George R. R. Martin – Das Lied des Eisdrachen

Klappentext:

Adara wusste nicht mehr, wann sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Ihr schien, dass er schon immer ein Teil ihres Lebens war, ein Traum im tiefsten Winter, der auf durchscheinenden blauen Flügeln über den kalten Himmel schwebte. Eisdrachen waren selten, selbst in jenen Zeiten …(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein eigenes Haustier ist schon etwas Besonderes für jedes Kind. Ein eigener Drache ist wahrscheinlich das tollste überhaupt. Die kleine Adara hat noch dazu einen sehr seltenen Drachen.

Adara ist ein siebenjähriges Mädchen und sie ist ein besonderes Kind, ein sogenanntes Winterkind. Diese Bezeichnung hängt mit ihrer Geburt zusammen, denn sie wurde im kältesten Winter seit langer Zeit geboren und sie selbst scheint dadurch eine Art Kälteschutzmantel bekommen zu haben. Denn anders als bei anderen Menschen schmelzen Eis und Schnee nicht in ihrer Hand. Von den Leuten in ihrem Dorf wird sie deswegen als sonderbar wahrgenommen. Auch ihre eigene Familie ist distanziert zu ihr und Adara selbst fühlt sich auch nicht dieser Wärme liebenden Welt zugehörig. Sie ist die einzige, die den Winter herbeisehnt. Denn nur dann kann sie mit ihrem Freund, dem Eisdrachen, zusammen sein.

Der Eisdrache scheint der einzige noch verbliebene seiner Art zu sein. Doch er ist bei weitem nicht der einzige Drache überhaupt. Nein, es gibt noch sehr viele, nur sind diese sehr kälteempfindlich und werden nur in den warmen Monaten des Jahres eingesetzt. Denn anders als Eisdrachen, sind die feuerspeienden Riesen auch viel leichter zähmbar und werden zur Verteidigung des Landes benötigt. Der Krieg macht leider auch nicht vor dem Königreich in dem Adaras Dorf liegt halt und beide Seiten – des Königs Krieger und deren Gegner – fliegen mit ihren Drachen in die Schlachten. Es scheint, wer über die meisten Drachen verfügt, wird als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen und das ist leider der Gegner. Doch wird Adaras Heimat tatsächlich zerstört werden oder wendet sich das Blatt noch zum Guten? Kann der Eisdrache zumindest Adara selbst beschützen? Genau das scheint seine Aufgabe zu und der Grund für seine Existenz zu sein. Ist das wirklich so?

„Das Lied des Eisdrachen“ ist ein Kinderbuch für Kinder ab 8 Jahre und von der Erzählweise her würde ich es fast sogar schon als modernes Märchen bezeichnen. Durch das ernste Thema des Krieges und der stillen Einsamkeit Adaras hat die gesamte Geschichte eine melancholische Grundstimmung. Die Prämisse der Handlung lautet: Etwas wovor man sich zunächst fürchtet, kann einem letztendlich zur Hilfe kommen, wenn man selbst glaubt alle Hoffnung wäre verloren. Und jeder kann letztlich seinen Platz in der Gesellschaft finden.

George R.R. Martin hat mit diesem Buch für Kinder eines seiner Lieblingsthemen aufgegriffen: Drachen. Man erkennt bereits daran deutliche Parallelen zu seiner Bestseller-Serie „ Das Lied von Eis und Feuer“. Sogar der Titel ist mit „Das Lied des Eisdrachen“ ähnlich gewählt worden. Auch die beschriebenen Örtlichkeiten erinnern zum Teil an das Erwachsenenwerk von Martin. So gibt es z. B. ebenso eine Königsstraße. Doch keine Sorge, liebe Eltern, trotz des Kriegsthemas ist die Geschichte kindgerecht geschrieben und legt ihren Fokus auf die Erzählung der Freundschaft zwischen Adara und ihrem Eisdrachen.

Schon allein das Cover des Buches ist beeindruckend, wie der mächtige Eisdrache erhobenen Hauptes auf einem Eisfelsen thront. Das 128 Seiten umfassende Werk beinhaltet weitere viele schöne Zeichnungen, welche der Illustrator Luis Royo mit viel Sorgfalt und Hingabe in blauer Tinte zu Papier gebracht hat. Passend dazu ist die Schrift durchgängig in dem gleichen Farbton gedruckt worden, sodass Geschichte und Bilder eine harmonische Einheit bilden.

Kapitel:

1. Winterkind
2. Geheimnisse im Schnee
3. Kälter, immer kälter
4. Feuer im Norden
5. Asche
6. Flucht vor dem Feuer
7. Kalte Wut
8. Frühling

Über den Autor:

George R.R. Martin, 1948 in Bayonne/ New Jersey geboren, veröffentlichte seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der Science-Fiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde ihm der renommierte „Hugo Award“ verliehen. Danach arbeitete er in der Produktion von Fernsehserien, etwa als Dramaturg der TV-Serie „Twilight-Zone“, und schrieb nebenher Romane in den unterschiedlichsten Genres der Phantastik. Sein mehrteiliges Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ wird international als Meisterwerk gepriesen. George R. R. Martin lebt in Santa Fe/ New Mexico. (Verlagsinfo)

Über den Illustrator:

Luis Royo, geboren 1954 in Olalla, Spanien, ist wohl einer der bekanntesten Vertreter der Heroic Fantasy Art. Er studierte Technisches Zeichnen, Malerei und Innenarchitektur an der Industrial Mastery School und der Applied Arts School in Saragossa. Bereits seit 1978 zeichnete Royo Comics für verschiedene Fanzines und begann 1983 auch Cover für Tor Books, Avon und Warner Books zu gestalten. Seit 1990 stieg die Zahl seiner freien Werke, als er anfing, diese in Bildbänden zu veröffentlichen. Er arbeitete auch weiterhin als Zeichner für Cover (z.B. für die italienische Band Skylark), Bücher und Comics, ist aber gegenwärtig als freischaffender Künstler anzusehen. Seine Werke werden hauptsächlich in Artbooks veröffentlicht, sind jedoch auch als Poster erhältlich. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Das Lied des Eisdrachen“ wird wegen seiner melancholischen Grundstimmung sicherlich nicht jeden Geschmack treffen. Doch es ist eine sehr liebevoll geschriebene und vor allem lesenswerte Geschichte über ein kleines Mädchen und ihre besondere Bindung zu einem großen mächtigen Geschöpf, welches andere fürchten, sie aber nicht.

Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3570172605
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Originaltitel: The Ice Dragon

www.cbj-verlag.de

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