werden – ein wenig anachronistisch, womöglich aber auch nur besonders teuflisch.

Musik

Die Musik leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem kleinen Orchester eingespielt, und bevorzugt werden düstere, basslastige Instrumente und Effektgeräte eingesetzt, beispielsweise metallische Hammerschläge, wie sie in „Terminator 2“ erklingen. Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch. Sie wird am Schluss der CD kurz zitiert und erklingt in voller Länge erst am Ende der dritten CD.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Booklet etc.

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher, die Macher sowie sämtliche Hörfolgen. Auf der letzten Seite weist der Verlag auf den offiziellen JOHN-SINCLAIR-Song „CAIN – Age of Darkness“ hin, der „auf allen bekannten Musik-Downloadportalen“ zur Verfügung stehe.

Unterm Strich

Dieses Finale der „Asmodina“-Trilogie ist, wenn schon Tolkiens „Die Wiederkehr des Königs“, so doch zumindest „Die Wiederkehr des Sohns des Lichts“. Selbstverständlich ist diese Rückkehr in Verhandlungen und Kämpfen hart erkämpft, sodass diese Folge mit knapp 62 Minuten eine der längsten der gesamten Reihe ist – länger als eine Radiosendestunde!

Mir hat diese Folge am besten in der Trilogie gefallen, denn sie ist gefüllt mit dramatischer Action, cleveren Verhandlungen, überraschenden Wendungen – und einem komischen Schluss nach geglückter Rettung. Außerdem gibt es ein paar hübsch ironische Momente wie etwa die Teufelslästerung durch Morasso und den Auftritt von Asmodis.

Das Hörspiel

Der Hörer sollte sich auf jeden Fall die ganze Trilogie zulegen, denn ohne die beiden vorausgehenden Folgen dürfte das Finale relativ wenig verständlich sein. Aber das ist OK, denn die Trilogie ist so komplex angelegt, dass sich die vier Handlungsstränge nur mit allen drei CDs verfolgen lassen. Es macht nichts, dass die Folgen bereits 1991 erstmals vertont wurden. In Sammlerkreisen sind die Produktionen des „Tonstudios Braun“ zwar als Pioniertaten, aber als technisch und dramaturgisch als höchst suboptimal angesehen. Bemerkenswerte Preise über 300 Euro werden dennoch für Einzelstücke gefordert, wie ein Blick auf Amazon.de zeigt.

Audio-CD mit 61:40 Minuten Spieldauer
ISBN 9783785742983
www.luebbe.de