Die drei ??? und das Phantom aus dem Meer (Band 171)

Zur Story

Der neue Klient der drei Fragezeichen ist Mr. Salas und der kommt extra aus Paradise Cove in der Nähe von Malibu. Es scheint dort nicht alles ganz so paradiesisch zu sein, wie es der Name vermuten lässt. Sein sechsjähriger Sohn Colin hatte in einer Bucht die seltsame Begegnung mit einem alten, bärtigen Mann, der wie auf Stufen aus dem Meer zu entsteigen schien und ebenso auch wieder darin verschwand, nachdem er des Jungen gewahr wurde. Vater und Sohn sind darob natürlich ziemlich verstört und wüssten gern, was es damit auf sich hat. Justus, Peter und Bob beschließen also dem malerischen Küstendorf mal einen Besuch abzustatten und stoßen dabei gleich auf eine lokale Legende, die vermuten lässt, dass es sich bei der Erscheinung vielleicht um den Wiedergänger eines Selbstmörders handelt, der sich vor über Achtzig Jahren in der Bucht tragisch das Leben nahm. Insbesondere Justus glaubt keine Sekunde an einen ruhelosen Geist und fragt sich wer derlei Hokuspokus veranstaltet – und warum?


Eindrücke

Seit Frühjahr 2013 präsentieren sich die Bände der „drei ???“ in leicht verändertem Outfit. Das obligatorische Schwarz auf dem Cover ist nun mattiert und die Illustration in Hochglanz gehalten. Doch auch im Inneren hat sich ein bisschen was getan, dabei wird das neue Design der Vorsatzseiten alten Hasen bestimmt als erstes auffällig. Doch noch etwas ist irgendwie anders – waren die Bücher normalerweise nicht irgendwie flacher? In der Tat, dieser Eindruck täuscht nicht: Der Umfang hat von den früher üblichen 128 auf nunmehr 142 Seiten/Band zugelegt. Diese zusätzliche Kapazität will natürlich auch mit Inhalt gefüllt werden. Dafür ist hier Marco Sonnleitner angetreten. Er hetzt mit Band 172 sein „Phantom aus dem Meer“ auf das gespannte Publikum.

Geheimnisvolle Buchten und Höhlen sind als Szenerie für die drei Fragezeichen sicher nichts Neues, logischerweise, schließlich liegt die fiktive Heimat der drei Detektive – und somit oft auch ihr Wirkungskreis – schließlich an der kalifornischen Küste. Dennoch beschleicht den (kundigen) Leser ein besonders starkes deja vu in Bezug auf den Fall „Fels der Dämonen“, auf welchen in diesem Buch tatsächlich auch, mehr oder weniger versteckt, querverwiesen wird – ein bisschen Eigenwerbung schadet offenbar nix, immerhin stammt auch diese Geschichte aus der Feder Marco Sonnleitners. Ansonsten erinnern Kulisse wie Setup irgendwie rudimentär an John Carpenter’s „The Fog – Nebel des Grauens“. Nur eben ohne richtige Untote. Wie es sich für eine Drei-???-Story geziemt, steht selbstverständlich Übersinnliches nur insofern zur Debatte, als dass allein Hasenfuß Peter – wie üblich – dunkle Gruselmächte am Start wähnt. Der hat diesmal auch ein ganz anderes Problem, da er einem beliebten Filmstar ähnlich sieht.

Was allerdings das Eröffnungskapitel nun genau für eine Funktion aufweist, konnte bislang noch nicht genau ermittelt werden. Vermutlich ein besserer Lückenfüller, denn so richtig bringt der Opener die Sache nun nicht in Fahrt. Selbstverständlich darf auch wieder mit anderen, durchaus gewollten Serienklischees hantiert werden. Düstere Legenden, schräge Typen in finsteren Spelunken oder verschrobene, reiche Kunstsammler mit dollen Villen sowie Nebel und Verfolgungen sind auch alte Bekannte aus dem reich gefüllten Drei-???-Baukasten. Nicht immer funktioniert der Zusammenbau reibungslos und gelegentlich hat man da ein Stückchen Logik in den Fingern und man weiß nicht so recht wohin damit. Im Großen und Ganzen ist die Story aber plausibel sowie temporeich unterwegs. Wirkliche Langeweile kommt also nicht auf. Leider sind die Zündfunken für eigenkreative Geistesblitze ein rares Gut, sodass die Lösung kaum selbst erarbeitet werden kann – Justus muss dies erledigen: Mit allem gebotenen Pathos.

Fazit

Die 14 Seiten, welche die Romane neuerdings mehr aufzubieten haben, wurden zumindest diesmal nicht ganz optimal ausgenutzt, um den Mehrplatz auch in mehr, respektive: bessere, Story umzumünzen. Stattdessen gibt es ein immerhin flott heruntergelesenes Potpourri aus beliebten wie bekannten Zutaten vom Drei-???-Klischeegrabbeltisch (u.a. mit Anleihen an „Der tote Mönch“ sowie „Fels der Dämonen“ sowie einen Hauch Carpenter’s „The Fog“) und die ergeben in ihrer Summe eine solide Mittelfeldgeschichte – nicht mehr und nicht weniger. Der phantomschmerzgeplagte Rezenentendaumen verharrt daher konsequent in der Mittelstellung.

142 Seiten, Hardcover
Erzählt von Marco Sonnleitner basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2013 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440134818

www.kosmos.de

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