Eric Van Lustbader – Jian (China Maroc 01)

Aufstieg eines Tai-Pan

Jake Maroc, ein chinesisch-amerikanischer Agent mit einer Ausbildung in den Kampfkünsten, arbeitet in Hongkong für eine geheime US-Killertruppe namens „The Quarry“, die im Gegensatz zur CIA direkt dem US-Präsidenten unterstellt ist. Seit 15 Jahren erledigt The Quarry das schmutzige Geschäft des jeweiligen Herrschers im Weißen Haus. Seit zehn Jahren ist Jake dabei, doch seit vor drei Jahren viele Gefährten von einem japanischen Yakuza namens Nichiren getötet wurden, verfolgt er eine private Vendetta. Die Amerikaner sind alles andere als glücklich, dass Jake mitten in Tokio Nichiren angegriffen hat. Ihr Name tauchte dabei auf. Noch beunruhigender: Jakes Frau Mariana ist gleichzeitig mit seinem Angriff auf Nichiren in Tokio verschwunden.

Nun will Nichiren in Hongkong ein profitables Unternehmen übernehmen, doch das russische KGB hat das gleiche Interesse. Von den Amis verstoßen wendet sich Jake Maroc an jede Organisation in Honkong, um an Nichiren heranzukommen und ihn zur Strecke zu bringen, und er verschmäht selbst die Triaden nicht…

Hinweis

„jian“ bedeutet im Mandarin-Chinesischen so viel wie „Schöpfer“, „General der Armee“ oder “ Großer Meister des wei qi“ (Spiel, das mit Go identisch ist). Gemeint ist wohl Shi Zilin, Jakes Mentor.

Der Autor

Eric Van Lustbader, geboren 1946, ist der Autor zahlreicher Fernost-Thriller und Fantasyromane. Er lebt auf Long Island bei New York City und ist mit der SF- und Fantasylektorin Victoria Schochet verheiratet. Sein erster Roman „Sunset Warrior“ (1977) lässt sich als Science Fiction bezeichnen, doch gleich danach begann Lustbader (das „Van“ in seinem Namen ist ein Vorname, kein holländisches Adelsprädikat!), zur Fantasy umzuschwenken. Der Dai-San-Zyklus gehört dem Genre der Sword & Sorcery an und besteht aus folgenden Romanen:
Sunset Warrior (Ronin), Shallows of Night (Dolman), Dai-San; Beaneath an Opal Moon (Moichi); Beyond the Sea of Night (Der Drachensee).

1980 begann Lustbader mit großem Erfolg seine Martial-Arts & Spionage-Thriller in Fernost anzusiedeln, zunächst mit Nicholas Linnear als Hauptfigur, später mit Detective Lieutenant Lew Croaker: The Ninja; The Miko; White Ninja; The Kaisho usw. Zur China-Maroc-Sequenz gehören: Jian; Shan; Black Heart; French Kiss; Angel Eyes und Black Blade. Manche dieser Geschichten umfassen auch das Auftreten von Zauberkraft, was ihnen einen angemessenen Schuss Mystik beimengt.

Die Kundala-Trilogie ist Fantasy, mit SF-Elementen kombiniert: „Der Ring der Drachen“, „Das Tor der Tränen“ und „Der dunkle Orden“. Da diese Fantasy ebenfalls in einem orientalisch anmutenden Fantasyreich angesiedelt ist, kehrt der Autor zu seinen Wurzeln zurück, allerdings viel weiser und trickreicher. Kürzlich hat er noch einmal eine Wendung vollziehen und schreibt nun die Thriller seines verstorbenen Kollegen Robert-Ludlum fort, so etwa „Die Bourne-Verschwörung“.

Handlung

Nichiren, ein Yakuza-Boss, begibt sich in Tokios Außenbezirken in die Gaststätte plus Bordell seines geschätzten Geschäftsfreundes Kisan, um dort nicht nur die Ermordung des Vize-Polizeipräfekten zu feiern, sondern auch die nun anstehende Beförderung ihres guten Freundes Higira, der nun sicherlich den begehrten Polizeiposten erbt. Das illustre Trio hat allerdings nicht mit dem Eindringen des US-Agenten Jake Maroc und seiner Getreuen gerechnet. Binnen weniger Augenblicke ist die Lokalität in Chaos gestürzt.

Denn Jake Maroc will nicht nur die Tokioter Unterwelt aufmischen, sondern auch eine ganz persönliche Rechnung begleichen, die er mit Nichiren seit drei Jahren offen hat. Diesen macht er für die grausame Ermordung von Jakes fünf Kampfgefährten verantwortlich. Beim jetzigen Angriff in Japan, also außerhalb seines Operationsgebiets, hat sich Jake allerdings wesentlich mehr Freiheiten herausgenommen, als ihm die Geheimdienstorganisation „The Quarry“ zu gewähren gewillt ist. Deren Führungsebene besteht aus dem erfahrenen Außendienstler und Codebrecher Gerald Stallings, dem Rekrutierer Henry Wunderman und dem Bürokraten Rodger Donovan.

The Quarry

Als Antony Beridien, der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, eintritt und den Quarry-Leitern die Leviten liest, ist klar, wer der Sündenbock sein muss: Jake Maroc, ein Sohn chinesischer und amerikanischer Eltern. Denn Jakes Angriff endete nicht mit Nichirens Tötung, sondern mit einer Explosion, die Jake nur um Haaresbreite überlebte, die aber Higira, den Polizeichef Tokios das Leben kostete. Weil der US-Präsident derzeit unbedingt ein gegenseitiges Handelsabkommen mit Japan haben will, ist die geheime Beteiligung eines US-Agenten extrem peinlich für sein Ansehen. Selbst wenn Jake die erfolgreichste Einsatzgruppe in „The Quarry“ aufgebaut hat, so ist er doch seit drei Jahren nur von seiner Vendetta besessen. Doch Disziplin ist das Wichtigste. Jake muss gehen. Und Wunderman, der ihn vor zehn Jahre rekrutierte, rührt keinen Finger für ihn.

Dantai

Jake arbeitet nur mit einer verschworenen Gemeinschaft zusammen, die als „Dantai“ bezeichnet wird. Die Loyalität ist enger als in einer Familie, denn jeder Kämpfer muss sich auf den anderen blind verlassen können. Sein engster Freund war der Chinese Mandy Choi, der ihn aus dem explodierenden Lokal geschleppt hat, was ihn das Leben kostete. Von zwölf Leuten sind nur noch Jake und David Oh übrig.

David Oh informiert den im Krankenhaus liegenden Jake über seinen Ausschluss aus der Quarry – und über das Verschwinden seiner Frau Mariana in Tokio. Sie flog kurz vor dem Angriff von Hongkong nach Tokio; Donovans Organisation RISS hat das Telefongespräch, das sie zum Aufbruch veranlasste, kurz zuvor abgehört. Ihr Spur verliert sich in genau jenem Tokioter Bezirk, in dem das angegriffene Gasthaus-Bordell liegt bzw. lag. Nach dieser niederschmetternden Nachricht trifft eine wunderschöne junge Frau mit dem vielversprechenden Namen Bliss (Wonne) an Jakes Bett ein. Sie ist eine Spielgefährtin aus Kinder- und Jugendtagen und wahrlich eine Wonne.

Der Meisterspieler

Shi Zilin ist zwar schon 85 Jahre alt, aber immer noch einer der mächtigsten Männer Chinas. Im Wei-qi-Spiel, das in Japan „Go“ heißt, schlägt er regelmäßig seinen Assistenten Zhang Hua. Der berichtet ihm, dass Wu Aiping, ein gerade mal 56 Jahre alter Schnösel aus der Wissenschaftsclique, ihn bekämpft, um die lukrative Abschottungspolitik fortzusetzen. Doch Shi Zilin will die Öffnung Chinas, schon hat er ein paar kapitalistische Praktiken eingeführt. Zhang Hua skizziert obendrein eine militärische Entwicklung, die den Russen die Weltherrschaft sichern soll: Sie sind in Afghanistan, haben Stützpunkte in Vietnam und rüsten an der Nordgrenze Chinas auf. Shi Zilin sieht sich veranlasst einen Weg zu finden, um diese Umklammerung aufzubrechen – wenn Wu Aiping ihn lässt.

Nichiren

In Moskau ist man gar nicht glücklich darüber, dass der Top-Agent Nichiren nur um Haaresbreite der Liquidierung entgangen ist. Die Leiter des KGB/FSB und des GRU, Karpow und Lantin, bemühen sich persönlich in das nicht gerade luxuriöse Bürozimmer von Generalin Daniella Alexandrowna Workuta vom SAM-Dienst, der Führungsoffizierin für Nichiren. Der SAM-Dienst ist für Entschlüsselung zuständig. Und er hat selbstverständlich einen direkten Draht zu Nichiren. Lantin als ranghöchster Offizier wischt alle Proteste und Einwände beiseite und verlangt: Nichiren muss seine Loyalität unter Beweis stellen, indem er den amerikanischen Top-Agenten Jake Maroc ausschaltet. Und die dessen Frau Mariana, die er gefangen hält, muss er an einen sicheren Ort verlegen. Für Nichiren wird die Luft dünn. Er tröstet sich mit einer Liebesnacht bei seiner 19-jährigen Geliebten Kamisaka, der rebellischen Tochter eines japanischen Kaufmanns.

Die Triaden

Hongkong wird, wie jeder weiß, von den Triaden beherrscht. Der Boss der 14K-Triade ist der Kaufmann Drei-Eide-Tsun. Er liegt im Dauerkampf mit einem anderen Triadenboss und beobachtet die Frontlinie mit Argusaugen. Nun kommt der Furchtbare Sung, Nr. 489, zu ihm auf seine Dschunke und überbringt ihm beunruhigende Gerüchte. Nur Gerüchte? Was sein Erzfeind treibt, ist ihm schon bekannt. Nicht bekannt ist aber, was dessen nächstes Ziel sein soll: Mattias, King & Co. Noch beunruhigender ist allerdings, dass die Kommunisten keineswegs das Abkommen einzuhalten gedenken, wonach Hongkong bis 2047 Autonomie genießen soll, also 50 Jahre nach seiner Übergabe von den Briten an die Chinesen. Diese vorzeitige Übernahme könnte sämtliche Pläne durchkreuzen, die Tsun haben könnte. Er setzt seine Truppen in Marsch, um herauszufinden, was an den Gerüchten dran ist. Sung kehrt zurück zu seinem Kontakt David Oh.

Der Berg des Schwertes

Um einen zweiten Anschlag auf Nichiren wagen zu können, kontaktiert Jake das Oberhaupt des Komoto-Klans Mikio Komoto. Nachdem er sich den Grundriss von dessen Anwesen eingeprägt, bricht er dort nachts ein, um in den Akten nach Informationen über Nichiren zu suchen. Komoto hat Nichiren, den Freund seines Feindes Kisan, überwachen lassen. Nichiren wurde zweimal beobachtet, wie er aus den japanischen Alpen herunterkam. Dorthin macht sich Jake auf den Weg, denn dort muss sich auch Mariana befinden.

In der Tat hat sich Nichiren auf einem Grat des Berges des Schwertes eine Hütte als Refugium gebaut und hier Mariana, seine Gefangene, untergebracht. Sie sehnt sich nach Jake, doch Nichiren erwidert, nur hier oben sei sie sicher vor Jakes Feindes. Und tatsächlich: Ohne es zu wissen, wird Jake von dem Amerikaner Gerard Stallings verfolgt. Der soll ihn auf Beridiens Geheiß endgültig ausschalten.

Doch Jakes Aufmerksamkeit ist nicht nur auf das heftige Berggewitter gerichtet, das die Gebirgsstraße unsicher macht, sondern auch auf vier Russen, die sich vor ihm in einem Pkw den Berg hinaufquälen. Die Russen, von denen er einen identifiziert hat, sind Jakes Todfeinde. Und nun sollen sie offenbar Nichiren und womöglich dessen Gefangene Mariana erledigen.

Oben auf dem Grat bei der Hütte, mitten in Regen, Nebel und Hagel, kommt es zu einem dramatischen Kampf zwischen den acht Beteiligten…

Mein Eindruck

Der Auftakt zur China-Maroc-Dilogie erzählt die Entwicklung Chinas und besonders Hongkongs vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 1985, also zwölf Jahre vor der Übergabe der britischen Kronkolonie an China. Die Entwicklung Chinas wird eng mit dem Werdegang von Shi Zilin und seiner Familie verknüpft. Der Kniff dabei ist die Frage, wie groß diese Familie überhaupt ist. Denn sowohl Jake Maroc als auch sein Habbruder Nichiren sind Nachkommen Shi Zilins. Nichiren verleugnet seinen Vater und Jake wurde von Pflegeeltern aufgezogen.

Warum hat Shi Zilin, der Staatenlenker, diese Opfer gebracht, die er bis zu seinem Lebensende bereut? Das ist die große Frage, die sich dem Leser stellt, wenn er den beiden Protagonisten auf ihrem verhängnisvollen Kollisionskurs folgt. Letzten Endes lautet die Antwort, dass Zilin sowohl eine Charakterschwäche im privaten Bereich aufweist als auch, dass er sich keine politische Blöße geben will, wenn er im Staatsrat wie eine Spinne seine Fäden webt. Er will nicht erpressbar sein, wie es so viele der Figuren in dieser Geschichte sind.

China steigt auf. In den mehr oder weniger langen Rückblenden wird dieser Werdegang geschildet, und diese Rückblende sind voll der blutigsten Details, so etwa die Eroberung Shanghais im Jahr 19937 durch die japanische Armee. Wer die chinesisch-japanische Geschichte kennt, wird, wie ich diese Szenen erwarten, doch gelingt es dem Autor, sie derart lebensnah und emotional aufwühlend zu gestalten, dass die Folgen von Zilins Handelns nachvollziehbar werden.

Nun geht es um die Gestaltung der Zukunft von China und von Hongkong. Während im Hintergrund Zilins wie stets die Fäden zieht und selbst angegriffen wird, agieren auf dem globalen Schachbrett sowohl seine zwei Söhne als auch deren Auftraggeber. Jake dient den Amerikanern, wird aber selbst zum Gejagten. Nichiren dient den Sowjets und ihren Geheimdienste, wird aber bald selbst von einer geheimnisvollen Organisation gejagt. Dies und die Vielzahl mysteriöser und gewalttätiger Szenen machen die Lektüre zum größten Teil sehr spannend.

Allerdings war es dem Autor ein Anliegen, möglichst viel Sexszenen in sein vielschichtiges Garn zu packen. Diese sind durchaus erotisch, dienen aber vor allem der Bindung von Personen, so etwa bei Daniella. Doch für Daniella und viele der Hongkong-Akteure ist erotische Lust eher ein Mittel zum Zweck. Viele der involvierten Frauen sammeln Informationen, während sie mit ihren „Kunden“ schlafen. Die schärfsten Sexszenen finden zwischen den Sowjets statt; da hat der Autor wohl erfinden können. Bei den Chinesinnen hat er sich wohl mehr an die Fakten halten müssen und auch gegenüber den Bewohnern der Stadt, die als Star seines Hauptschauplatzes dient, seinen Respekt gezollt.

Im Mittelpunkt stehen die psychischen Probleme von Jake Maroc, der auch die eine oder andere kleine Herausforderung hinsichtlich des eigenen Überlebens bewältigen muss. Wie schon oben im Handlungsabriss des ersten Buchteil angedeutet, kommt es zu einem ersten Showdown in den japanischen Bergen. Doch von Anfang verweisen Jake und seine Gefährten auf ein mysteriöses Gefecht in den Bergen am Sumchuk-Fluss , der die britische Kolonie vom Festland-China trennt. Durch eine listige Umstellung der entsprechenden Kapitel an den Schluss bildet der Autor (und v.a. seine Lektorin-Ehefrau) einen Spannungsbogen, der am Schluss nur scheinbar beendet ist: Jake glaubt, dass er in diesem Gefecht seine Tochter verloren hat. Dass dies nicht der Fall ist, wird erst am Anfang der Fortsetzung klar.

Jake muss einen echt existentiellen Durchhänger durchlaufen, und das alles andere als amüsant, aber leidlich spannend. Er weiß nicht, wer sein richtiger Vater (Shi Zilin) ist und wurde „Maroc“ nach seine Zieheltern benannt. Nachdem er jedoch seine Freundin Bliss – die in Hongkong ihre eigenen geheimen Verbindungen hat – lieben gelernt hat, kommt er wieder auf die Beine. Der intensive Sex tut eben seine Wirkung und Jake öffnet ihr sein Herz. Das macht ihn zwar seelisch verwundbar, doch Bliss stößt ihrerseits auf interessante Verbindungen, die letzten Endes die Zukunft der Stadt definieren werden.

Eine der packendsten Szenen ist jene, in der Jake auf Ninja-Weise in das Hauptquartier eines Konkurrenten eindringt. Dieser Oyabun namens Komoto-san ist auf Jake nicht gut zu sprechen, denn Jake arbeitet erstens für die Amerikaner und hat zweitens auf dem Territorium dieses Oyabun Nichiren angegriffen und das Gasthaus in ein Schlachtfeld verwandelt. So etwas ist gar nicht gut für den Ruf eines Yakuza-Bosses. Wie auch immer: Jake lässt sich beim ersten Mal schnappen und besteht eine Prüfung, die dem Bogenschuss eines Wilhelm Tell in nichts nachsteht. Erst beim zweiten Einbruch klaut er dann wichtige Unterlagen aus Komotos Firma. Industriespionage war schon immer sein Ding.

Das sehen auch seine amerikanischen Auftraggeber so. Doch als er eigenmächtig Nichiren angreift, macht er sich zur Zielscheibe. Die Frage, die der Autor implizit dem Leser stellt, lautet: Sind die Geheimdienstler, die dem US-Präsidenten unterstellt sind, vertrauenswürdiger und ehrenhafter als ihre chinesischen und sowjetischen Gegner? Mitnichten, wie sich zu unserer Enttäuschung herausstellt. Schon im oben geschilderten Buchtteil heftet sich einer ihrer Killer an Jakes Fersen., um ihn auf dem Gipfel des Berges zu liquidieren. Die Sache geht jedoch ganz anders aus als geplant. Irgendjemand muss Jake verraten und den Kill-Befehl erteilt haben, aber wer? Diese spannende Frage trägt den Rest der Action-Handlung.

Die Übersetzung

Die Übersetzung stammt nicht vom Heyne-Verlag (1989), was schon schlimm genug wäre, sondern vom Bayreuther Hestia-Verlag (1987) und wurde von einem gewissen Kurt Simon angefertigt. Das einzige Positive, was dazu sagen lässt: Sie ist ungekürzt und verfügt über ein umfangreiches Glossar japanischer und chinesischer Begriffe, beispielsweise Weiqi, ein Strategiespiel, das im Westen als „Go“ bekannt ist.

S. 18: „Fuyi-yama” statt “Fuji-jama“.

S. 23: “mit einem p[h]ysischen Akt“: Das H fehlt.

S. 26: “Also los”, sagte sie heiser.“ Doch wer da spricht, ist ein Mann, nämlich Jake.

S. 27: “futons la[n]gen auf den Binsenmatten.“ Das N ist überflüssig.

S. 34: “ein großer, grobschlächt[ig]er Mann“: Die Silbe IG fehlt.

S. 39: “ist das ganz [un]verständlich.“ Nein, das ist völlig verständlich.

S. 40: „bei Marcos misslungenem Überfall.“ Korrekt wäre „Marocs“.

S. 57: „Veranda mit einem Fußboden aus Kieferpflanzen“. Gemeint sind aber „Kiefernplanken“.

S. 96: „Was passiert, wenn der (tai pan) etwas weiß, was wir [nicht] wissen.“ Mit dieser Ergänzung ergibt der Satz einen Sinn.

S. 102: „Exis[a]tenz“: Das A ist überflüssig.

S. 128: „Entdeckung von Lya[li]ns Verrat“: Die Buchstaben LI fehlen.

S. 147: „wi‘‘ll-kommen“ statt „willkommen.“

S. 150: „dass er die Straße aus Tateyama herunter[k]am“: Das K fehlt.

Es gibt noch Druckfehler auf den Seiten 183, 200, 203, 225, 245, 252, 276, 278, 292, 390,
439, 454, 528, 597 und 613.
S. 342: „bei einer Blöße [zu] ertappen.“ Das Wörtchen „zu“ fehlt, um den erweiterten Infinitiv bilden zu können.

S. 345; Hier fehlt ein Wort. „Er erkannte eine Feurigkeit des Geistes..(…), [zu] der noch weibliche Anmut hinzukam.“

S. 194: „Würdet Ihr Euch lieber die Mahlzeit aus der Nase gehen lassen und damit den Küchenchef beleidigen?“ Dass eine Mahlzeit den Mund wieder durch die Nase verlässt, ist hierzulande eher unüblich. Bei Nicht gefallen legt sie meist den Rückwärtsgang ein. Die Frage, woher der Übersetzer diese Vorstellung hat, wäre ein Anlass zum Grübeln.

S. 396: „Vorausgesetzt, man will fast zwei Millionen (!) Dollar in die Zukunft von Hongkong investieren.“ Zwei Mio. HK-Dollar scheinen für ein AKW eine sehr geringe Summe. Tatsächlich wurden ein paar Seiten zuvor sechs Milliarden HK-Dollar genannt, eine sehr viel plausiblere Summe.

Wie man sieht, hat der Übersetzer des Hestia-Verlags ziemlich schlampige Arbeit geleistet. Wenigstens ist sein altertümlicher Sprachstil dem amerikanischen Englischen, Chinesischen und Japanischen des Originals ebenbürtig. Weil der Stil aber so altertümlich ist, haben heutige Leser ihre liebe Mühe damit.

Ein Glossar erklärt die chinesischen und japanischen Begriffe.

Unterm Strich

Ich habe mehrere Wochen für diesen dicken Schmöker gebraucht. Die Action hält sich sehr in Grenzen, obwohl die Eröffnungsszene in dieser Hinsicht das Maximum erhoffen lässt. Was die Handlung ausbremst, sind die vielen Intrigen, die in Hongkong und China gesponnen werden, sowie die unzähligen Sexszenen. Nette Frauen bauen den jeweiligen Helden auf, so etwa Jake Maroc, „böse“ Frauen hintergehen ihren Lover, um schließlich zu triumphieren, so etwa Daniella Workuta. Die Nuancen dazwischen sind allesamt vertreten, was für Anspannung sorgt. Der Thriller trifft auf den Porno, wenn man heutige Maßstäbe anlegen würde.

Auch nicht gerade lesefreundlich sind die drei großen Einschübe, die das Leben von Shi Zilin und seinen Verwandten rekapitulieren. Da sein Werdegang eng mit dem Aufstieg der kommunistischen Partei(en) in China verknüpft ist, lernen wir Tschiang Kai-schek, Sun Yat-sen und schließlich Mao Tse-tung ziemlich gut kennen. Daraus ergibt sich ein Verständnis des aktuellen Konflikts zwischen der Volksrepublik China und Taiwan, dem Nationalchina Tschiang Kai-scheks.

Nach dieser Schau in die Vergangenheit entwirft Shi Zilin eine Zukunft für China, das 1997 Hongkong übernehmen wird bzw. übernommen hat. Ein AKW mitsamt Meerwasserentsalzungsanlage dürften die Kronkolonie nicht nur unabhängig, sondern sogar zu einem Konkurrenten Pekings machen. Doch wo sind die Sicherheitsvorkehrungen beschrieben? Nirgends. Nur eine Allianz von Handelsherren unter der Leitung Jake Marocs wird von Shi Zilin etabliert, um das winzige Territorium zu schützen. Das ist nicht sonderlich glaubhaft. In der Fortsetzung namens „Shan“ verlagert sich der Schwerpunkt der Handlung in das Goldene Dreieck „Shan“ zwischen Burma/Myanmar, Thailand und Laos/China, und es geht vor allem um Drogen. Die Zukunft Hongkongs erscheint weiterhin unsicher.

Die vielen Druckfehler verdarben mir ebenfalls die Freude am Lesen, was zu Punktabzug führt.

Taschenbuch: 685 Seiten
Info: Jian, 1985;
Aus dem US-Englischen von Kurt Simon;
ISBN-13: 9783453033023

www.heyne.de

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