Leo Lukas – Unter dem Spiegel (Perry Rhodan 2893)

Im gefährlichsten System der vereisten Galaxis – auf der Spur der wahren Drahtzieher.

Im Jahr 1522 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) befindet sich Perry Rhodan fernab der heimatlichen Milchstraße in der Galaxis Orpleyd. Dort liegt die Ursprungswelt der Tiuphoren, eines Volkes, das unendliches Leid über viele Welten gebracht hat, ehe der ominöse „Ruf der Sammlung“ sie dorthin zurückbeorderte. In Orpleyd muss Perry Rhodan erkennen, dass die Galaxis seltsamen, nicht vorhersehbaren Zeitabläufen unterliegt – manchmal vergeht die Zeit innerhalb der Sterneninsel langsamer als im restlichen Universum. Zudem herrschen dort die Gyanli nicht nur über die Tiuphoren – sie arbeiten auch auf ein nebelhaftes Ziel hin.

Perry Rhodan erhält Beweise dafür, dass in Orpleyd eine Materiesenke entstehen soll – ohne Beeinflussung oder Kontrolle durch die Chaotarchen. Die dafür verantwortliche Superintelligenz ist KOSH, das Lot. Da sie selbst allerdings in einer Art Koma liegt, agieren an ihrer statt die Pashukan und deren Hilfsvölker – aber es gibt auch Gegner, die der Chaotarch Cadabb ausgesandt hat. Perry Rhodan muss mehr erfahren. Er startet eine Erkundungsmission zu einem der gefährlichsten Orte Orpleyds: ins Trallyomsystem, aber UNTER DEM SPIEGEL…
(Verlagsinfo)

Der Titel lässt es vermuten: Perry Rhodan wagt einen neuerlichen Vorstoß in feindliches Gebiet. Wie auch sonst sollte man den zugrunde liegenden Ursachen auf die Spur kommen? Immerhin ist diesmal nicht weniger als das Leben einer kompletten Galaxie bedroht, Grund genug, jeden Einsatz zu wagen, um dieses Schicksal abzuwenden. Aber: Unter dem Spiegel? Wir wissen aus den Vorläuferbänden: Es kann sich hierbei nur um den Mond der feindlichen Zentralwelt handeln, dessen Antlitz seiner Welt ein riesiges Spiegelbild ihrerselbst zeigt …


Damit beginnt diese Folge mit einem für die Serie recht bodenständigen Setting: Man befindet sich an Bord des Raumschiffs »Ras Tschubai«, weit entfernt von der Milchstraße, und während man eigentlich ganz einfache und persönliche Ziele verfolgt, erfährt man immer gravierendere Hintergründe über ein gefährliches und wahrhaft kosmisches Ereignis, das sich auch auf die Heimat auswirken kann. Hinzu kommt die Bedrohung allen Lebens, was der ethisch und moralisch erhabene Perry Rhodan natürlich nicht ignorieren kann. Was tun? Richtig, Leib und Leben riskieren, um ein paar Informationsbrocken zu erhaschen, die einem hoffentlich irgendwann alle Zusammenhänge klar veranschaulichen und zu einem – nein, zu dem alles entscheidenden Instrument führen, mit dem die Katastrophe verhindert werden kann.

Soviel zum zugrunde liegenden Exposée. Die Handlung selbst entwickelt Lukas anfangs in seiner typischen Konzentration auf Individuen. Das macht in seinen Romanen stets einen wichtigen Bestandteil aus und befördert oft seinen Hang zur Satire. Hier fokussiert er auf drei Bordmitglieder der »Tschubai«, drei Außenseiter, um die herum er den Roman zu konstruieren versucht. Ihre Gemeinsamkeiten bilden sozusagen das verbindende Elements, eingerahmt wird die Geschichte durch zwei Tagebucheinträge der Hauptperson Perry Rhodan. Das mag interessant klingen in der Konzeption, führt aber zu den gravierenden Schwächen, an denen der Band leidet. Es wird ein Einsatz in feindlichem Gebiet geschildert, bei dem es gilt, drei Parteien parallel im Auge zu behalten. Eine unmögliche Aufgabe für diese Art Kurzroman, den die Romanhefte nun einmal darstellen. Der Titel suggeriert auch, dass man sich auf einen Bereich konzentriert, doch ist der Einsatz »unter dem Spiegel« nur einer von dreien, und sie finden komprimiert in der zweiten Romanhälfte statt.

Die drei Figuren, die Lukas sich für seine Erzählung schuf, müssen auch getrennt voneinander an den Einsätzen teilnehmen, was vermutlich der exposéeseitig zusammengestellten Restbesatzung der jeweiligen Einsatzgruppen geschuldet ist. So verlieren die Figuren ihr »Leben«, indem sie in viel zu kurzen, wenig aussagenden Sequenzen in den Einsatz gehen. Hier hätte sich mit Sicherheit gelohnt, sich auf ein Team zu konzentrieren und dessen Erlebnisse eindringlicher zu schildern, zumal im Endeffekt keinerlei neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Ja, es kommt sogar zu einem reichlich unbefriedigenden Ende, als nämlich der vorhandene Raum ausgeschöpft ist, bricht Lukas die Erzählung ab und verfasst den Rest als weiteren Tagebucheintrag Perry Rhodans. Dies liest sich wie eine Zusammenfassung beinahe aller bisher gesammelten Erkenntnisse in diesem Kurzzyklus der Serie – wem also die Ereignisse bis dato zu komplex erschienen, bekommt hier eine schön aufbereitete Darstellung des Wichtigen.

Als Leser konnte Andreas Laurenz Maier diesmal das Ruder auch nicht herum reißen. Seine Fähigkeiten konnten der nicht vorhandenen Spannung ebenso wenig auf die Sprünge helfen wie den Gehalt des Bandes erhöhen. So fällt es umso unangenehmer auf, dass Gholdorodyn, das unbeholfene Fremdwesen, hier mit einer leicht erhöhten Stimme gesprochen wird, die noch nervenaufreibender klingt, als das bei seinen ausschweifenden Äußerungen schon bei den Kollegen, die ihn eher tief und blubbernd intonieren, der Fall war. Im Romantext kann man seine Beiträge zu Konversationen bei Bedarf abkürzen, hier im Hörbuch ist er einfach unerträglich.

Insgesamt verliert sich der Roman in aufgefaserten Handlungssplittern ohne weitere Relevanz oder Spannung, die Figuren können nicht zu eigenem Leben entwickelt werden und das Produkt dieses Bandes ist auf den letzten Tagebucheintrag Rhodans zu reduzieren, in dem alle relevanten Erkenntnisse schön dargestellt werden.

Zyklusübersicht: Sternengruft

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Andreas Laurenz Maier.
Spieldauer: 3 Stunden und 2 Minuten
Ungekürzte Ausgaben
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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