Die drei ??? – Die Spur des Spielers (Band 169)

Zur Story

Um die Umsätze etwas anzukurbeln und endlich auch mal ein paar olle Ladenhüter loszuwerden, hat Onkel Titus die glorreiche Idee eine zünftige Auktion auf dem Schrottplatz – pardon: auf dem Hof des Gebrauchtwarencenters – zu veranstalten. Die läuft wirklich ausgesprochen gut. Erst recht als ein vermeintlich minder wertvolles Schachspiel unter den Hammer kommt, entbrennt ein wilder Bieterstreit zwischen einem jungen Kerl, der wie ein Sportlehrer aussieht und einem älteren Herrn. Letzterer kann das Duell für sich entscheiden – siebentausend Dollar! Als der Mann bezahlt hat und den Hof verlässt, wird er kurz darauf vor dem Tor angefahren und so schwer verletzt, dass er ins Hospital gebracht werden muss. Das Schachspiel ist ebenso verschwunden, wie der Unfallfahrer. Ein schwaches „Sam Chiccarelli“ kann er Justus noch zuflüstern, bevor er das Bewusstsein verliert und von den Sanitätern abtransportiert wird. Grund genug für die drei ???, herauszufinden, wo das Spiel nun ist, woher es stammt und welches Geheimnis es bergen muss, wenn jemand eine solche Summe dafür hinblättert und ein anderer offenbar bereit ist, einen alten Mann einfach über den Haufen zu fahren.

Eindrücke

Nach einer gefühlten Dekade mit seiner eigenen Reihe „Das wilde Pack“, welche im übrigen ebenfalls beim gleichen Verlag erscheint, gibt sich André Marx mal wieder die Ehre einen kompletten Fall für die drei Fragezeichen zu schreiben. Passend zum leichten Facelift (dessen augenscheinlichste Auswirkung zunächst einmal der dezent geänderte Look des Einbands ist) der Serie meldet sich der alte Recke also zurück, die, sozusagen als inneres Upgrade, dem jeweiligen Autor seit Frühjahr 2013 gleich noch 14 Seiten mehr Platz zur Verfügung stellt – nämlich derer 142 statt bisher 128. Das lässt per se mehr (Spiel-)Raum für komplexere sowie ausgefeiltere Handlungen. Natürlich muss dieser Platz letztendlich dann auch mit guten Ideen, sprich: einer möglichst lebendigen und spannenden Geschichte, gefüllt werden. Die Voraussetzungen dafür sind schon einmal gut. Das fängt beim passenden Titel gleich an, der eine knackige Zusammenfassung des Inhalts darstellt – so soll es sein. Zu reißerische Titel mit wenig bis null Inhaltsbezug haben schon (zu) oft beim Publikum für Unmut gesorgt. Insbesondere bei den langjährigen Fans.

Gerade die wird es dagegen freuen, dass bei dieser eher traditionell gestrickten Story, alte und liebgewonnene Serien-Klischees gepflegt werden. Die Betonung liegt hier eindeutig auf „gepflegt“, nicht mit dem Holzhammer verabreicht. Es geht heutzutage also durchaus auch ganz ohne Waffen(-gewalt), deren Auftauchen in neuzeitlichen Geschichten merklich zugenommen hat, und sogar komplett ohne verschwurbelte Rätselsprüche oder Pseudo-Grusel. Fleißige Detektivarbeit ist angesagt, das heißt Recherche, Beobachtung, Befragung und Kombinationsgabe – nicht mehr nicht weniger. Reicht ja auch. Gewürzt ist der Plot mit dem Cameo-Auftritt von Mrs. Kretchmer (kürzlich auf die Leserschaft losgelassen von Kari Erlhoff im Fall „Die blutenden Bilder“), der teils zum Glucksen grotesken, jedenfalls aber unglaublich spießig-nervigen Vorsitzenden des Rocky Beach Frauenclubs. Diesmal sogar mit einer wesentlich wichtigeren Schlüsselrolle. Solche (auch gern autorenübergreifende) Querverweise erfreuen das Herz der Fans eigentlich immer, zumal wenn sie sich so schön und humorvoll in die Geschichte einfügen. Die ist prinzipiell zwar vorhersehbar, hat aber doch die eine oder andere kleine Überraschung aufzubieten.

Fazit

Er kanns noch. Nachdem er in der Anthologie „Das Rätsel der Sieben“ im Herbst 2012 schon eine Drei-???-Kurzgeschichte beisteuerte, bestand bereits Grund zur Hoffnung, dass Urgestein André Marx in der regulären Serie auch mal wieder über die volle Distanz geht. Herausgekommen ist dabei eine spannende, wenn auch nicht in allen Belangen originelle, Detektivgeschichte klassischer Prägung. Die beweist dann auch, dass man sehr wohl moderne Fälle für die drei Juniorschnüffler konstruieren kann, ohne dass dafür zu viele neumodische, technische Gimmicks, oder gar der in letzter Zeit häufig als Stilmittel bei den bösen Buben eingesetzte Schusswaffengebrauch, nötig sind. Der schwarz-weiße Rezensentendaumen setzt zum 4-Sterne-Gambit an: Schach – und matt!

142 Seiten, Hardcover
Erzählt von André Marx basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2013 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440134825

www.kosmos.de

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