Gene Wolfe – Die Klaue des Schlichters (Das Buch der Neuen Sonne 02)

Eine Million Jahre in der Zukunft. Die Technik ist bis auf wenige Reste verschwunden. Die Menschheit dämmert auf einer mittelalterlichen Kulturstufe dahin und harrt der Ankunft der Neuen Sonne, die ein neues Zeitalter der Zivilisation heraufführen soll. Nur die Mächtigsten bedienen sich noch Relikten von Technik und Wissenschaft, darunter Flugzeuge, Roboter und Orbitalstationen.

Dies ist die Geschichte Severians, des Waisenjungen, der in der Zunft der Folterer aufwächst und sein Handwerk erlernt. Bis er eines Tages aus Mitleid einer Frau den Selbstmord gestattet und deshalb aus seiner Zunft ausgestoßen wird. Nun durchstreift er im nachtschwarzen Gewand eines Henkers das Land und gerät in den Besitz der Klaue des Schlichters, eines Gebildes aus fernster Vergangenheit, das magische Kräfte birgt… (Verlagsinfo) Die Klaue scheint die Macht zu besitzen, Tote wieder zum Leben zu erwecken, wie Severian feststellt. (Verlagsinfo)

Der Autor

Gene Wolfe ist einer der großen Stilisten der Science Fiction. Insbesondere seine Kurzgeschichten sind meisterlich feinsinnige Gratwanderungen zwischen Realität und Phantasie, die zum Nachdenken anregen. Zu seinen wichtigsten Story-Sammlungen gehören „The Island of Dr. Death and Other Stories“ (1980; s. meinen Bericht) sowie „Endangered Species“ (1989; s. meinen Bericht). Und natürlich das „Book of Days/Das Buch der Feiertage“ (1981; s. meinen Bericht).

Seine wichtigsten SF-Romane gehören den drei Zyklen um die Sonne an – die neue, die lange und die kurze:

DAS BUCH DER NEUEN SONNE

1) Der Schatten des Folterers
2) Die Klaue des Schlichters
3) Das Schwert des Liktors
4) Die Zitadelle des Autarchen
5) Die Urth der Neuen Sonne

DAS BUCH DER LANGEN SONNE

1) Die Nachtseite der Langen Sonne
2) Der See der Langen Sonne
3) Der Caldé der Langen Sonne
4) Der Exodus aus der Langen Sonne

THE BOOK OF THE SHORT SUN (unübersetzt)

1) On Blue’s Waters
2) In Green’s Jungles
3) Return to the Whorl

Weitere SF-Romane:
1) Frees Vermächtnis
2) Operation Ares
3) Der fünfte Kopf des Zerberus

Wichtige Fantasyromane sind:

1) MYTHGARTHR 1: Der Ritter (dt. bei Klett-Cotta)
2) MYTHGARTHR 2: Der Zauberer (dt. bei Klett-Cotta)
3) Soldat des Nebels (dt. bei Heyne; Band 1 eines Zyklus’ aus bislang 3 Romanen)
4) Peace (unübersetzt)
5) Der Teufel hinter den Wäldern (Bastei-Lübbe)

Handlung

Severian ist mit seinem Assistenten Jonas im Bergarbeiterdorf Saltus angekommen, einem Ort an der Grenze, durch den Truppen in den Krieg ziehen. Er gehört der Zunft der Folterer an, die sich offiziell „Wahrheitssucher und Büßer“ nennen, und ist stets in Schwarz gewandet. Sein langes Schwert trägt den Namen „Terminus Est“ – es ist beendet. Aber weil er der schöne und gebildete, aber zum Tode verteilten Gefangenen Thecla zum Suizid verhalf, ist Severian aus der Zunft ausgeschlossen worden. Der Alkalde des Dorfes begrüßt ihn ebenso mit Respekt wie der Schankwirt, der Severian und Jonas beherbergt. Der Alkalde, eine Art Polizeichef, hat Severian als Henker hergebeten, weil es gilt, einen Räuber namens Branoch festzunehmen und zwei Hinrichtungen auszuführen.

Barnochs Hüttentür wird von starken Kerlen mit einem Rammbock aufgebrochen und der Räuber selbst herausgezerrt: ein kahlköpfiges, klapperdürres Männchen, das aber dennoch trotzig den Namen des Rebellen Vodalus ruft. Dieser Vodalus ist Severian schon lange vertraut und sympathisch. Der Gedanke, Branoch foltern zu müssen, quält ihn. Da erblickt er seine Erzfeindin Agia in den Menge der Gaffer. Er hatte Agias Zwillingsbruder Agilus hingerichtet, wobei ihm aus dessen (geraubtem) Besitz ein großer Edelstein die Hände fiel, die als „Klaue des Schlichters“ bekannt war. Sogleich ist Agia wieder verschwunden. Auf der Suche nach ihr wird er auf den Grünen Mann aufmerksam gemacht, der in einem Zelt Wahrsagerei betreibe. Vielleicht weiß er, wo Agia steckt.

Ein Mann aus der Zukunft

Der Grüne Mann ist tatsächlich grün. Der Grund sei der, so der Wahrsager, dass er aus der Zukunft komme und dort habe man gelernt, grüne Algen zwecks Photosynthese ins eigene Blut einzupflanzen. Ein wenig Sonnenlicht, und man braucht nichts mehr zu essen. Solange die Sonne scheint. Leider ist er auch och angekettet. Aber wo ist Agia, will Severian wissen. „Über der Erde“, antwortet der junge Bursche. „Und noch etwas: Barnoch soll gerade befreit werden.“ Diese Warnung lässt Severian sofort aufbrechen.

Als erste Verurteilte soll die junge Morwenna von Severian hingerichtet werden. Sie wurde von einer älteren Frau angeklagt, ihren Sohn Stachys entführt zu haben. Eine Gerichtsverhandlung gab es nicht, denn der Alkalde nahm die Verurteilung vor, ohne Beweise zu verlangen oder andere Zeugen anzuhören. Severian hat seine Maske aufgesetzt, das schwarze Gewand angelegt und trägt „Terminus Est“ über der Schulter. Sein Assistent Jonas mit der Eisenhand folgt ihm, als er auf die Plattform springt.

Eine Hinrichtung

Das Schafott ist bereit, der Holzklotz fürs Enthaupten steht parat, fehlt nur noch das Kohlebecken mit dem Brandeisen. Morwenna beteuert zwar erneut ihre Unschuld, wird aber nicht angehört. Ihr Gesicht wird gebrandmarkt, sodann führt er sie viermal herum, bevor er ihr die Knochen bricht und den Kopf vom Rumpf trennt. Doch anschließend kommt es zu einem Zwischenfall: Die Anklägerin bricht tot zusammen; wie sich herausstellt, handelt es sich um einen posthumen Giftanschlag Morwennas…

Die Falle

Severian muss beim Alkalden muss seinen gerechten henkerslohn kämpfen, doch schließlich bekommt er für zwei Hinrichtungen den ausgemachten Betrag. In seiner Stube im Gasthof, erblickt er einen Brief, der unter der Tür hindurchgeschoben wird. Er ist von der lieben Thecla, jener todgeweihten Gefangenen im Turm der Folterer, der er zum Suizid verholfen hat. Sie ruft ihn in eine Höhle im Bergwerk von Saltus, wo Schätze auf ihn warten würden – und sie natürlich auch. Ihr Tod sei nur vorgespiegelt gewesen. Saverian eilt los, angetan mit dem Schwert und der Klaue des Schlichters.

Er „borgt“ sich ein edles Pferd, das wie zufällig vor dem Stall steht, und schafft es damit, in Rekordzeit die Schatzhöhle des Bergwerks zu erreichen. Doch es handelt sich um eine Falle, wie er nun erkennt. Die Höhle ist keineswegs unbewohnt, denn zwischen den aufgestapelten Silberbarren, die wir Säulen emporstreben, leben eine Art Höhlenmenschen, die Keulen schwingen, deren Kugeln aus purem Gold bestehen. Sein Schwert macht vielen den Garaus, bis er es im Bach, der der Höhle entspringt, verliert. Da zückt er aus seinem Stiefelschaft die Klaue des Schlichters. Ihr Licht schreckt die Menschenaffen nicht nur ab, sondern erweckt in ihnen den Wunsch nach Verehrung. Erst als gewaltige Schritte von Riesen sich nähern, muss er mitsamt Schwert abhauen.

Draußen warten schon Agia und ihre Meuchelmörder auf ihn. Armbrustbolzen verfehlen ihn nur um Haaresbreite. Doch zusammen mit Jonas und einem Höhlenmenschen gelingt es ihm, die Oberhand zu behalten. Doch statt Agia zu enthaupten, wie es sein Recht wäre, lässt er sie am Leben, bevor er nach Saltus reitet.

Gefangen

Dort dauert es nicht lange, bis vierschrötige Gestalten ihn und Jonas gefangennehmen und in den Wald entführen. Sie gehören zu Vodalus, dem Rebellen, dem Severian einst das Leben rettete. Deshalb ist ihm auch nicht besonders bange um sein Leben. Er und Jonas überwältigen ihre Entführer und gelangen als freie Männer vor Vodalus‘ Thron auf einer Lichtung. Neben dem Revoluzzer sitzt die liebliche Thea. Vodalus erkennt ihn wieder und fordert ihn auf, in seine Dienste zu treten. Angesichts der zahlreichen Rebellenkämpfer sagt Severian dies gerne zu. Vodalus hat eine Mission für ihn, die ihn zur Residenz des Autarchen, dem Haus Absolut, führen soll. Dort soll Severian jemanden treffen und ihm eine Botschaft überbringen. Vodalus‘ Gefährtin Thea, die Halbschwester Theclas, warnt Severian vor den Gefahren.

Der Palast

Nach einem schützenden Initiationsritus und der obligatorischen Verfolgungsjagd gelangen Severian und Jonas in die Region, in der das Haus Absolut liegen soll. Männer der Prätorianergarde nehmen sie gefangen und rauben sie aus (doch sie finden die Klaue nicht), bevor sie sie in den Palast des Hauses Absolut geleiten. Dieser Palast erstreckt sich über mehrere Quadratmeilen, den der Autarch ist schließlich der Herrscher der Welt und des Commonwealth. Der meiste Teil liegt allerdings unter der Erdoberfläche, wie Severians Auge erspäht.

Statt eines Audienzzimmers erwartet ihn jedoch ein gewaltiges Gefängnis, das sich ironischerweise „Das Vorzimmer“ nennt. Nur, dass die Wartezeit hier endlos anhält, wie die Insassen verraten. Außerdem werden sie offenbar von den Glücklichen und ihren monströsen Dienern beobachtet, während die Wächter jederzeit bereit sind, von ihren Peitschen Gebrauch zu machen.

(Zwischenspiel) Die Geschichte vom Studenten und seinem Sohn

Ein Student wächst in der Stadt der Zauberer am Meer auf, doch seine Frist läuft ab, bis er entweder in ihren Orden aufgenommen wird oder er in die Fremde gehen muss. Er ergattert sich Zeit bis zum Frühjahr, als die fremden Schiffe mit den schwarzen Segeln kommen. Wie jedes Jahr fordern sie ihren Tribut: die schönsten Jungfrauen der Stadt, die Kornfrauen. Der Jüngling, den der Student aus seinen eigenen Träumen geschaffen, ist bei diesem Anblick erzürnt.

Zusammen mit anderen Jünglingen baut er ein Schiff von wunderlichem Bau, um diese Tributzahlung zu beenden. Denn ohne junge Frauen können die Jünglinge keine Familien gründen. Sie gelangen zu einem Archipel von Inseln, an dem eine Prinzessin ihnen erklären, was hier los ist: Ihr Vater ist das unterseeische Ungeheuer, das die Jungfrauen fordert und das dann die Heroen, die sie befreien wollen, ins Verderben lockt. Doch es gebe Mittel, Wege und Methoden, das Ungeheuer zu besiegen und die Jungfrauen zurückzuholen.

Fluchten

Severian vermisst sein Schwert und beschließt aufzubrechen. Eine der Erinnerungen, die Thecla ihm übertragen hatte, hilft ihm, die verborgene Geheimtür zu finden. Er nimmt Jonas mit. Der Palast ist voller verborgener Maschinerien, und eine davon, die wie ein Spiegellabyrinth aussieht, transportiert Jonas, den Roboter, an einen unbekannten Ort.

An einem weiteren verborgenen Ort unter einer Treppe entdeckt er sein Schwert. Wenig später begegnet er in einer Bildergalerie einem Mann aus der Zitadelle wieder, der ihn in ein Geheimzimmer lotst, das sich als großes Gemälde getarnt hat. Hier spricht ihn ein älterer würdiger Herr an, der Vodalus kennt und dem er die dessen Botschaft übergeben kann. Es handelt sich offenbar um den Autarchen höchstpersönlich, wie ihm zu spät klar wird…

Das Theaterstück

Severian findet im Park des Hauses Absolut seine Truppe von Schauspielern wieder, die von Dr. Talos geleitet wird. Er fungiert als Skriptschreiber und Regisseur. Dr. Talos hat ein Theaterstück mit dem metaphysischen Titel „Eschatologie und Genesis“ geschrieben und lässt es nun vor einer Menge von Zuschauern zur Aufführung bringen. Leider gerät der Riese Baldanders etwas außer Kontrolle und greift das Publikum an…

Mein Eindruck

Severian ist ein Held wie kaum ein anderer: Er verfügt über ein eidetisches Gedächtnis und kann sich an alles erinnern, was er erlebt hat, selbst von Kindesbeinen an. Leider kann er auch nichts vergessen und bezeichnet sich daher als lebendig Toten. Als solcher ist er zudem empfänglich für allerlei Träume, und man kann davon ausgehen, dass er selbst ebenfalls Träume in anderen erzeugt.

Er selbst empfängt die Träume seiner schönen Gefangenen Thecla, die er im Turm der Folterer kennen und lieben lernte. Folglich muss der Leser aufpassen, weil sich ohne Vorwarnung das erzählende Subjekt ändert. Diese Kniffe wendet der Autor vielfach an, und das macht die Lektüre einerseits abwechslungsreich und aufregend, andererseits der Leser, der lediglich eine gute Story erwartet, leicht frustriert und enttäuscht werden.

Weitere Erzählformen finden sich daher immer wieder, allerdings in Blöcken. Dazu zählen die Novelle „Die Geschichte vom Studenten und seinem Sohn“ sowie das recht seltsame Theaterstück von Dr. Talos, das noch wesentlich seltsamer und anspruchsvoller ist – zumal die Übersetzung auch noch Namen vertauscht. Hier scheint die Mythologie zwischen der (verbotenen) christlichen Religion der Gnosis (deretwegen der Papst einen Kreuzzug gegen die Katharer alias Albigenser führte) und dem Alten Testament (Nod, Jahi, Meschiane, Dämonen, Engel usw.) zu schwanken.

Der Aufstieg von Severian ist unaufhaltsam. Er wechselt die Szenerien wie andere ihr Unterhemd, und immer wieder spielt eine Frau dabei eine Rolle. Sei es schöne Sünderin Morwenna, die rachsüchtige Agaia, die süße Dorcas oder die topplastige Jolenta – und natürlich Thecla aus Severians Träumen sowie ihre Schwester Thea, die in Vodalus‘ Rebellentrupp auftaucht. Mit Dorcas und Jolenta schläft unserer Chronist regelmäßig. Nicht alle sind, was sie zunächst zu sein scheinen, so etwa die üppige Jolenta, die in einer alptraumhaften Ruinenstadt ihre Erscheinung wechselt und möglicherweise eine Art Vampir gewesen ist.

Severian und der Autarch

Zum Aufstieg des Folterers und Henkers gehört auch seine vielfache Interaktion mit dem Autarchen. Diesen Herrscher von Nessus hat man sich nicht als Kaiser auf einem Thron vorzustellen, sondern als einen verschlagenen Burschen gesetzten Alters, der in vielerlei Verkleidung auftritt. Zuerst erscheint er Severian im Schloss in einem der zahllosen Nebenräume und lässt sich Bericht erstatten, doch er schickt Severian weiter auf seinen Agentenauftrag gen Thrax. Gut möglich, denkt Severian, dass der Alte auch jene Bursche war, der das Theaterstück bezahlte. Und schließlich scheint sich herauszustellen, dass dieser listige Herrscher mit den eigenen Rebellen unter dem Kommando des Vodalus im Bunde ist. Zu welchem Zweck, muss sich noch erweisen.

Die Übersetzung

S. 15: „wie Ihr mit dieser Morwenna und diesem Bauernkerl verfährt“: Statt „verfährt“ muss es „verfahrt“ heißen.

S. 114: „In meiner Folterwerkstatt mit seinem geschrubbten Boden“: Da die Werkstatt weiblich ist, muss auch das entsprechende Pronomen weiblich sein: „mit ihrem Boden“.

S. 140: “Fries aus Zenotaphien”: Ein Beispiel des gebildeten Wortschatzes, dessen sich Severian bedient. Ein Zenotaph ist ein leeres Grab und Denkmal, z.B. Kriegerdenkmal.

S. 167: “imm[e]r dichter”: Das E fehlt.

S. 184: „mein halbwüchsiger Liebhaber Severian“: Dies sagt natürlich nicht Severian, sondern seine ehemalige Geliebte Thecla – in einem seiner Träume.

S. 185: “Würden sie anderen mich (…) verschonen?“ Statt „sie“ sollte es hier „die“ heißen.

S. 210: “en[t]gegnete er…“: Das T fehlt.

S. 217: “Megatherium”: ein Riesenfaultier aus dem Erdaltertum, in der Eiszeit ausgestorben.

S. 230: “vielleicht hatte sie damit recht, als ich vermutet hatte“: Statt des „als“ sollte hier „wie“ stehen.

S. . 242: “Demiurg, Paraklet und Widersacher“: Zentrale Begriffe der Gnosis.

S. 255: “Der gefesselte JAHI wird vom ERSTEN SOLDATEN mit einer Pike hereingetrieben.“ Wir befinden uns im Theaterstück. Doch nicht JAHI wird da hereingetrieben, sondern NOD.

S. 258: „MESCHIANE: Lass ihn schwören, Jahi zu suchen, hierher zurückzubringen und sich wieder zu fesseln!“
Ich denke, dass Jahi sich nicht wieder fesseln würde, sondern „sie“ fesseln würde, nämlich Jahi. Diese ist Meschianes Rivalin.

S. 266: „wäre mir fast teuer zu stehen gekommen“: Hier sollte aber korrekterweise nicht der Dativ „mir“ stehen, sondern der Akkusativ „mich“.

S. 287: „bis auf das Knistern des Feuers, d[e]s Rascheln des Morgenwinds im Laub und das Plätschern des Wassers war nichts zu hören.“ Statt „des Rascheln“ sollte es „das Rascheln“ heißen, denn „Rascheln“ steht nicht im Genitiv.

S. 290: „als er und du euch trennten“: Die 2. Person Plural verlangt aber eine andere Verbendung, nämlich „trenntet“.

S. 326: „…dass ich nicht gemerkt hatte, wie Jonas vom Dach gestiegen war.“ Doch dort oben befand sich, wie der Kontext nahelegt, nicht Jonas, sondern Hildegrin. Man muss eben genau aufpassen, wer sich wann wo befindet.

S. 32/7: „Wie Isangoma Agaia und mich gesehen hatte[n]“: Das N ist überflüssig.

Auch dieser Band ist mit einer Karte von Nessus versehen.

Eine Landkarte von The Commonwealth, erstellt von Michael Andre-Driussi, findet sich hier.

Unterm Strich

Da viele Figuren immer wieder in den Folgebänden erscheinen, erweist es sich als zweckdienlich, wenn der Leser alle vier Bände des Zyklus als einen einzigen Roman betrachtet, der über das gleiche Stammpersonal verfügt. Auch Tolkien hat ja seinen „Herrn der Ringe“ ursprünglich nicht als dreibändige Trilogie konzipiert, sondern musste die Dreiteilung auf Anforderung seines Verlags vornehmen: Das Druckpapier war anno 1954 und 1955 rationiert. Auf der Splittung ergaben sich eine recht verquere Chronologie. Dieser Effekt wird von Peter Jacksons Mitarbeitern in den Doku-Kapiteln anschaulich demonstriert und erklärt. Sie hatte die ursprüngliche Chronologie wiederherzustellen.

Diese Herausforderung bietet der Zyklus glücklicherweise nicht. Vielmehr wechselt der Autor schonmal die Tonart und die Form: Er schiebt eine Novelle ein oder auch mal ein ganzes Theaterstück. Er wechselt das erzählende Subjekt und die Location. Am Schluss hat der Autor ein paar Erklärungen zu seiner Welt Nessus angehängt Da es kein Personenverzeichnis gibt, empfiehlt es sich, möglichst zügig zu lesen, selbst wenn’s im Theaterstück schwierig wird.

Viele Szenen sind packend, so etwa die auf dem Cover dargestellte Szene, in der Severian die Klaue des Schlichters einsetzt, um die bösen Höhlenbewohner zurückzudrängen. Er setzt das geraubte Juwel vielfach zu Heilzwecken ein, was ihm aber selten gelingt. Auch sein Henkerschwert „Terminus est“ (Es ist beendet) kommt mehrfach zum Einsatz, allerdings unter häufig ironischen Umständen. Der Autor legt eine schräge Art von Humor an den Tag, die sich nur dem aufmerksamsten Leser erschließen dürfte.

Taschenbuch: 336 Seiten
O-Titel: The Claw of the Conciliator, 1980;
aus dem US-Englischen von Reinhard Heinz
ISBN-13: 978-3453310094

https://www.heyne.de

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