Die drei ??? und das Grab der Maya (Sonderband)

Die Handlung:

In einem Umzugskarton stoßen Justus, Peter und Bob auf eine alte Steinfigur. Darin versteckt, finden sie eine Karte mit geheimen Schriftzeichen. Beides scheint vom Volk der Maya zu stammen. Aber welches Geheimnis bergen die Fundstücke? Als den drei Detektiven klar wird, dass einige zwielichtige Gestalten sehr an der Lösung des Rätsels interessiert sind, beginnt ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit. Und wie sehen die dunklen Pläne der Widersacher aus?

Wer die geheimen Seiten öffnet, erfährt die ganze Wahrheit und ist den drei ??? schon einen Schritt voraus … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wer das Prinzip der „japanischen Bindung“ noch nicht kennt, für den sei kurz das einfache Prinzip erklärt: Dieses Buch besteht aus „Seitenpaaren“, hier sind immer zwei Seiten am äußeren Rand zusammengeheftet. Das gibts beim KIDS-Ableger der drei ??? auch schon und funktioniert offenbar so gut, dass wir nun bei den ein paar Jahre älteren Detektiven das gleiche Abenteuerprinzip erleben können.

In diesem Buch arbeitet man sich voran, indem es erst zwei Seiten zu lesen gibt und dann gilt es, das nächste Seitenpaar möglichst beschädigungsfrei voneinander zu trennen. Geht prima mit einem Brieföffner, einem Lineal oder einem Messer. Den jüngsten Lesern würde ich zur Lineal-Alternative raten … allein schon, um den Eltern dieses nicht zum „gruseligsten Buch aller Zeiten“ werden zu lassen. Der Buchschnitt sieht dann am Ende des Falles aus, als hätte ihn jemand mit grobem Schmirgelpapier bearbeitet, dessen muss man sich bewusst sein und das lässt sich hier auch nicht vermeiden, egal wie vorsichtig man zu Werke geht.

Der Verlag bewirbt das Buch als „interaktives Abenteuer“ … ob der interaktive Teil sich allerdings darauf beschränkt, die Seiten zu trennen, das finden wir im Folgenden zusammen heraus.

Aber erst mal schauen wir die im Klappentext erwähnten Umzugskartons durch. Wir finden etwas Spannendes, das sogar etwas noch Spannenderes in sich verbirgt. So weit, so bekannt. Jetzt kommt der Teil, den es in normalen ???-Abenteuern nicht gibt: Es gibt auf den verschlossenen Seiten nicht nur zu sehen, was die Jungdetektive in diesem Moment sehen … als schicke Schwarzweiß-Zeichnung, Screenshot vom Monitor oder Zeitungsausschnitt … es gibt auch zu lesen, was die Antagonisten gerade machen. Im doppelten Sinne also versteckt. Eine sehr clevere Idee, die das Lese-Erlebnis aber auch ziemlich hektisch macht, schließlich bleiben wir selten länger als zwei Seiten bei der einen oder anderen Partei zu Gast.

Was die Jungs erleben, kann jeder sehen und beobachten, was die „Bösen“ machen, das ist geheim und nur durch einen Seitenschnitt zu erfahren. Man könnte das Ganze nämlich auch komplett ohne diese Bonus-Inhalte erleben … macht aber weniger Spaß. Wann bekommen wir schon mal einen Blick über die Schultern der Jungs UND der bösen Buben spendiert? Da hat der Verlag Recht, wir wissen tatsächlich mehr als sie … aber helfen können wir ihnen nicht.

Die Infos in diesem Fall checken übrigens nicht alle aus … soll heißen, wer sich die Mühe macht, selbst ein wenig zu recherchieren, der findet weder den Herrscher Tunchan noch die Stadt Yaxché. Und wer sich noch ein wenig mehr Mühe machen möchte (wie ich zum Beispiel) und nach dem Symbol sucht, das „Göttlicher König Tunchan“ heißen soll … auch der wird nicht fündig. Aber die Symbole auf der Schatzkarte für die Himmelsrichtungen und die Zahlenangaben zum Beispiel, die stimmen. Oft ist es ja so, dass ein ???-Fall mit echten Infos gespickt ist, hier scheints ein Mix aus „frei erfunden“ und „echt“ zu sein. Hardcore-Fans und Pedanten überprüfen halt alles gern ganz genau, damit sie vor denen, die das überhaupt interessiert, was zu erzählen haben.

Auf der anderen Seite könnte man sich die ganze Recherche natürlich auch komplett sparen, denn die Infos, die die Jungs hier vorliegen haben, sind nur für diese Story relevant und da ists immer ganz nett, Hintergrundstoff zu vermitteln. Das machts interessanter, klingt besser, handfester und vor allem für die Detektive glaubwürdiger. Aber hey, Yucatán gibts wirklich und (Baja) California auch … liegt aber beides nicht auf/in/bei der hier erwähnten Halbinsel Yucatán. „Dicht dran“ wäre bei 3000 Kilometer Entfernung nicht der richtige Ausdruck. Wieder ausgedacht, oder clever eingebaut? Hier ists Letzteres, denn die gesuchten Orte gibts tatsächlich, sie sind nur nicht da, wo der Leser und die ??? sie lange Zeit vermuten! Ein Blick auf den Internetglobus und wir können anerkennend eine Augenbraue hochziehen.

Und nicht nur deshalb, denn der Fall ist nur auf den ersten Blick geradlinig mit ’ner kleinen Abzweigung. Je länger die Schatzsuche dauert, desto spannender wirds hier. Und es gibt nicht nur eine kleine Abzweigung, sondern mehrere clevere Ideen … und sogar im letzten Absatz ist noch etwas eingebaut, das den Leser „Ach was!“ sagen lässt.

Der Autor:

Andre Marx schreibt seit 1997 für die Reihe „Die drei ???“ und begeistert Krimifans und Rezensenten. Seit 2007 lässt er „Das Wilde Pack“ spannende Abenteuer erleben. Meisterhaft versteht er es, geheimnisvolle Rätsel, Nervenkitzel und Spannung in seinen Geschichten mit viel Sprachwitz umzusetzen. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Das Buch zu lesen, ohne den Seitenschnitt durch das Trennen der Seiten zu „zerfetzen“, würde weniger als halb so viel Spaß machen. Die schönen Zeichnungen und vor allem die Einblicke in das, was die „Gegenseite“ gerade macht, denkt, vorhat, das ist ein Erlebnis, das wir so nicht aus den ???-Büchern kennen. Eine Verhörspielung ist hier sicher möglich, aber die visuellen Boni aus dem Buch sind nicht nachzuvertonen.

Nicht nur die Infos auf diesen Seiten blieben verborgen, auch der ganze Fall wird mit zunehmender Seitenzahl immer spannender. Wohl dem, der gleich alle Seitenränder aufgeschlitzt hat und nicht ständig mit dem Seitentrenner seiner Wahl hantieren muss. Denn aufgehalten werden, das ist jenseits von Seite 100 überhaupt nicht entspannt.

Der Autor hat ein schönes Storykonstrukt zusammengebastelt, das eine abwechslungsreiche Schatzsuche und sogar ganz am Ende noch mal einen Twist zu bieten hat. Eine Menge Recherche, ein alter Gegner und Motive von Menschen, die nicht so leicht zu durchschauen sind … genau wie die Menschen selbst.

Schön, dass die Seitenzahl hier im Vergleich zu den normalen Fällen aufgrund der Bilder erhöht wurde und sich das Abenteuer dadurch besser entfalten kann.

Hardcover mit japanischer Bindung: 176 Seiten
Illustrationen von Silvia Christoph
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
Erschienen im September 2016
ISBN: 978-3-440-15053-5

www.kosmos.de

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